Gesellschaft | Bildung

Ethnische Schule oder inklusive Schule?

Die Polemik um die Sprachkenntnisse für den Besuch von Schulen deutscher Sprache nimmt kein Ende!
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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So wie die Apfelblüte der Erntezeit im Herbst vorausgeht, wird in unserem Land die Polemik um die Sprachkenntnisse, die für den Besuch von Schulen deutscher Sprache unabdingbar sind, entfacht, um dann die Ernte mit den Landtagswahlen im Herbst einzufahren.

Wir können den rechtmäßigen Anspruch der Sprachgruppen auf kulturelle Autonomie und auf Schutz der Muttersprache, welche eben in der Institution Schule gepflegt und gefördert wird, nachvollziehen und verstehen. Wir unterschätzen auch die historisch gewachsenen Befürchtungen der Minderheiten vor einer Assimilierung nicht.

Denjenigen aber, die immer aufs Neue Alarm schlagen, möchten wir folgende Frage stellen: sind Sie wirklich davon überzeugt, dass allein eine ethnisch homogene Schule das Erlernen der Muttersprache und die kulturelle Bildung ermöglicht? Eine Schule, welche allen anderen den Zutritt verwehrt? Wäre es nicht an der Zeit davon Kenntnis zu nehmen, dass ein solches Schulmodell nicht nur anachronistisch, sondern auch kontraproduktiv ist?

Die Südtiroler Realität des 21. Jahrhunderts stellt uns vor völlig neue Herausforderungen.

Wenn, wie es unsere Verfassung festschreibt, die Schule allen offensteht, muss sich auch das gesellschaftliche System, inklusiv dem Schulsystem der Herausforderung stellen, dass Kinder und Jugendliche in jedem Alter bei uns eintreffen können, ohne Italienisch oder Deutsch zu sprechen, weil sie nur Urdu, Chinesisch, Slowakisch oder Wolof sprechen – einige der Sprachen, die man immer wieder im Bus und auf den Straßen hören kann.

Die Erfahrung vieler Schulen deutscher und italienischer Sprache, aber auch der vielen Projekte zweisprachiger Schulen zeigt uns, dass das Erlernen einer Sprache eine pädagogische und didaktische Aufgabe ist – die ureigenste Aufgabe der Lehrerinnen. In unseren Schulen gibt es schon LehrerInnen mit geeigneter Qualifikation und Erfahrung: damit sind nicht nur die LehrerInnen der Zweitsprache gemeint (Sprachlehrpersonen, die einen Spezialisierungslehrgang für den Unterricht in den jeweils anderssprachigen Schulen in Südtirol durchlaufen haben), sondern auch die LehrerInnen der Sprachförderung für Deutsch bzw. Italienisch als Zweitsprache für SchülerInnen, die nicht deutscher oder italienischer Muttersprache sind. Hinzu kommen die LehrerInnen, die eine Ausbildung in der CLIL-Methodik erhalten haben, die Kopräsenz von LehrerInnen verschiedener Muttersprachen und schließlich der Schüler- und der LehrerInnenaustausch zwischen den Schulen unterschiedlicher Sprache.

Wir wissen, da wir selbst die Erfahrungen machen konnten, dass das Unterrichten von SchülerInnen, die der Unterrichtssprache kaum mächtig sind, uns mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Es handelt sich um eine große Herausforderung für das Personal, die betroffenen SchülerInnen selbst und auch für den Rest der Klasse.

Wenn es in gewissen Gemeinden, Stadtvierteln oder Schulen mehr SchülerInnen gibt, die einer sprachlichen Unterstützung bedürfen, müssen die Ressourcen dem Bedarf angepasst werden: wir fordern deshalb nachdrücklich zusätzlich Lehrkräfte und mehr Hilfsmittel. Wir sind davon überzeugt, dass der Einsatz der Schulen diesbezüglich schon vorhanden ist und dass sie von der Politik Unterstützung auf diesem Weg erwarten, nicht etwa einen Aufruf zur Ausgrenzung und des Ignorierens dieses Problems.

Grundsätzlich ist es jedoch fraglich, ob das Fundament, auf dem unsere Schule seit 1946 steht und dessen Grundsätze 1972 weiter ausgeweitet wurden, noch den Herausforderungen der heutigen Situation gewachsen ist. Wir haben in den ladinischen Tälern eine mehrsprachige Schule und in den anderen Gebieten Schulen der italienischen Sprache und der deutschen Sprache, die miteinander in Wettbewerb stehen.

Wie kann dieses System der neuen Herausforderung, der Migration, und der immer größer werdenden Nachfrage nach mehrsprachigen Unterricht gerecht werden?  Wie lange noch wird man eine Schule verbieten können, die nicht auf dem ethnischen Kriterium baut? – eine Schule nach dem Modell der Europäischen Schule mit Immersion (wie es sie seit Anfang der 1950er Jahre in verschiedenen Staaten gibt), eine ladinische Schule auch außerhalb der ladinischen Tälern, eine paritätische zweisprachige Schule?

Wir sollten es nicht den Privatschulen überlassen, dem Bedarf nach Mehrsprachigkeit im Unterricht nachzukommen.

Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft GBW/FLC im AGB/CGIL

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Simonetta Lucchi Di., 25.04.2023 - 10:59

Se anche i sindacati avessero minimamente sostenuto i docenti CLIL nelle scuole, adesso non saremmo a questo punto. Se si proponessero modelli che si conoscono - mai visto nessuno in visita nelle scuole ladine - ancora meglio.
Per evitare ulteriori danni.

Di., 25.04.2023 - 10:59 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 25.04.2023 - 11:42

Antwort auf von Simonetta Lucchi

In der Anfangszeit von Salto habe ich einige Beiträge onlin gestellt, darunter auch zwei Beiträge, die auf meiner Erfahrung und Sicht als Berufsberater entstanden sind und sich mit der ladinischen zwei- bzw. dreisprachigen Schule befassen. Diese beiden Beiträge wurden aber kaum oder nicht kommentiert. Wahrscheinlich weil das Problem in der Gesellschaft und auch bei den Usern noch nicht aktuell war.
https://www.salto.bz/de/node/1690; https://www.salto.bz/de/article/06062013/zweisprachige-schule-fuer-und-…;

Di., 25.04.2023 - 11:42 Permalink
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Simonetta Lucchi Di., 25.04.2023 - 12:37

Antwort auf von Sepp.Bacher

Sig. Bacher
Purtroppo non riesco a leggere i Suoi articoli, mi spiace perché mi interesserebbero. Seguo attivamente Salto da poco. Come docente di ruolo nella scuola ladina dal 1998 e rappresentante sindacale della stessa più volte ho detto e scritto dell'opportunità di conoscere questo sistema in realtà piuttosto poco noto. Per questo tutto questo proporre al momento mi stupisce molto.
Parte della popolazione chiede da decenni una scuola plurilingue, forse la questione è altra.

Di., 25.04.2023 - 12:37 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 25.04.2023 - 13:43

Antwort auf von Simonetta Lucchi

Dass Sie keinen Zugriff zu meinen Artikeln haben, ist die Folge, dass Sie keine S+Userin sind. Wenn Sie pro Jahr 60 Euro bezahlen, erhalten Sie Salto+ und können uneingeschränkt alle Beiträge - auch die "historischen" - lesen. Gleichzeitig unerstützen Sie Salto, die Unterstützung gut gebrauchen können.

Di., 25.04.2023 - 13:43 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 26.04.2023 - 07:00

Antwort auf von Simonetta Lucchi

Die Ladiner haben "den Zelger-schen Braten bereits 1945 gerochen" und ein eigens Schulamt verlangt, mit sie ihre drei Sprachen unterrichten können.
Um die Verständigungs-Probleme in den Schul-Klassen zu vermeiden, müssen die Migranten-Kinder mit Sprachkursen vor dem regulären Schulbesuch, für mindestens eine, aber noch besser für beide Landessprachen vorbereitet werden.
Die Eltern könnten mit dem unentgeltlichen "Ich gebe mein Deutsch (Italienisch) weiter" des italienischen Kultur-Assessorates, beim Erlernen der Landessprachen unterstützt werden.

Mi., 26.04.2023 - 07:00 Permalink
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Simonetta Lucchi Mi., 26.04.2023 - 20:07

Antwort auf von Josef Fulterer

Sarei interessata a sapere in effetti come occorre comportarsi nelle scuole ladine, visto che la maggior parte degli studenti sono di madrelingua tedesca,in parte ladina, e in parte più piccola italiana. Occorrerà fare gli esami di tedesco ai ragazzi che vengono dalla val Venosta e val Pusteria, e quelli di italiano a quelli di madrelingua italiana? Chiederei ai sindacati se si è presa una decisione in merito. Anche sarebbe interessante sapere chi farà parte delle commissioni di accertamento e come saranno costituite le prove.

Mi., 26.04.2023 - 20:07 Permalink
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Simonetta Lucchi Mi., 26.04.2023 - 23:42

Antwort auf von Josef Fulterer

Sig. Fulterer
Il problema della lingua c'è per i migranti ma anche per i locali. Le scuole ladine sono sì autonome ma per lungo tempo la gran parte delle discipline era insegnata in lingua italiana e ben poche ore erano in tedesco. Il ladino, sempre due ore. Negli ultimi anni il livello dell'italiano molto calato in val Gardena, l'inverso in val Badia. Che fare? Mettere anche lì test di accesso? Questo sarà un problema da affrontare. E altro problema la grave carenza di insegnanti laureati, soprattutto in scuole tedesche e ladine, non possiamo continuare a ignorare la situazione. Io credo che tante cose siano ancora da discutere seriamente.

Mi., 26.04.2023 - 23:42 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 26.04.2023 - 09:10

Antwort auf von Simonetta Lucchi

Bei Salto zeigt sich diesbezüglich ein unverständlichen Phenomen: die meisten, die viel kommentiere und auch Beiträge schreiben, bezahlen diesen Solidaritätspreis nicht. Sie nutzen das Medium häufig bis exzessiv, die finanzielle Situation von Salto ist ihnen anscheineend gleichgültig.
Andererseits sind jene, welche den Beitrag bezahlen, beim Kommentieren und Schreiben gar nicht so aktiv. Ich finde keine Erklärung drauf?!

Mi., 26.04.2023 - 09:10 Permalink
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Josef Fulterer Do., 27.04.2023 - 06:05

Antwort auf von Dietmar Nußbaumer

Die Sprache ist die Grundvoraussetzung für die Verständigung zwischen den Menschen.
An den Nahtstellen von 2 Sprachen ist die Kenntnis beider Sprachen, eine solide Voraussetzung dafür.
Leider hatten "bei der DEUTSCHEN-RECHT-SCHREIB-REFORM und bei der Reform von der Reform," nur die in den Eigenheiten verliebten Wissenschaftler das SAGEN.
Die Folge, immer weniger "wirklich FEHLER-freie Texte in Deutsch ...

Do., 27.04.2023 - 06:05 Permalink