Politik | EU-Förderprogramm

Nachhaltigkeit, Tierwohl, Bürokratie

Der Strategieplan zur gemeinsamen EU-Agrarpolitik geht zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit und Tierwohl – allerdings beschert er auch ein Mehr an Bürokratie.
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Foto: LPA/Fabio Brucculeri
Die Verhandlungen über die Verteilung der Fördergelder im Landwirtschaftssektor sind abgeschlossen: Rund 325 Millionen Euro stehen für die 2. Säule des GAP, dem ländlichen Entwicklungsprogamm (ELR) zu Verfügung, die Fördermittel für die Direktzahlungen erhalten die Landwirte und Landwirtinnen direkt aus Brüssel. Maria Hochgruber Kuenzer, Landesrätin für Raum und Landschaft, und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler sprachen in ihrer heutigen (13. Februar) gemeinsamen Pressekonferenz über die Verwendung der Geldmittel und haben dabei die wichtigsten Neuerungen hervorgehoben
Mit 1. Jänner ist die neue GAP-Förderperiode in Kraft getreten, die zahlreichen Verhandlungen über die Aufteilung der Gelder während der vergangenen Monate gestalteten sich zäh, so Schuler. Die gemeinsame EU-Agrarpolitik verfolgte während der vergangenen Jahrzehnte einerseits das Ziel, flächendeckend die landwirtschaftliche Bewirtschaftung zu garantieren und andererseits die Preise für die Grundnahrungsmittel mithilfe von Subventionen erschwinglich bzw. niedrig zu halten. Wie Landesrat Schuler erklärte, sind diese Ziele erreicht worden. Dass ein durchschnittlicher Haushalt nur rund zehn bis zwölf Prozent des Einkommens für Lebensmittel aufwendet, zeige, in welchem Ausmaß die landwirtschaftliche Produktion unterstützt werde.
 
 
 
 
 
Im Vergleich zur vergangenen Förderperiode wird zum einen mehr auf Nachhaltigkeit und Tierwohl gesetzt, zum anderen sollen die Fördermittel von den großen Betrieben auf die kleinen umgeschichtet werden. Die Erwartungen und Hoffnungen, dass mit der neuen Förderperiode auch ein Bürokratieabbau einhergeht, bremste der Landwirtschaftsrat allerdings mit den Worten: „Das Gegenteil wird der Fall sein.“ Je mehr Leistungen an eine bestimmte Maßnahme geknüpft würden, umso höher seien auch die Herausforderung, diese zu dokumentieren. Gerade bei EU-Mitteln sei das Einrichten bestimmter Kontrollmechanismen sehr aufwendig. Wie Landesrat Schuler betonte, sei in der neuen Förderungsperiode die Versorgungssicherheit zu kurz gekommen. „Europa produziert heute deutlich weniger Lebensmittel als konsumiert werden. In Italien beispielsweise liegt der Versorgungsgrad bei rund 80 Prozent“, so Schuler, der auf die Gefahr durch Konflikte und Krisen hinwies.
„Im Fokus der Förderungen steht die Berglandwirtschaft“, erklärte der Landwirtschaftslandesrat. Diese habe nicht nur eine wichtige Funktion hinsichtlich der Produktion regionaler Lebensmittel, sondern bringe einen Mehrfachnutzen für die Kulturlandschaft, was wiederum der Artenvielfalt wie auch dem Tourismus zugute komme. Die Förderung der Berglandwirtschaft trage wesentlich dazu bei, das Südtiroler Landschaftsbild zu erhalten.
 
 

„Alles ist Landschaft, alles ist wertvoll“

 
„Es geht in die richtige Richtung“, so Landesrätin Hochgruber Kuenzer, die auf die Förderung für die Landschaftspflege in Höhe von 16 Millionen Euro einging. Diese betreffen die Natura-2000 Gebiete, die seit 1992 in Südtirol umgesetzt werden und dem Erhalt der Lebensräume und der Artenvielfalt dienen. In Anspruch genommen werden können die Landschaftspflegeprämie für eine extensive Bewirtschaftung und Pflege der Natura-2000-Gebiete und Investionen für die Aufwertung von Natura-2000-Gebieten. „Die Natur lässt sich nicht abgrenzen“, erklärte Hochgruber Kuenzer. Zwar versuche der Mensch, Grenzen zu ziehen und Schutz-Gebiete abzugrenzen, in der Realität seien die Übergänge in der Landschaft jedoch fließend. Deshalb soll den landwirtschaftlichen Flächen zukünftig auch außerhalb der Natura-2000-Gebiete ein Schutz zukommen, womit die bisherige Regelung, dass für die Flächen außerhalb des Schutzgebietes nur 50 Prozent des Förderbeitrages gewährt wird, aufgegeben wird.
 
 
 
 
Wenn die Flächen außerhalb der Natura-2000-Gebiete die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, kann die Förderung in vollem Umfang gewährt werden. Alle Kategorien wie Magerwiesen, Niedermoorwiesen oder artenreiche Bergwiesen, die bisher bereits geschützt waren, werden auch zukünftig geschützt. Rund 5.500 Hektar dieser Flächen werden extensiv genutzt und von rund 2.000 Personen bewirtschaftet. „Diese Maßnahme kommt unserer Philosophie ‚Alles ist Landschaft, alles ist wertvoll‘ sehr entgegen“, so die Landesrätin, die betonte, dass man sich nicht hinter Schutzgebieten verstecken sollte mit dem Argument, dass bereits ausreichend Schutz vorhanden sei. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Landschaft schützen kann, ohne einen Schutz-Status dafür zu definieren“, so Hochgruber Kuenzer.
 
 
 
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Karel Hyperion Mo., 13.02.2023 - 22:05

Wieviel Spritzmittel man wohl mit 325 Mio. Euro kaufen kann? Aber Scherz beiseite: mich würde interessieren, wie weit die Landwirtschaft in Südtirol den konkreten Lebensmittelbedarf abdeckt, wie sehr sie insgesamt gefördert wird (auch indirekt mittels Steuererleichterungen) und was uns somit am Ende die „Landschaftspflege“ effektiv kostet.

Mo., 13.02.2023 - 22:05 Permalink
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Josef Fulterer Di., 14.02.2023 - 06:37

Antwort auf von Karel Hyperion

Das Bauern-Beglückungs-Paar Kuenzner und Schuler ist dabei, "den Bauern mit noch mehr lästigen Bürokratie-Kram (wird sicher auch von den 325 Mio. € mit Stundenlöhnen gestrickt, für die Bauern mehr als einen Tag arbeiten müssen) die Freude am Beruf zu verleiden" und "die Landschafts-Schutz-Fürsorge der Kuenznerin" wird ein ähnliches Ende nehmen, wie die Politiker-Pensions-Reform der Thaler Rosa. (Auf der Seiser Alm sprießen die Wochenend-Ferien-Villen mit Stadel-Kubatur, wie die Pilze bei Regenwetter!)

Di., 14.02.2023 - 06:37 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Di., 14.02.2023 - 08:23

Herr Schuler und Frau Hochgruber Kuenzer,12% ???? Ich kann nur noch LACHEN! Verblödelung in Südtirol.Die Fakten sind ganz andere und das wisst ihr .Svp ,wie üblich!

Di., 14.02.2023 - 08:23 Permalink