Politik | SVP

Schwarzer Rauch

Der SVP-Parteiausschuss hat die zwei Frauenplätze noch leer gelassen. Inzwischen gibt es einen neuen Namen. Die Listenspitze steht: Waltraud Deeg hat sich durchgesetzt.
SVP-Sitz
Foto: Othmar Seehauser
„Es war wirklich ein positives und angenehmes Klima“, sagt eine Sitzungsteilnehmerin. Am Freitagmittag traf sich der SVP-Parteiausschuss, um die 35köpfige SVP-Landesliste zu nominieren. Im Vorfeld war man davon ausgegangen, dass es zu harten Auseinandersetzungen kommen könnte. Doch am Ende lief alles glatt. Nach zwei Stunden hatte man fast einstimmig, mehrere Entscheidung gefasst. Der wichtigste Punkt: 33 Kandidatinnen und Kandidaten wurden fix für die Landtagsliste nominiert. Zwei Plätze hat man für zwei Kandidatinnen noch frei gelassen. Sie sollen nachnominiert werden. Aber in enger Absprache mit den SVP-Bezirken aus denen sie stammen.
 

Kirchturmdenken

 
25 Kandidatinnen und Kandidaten für die SVP-Landtagsliste wurden bereits in den vergangenen Wochen von den SVP-Bezirken und Organisationen für die Landtagsliste nominiert. Dazu kommen noch 8 Starterinnen und Starter, die über die sogenannte 10er Liste, die von SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher zusammengestellt wird, auf die SVP-Landtagsliste kommen.
 
 
 
Um den gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterproporz einzuhalten, müssen die letzten beiden freien Plätze von Frauen besetzt werden. „Wir haben genug mögliche Interessentinnen“, erklärte SVP-Frauenchefin Renate Gebhard auf der Sitzung am Freitag.
Das eigentliche Problem ist das Kirchturmdenken unterm Edelweiß. Jeder Bezirk und jede Parteirichtung versuchen auf der einen Seite möglichst wenige Kandidaten und Kandidatinnen aufzustellen, damit sich die Stimmen auf diese konzentrieren und nicht verstreut werden. Gleichzeitig aber will man auf der anderen Seite den Konkurrenten möglichst viele Kandidatinnen aufdrücken, um die eigenen Chancen zu erhöhen.
Es geht nicht mehr darum die besten Kandidatinnen zu finden, sondern zwei Frauen, die am besten ins das Planspiel der Edelweiß-Strategen passen.
Konkret heißt das: Es geht nicht mehr darum die besten Kandidatinnen zu finden, sondern zwei Frauen, die am besten ins das Planspiel der Edelweiß-Strategen passen.
 

Tschermser Nein


Seit langem jammert vor allem der SVP-Bezirk Pustertal, dass man zu viele Kandidaten und Kandidatinnen habe. Der mächtige Bezirk hat deshalb offen gefordert, dass eine der noch ausstehenden Frauen aus dem Burggrafenamt kommen muss. Dort - so die Interpretation von Bezirksobmann Meinhard Durnwalder & Co - wären zu wenige Kandidaten.
In den vergangenen Tagen schien diese Frau auch gefunden. Astrid Kuprian, Bürgermeisterin von Tscherms wurde vor allem von der Tageszeitung Dolomiten bereits als Landtagskandidatin gehandelt.
 
Kuprian, Astrid
Tschermser Bürgermeisterin Astrid Kuprian: Absage per WhatsApp.
 
 
Doch Kuprian sagte nach reiflicher Überlegung am Donnerstag ab. In einer WhatsApp an die SVP-Frauen begründet die Bürgermeisterin ihre Entscheidung so:
 
„Liebe Frauen, ihr kennt mich, ich bin bereits mein halbes Leben für die Partei aktiv (ehrenamtlich, hauptamtlich und nun als Bürgermeisterin) und war und bin stets mit Herzblut und großem Einsatz dabei. Meine Entscheidung nach der Nominierung aus dem Bezirk nun auch jene durch den LH/PO abzulehnen ist mir alles andere als leicht gefallen und ich weiß, dass ich damit auch einige Erwartungen & Unterstützung zahlreicher Frauen & Männer enttäusche. Mein Fokus liegt derzeit auf meiner Familie, meinem Unternehmen und meiner Gemeinde.“
 
Damit muss man sich neu auf die Suche machen.
 

Unterlandler Zwist

 
Kurz vor der Sitzung des SVP-Parteiausschusses wurde aber über die Medien eine mögliche Kandidatur von Heidrun Goller bekannt. Die 55jährige Margreiderin Heidrun Goller, Vorsitzende des Landesbeirats der Eltern und der KVW-Frauen will auf der SVP-Liste antreten. Sie wurde laut eigener Aussage vom Landeshauptmann und SVP-Obmann gefragt.  „Ich trete zu 90 Prozent an“, sagte Heidrun Goller am Donnerstag zur Dolomiten.
Dass der SVP-Ausschuss sie einen Tag später nicht nominiert hat, dürfte auch daran liegen, dass der bereits designierte Unterlander SVP-Kandidat auf die Barrikaden steigt. Der SVP-Bezirk Unterland, nach dem Wipptal der kleinste Bezirk, tut sich schwer aus eigenen Kraft einen Vertreter in den Landtag zu bringen. Mit zwei Kandidaten auf die Liste wird dieses Unterfangen noch schwieriger. Deshalb hat Manfred Mayr gedroht, seine Kandidatur zurückzuziehen.
 
samantha_endrizzi.jpg
Salurner Arbeitnehmerin Samantha Endrizzi: Tritt Sie auf der Landtagsliste an?
 
 
Dass man Goller aber am Freitag nicht nominiert hat, dürfte aber auch noch einen anderen Grund haben. Nach Information von Salto.bz ist eine zweite vielversprechende Kandidatin aus dem Unterland ernsthaft im Gespräch: Samantha Endrizzi. Die Geschäftsführerin des Katholischen Familienverbandes ist SVP-Gemeindereferentin in Salurn. Endrizzi ist stellvertretende Vorsitzende des ArbeitnehmerInnen-Bezirksausschuss Unterland und sitzt damit auch im Landessozialausschuss.
Sollte die Salurner Kommunalpolitikerin wirklich antreten, könnte sich das Stechen mit Manfred Mayr wiederholen. Denn Samantha Endrizzi war bereits im vergangenen August als mögliche SVP-Senatskandidatin für das Unterland im Gespräch gewesen. Mancher unterm Edelweiß wollte mit Endrizzi eine Kandidatur von Julia Unterberger verhindern. Am Ende setzte sich aber Manfred Mayr durch.
 

Deeg vor Tröger

 
Der Parteiausschuss hat aber die definitive Reihenfolge der 33 Kandidatinnen und Kandidaten beschlossen. Das Spitzentrio war dabei längst klar. Arno Kompatscher wird die SVP-Liste als Spitzenkandidat anführen, dahinter auf den Plätzen SVP-Obmann Philipp Achammer (2) und der Kandidat der SVP-Ladina Daniel Afreider (3).
Umstritten aber waren die Plätze 4 und 5. Klar ist, dass beide Listenplätze von Frauen und den beiden amtierenden Obmann-Stellvertreterinnen besetzt werden sollen. Umstritten war bis zuletzt aber die Reihenfolge. Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg beansprucht den vierten Listenplatz für sich. Weil aber bei der Obmannstellvertreter-Wahl im vergangenen September Neueinsteigerin Verena Tröger mit 55,6 Prozent der Stimmen, Deeg mit 38,7 Prozent deutlich hinter sich gelassen hat, wurden innerhalb der SVP-Frauen Stimmen laut, dass man der Laaser Bürgermeisterin den Vorzug geben solle.
 
 
 
Bei den SVP-Frauen kam es so zu einer Art Kampfabstimmung. „Es war eine kontroverse Diskussion“, sagt am Freitag Vorsitzende Renate Gebhard im Parteiausschuss offen, „aber am Ende hat sich mehrheitlich Waltraud Deeg durchgesetzt“. Die Pusterer Landesrätin wird so Platz 4 auf der SVP-Liste einnehmen. Verena Tröger wird auf dem fünften Listenplatz kandidieren.
Dahinter folgen die 30 weiteren Kandidatinnen und Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge. Von Thomas Aichner bis Luis Walcher. Die zwei Frauen sollen dann nachträglich dort eingereiht werden.