Gesellschaft | Armut

3 Millionen brauchen Suppenküche

Die Folgen von Pandemie und Energiekrise treffen viele in Italien hart. Nun will Rom unverkaufte Lebensmittel großer Supermärkte an Einkommensschwache verteilen.
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Foto: Unsplash
Die italienische Regierung will auf Vorschlag des Partito Democratico (PD) eine Lebensmittelhilfe für bedürftige Menschen einführen und damit auch gegen die Verschwendung noch essbarer Produkte vorgehen. Denn einkommensschwache Familien sollen Lebensmittel und Getränke erhalten, die aus unverkauften Waren in großen Lebensmittelgeschäften ausgewählt und in Paketen gesammelt werden.
Südtirolweit entsorgt jede Person jährlich 27,5 Kilogramm Lebensmittel ungenutzt. In einem durchschnittlichen Haushalt in Italien landet aktuell wöchentlich mehr als ein halbes Kilo pro Kopf ungenutzt in der Tonne. Dabei entstehen laut einer 2019 durchgeführten Studie des deutschen Johann Heinrich von Thünen-Instituts 52 Prozent der Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten, 18 Prozent in der Verarbeitung, 14 Prozent in der Verpflegung außer Haus, 12 Prozent in der Primärproduktion und nur 4 Prozent im Handel.
 
 
Mit der neuen Maßnahme sollen „230.000 Tonnen unverkaufte Lebensmittel“ einem sinnvollen Nutzen zugeführt werden, betont PD-Abgeordneter Marco Furfaro, der zu den Initiatoren gehört. Die Maßnahme soll im Jahr 2023 mit 1,5 Millionen Euro und im Jahr 2024 mit 2 Millionen Euro finanziert werden. Das diesbezügliche Dekret werde das Arbeitsministerium innerhalb von 60 Tagen erarbeiten. Im ersten Jahr soll die Maßnahme zunächst in den Großstädten eingeführt werden.
Laut Censis über die soziale Lage ist der Bedarf groß: Im Jahr 2022 leben 9,4 Prozent der Bevölkerung in Italien in absoluter Armut, das sind 5,6 Millionen Italiener:innen, eine Million mehr als 2019. Dabei ist jede vierte Person von Armut oder Ausgrenzung bedroht. Diese Zunahme lässt sich vor allem auf die Folgen der Corona-Pandemie und die Energiekrise zurückführen. Viele Menschen verloren ihren Arbeitsplatz im Büro oder mussten ihre Geschäfte als Händler oder Handwerker schließen. Heute sind 600.000 Kinder, 337.000 ältere Menschen und insgesamt 3 Millionen Italiener:innen auf Suppenküchen oder Lebensmittelpakete angewiesen.
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Dietmar Nußbaumer Fr., 23.12.2022 - 19:46

Das sind die Folgen der freien Marktwirtschaft, bei der die richtig Reichen immer reicher werden auf Kosten aller anderen. Daher fände ich es sinnvoller, wenn viele mittlere und kleine Betriebe unterstützt würden, anstatt wenige große (diese allerdings halten sich die Lobbyisten in Brüssel, Rom, Berlin, Paris etc.).

Fr., 23.12.2022 - 19:46 Permalink
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Martin Aufderklamm Mo., 26.12.2022 - 17:52

Anstatt ordentliche Gehälter auf EU-Niveau zu bezahlen oder das Bürgereinkommen beizubehalten, wird so neue -auch politische - Abhängigkeit gefördert; aber auf jeden Fall besser, als dass Essen im Müll landet.
Von Frankreich kopiert?

Mo., 26.12.2022 - 17:52 Permalink