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Kurzstreckenflüge reduzieren

Der Bozner Gemeinderat Rudi Benedikter kritisiert das Angebot von Sky Alps am Flughafen Bozen: „Klima retten – weniger jetten“ lautet sein Appell in einem offenen Brief.
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Foto: Pascal Meier on Unsplash

Rudi Benedikter, Gemeinderat und Vize Fraktionssprecher der Grünen in Bozen, kritisiert in einem offenen Brief den Ausbau der Kurzstreckenflüge von Sky Alps am Flughafen Bozen. Er fordert die vom Land eingesetzte Expertenkommission für den Klimaplan des Landes auf, diesbezüglich eine Handlungsempfehlung abzugeben und schlägt vor, die Kurzstreckenflügen aus Gründen des Klimaschutzes zu reduzieren und „tendenziell“ einzustellen. Er schreibt:

Juli 2022, bei uns: Rekordhitze, Gletscherschwund, ausgetrocknete Bäche, Wassernotstand, täglich Waldbrände – der Klimawandel hat uns voll im Griff. Dabei schreitet der Klimawandel in den Alpen doppelt so schnell (+2,5°C) voran wie im Durchschnitt auf der Nordhalbkugel der Erde (+1,1°C). Mit allen Folgen, die uns die Natur in diesen Wochen drastisch vor Augen führt.

Und wir kennen die Ursachen – und wissen um die notwendige Gegensteuerung.

Doch das scheint die Betreiber des Bozner Flugplatzes und der Fluggesellschaft Sky Alps nicht zu kümmern. Sie fliegen einfach munter weiter, gierig und verantwortungslos, nach dem Motto: „Was schert uns der Klimawandel und die Erderwärmung, was kümmert uns die Luftverschmutzung – Hauptsache das Geschäft boomt mit den heimischen und ausländischen Flugtouristen. Dem Klimaschutz zum Trotz, ohne Rücksicht auf die Gebote nachhaltiger moderner Verkehrspolitik auf der Schiene kündigt Sky Alps wöchentlich neue Kurzstreckenflüge vom Bozner Flugplatz an. Zuletzt Bozen-Laibach und Bozen-Zürich, zehn weitere sollen dazu kommen... Kurzstreckenflüge innerhalb Kontinentaleuropa wohlgemerkt (für die sogar die Internationale Energieagentur IEA ein Verbot verlangt) und dazu jeden Menge Urlaubsziele innerhalb Italiens!

 

 

„Bei einem ökologischen Vergleich der Verkehrsmittel in Deutschland war 2014 der Beitrag von Flugzeugen zum Klimawandel je Personenkilometer deutlich höher als bei anderen Verkehrsmitteln, umgerechnet in CO2-Emissionen um mehr als das Fünffache gegenüber Bahn oder Reisebussen“ (D-Umweltbundesamt 25.07.2016, zit. nach Wikipedia „Umweltauswirkungen des Luftverkehrs“).

Airport Bozen - Kurzstreckenflüge reduzieren, tendenziell einstellen.

Als von der Landesregierung Mitte 2021 eingesetzte Expertengruppe sollte die Klimaland Südtirol Expertenkommission „Handlungsempfehlungen“ an die Landesregierung erarbeiten, um die mit dem „Green Deal“ in Richtung Klimaneutralität verschärften Ziele erreichbar zu machen. Die Europäische Kommission hatte sich mit dem „Green Deal“ das ehrgeizige Ziel gesteckt, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55% gegenüber 1990 zu senken. Bis 2050 soll Europa dann „klimaneutral“ werden.

Auch durch ökologisch nachhaltige Maßnahmen im Bereich der Verkehrspolitik der Europäischen Union: „Die EU-Kommission strebt das Ende von Kurzstreckenflügen an“, erklärte EU-Kommissär Frans Timmermans (laut Spiegel.de, am 20. Mai 2021). 

 

 

Die Stadt Bozen ist seit 20 Jahren Mitglied im „Europäischen Bürgermeisterkonvent“ und hat sich damals verpflichtet, die CO2-Emissionen auf dem Gemeindegebiet bis 2020 um mindesten 20% zu reduzieren. Davon sind wir heute noch weit entfernt... Vor allem aber geben die Alpenkonvention (Verkehrsprotokoll) und der „Klimaschutzplan Südtirol 2050“ klare Zielvorgaben für den Bereich Luftverschmutzung durch Verkehr: Weniger Flugverkehr. Und dies liegt europaweit im Trend: Frankreich schafft die Kurzstreckenflüge ab, in Deutschland schließen die Regionalflughäfen...

Daher meine Aufforderung an die Kommission:

Die Handlungsempfehlung Ihrer Kommission an die Landesregierung müsste daher lauten: 

Im übergeordneten öffentlichen Interesse des Klimaschutzes: Airport Bozen – Kurzstreckenflüge reduzieren, tendenziell einstellen.

Das wäre best-practice-Klimaschutz auf unserer lokalen Ebene!

Nach dem Motto: Klima retten – weniger jetten.

Die Kommission besteht aus: Roberta Bottacin (stellvertretende Leiterin des Instituts für Alpine Umwelt der EURAC), Stefano Ciurnelli (Direktor des TPS Transport Planning Service in Perugia), Andrea Gasparella (Energieexperte und Professor an der Freien Universität Bozen), Georg Kaser (Meteorologe und Geophysiker, Professor am Institut für Geografie der Universität Innsbruck), Wolfram Sparber (Leiter des Instituts für erneuerbare Energien der Eurac), Gottfried Tappeiner (Professor an der Universität Innsbruck), Federico Testa (Professor für Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Verona und ehemaliger ENEA-Präsident), Erich Tasser (Forscher am Institut für Alpine Umwelt der Eurac) und Federica Viganò (Dozentin für Sozialökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Freien Universität Bozen).

 
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Josef Fulterer Fr., 12.08.2022 - 07:51

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Die Flugzeuge pusten mit Steuer-freiem Treibstoff ihre Abgase direkt in den Klimaschirm.
Es war mehr als unverantwortlich von der Landesregierung, die Flughafen-Bilanz mit mehr Geld auszustatten, wie sie bei der ... Versteigerung erlöst hat. Damit wurde gegen den Wiederstand der Gemeinde Leifers, auf den unter Durnwalder Sau-teuer erworbenen Grundstücken, die Start- und Landepiste für die trotzdem viel zu teuer fliegenden 70 Personen-Flugzeuge ausgebaut.
Fliegen für ein paar Tage Urlaub ist nicht mehr zu verantworten, angesichts der nicht mehr übersehbaren Bedrohungen beim Klima.

Fr., 12.08.2022 - 07:51 Permalink
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Ludwig Gruber Fr., 12.08.2022 - 07:52

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Das wird nicht reichen. Viele wollen manchmal und vorübergehend...
Noch wirkungsloser ist dieser Appell an die Eigenverantwortung bei Unternehmen - solange nur Gewinne in der Bilanz beurteilt werden, ist es schnell vorbei mit dem Blick aufs Ganze.
Ich möchte also nicht, dass nur jene ihre Lebensweise ändern, denen gerade nach Klimarettung ist. Dabei zerstören die anderen unsere Lebensgrundlagen.

Fr., 12.08.2022 - 07:52 Permalink
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Sigmund Kripp So., 14.08.2022 - 08:39

Letztlich muss das Flugbenzin gleich hoch wie Autobenzin besteuert werden. Das Chicagoer Abkommen von 1944, das die Steuerbefreiung begründete, würde das den Staaten trotzdem erlauben.
Also müssen jene Parteien gewählt werden, die die Besteuerung durchsetzen wollen.
Dann würde sich der Kurzstreckenflug bald erübrigen....

So., 14.08.2022 - 08:39 Permalink