Politik | Mobilität

„Politik hat die Bahn vergessen“

Die Meraner HGV-Ortsobfrau Ingrid Hofer äußert sich zur Standseilbahn nach Schenna und kritisiert die Verkehrspolitik der letzten Jahre. Es brauche ein Gesamtkonzept.
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Foto: Othmar Seehauser
Für das Megaprojekt Standseilbahn Meran-Schenna und den Ausbau der Buslinien im Gebiet können Gelder aus dem staatlichen Wiederaufbaufonds PNRR verwendet werden. Die Zusage aus Rom hat die Landesregierung Anfang dieser Woche mitgeteilt. Während die Bürgermeister aus Meran und Tirol sowie die Bürgermeisterin aus Schenna dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüberstehen, formiert sich in der Meraner Bevölkerung bereits der Widerstand und es wurde eine Online-Petition dagegen gestartet.
 
 
Ingrid Hofer, die Obfrau der HGV-Ortsgruppe Meran und Präsidentin der Kurverwaltung, gibt sich noch abwartend: „Wir, als Meraner HGV, haben uns immer ein Gesamtkonzept für den Verkehr in der Stadt gewünscht“, so Hofer. Nun sei wichtig, die Meraner Bevölkerung und Stakeholder einzubinden und die Standseilbahn in ein neues Verkehrskonzept zu integrieren. „Es sind noch viele Punkte zu klären und es muss einen klaren Mehrwert für Meran haben.“
Die Politik habe es in den letzten Jahren verabsäumt, die Regelung des Verkehrs an die neuen Gegebenheiten anzupassen. „Man hatte schon viele Pläne zum Verkehrskonzept in der Schublade, aber es haben sich heute die Zeiten geändert und der Verkehr muss besser geregelt werden“, so die HGV-Ortsobfrau. Sie macht den Stillstand an einem Beispiel fest: „Während sich im Passeiertal der Tourismus sehr weiterentwickelt hat, hat sich an der Passeirerstraße außer der Entschärfung von ein paar Kurven seit 45 Jahren nichts geändert.“
 
 
Außerdem schließt sie es nicht aus, ein Ticketsystem wie in anderen touristischen Hotspots einzuführen. „Das ist auch in anderen schönen Ortschaften in Italien so, wie zum Beispiel bei der Costa Amalfitana. Man muss sich hier mehr Gedanken machen und sich mit Städteplanern und Architekten austauschen.“
Ein weiterer Kritikpunkt an der derzeitigen Verkehrssituation sei die Bahnanbindung: „Vor 35 Jahren gab es noch einen Direktzug von Hamburg nach Meran. Früher hatte die Bahn noch einen höheren Stellenwert als heute. Die Gäste konnten in Hamburg ihr Auto auf den Zug laden und mit dem Nachtzug nach Meran fahren“, so Hofer. „Dann hat die Politik die Bahn total vergessen. Und auch, dass jetzt Menschen vom Vinschgau kommend ab der Töll mit dem Bus nach Meran fahren müssen und die Bauarbeiten ins Stocken geraten sind, ist ein Desaster – auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt mit dem Schienenersatzdienst oder dem Auto fahren müssen.“
 
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Sigmund Kripp Do., 15.12.2022 - 19:12

Es wäre interessant zu erfahren, welcher Partei Frau Hofer nahe steht! Zumindest hat die an der Macht sich befindliche Partei in den letzten Jahrzehnten stets den Ausbau der Autostraßen gefördert (was Frau Hofer bzgl. Passeirerstrasse als zu wenig anmerkt) und den Ausbau des Zugverkehrs sträflich vernachlässigt. Alle Projekte zu einer Anbindung der Umlandgemeinden von Meran mit Trambahn, Standseilbahn, Bussen etc. wurden von der seit Jahrzehnten stets in der Stadtgregierung vertretenen SVP nicht oder nur marginal gewürdigt. Jetzt haben wir seit vielen Jahren einen Autoverkehrskollaps, der daraus resultiert, dass die Bewohnerinnen und Gäste der Umlandgemeinden per individuellem Auto in die Stadt Meran einpendeln und die vorhandenen Strassen damit blockieren. Ich sage nur Regenfreitag!! Das ist der Beweis, dass die Autostrassenpolitik noch NIE zu einer Verringerung des Autoverkehrs geführt hat! Man zeige mir das Gegenteil! Was wir brauchen, sind Verkehrssysteme, die den individuellen Autoverkehr stark verteuern und gleichzeitig öffentliche Transportsysteme errichten, die den Umstieg leicht machen und nicht zu einer Heldentat werden lassen!

Do., 15.12.2022 - 19:12 Permalink
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Winny Felderer Fr., 16.12.2022 - 02:45

Endlich!
Endlich meldet sich die Kurverwaltung.
Die KV muss bei so wichtigen Entscheidungen wie die Standseilbahn Meran-Tirol-Schenna unbedingt miteinbezogen werden.
Sie scheint im Moment die einzige öffentliche Institution zu sein, welche objektiv und wirkungsvoll die Interessen des MERANER Tourismus verfolgen kann.

Fr., 16.12.2022 - 02:45 Permalink
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Josef Fulterer Fr., 16.12.2022 - 06:07

Antwort auf von Winny Felderer

"Das Auto in Hamburg in den Zug laden, mit dem Nachtzug schön nach Meran reisen, um dort mit dem Auto bei der Verstopfung der Straßen dabei zu sein?"
Das darf doch nicht wahr sein ...!
Auffällig ist auch die Leitfertigkeit mit der die Staatlichen-Wiederaufbaufond-Gelder "mit wenig überlegten Mammut-Projekten verbraten werden," ohne die Folgekosten für Betrieb und Instandhaltung zu überlegen.
Mit einer einfachen nach Bedarf fahrenden kurzen Pendel-Seilbahn von der Passeirer-Straße und einer Ring-Buslinie vom Zug-Bahnhof, die auch für die anliegenden Bewohner nützlich ist, könnte das Problem Verkehrs-Verbindung-Schenna, optimal gelöst werden.

Fr., 16.12.2022 - 06:07 Permalink
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Sigmund Kripp Fr., 16.12.2022 - 08:48

Antwort auf von Winny Felderer

@Winny Felderer: Von wem wird denn die Kurverwaltung beschickt? Auf fb schreibst Du heute, "Das Problem ist der Overtourismus" er ist Schuld an den zu vielen Autos, und das hat sicher seine Berechtigung. Aber wer verursacht eigentlich den Overtourism? Die Bauern? Die Handwerker? Die Arbeiter und Angestellten? Oder doch vielleicht die Tourismuswirtschaft? Und ist es nicht diese, die die Kurverwaltung mit ihren Mitgliedern beschickt? Wie kann sie zur Lösung beitragen, wenn sie selbst Teil des Problems ist? Haben ihre Vorstandsmitglieder den Willen, die Stadt endlich vom individuellen KFZ zu befreien? Indem die Parkplätze auf heutigem Stand eingefroren und verteuert werden und indem die Öffis ausgebaut und noch besser vertaktet werden? Oder ist nicht gerade die Tourismuswirtschaft am größten Parkgaragenprojekt Merans selbst beteiligt? Und was sind Parkgaragen anderes als Automagneten?
Da sind soo viele Fragen!!

Fr., 16.12.2022 - 08:48 Permalink
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△rtim post Fr., 16.12.2022 - 09:38

Ich zumindest habe aus den Ausführungen Ingrid Hofers nicht entnehmen können, was für Lösungsansätze die Meraner Kurverwaltung dazu nun konkret erarbeitet hat. Auch nicht, was sich Ingrid Hofer für das Passeier vorstellt, außer die Staatsstraße im Passeiertal (SS 44) anzupassen und sicherer zu machen? Eine Schnellstraße längs der Passer - Tunnelung des Jaufen ...?
Würde wohl auch nicht mehr überraschen. Genau, warum verdient es eigentlich nur Merans mittelalterliche Altstadt, Zentrum, Küchelberg, Tappeiner mit viel Geldern kaputt gemacht zu werden?

Fr., 16.12.2022 - 09:38 Permalink
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Sigmund Kripp Do., 29.12.2022 - 10:33

Antwort auf von △rtim post

Ja, stimme zu: Die Gegner der Standseilbahn kritisieren diese zwar, aber es kommen herzlich wenig Alternativvorschläge auf den Tisch. Ich habe den Verdacht, deren Lösungsansatz beschränkt sich auf die Vergrößerung der Autostrukturen. Also Kurven besser gestalten, Tiefgaragen bauen, Autotunnels bauen. Alles, um den Verkehr "flüssiger" zu machen. Aber wenn er dann schneller und vermehrt fließt: Wo endet er dann? Wenn Wasser schnell und vermehrt fließt, gibt es meistens irgendwo eine Überschwemmung.......

Do., 29.12.2022 - 10:33 Permalink