Wirtschaft | Recycling

Die Zahlen zu Elektroschrott

Elektrische Altgeräte bergen viele, wertvolle Rohstoffe. Das Recycling-Ziel der EU ist aber auch in Südtirol noch lange nicht erreicht – mit Ausnahme von Sterzing.
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Foto: LPA / Fabio Brucculeri
Es ist die Abfallart, die EU-weit am stärksten zunimmt: Handys, Kühlschränke, Flachbildschirme oder der Wasserkocher sind recycelbar. Die von der EU angestrebte Sammelquote von 65 Prozent ist allerdings auch in Südtirol noch lange nicht erreicht – mit Ausnahme von Sterzing. Das zeigen die neuesten Daten zu den gesammelten Elektro- und Elektronikaltgeräten, die von dem italienischen Koordinationszentrum für WEE (waste electrical and electronic equipment / Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Abfälle) jährlich pro Region veröffentlicht werden.
Die Sammelquote hierzulande liegt mit 6,04 Kilogramm pro Kopf knapp unter dem nationalen Durchschnitt von 6,12 Kilogramm, während im Trentino 9,32 Kilogramm pro Kopf anfallen. Diese Daten haben heute (20. März) Umweltlandesrat Giuliano Vettorato und der WEE-Generaldirektor Fabrizio Longoni im Palais Widmann in Bozen vorgestellt.
Laut dem aktuellen WEE-Jahresbericht wurden in der Region Trentino-Südtirol im Jahr 2022 8.260 Tonnen Elektroabfälle gesammelt. Wie Longoni betont, haben die beiden Provinzen Bozen und Trient eine ähnlich hohe Bevölkerungszahl, in Südtirol leben knapp 533.000, im Trentino mehr als 542.000 Menschen. Die Zahlen zum Elektronikabfall weichen aber stark voneinander ab: In der Provinz Bozen fielen 3.219 Tonnen an, das entspricht einer regionalen Quote von 39 Prozent, im Trentino sind es mit 5.041 Tonnen 61 Prozent.
 
 
Auf der Ebene der einzelnen Abfallarten, in denen Elektroschrott gesammelt und aufgeteilt wird, sind die größten Sammelmengen in der Provinz Bozen mit 1.132 Tonnen Unterhaltungselektronik und kleine Haushaltsgeräte. An zweiter Stelle stehen mit 899 Tonnen Waschmaschinen, Geschirrspülmaschinen, Kochgeräte, Elektroherde und Kochplatten, gefolgt von der Kategorie „Kälte und Klima“ wie Kühlschränke und Klimaanlagen mit 678 Tonnen. Fernsehgeräte und Geräte mit Bildschirmen wurden 486 Tonnen gesammelt, während 25 Tonnen Leuchtmittel anfielen.
Die EU schreibt vor, dass 65 Prozent der in Umlauf gebrachten Geräte wieder eingesammelt werden sollen, um richtig recycelt werden zu können. Schließlich ist Elektroschrott der am stärksten zunehmende Abfall in der EU, allerdings werden in den Mitgliedsländern nur weniger als 40 Prozent recycelt. „Es gibt noch Verbesserungsbedarf“, betont WEE-Generaldirektor Longoni.
Die gesammelten Elektro- und Elektronikaltgeräte bestehen aus einer Vielzahl an Bestandteilen, die zurückgewonnen werden können. „Das Recycling ist nicht so einfach wie bei Glas, Papier, Plastik oder Holz. Es ist trotzdem wirtschaftlich interessant, die eingesetzten Materialien wiederzuverwerten. Aber es braucht dafür Technologien und es steht eine ganze Industrie dahinter“, erklärt Longoni. „Es ist technisch sehr banal, ein Handy herzustellen. Die Rückgewinnung der eingesetzten Materialien ist hingegen sehr kompliziert. Aber die Industrie dafür gibt es, sei es in Italien als auch in Europa.“
 

Sammelquote erhöhen

 
Bei der Betrachtung der Daten zum gesammelten Elektroschrott in Südtirol fällt vor allem die Gemeinde Sterzing ins Auge: „Das Beispiel von Sterzing ist besonders interessant, denn mit einer Pro-Kopf-Sammlung von fast 17 Kilogramm pro Einwohner hat diese Gemeinde ein Potenzial mit einer maximalen Wertschöpfung von fast 17.000 Euro", erklärt Longoni und weist auf das Anreizsystem hin, das jedes Jahr die vorbildlichsten Gemeinden italienweit belohnt. „Diese Daten zeigen, wie wichtig es ist, die gesammelten Abfallmengen zu erhöhen und dass sich das auch wirtschaftlich lohnt“, so Longoni.
Die meisten Elektro- und Elektronikaltgeräte werden über die Recyclinghöfe der Gemeinden gesammelt, dabei hätte auch der Einzelhandel die gesetzliche Pflicht, Altgeräte entgegenzunehmen. 86,5 Prozent der regionalen Sammlung erfolgt in den kommunalen Sammelstellen, während 13,5 Prozent vom Einzelhandel gesammelt werden.  
 
 
In der Provinz Bozen ist diese Diskrepanz noch größer: Der Elektroschrott wird fast ausschließlich zu den Sammelstellen gebracht und nur 5 Prozent der Mengen werden über den Einzelhandel entsorgt. „Unsere Daten zeigen, dass in Südtirol insbesondere die Sammelstellen auf Gemeindeebene und die kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen an der Sammlung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten beteiligt sind. Sie sammelten zusammen 51 Prozent der Gesamtmenge“, so Longoni.
Laut Longoni brauche es in Südtirol mehr Einsatz in der Privatwirtschaft, um vor allem große und schwere Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Kochherde fachgerecht zu entsorgen: „In der Provinz Bozen braucht es einen besseren Umgang mit schweren Elektrogeräten, hier ist die Provinz Trient viel effizienter. Wenn eine neue Waschmaschine geliefert wird, müsste die alte eigentlich kostenlos mitgenommen werden. Das funktioniert noch nicht so gut. Einzelhändler vermeiden diese Arbeit, weil sie denken, dass sie nicht dafür zuständig sind.“
Tatsächlich aber sind Hersteller, Händler oder Verkäufer von Elektro- und Elektronikgeräten laut der WEE-Richtlinie 2012/19/EU dazu verpflichtet, „einen Beitrag zur ordnungsgemäßen Beseitigung und Behandlung von Altgeräten“ zu leisten.
Um den Sammelanteil von Elektroschrott darüber hinaus zu erhöhen, will das italienische Koordinationszentrum WEE in Zukunft verstärkt auf Kommunikation und kleinere Sammelstellen an viel besuchten Orten wie Schulen setzen.
 
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Profil für Benutzer Johannes Engl
Johannes Engl Mo., 20.03.2023 - 20:04

Das könnte heißen: es werden höherwertige Geräte gekauft und die Geräte werden in Südtirol länger genutzt, oder es gibt einen regeren second-hand Markt. Dass größere Geräte irgendwo in der Natur entsorgt werden, ist für Südtirol eher auszuschließen - bis auf wenige Ausnahmen vielleicht.
Grundsätzlich ist eine höhere Recyclingquote erstrebenswert, eine höhere Abfallquote allerdings nicht.
Welche Aussagekraft hat somit dieser Artikel nun wirklich?

Mo., 20.03.2023 - 20:04 Permalink