Umwelt | Seilbahn Tiers

Landschaftsschutz mit Füßen getreten

Südtirols Umwelt- und Bergsportverbände sind bestürzt und enttäuscht über das Vorgehen der Landesregierung zur Sanierung des Bauvergehens bei der Seilbahn Tiers.
Tierser Seilbahn
Foto: Skiarena Carezza
Der Bau der Seilbahn von Tiers zur Frommer-Alm geht wohl in die Südtiroler Geschichte ein als Beispiel von Verschwendung öffentlicher Gelder und Zerstörung von Landschaft. Die mehrere Dutzend Meter hohen Metallmasten ragen in den Dolomiten wie die Skelette eines Denkmals des Massentourismus hervor. Unter dem Deckmantel von Nachhaltigkeit und Innovation will außerdem das Land 75 Prozent der 15,8 Millionen an Baukosten übernehmen. Die Tierser Seilbahn ist jetzt aber auch Beispiel dafür geworden, wie sich die Südtiroler Landesregierung ein weiteres Mal die Raumordnung zurecht richtet, damit sie für einen bestimmten Anlass passt“, heißt es in der Aussendung.
AVS, CAI, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Heimatpflegeverband und Mountain Wilderness wenden sich in einer gemeinsame Medienmitteilung von gegen die Entscheidung der Dienststellenkonferenz zur Sanierung der Baussünden an der Seilbahn Tiers.
Die Umweltschützer befürchten, „dass die Tierser Seilbahn Schule machen wird, das heißt, dass zu groß gebaute Projekte auch in Zukunft mit der Begründung saniert werden, dass kein Schaden an der Landschaft entstanden sei. Es reicht ein Blick auf die privat geführte Panorama-Seilbahn, um zu verstehen, wie dehnbar der Begriff „landschaftlicher Schaden“ ist.
Die fünf Organisationen werden jetzt das Protokoll zwischen Land und Staatsanwaltschaft einfordern sowie Einsicht in das Gutachten der Dienststellenkonferenz. Anschließend werden sie in Absprache mit ihrem Rechtsbeistand die nächsten Schritte setzen.
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Hartmuth Staffler Fr., 25.11.2022 - 12:55

Mit der derzeitigen Landesregierung wird unsere Landschaft nachhaltig zerstört. Jeder versteht halt unter nachhaltig etwas anderes.

Fr., 25.11.2022 - 12:55 Permalink
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M A Fr., 25.11.2022 - 14:10

Nachhaltig wird vor allem sein, dass mit Inbetriebnahme der Seilbahn der öffentliche Busdienst von Tiers zum Nigerpass und weiter bis Paolina eingestellt werden soll (ähnlich wie bei der Seiseralmbahn sozusagen als zusätzliche Förderung des privaten Bahnbetreibers).
Wer also z.B. zur Hanickerschwaige, zur Messnerjochhütte wandern oder die klassische Almrunde Schiller-Hagner-Jocher machen möchte, wird in Zukunft nicht mehr mit dem Bus sondern mit dem eigenen Auto zum Ausgangspunkt fahren.
Dass man mit den Bahnen nun von Tiers bis zum Karersee fahren kann, wie die Carezza-Werbung anpreist, wird ob der Fahrpreise kaum jemanden groß interessieren... (außer vielleicht die Gäste, wenn sie mit der SüdtirolCard um 55 Cent pro Tag gratis damit fahren dürfen...)

Fr., 25.11.2022 - 14:10 Permalink
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Schorsch Peter Fr., 25.11.2022 - 17:42

Antwort auf von M A

... genau, oder aber auch gar nicht mehr machen könnnen, wenn man der Umwelt zuliebe kein Auto besitzt.
(ja, das gibt es - wir besitzen als fahrbaren Untersitz nur Zweiräder, und zum Wandern fahren wir immer mit den Öffis, geht von Bozen aus normalerweise wunderbar, wenn nicht ... ja wenn nicht jemand an der Tierser Seilbahn verdienen will ...

Fr., 25.11.2022 - 17:42 Permalink
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Monika Stoll So., 27.11.2022 - 12:11

Antwort auf von M A

Dem schließe ich mich völlig an. Ich denke der Verkehr auf der Nigerstraße wird mehr, nicht weniger weil Busse nur noch zweimal täglich verkehren. Das ist auch ein Schlag für die Einheimischen, die jahrelang für eine bessere Busverbindungen auf den Niger gekämpft haben. Touristen werden zukünftig übrigens auch das Auto benutzen, denn private Bahnen sind nicht in der Gästekarte enthalten. Was den ganzen Nonsens ja noch absurder macht

So., 27.11.2022 - 12:11 Permalink
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Mathias Schadwinkel Fr., 25.11.2022 - 18:20

Ich bin Tourist aus Norddeutschland und immer im Sommer sehr gerne in Südtirol. Die Tierser Seilbahn sehe ich mit einem lachenden und einen weinenden Auge. Die Bahn hat eine Faszination das man auf dem Dach stehen kann, für mich verkehrstechnisch von der Völser Aicha mit dem Plugin Hybrid sehr gut rein elektrisch zu erreichen. Wenn man in das Gebiet zum Karersee möchte verkürzt es für Anfahrt auch wenn es etwas teurer durch die Seilbahn wird.
Ich kann mir nicht vorstellen dass sich die Bahn wirtschaftlich rechnet, außer vielleicht für die Gegenüber liegenden Hotels die eine Anbindung ans Skigebiet bekommen. Das riecht ein bisschen wie wir in Norddeutschland sagen nach Vetternwirtschaft.

Aber auf der anderen Seite ist es wirklich nötig dem Touristen so sehr den Hintern zu pudern um an jeder Ecke eine Attraktion zu bieten zu Lasten der Landschaft?

Ich und meine Partnerin kommen in erster Linie nach Südtirol wegen der Natur, die Berge, Urtümlichkeit und natürlich auch der leckeren Küche wegen.

Reichen nicht die bestehenden Seilbahnen?
Die bestehenden urtümlichen Hütten?
Ich brauche keine Hütte die einen Designpreis erhalten hat. Ich brauche auch keine weitere Seilbahn. Die Stützen in der Landschaft machen sie nicht attraktiver.
Das was da ist instandhalten und gut.

Was zu viel Tourismus mit einer Region macht haben wir doch auf Mallorca, Costa del sol, Gran Canaria etc gesehen.

Und nein mich reizt kein Massentourismus und keine Riesenhotels wie gegenüber der Talstation in Tiers.

Vielleicht könnte man Ladestationen ausbauen die man günstig nutzen kann. Das würde die Abgase reduzieren.

Fr., 25.11.2022 - 18:20 Permalink
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Profil für Benutzer Dietmar Nußbaumer
Dietmar Nußbaumer Fr., 25.11.2022 - 21:13

Seit es die überteuerte Bahn auf die Seiser Alm gibt, meide ich die überteuerte Seiser Alm, dasselbe gilt für Gröden. Zum Glück gibt es, selbst in den Dolomiten, noch ruhige, schöne und nicht überteuerte Orte.

Fr., 25.11.2022 - 21:13 Permalink
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Thomas Wüst So., 27.11.2022 - 03:12

Vorab: Die Entscheidungen und das Verhalten der Südtiroler Politik, der Verwaltung und der Südtiroler Bürger zu kritisieren, steht mir nicht zu, da ich nur ein bayerischer Tourist bin, dennoch mag ich meine Gründe schildern, was mir missfällt und warum ich kaum (nicht) mehr nach Südtirol fahre.
Vor Pandemie Zeiten war ich dreißig Jahre lang jedes Jahr mehrmals in Südtirol, hauptsächlich im Burggrafenamt und Umgebung, die Gegend ist (war) schön, das Wetter besser als bei uns und von München kann ich bis dorthin mit dem E Auto in einem Rutsch durchfahren.
Mittlerweile fahre ich nicht mehr hin, meine Frau und das Kind noch vereinzelt, weil sich in meinen Augen sehr viel zum negativen verändert hat und es sind - oftmals - Kleinigkeiten, die mir in Summe aber einfach zu viel geworden sind.
Als Beispiele seien genannt: so ziemlich alles wird zubetoniert, egal wo in Südtirol und egal, welche Auswirkungen das auf die Landschaft und Umwelt hat, der Vinschgau ist eine Monokultur geworden, der Billigtourismus nimmt überhand, Südtiroler "Lebensmittel" werden in München billigst im Supermarkt verramscht (Äpfel und Milchprodukte sind oftmals 20% billiger als die Produkte aus anderen Regionen), Spielplätze können nicht genutzt werden, weil die Pestizidbelastung jenseits aller Grenzwerte liegt, das Verhalten der Bauern in Sachen Spritztagebücher, das heikle Thema der Impfung, nirgends war (ist) der Widerstand so hoch wie in Südtirol und nicht zuletzt das Verhalten unseres Hoteliers, dessen Weinberge in Meran 10 Meter neben den Hotelzimmern beginnen und der mitten in der Nacht anfängt, diese zu spritzen, während nebenan die Gäste bei offenen Fenster schlafen, usw., usf..
Es sind Kleinigkeiten, mir aber in Summe dann doch zu viel als dass ich bereit bin, dafür für meine dreiköpfige Familie jeden Tag ca. 700€ auszugeben.

So., 27.11.2022 - 03:12 Permalink