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Politik | Konflikt in der Lega

Aufmarsch der duri e puri gegen Salvini

In der Lega verschärft sich der Konflikt zwischen dem Gründer Umberto Bossi und Parteichef Salvini, dem vorgeworfen wird, die Identität der Bewegung zu untergraben

In der Lega gärt es schon seit einiger Zeit. Denn vielen leghisti der ersten Stunde sind die Aktivitäten des umtriebigen Parteichefs Matteo Salvini ein Dorn im Auge. Ihm wird nicht zu Unrecht vorgeworfen, vor allem auf seine eigene Karriere bedacht zu sein und die Grundanliegen der Partei weitgehend verdrängt zu haben. Darauf haben Spitzenvertreter der Lega wie Venetiens Regionalpräsident Luca Zaia letzthin unmissverständlich hingewiesen: "L´autonomia è la madre di tutte le battaglie. Non è una richiesta politica, ma la richiesta del popolo, su base democratica. "

Das unterstrich Zaia in Venedig bei einem Treffen mit Regionenminister Roberto Calderoli, der offiziell nicht von ungefähr ministro per gli affari regionali e le autonomie heisst. Calderoli selbst, über dessen Kampagne für mehr Autonomie salto.bz letzthin ausführlich berichtet hat, weist den Vorwurf zurück, der Regionalismus sei ein überholtes Anliegen: "L'autonomia è una visione di modernità. Non vogliamo togliere niente a nessuno ed è imbarazzante sentirlo soprattutto da colleghi. Se poi l'obiettivo di qualcuno è l'equa divisione del malessere, non ci stiamo".  

 

Ungewöhnlicher war das Bild, das sich am Wochenende im feudalen Castello di Giovenzano in der Provinz Pavia bot, einem Ort, den das römische Tagblatt Il Messaggero als "location suggestiva del profondo nord" schildert. Dort sah man Lega-Gründer Umberto Bossi  mit Zigarre und dem unentbehrlichen grünen Einstecktuch in der Brusttasche im Kreis alter Lega-Kämpfer aus der Gründerzeit. Anlass dazu war die "prima Convention del Comitato Nord, einer Gruppierung, die der Lega-Gründer und seine Gesinnungsgenossen nach dem enttäuschenden Wahlergebnis aus der Taufe gehoben haben. Bossi mit Blick auf Salvinis Seiltanz: "Una Lega  senza un´identità chiara e forte non può esistere." Bossi wurde von den Anwesenden mit einem Beifallssturm empfangen. Seine Botschaft mutete simpel an, erntete aber viel Applaus: "La Lega deve fare la Lega.Der Parteigründer: "Siamo qui per rinnovare la Lega, non per distruggerla, altrimenti faremo solo un favore al centralismo romano."

Bossi wurde von den Anwesenden mit einem Beifallsturm empfangen. Seine Botschaft mutete simpel an, erntete aber viel Applaus: "La Lega deve fare la Lega."

Die Äusserungen des 81-jährigen wurden mit "Padania libera"-Chören quittiert.  Für den langjährigen Abgeordneten Paolo Grimoldi und den EU-Parlamentarier Angelo Ciocca Anlass zu Genugtuung: "A 81 anni è ancora Bossi a regalarci emozioni.  La Lega è sempre stata il sindacato del nord e deve tornare ad occuparsi dei problemi veri di questa terra". Das von ihnen gegründete Komitee beschreiben sie als Voltaren della Lega: "Gli interessi del nord devono essere difesi, non possiamo accettare che qui ci siano problemi irrisolti che riguardano ospedali, scuole e strade. Siamo partiti un mese e mezzo fa siamo già a 1200 adesioni."

Nichts könnte die vertikale Spaltung der Lega zwischen Salviniani und nordisti deutlicher vor Augen führen als die lokalen Parteitage in der Lombardei - der Geburtsregion der Lega. Dort zeigt sich klar die wachsende Kluft zwischen beiden.  Bei den bevorstehenden Regionalwahlen muss die Lega deutliche Verluste zu Gunsten der Fratelli d´Italia befürchten. Auch in Venetien sinkt Salvinis Stern. In Rovigo etwa wurde am Sonntag Guglielmo Ferrarese zum neuen Provinzialsekretär bestellt - ein langgedienter Zaia-Anhänger: "Un tempo la militanza e la possibilitä di votare ai congressi era una cosa seria. Ora vediamo arrivare persone da altri partiti, che con la Lega non hanno mai avuto a che fare e quelli di Salvini li danno la tessera per votare. E cosi si perde l' identità.  Kommentar der Tageszeitung La Stampa: "Lotta all´ultimo voto tra salviniani e nordisti - il partito si spacca ai congressi provinciali.

Die Nagelprobe steht in einigen Wochen bevor, wenn in der bisherigen Lega-Hochburg Lombardei ein neuer Regionalrat gewählt wird.  Dabei droht der Lega nach Umfragen ein veritabler Absturz von knapp 30 auf 11 Prozent.