Politik | Energiewende

Liberalisierung von Photovoltaik

Landesrätin Hochgruber Kuenzer will mit einem Beschluss der Landesregierung, die Nutzung von Solarenergie erleichtern. Eurac Research fordert einfache Richtlinien.
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Foto: Pexels
Photovoltaik-Anlagen sind in Südtirol nur auf Dächern erlaubt. Jahrelang verfolgte die Landespolitik diesbezüglich einen restriktiven Kurs. Die hohen Energiepreise und das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit scheinen aber ein Umdenken auszulösen. Raumordnungslandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer (SVP) hat nun eine Liberalisierung für die Solarenergie angekündigt. Der Beschluss dazu liegt der Landesregierung bereits vor und soll von ihr am 25. Oktober verabschiedet werden.
Das heißt, wir müssen in den nächsten Jahren doppelt so viel installieren, wie wir in den letzten Jahren getan haben, um das Ziel zu erreichen.
Damit könnten in Zukunft Photovoltaik-Anlagen auch auf Balkonen, Autostellplätzen, Radstationen, Bushaltestellen und Zubehörflächen angebracht werden – ohne dass eine Genehmigung dafür notwendig ist. Außerdem sollen Solarzellen auch in historischen Ortskernen zugelassen werden. Dafür sei aber noch ein positives Gutachten der Gemeindekommission für Raum und Landschaft notwendig. Verboten bleibt Photovoltaik nur mehr in wenigen Bereichen: auf Kirchen, Kapellen, Burgen, Schlössern sowie Gebäuden mit Schindeldächern und Stroheindeckung;
„Im Sinne der Energiewende werden wir Photovoltaik überall zulassen, wo es bereits Baubestand gibt. Anders als derzeit können die Anlagen künftig auch eine Neigung von 10 Prozent aufweisen“, erklärt Hochgruber Kuenzer gegenüber der Tageszeitung Dolomiten.
Wolfram Sparber, Leiter des Eurac-Instituts für Erneuerbare Energie, begrüßt die angekündigte Liberalisierung für Photovoltaik. Allerdings würde der erhoffte Anstieg von Solarenergie nur eintreten, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür klar und einfach sind. „Der Vorteil dieser Technologie liegt in der Einfachheit“, so Sparber. Im Vergleich zu Windkraft seien die Photovoltaik-Anlagen keine bewegten Objekte und mit einem Stromkabel versehen einfach in der Nutzung.
Bei dem Beschlussentwurf zur Solarenergie müsse laut Sparber vermieden werden, die Arbeit an die Gemeinden abzuschieben.
 

Photovoltaik und Denkmalschutz

 
Bei denkmalgeschützten Gebäuden brauche es laut Kuenzer ein Gutachten des Denkmalamtes. Der diesbezügliche Beschlussantrag von dem Landtagsabgeordneten der Freiheitlichen, Andreas Leiter Reber, wurde letzte Woche am Freitag im Landtag angenommen. Da auf einer Bauparzelle oft nur ein Gebäude unter Denkmalschutz steht, seien das Wirtschaftsgebäude oder Garagen, Stall oder Stadel für die Anlagen vorzuziehen. In Südtirol stehen rund 5.000 Gebäude unter Denkmalschutz.
 
 
Mit Photovoltaik bei denkmalgeschützten Gebäuden hat sich Eurac Research bereits in einem Forschungsprojekt auseinandergesetzt. Bei dem Beschlussentwurf zur Solarenergie müsse laut Sparber vermieden werden, die Arbeit an die Gemeinden abzuschieben. „Es besteht das Risiko, dass die Gemeinden mit Anfragen zu denkmalgeschützten Gebäuden überlaufen werden und überfordert sind“, so Sparber.
Die Schweiz hat aus diesem Grund einen Kriterienkatalog zur Nutzung von Photovoltaik bei denkmalgeschützten Gebäuden ausgearbeitet. „So können sich Antragsteller an den Kriterien orientieren und die Genehmigung des Antrags wird wahrscheinlicher“, erklärt Sparber. Gleichzeitig würden auch weniger Anfragen eingereicht werden, weil die Kriterien von Vornherein bestimmte Nutzungen ausschließen.
 

Investition zahle sich aus

 
„In den letzten Jahren sind Solarmodule preistechnisch gesunken. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 2.700 Kilowatt Strom pro Jahr müssen für eine Anlage 3.000 bis 5.000 Euro investiert werden“, erklärt der Energieexperte. Es stelle sich hier aber auch die Frage, für welche Nutzung der produzierte Strom vorgesehen ist. Das hängt beispielsweise davon ab, ob der Kochherd mit Gas oder Strom funktioniert oder ein E-Auto aufgeladen werden muss.
 
 
Wenn die Solarmodule aus ästhetischen Gründen in das Dach integriert werden und farblich variieren sollen, seien die Kosten höher. Mittlerweile könne eine Photovoltaikanlage ein Dach ersetzen und sei auch mattschwarz, grün, grau, rötlich oder weiß erhältlich.
Landesbeiträge für Solarenergie soll es keine geben, da sich die Investition nach sieben bis acht Jahren durch die Einspeisung von Strom amortisiere. Dem stimmt auch Wolfram Sparber von Eurac Research zu. Landesrätin Kuenzer verweist in diesem Zusammenhang außerdem auf die staatliche Förderung von Energiegemeinschaften. Genossenschaftlich organisierte Energiegemeinschaften können gemeinsam Strom produzieren und verbrauchen.
 

Ambitionierte Ziele

 
Bis zum Jahr 2030, also in acht Jahren, will Südtirol laut dem neuen Klimaplan einiges mehr an Strom aus Solarenergie erzeugen wie heute mit 260 Megawatt Leistung. Laut dem neuen Klimaplan sind das rund 400 Megawatt. „Das heißt, wir müssen in den nächsten Jahren doppelt so viel installieren, wie wir in den letzten Jahren getan haben, um das Ziel zu erreichen“, erklärt Sparber von der Eurac. „Die Erwartungen im Klimaplan sind hoch.“ Bis zum Jahr 2037 soll die Südtiroler Photovoltaik-Leistung noch einmal um 400 Megawatt gesteigert werden.
Wird die gesetzliche Liberalisierung einen Aufschwung der Solarenergie in Südtirol zur Folge haben? Wolfram Sparber von der Eurac kann diese Frage nicht beantworten. „Was wollen wir? Wollen wir die Ziele erreichen“, fragt er im Bezug auf den im September vorgestellten ersten Teil des Klimaplans. Vorteile hätte die Nutzung von Solarenergie nicht nur für das Klima, sondern auch für die Wirtschaft, da die Installation und Wartung von Photovoltaik-Anlagen für die handwerklichen Betriebe Arbeit schaffe.
 
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Massimo Mollica Mi., 19.10.2022 - 12:18

„Im Sinne der Energiewende werden wir Photovoltaik überall zulassen, wo es bereits Baubestand gibt. Anders als derzeit können die Anlagen künftig auch eine Neigung von 10 Prozent aufweisen“
Se è vero quanto dichiarato li installerò pure io sul mio balcone in centro a Bolzano Bozen. Con l'attuale tariffa e i consumi che si attestano sui 60 kWh al mese non c'è e non ci sarà mai un ritorno economico, ma lo faccio per i figli che non ho avuto, per la comunità tutta, per combatere Putin. Se esiste un senso di comunità spero che più persone facciano altrettanto.
Sarebbe ottimo se una società locale mi assistesse negli aspetti tecnici e non in tale scelta.
Già che ci siamo lo installerei sopra l'autostrada e pure nell' agrofotovotaico tra un vigneto e l'altro!
Se poi diventiamo una terra idrocarburifree, anche nel trasporto pubblico e provato, sai che ritorno d'immagine mondiale?

Mi., 19.10.2022 - 12:18 Permalink
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Lukas Abram Mi., 19.10.2022 - 12:55

Kirchen stehn in der Regel von Ost nach West und verfügen damit über eine große südseitige Dachfläche mit günstiger Neigung. Wieso ausschließen? Sogar der Bischof ermuntert ja zur Nachhaltigkeit...

Mi., 19.10.2022 - 12:55 Permalink
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Stefan TAFERNER Do., 20.10.2022 - 14:34

Antwort auf von Toni Schgaguler

Die Anlage wäre liferbar, die Techniker warten auf einen Terminvorschlag. Zur Zeit diskutieren wir, dass die bestehende Holzkonstuktion nicht geeignet, weil die Statik zu schwach sei. Da kommt's = Bestand (Überdachter Parkplatz) ist aus Holz und sollte aus Metall ersetzt werden. Der Vorschlag wird für den Ensembleschutz Techniker erstellt.

Do., 20.10.2022 - 14:34 Permalink
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Otmar Pattis Mi., 19.10.2022 - 16:53

Höchste Zeit, dass auch unsere Landesregierung aufwacht. Die staatlichen Regelungen diesbezüglich gibt es schon seit geraumer Zeit. Es ist gut, dass Schindeldächer geschützt sind. Man bedenke aber, dass diese seinerzeit nicht gemacht wurden, weil sie so schön sind, sondern weil es nicht besseres gab.

Mi., 19.10.2022 - 16:53 Permalink