Politik | SVP

Suchspiel unterm Edelweiß

Bei der Kandidatenvorstellung der SVP stand die Einigkeit im Mittelpunkt. Noch nie hat die Volkspartei dabei so offen und massiv um italienische Stimmen geworben.
SVP-Parlamentswahlen
Foto: Othmar Seehauser
 Es ist ein wiederkehrender Reflex unterm Edelweiß.
Immer wenn der Begriff Schloss fällt, denkt man automatisch an den fast heiligen Ort an dem Silvius Magnago und die SVP vor 65 Jahren mit dem „Los von Trient“ den Grundstein für die heutige Südtiroler Autonomie gelegt haben. Schloss Sigmundskron.
Der historische Ort ist auch der Grund dafür, dass am Donnerstagnachmittag die offizielle Kandidatenvorstellung der SVP für die Parlamentswahlen am 25. September mit Verspätung beginnt. Gleich zwei Kandidaten, der Kammerabgeordnete Manfred Schullian und der Senatskandidat Manfred Mayr haben die Burg verwechselt. So muss man im Innenhof des Bozner Schlosses Maretsch erst einmal warten, bis die beiden Parlamentskandidaten den Weg in die Stadt finden.
Als es dann nach 20 Minuten endlich losgeht, legt die SVP eine durchaus professionelle und kurzweilige Veranstaltung zum offiziellen Wahlkampfauftakt aufs Parkett. Man spielt dabei jene Trümpfe aus, die seit vielen Jahren zum politischen Erfolgsrezept der SVP gehören: Beständigkeit, Verlässlichkeit und Einigkeit. Der offizielle Wahlspruch der Volkspartei: „Jetzt mehr denn je. Autonomie wählen!“.
 

 

Gleich zu Beginn bemüht Philipp Achammer die Geschichte. „Die SVP ist die einzige Partei, die heute noch im Parlament sitzt, die bei allen Wahlen mit demselben Symbol angetreten ist“, sagt der SVP-Obmann mit sichtlichem Stolz. Die Botschaft ist klar. Es geht um Beständigkeit und Verlässlichkeit. Achammer führt aus, dass die SVP-Parlamentarier in den vergangenen vier Jahren, Dinge erlebt haben, die man bisher selbst in Rom noch nie gesehen hat. Politische Mehrheiten, die es noch nie gab, dauernde Partei- und Frontenwechsel und am Ende ein unverantwortliches Handeln, das zum Sturz der Regierung Draghi geführt habe. „Wir sind das Gegenangebot dazu“, sagt der SVP-Obmann.
Es gebe zwischen den sechs Kandidaten für die Parlamentswahl zwar „verschiedene Nuancen“, aber eine Gemeinsamkeit eint alle: Das Wort Autonomie. Die Sicherung, der Schutz und der Ausbau der Autonomie sollen die Richtschnur in der parlamentarischen Arbeit sein. Achammer hebt auch die eigenständige Kandidatur der SVP im Senatswahlkreis Bozen Unterland mit dem Kurtiniger Bürgermeister Manfred Mayr hervor. „Wir sind von vielen Italienern aufgefordert worden anzutreten“, streut der SVP-Obmann den italienischen Wählerinnen und Wählern Rosen, „und das ist unser Angebot an alle zum Wählen“.
Philipp Achammer lässt, zwei Tage vor der SVP-Landesversammlung auf der seine Bestätigung als Parteiobmann ansteht, aber auch leise Selbstkritik durchblicken: „Das Bild, das wir als Partei abgeben haben, war in den letzten Wochen nicht immer sehr klar, unsere politische Linie in Rom ist es aber schon“.
 
 
Im Anschluss greift auch Arno Kompatscher in den Erfahrungsschatz der Geschichte. Für die Erlangung und Entwicklung der Südtiroler Autonomie sei eine starke Vertretung in Rom unerlässlich gewesen. „Und das gilt jetzt um so mehr“, meint der Landeshauptmann. Man stehe am Beginn eines Zeitalters der großen Transformation, in dem der Klimawandel, gesellschaftliche und wirtschaftliche Krisen oder Migrationsbewegungen unweigerlich zur grundlegenden Änderung ganzer Gesetzbereiche führen werden. „In diesem Prozess kann eine Autonomie, auch wenn sie international abgesichert ist, schon mal unter die Räder kommen“, warnt Kompatscher.
Dazu bestehe die konkrete Gefahr, dass die autonomiefeindliche Rechte nach diesen Wahlen eine Verfassungsmehrheit im Parlament habe und zudem völlig neue Ansätze in der Finanzpolitik umgesetzt werden. Beides könnte für Südtirol zu einer ernsthaften Gefahr werden. „Es gilt deshalb achtsam zu sein“, so Kompatscher.
 
 
 
Der Landeshauptmann formulierte gleichzeitig auch das konkrete Wahlziel der SVP: 3 Abgeordnete und 3 Senatoren. Der Landeshauptmann: „Es ist im Interesse aller drei Sprachgruppen, aber auch der neuen Bürger im Land, dass wir eine starke Vertretung in Rom haben“.
In den Werbefeldzug um italienische Stimmen passt auch der Auftritt des Landessekretärs des PATT, Simone Marchiori. Er erklärt die Entscheidung gemeinsam mit der SVP anzutreten, mit dem derzeitigen politischen Gefüge in Trient und die Tatsache, dass die SVP-Parlamentarier die Einzigen sind, die sich wirklich um die lokalen Interessen und Problem kümmern. Auch wenn es für einen Sitz im Trentino nicht reichen werde, fühle man sich durch die SVP in Rom vertreten.
Dieter Steger, Kandidat für die Kammer im regionalen Verhältniswahlkreis und damit auf die Trentiner Stimmen angewiesen, versichert wenige später, dass er sich – sollte er gewählt werden – ebenso für die Trentiner Anliegen einsetzen werde. Auch der Unterlandler Senatskandidat Manfred Mayr bläst ins selbe Horn. Beide SVP-Kandidaten wissen, dass sie italienische Stimmen für ihre Fahrkarte nach Rom brauchen.
An diesem Donnerstag kommen im Innenhof von Schloss Maretsch alle sechs Kandidatinnen und Kandidaten kurt zu Wort. Meinhard Durnwalder, Julia Unterberger und Renate Gebhard leiern dabei eine Art politischen Rechenschaftsbericht herunter, was man alles in Rom erreicht und getan habe. Aus der Reihe fällt Manfred Schullian, der mit einem leichten Seitenhieb („Der Obmann hat gesagt, ich solle mich kurz halten), ein 30 Sekunden Statement abliefert. „Jede Wahl ist ein Wettbewerb um Angebote“, sagt der Kalterer Kammerabgeordnete „und wir sind überzeugt, dass wir das beste Angebot haben“. Punkt, basta. Auf der Bühne und unter den zuhörenden Journalisten bricht ein Lachen aus. Auch so kann man Wahlkampf machen.
 
 
 
Auffallend ist an diesem Nachmittag, dass Renate Gebhard zwar lange redet und dabei für Anliegen der Familien wirbt, die SVP-Frauenchefin aber nicht einmal die Worte „Frauen“ oder „Frauenpolitik“ in den Mund nimmt. Anscheinend ist das in der SVP im Jahr 2022 nicht mehr sexy.
Noch auffallender aber ist der offizielle Werbespruch, mit dem die Volkspartei in die Parlamentswahl zieht. „Am 25. September 2022. Edelweiß suchen, Edelweiß finden, Edelweiß wählen“.
Ein Slogan. der wie das Gewinnspiel einer Supermarktkette klingt.

 

 

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Josef Fulterer Fr., 02.09.2022 - 05:40

Der Achammer wird seine ZEIT-NAH versprochene Lösung für den Betrugsskandal zum Schaden der einfachen Hausbauer, vom Valazza und "dem Rechtsanwalt dem es nicht zu schäbig war," der Gemeinde Wengen beim letzten Betrugsversuch mit seinem Gewicht als "römischer Senator beizustehen!," noch vor dem 25.September umsetzen müssen, wenn er nicht zusehen will, "wie seine SVP den Bach hinunter geht!"

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Salto User
Manfred Gasser Fr., 02.09.2022 - 09:01

„Das Bild, das wir als Partei abgeben haben, war in den letzten Wochen nicht immer sehr klar, unsere politische Linie in Rom ist es aber schon“.
Natürlich ist die Linie klar: Soviel wie möglich Geld aus Rom abschöpfen, damit man damit die Lobbys, und die vielen Schlaumeier und Schummler(Betrüger schreib ich jetzt mal besser nicht) in der eigenen Partei, bedienen kann.
Ach, und noch was. Autonomie und Edelweiss kann der normale Arbeiter nicht essen, und er kann damit auch keine Strom- und Gasrechnungen bezahlen.

Fr., 02.09.2022 - 09:01 Permalink
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△rtim post Fr., 02.09.2022 - 12:18

„Das Bild, das wir als Partei abgeben haben, war in den letzten Wochen nicht immer sehr klar, unsere politische Linie in Rom ist es aber schon“. (Achammer) Ich staune.
Selbst als es um die Abstimmung zur Einführung eines verordneten jährlich abzuhaltenden national-staatlichen Ehrentages von Bozen bis Palermo, ausgerechnet am Vortag zum internationalen Holocaust-Gedenktag, am 26.01., für Alpini des nazi-faschistischen Italiens ging, das einen völkerrechtsverbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Bevölkerung verübte, schaffte man es nicht, Haltung zu zeigen.
Dabei ist die aus dem nazi-faschistischen Widerstand entstandene SVP seit 1945 die von der amerikanischen Militärverwaltung und die vom offiziellen Italien einzig anerkannte Vertretung der Minderheitenbevölkerung, übrigens als die seit 1948 im italienischen Parlament am längsten sitzende Volksvertretung überhaupt.

Fr., 02.09.2022 - 12:18 Permalink
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Gerold FIEDLER Fr., 02.09.2022 - 13:17

Antwort auf von △rtim post

Dieser oben zitierte nationale Ehrentag fuer die "glorreichen Taten" der Alpini und die Zustimmung der SVP Parlamentarier dazu, ist die groesste Schande, die Italien in letzter Zeit hervorgebracht hat. Schade, dass der Grossteil der Bevoelkerung , auch in Suedtirol, nicht darueber bescheid weiss.

Fr., 02.09.2022 - 13:17 Permalink
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Josef Ruffa Fr., 02.09.2022 - 14:05

Statut SVP, zitiere "Die Südtiroler Volkspartei (SVP) ist die Sammelpartei der deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler/innen aller sozialen Schichten.
Sie ist die verbindende Kraft und das geistig-politische Dach der Südtiroler/innen und sorgt für den Ausgleich der Interessen."
Schon eigenartig, dass man um italienischsprachige Wähler buhlt.

Fr., 02.09.2022 - 14:05 Permalink
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Sebastian Felderer Fr., 02.09.2022 - 21:08

Die Renate hot sich gschamp, die Frauen zu erwähnen, weil sei am meistn obgsockt sein in der SWZ-Umfrog. Do muaß "Die Frau" Schuld sein, dass es "Suntablattl" drmit zu tian hot, glab i eher net. Oder di Renate hot net gwellt die Laubensassa ins Spiel brengen. Sem hat se dr Meinrad schiaf ongschaug. Dei orme Sassa hot net gedenkt, dass die Kandidatn olz Jurischtn sein. Do muaß man schun aupassn, wos man sogg und aa wo man es Kreizl mocht ...... a folsches Kreizl und du hosch an Prozess hängen.

Fr., 02.09.2022 - 21:08 Permalink
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Christoph Bart… Sa., 03.09.2022 - 06:55

Dem Anschein nach stehen auf den Fotos neun Individuen, die nichts gemein haben, außer ihr persönliches Geschäftsmodell in die nächste Legislatur zu retten. Je weniger Inhalt, desto mehr müssen "Traditionen" versus "Gefahren" eingeredet werden. In die Runde zu werfen, man habe das beste Angebot und mehr nicht, ist nicht bloß farblos und unpersönlich, sondern arrogant. Das (Wahl-) Volk mag alles sein; der Demos ist nicht der Souverän. Die "Freunde im Edelweiß" könnten es eher sein.

Sa., 03.09.2022 - 06:55 Permalink
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Karl Trojer Sa., 03.09.2022 - 10:36

Es ist irgendwie geschacklos, wenn bei bei der italienischsprachigen Bevölkerung Südtirols für einen deutschsprachigen Kandidaten wirbt, eine/einen italienischsprachige:n Kandidaten:in aber ablehnt....

Sa., 03.09.2022 - 10:36 Permalink