Gesellschaft | Umwelt

„Alte weiße Männer“

Mit harscher Kritik reagieren die Vertreter von Umweltverbänden sowie dem Heimatpflegeverband auf ein Interview, das Reinhold Messner kürzlich der Dolomiten gegeben hat.
Reinhold Messner
Foto: commons.wikimedia/Heike Huslage-Koch
Darin, so der Geschäftsführer des Heimatpflegeverbandes, Florian Trojer, habe Messner die Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future als weinerliche Weicheier bezeichnet, die aus einer privilegierten Position heraus die ältere Generation am Klimawandel beschuldigen würden, ohne selbst Verantwortung zu zeigen. „Diese Einschätzung darf nicht unwidersprochen bleiben“, sagen die Verfasser des Textes, Georg Kaser, Josef Oberhofer, Thomas Egger und Florian Trojer, in ihrem offenen Brief. Hier nun der Wortlaut:
 
Alte weiße Männer wie Reinhold Messner und wir (noch nicht ganz so alt) tendieren dazu, sich die Realität so zurechtzurücken, dass sie perfekt in ihr Weltbild passt. Und wenn sie von jemandem darauf aufmerksam gemacht werden, dann neigen sie dazu, einen Trotzanfall, im englischen gibt es den noch viel treffenderen Begriff „Tantrum“, zu bekommen. „Throw a tantrum“ nennt sich zum Beispiel, wenn ein kleines Kind schreiend am Boden liegt, weil es keine Süßigkeiten bekommt oder aber auch, wenn alte weiße Männer verbal um sich schlagen, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen. So geschehen am 26. September in einem Interview mit Reinhold Messner und seiner Frau in den Dolomiten. Messner bezeichnet darin pauschal alle jungen Leute inklusive der Fridays for Future als weinerliche Weicheier, die aus einer privilegierten Position heraus die ältere Generation, zu der auch Reinhold Messner und wir gehören, am Klimawandel beschuldigen würden ohne selbst Verantwortung zu zeigen.
Diese Sicht auf die Dinge hat aber einen kleinen Schönheitsfehler: Nicht die heute Jungen profitieren vor allem vom wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahrzehnte und dem Einsatz der vergangenen Generationen, sondern wir, die weißen alten Männer in den westlichen Ländern. Wir sind die Privilegierten, die in ihrem ganzen Leben bisher nur wirtschaftlichen Aufwärtstrend erlebt haben. Und wir hatten noch einen weiteren Vorteil, den wir auch bis heute voll ausnutzen: Wir konnten unseren Müll auf den kommenden Generationen abladen, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Verantwortung zu übernehmen. So konnten wir mehr Flächen verbrauchen, als die gesamte Menschheit vor uns, mehr Biodiversität zerstören als jemals zuvor und eben auch den Klimawandel hervorrufen indem wir zum Beispiel in der Welt herumfliegen, um Berge zu besteigen.
Deshalb sollten wir uns an den jungen Aktivisten von Fridays for Future ein Beispiel nehmen und das machen was sie tun: Verantwortung übernehmen durch Aktivismus, Sensibilisierung und Handeln statt trotzig zu sagen „Ich lass mich nicht bevormunden“.
 
Georg Kaser, Klimaforscher
Thomas Egger, Klimaclub Südtirol
Josef Oberhofer, Dachverband für Natur und Umweltschutz
Florian Trojer, Geschäftsführer des Heimatpflegeverbandes Südtirol
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Christian I Di., 04.10.2022 - 11:26

Mein Namen könnt ihr auch gerne hinzufügen!
Danke für diese Wörter; ich gehöre zwar zwischen den weissen Männern und den Jungen, finde aber auch, dass man viel zu lange grenzenlos gelebt hat.

Di., 04.10.2022 - 11:26 Permalink
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△rtim post Di., 04.10.2022 - 11:50

Ich bin sicher, Fridays for Future würden, wenn sie das überhaupt woll(t)en, es auch selbst noch schaffen zu antworten. Bei alten weißen Männern mit so wenig Zukunft kann/darf man davon auch absehen.

Di., 04.10.2022 - 11:50 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Di., 04.10.2022 - 16:05

Messner ist "Alt" im Denken,und meint "JUNG" mit seinen provokanten Ansichten zu sein. So langsam zweifle ich,was den Mann und sein Ego bewegen immer noch im Mittekpunkt sein zu müssen.Ein purer "NARZISS" EKEKHAFT!

Di., 04.10.2022 - 16:05 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 04.10.2022 - 21:12

Ich wünsche FfF viel Erfolg, für meine Kinder, für mich und uns alle. Allerdings liegt es an uns allen, auch an den Jungen, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Dabei sollten die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Ich kann jedenfalls noch keine "Trendwende" erkennen.

Di., 04.10.2022 - 21:12 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 05.10.2022 - 06:27

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Der ICH-bezogene Messner hat Leben zwar immer vom NATUT-KLIMA-SCHUTZ geredet, aber mit seinem Verhalten bereits bisher deutlich mehr zur KLIMA-KRISE beigetragen, wie der Durchschnitt der Bürger und vor Allem viel mehr wie JENE, die als Weicheier beschimpft.
Hoffentlich gibt es nicht allzuviele Veranstalter von "EVENTS," die ihren Besuchern noch "ein Interesse an den GLOR-REICHEN-TATEN vom Messner zutrauen."

Mi., 05.10.2022 - 06:27 Permalink
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Peter Duregger Mi., 05.10.2022 - 13:28

Sei es wie es sei: So, wie wir Alte die Welt hergerichtet haben, wundert mich nicht, wenn die Jungen weinten .... Die Verantwortung für den Zustand der Welt, ökologisch, sozial, global, liegt allemal bei uns. Auch die Erziehung!

Mi., 05.10.2022 - 13:28 Permalink
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Elisabeth Garber Do., 06.10.2022 - 15:33

Wenn Umweltverbände und der Heimatpflege-Verband nichts besseres zu tun haben als sich an Reinhold Messner abzuarbeiten, muss es daran liegen, dass sie ansonsten wenig erreichen.
Wer mehr von u. über R.M. gelesen hat, weiß, dass dessen Kritik an der FFF-Bewegung differenzierter zu sehen ist.

Do., 06.10.2022 - 15:33 Permalink
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Bernhard Bruno Mi., 12.10.2022 - 17:22

Reinhold Mesner hat hier vollkommen recht. Es geht dieser Generation nur den Wohlstand so zu halten, aber mit Klimaschutz um das eigene"Ich" zu schützen. Echten Klimaschutz bzw. Naturschutz darum geht es dieser Generation nicht. Es ist soviel Doppelmoral und Heuchelei dabei, das es schon schmerzt.

Mi., 12.10.2022 - 17:22 Permalink