Politik | Eiertreter*in

Der, dessen Name ich niemals nenne

„Auf diese Art geht die Welt zugrund. Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer.“ Besser als T. S. Eliot im Gedicht „Die hohlen Männer“ kann man es nicht sagen. Also ich nicht.
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SVP-Sitz
Foto: Othmar Seehauser

Ich habe mich lange dagegen gewehrt dieses Interview anzusehen. Mit dem Landesrat für heiße Luft und Schaumschlägerein. Davon wurde er nämlich nie zurückgetreten. Wie wurde er im Podcast „Freunde im Edelweiss/Notizen aus der Provinz“ dieses Portals unter der Wahrnehmungsgrenze  tituliert: „… genialste Netzwerker der Südtiroler Politik“? Offengestanden mochte ich dem Netzwerker nicht beim Striptease seines gekränkten Egos zusehen. Dieser Mensch verursacht mir nämlich physisches Unwohlsein; kriege ich sofort rote Pusteln im Gesicht, wenn ich nur an ihn denke. Wenn in einer x-beliebigen Tischrunde zufällig das Stichwort „schmieriger Politiker“ fällt, erscheint als erstens sein Gesicht vor meinem geistigen Auge. Woran das wohl liegen mag? Haben Sie eine Erklärung dafür? Nichtsdestotrotz muss ich neidlos zugestehen, dass seit den letzten denkwürdigen Auftritten im Frühjahr 2022 ein Qualitätssprung bemerkbar war: Der Rai-Mensch durfte sogar Fragen stellen.
Aber als die Mutterpartei am letzten Freitag ihre Kandidaten vorgestellt hat und er auf dem Gruppenfoto tatsächlich nicht dabei war, gab mir das schon zu denken. Also ich hoffe, er besinnt sich rechtzeitig und tritt mit seiner eigenen Liste an. Obwohl: Zwei Plätze auf der 10er-Liste der Mutterpartei sollen ja mit Quoten-Frauen aufgefüllt werden. Zwei Frauen ersetzt so ein potenter Mann locker. Denn: Wir brauchen ihn, ich brauche ihn. An wem bitteschön soll ich mich ab Herbst 2023 abarbeiten, wenn man ihm das Spielzeug der Macht nimmt? Gut, er könnte sich einreihen in die Riege der unappetitlichen Polit-Rentner mit ihren Rentenvorschüssen und Pensionsansprüchen. Aber der, dessen Name ich niemals nenne, ist doch so ein Macher. Der hat noch Dinge zu tun. Könnte in die Wirtschaft wechseln und zeigen, dass er nicht nur Geld ausgeben kann, sondern eines verdienen. Allerdings - in einem Land, wo der Horizont schon durch die Berge begrenzt ist, überträgt sich das auf alles andere: Das mit dem engen Horizont meine ich. Da kannst du keinen ausgemusterten Politiker bei Gazprom oder der Deutschen Bahn entsorgen. Da reicht es allenfalls zum SAD-Berater.
Hat der Macher eigentlich Kinder gemacht? Dann könnte er vorschieben, dass er seine 9.000 Euro Polit-Rente braucht, weil er zu Hause eine junge Frau samt Kind hat und dann dem „Wirtschaftstisch“ vorstehen - weil dem „Sozialtisch“ seht schon der andere mit junger Frau samt Kind vor. Da fällt mir ein, der Bua vom Oskar müsste doch mittlerweile auch schon ein erwachsener Laggl sein? Der Rentenskandal ist ja schon zehn Jahre her. Ja, ja. Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große (Geld)sorgen. Der Oskar hat mein ganzes Mitgefühl.

Beruf

Moooment! Wenn du vor dem Einstieg in die Politik einen Brotjob hattest, kannst du dorthin zurück. So wie das Michelin-Männchen zu Michls Medienkrake zurückgekehrt ist und jetzt sein Gesicht in die Kamera halten darf, wenn man seinen zwei Chefs ans Bein prunzt. Wo hat der, dessen Name ich niemals nenne, vor seiner Politikkarriere gebugglt? Finanzlöcher gerissen, bevor man ihm unsinnigerweise unser Steuergeld überlassen hat? Ich glaube Parteisekretär und Wahlkampfmanager zählen noch als politisches Amt. Wo hat der, dessen … Bauernbund! Klar, Chef der Subventionsschmarotzer!
Hmmm! Bauernbunddirektor ist auf jeden Fall ein politisches Amt und dort wird auch nur öffentliches Fördergeld verschleudert. Kann es sein, dass der „Mann der Wirtschaft“, nie in der wirklichen Wirtschaft gearbeitet hat? Da siehst du mal wie weit Anspruch und Wirklichkeit zuweilen auseinander klaffen. Kann man unter Wahrnehmungsstörung abbuchen. Im Fernsehinterview hat er sich ja auch bitter darüber beklagt, dass es der Mutterpartei heute an Dialektik fehle, dass einfach von oben herab durchregiert werden würde. Stimmt. Unter Landesfürst Luis I. waren Entscheidungsprozesse viel basisdemokratischer. Wie die Karner wurde da gestritten, aber dann hat der Vorbestrafte aus Pfalzen etwas vorgeschlagen und der Rest vom Haufen brav die Hand gehoben. Heute muss man mit harter Hand durchgreifen, weil sonst jeder seine eigene Suppe kochen und aus dem Todesanzeigenkompendium vom Weinbergweg raunzen würde, wenn ihm etwas nicht passt. Ich sehe den Tag kommen, wo sogar der Sven (Sven ist kein Südtiroler Name) aus den Spalten kläffen darf. Schon traurig. Die Dolokratie in diesem Land ist nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Apropos, wer hält den Monopolisten jetzt über die politische Marschrichtung der Landesregierung auf dem Laufenden, wo man seine Wanze eliminiert hat? Stimmt, die Wally hockt ja noch da. Warte mal. Könnte ich mich ab den Wahlen 2023 an der Wally abputzen statt an dem, dessen … na, die Papierbäuerin ist so langweilig und humorlos, das tue nicht mal ich mir an. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Wähler meiner erbarmt und am 22. Oktober sein Kreuzl nicht auf der Nummer 4 macht.

Berufung

Der Anwurf an die Parteifreunde (merke: Freund, Feind, Parteifreund) war übrigens das einzige, was ich von diesem exklusiven Exklusivinterview gesehen habe. Ab Minute Drei hat er dann tatsächlich das Wort „Magnago“ in den Mund genommen. Da fiel mir sofort die Holzstatue des sitzenden Einbeinigen im Foyer der Brennerstraße ein. Mit dem Fingerzeig der linken Hand und darüber der Spruch: „Wir müssen der Partei dienen und dürfen uns nicht ihrer bedienen…“ Gott habe ich gereihert. Drei Tage lang hat die Kotze aus den Ritzen im Sofa gestunken, obwohl ich sofort angefangen habe, die Sauerei aufzuwischen. Verstehen Sie jetzt, warum ich mir den Rest des Interviews nicht antun will. Das kriegst du nie mehr sauber, wenn du dem Saubermann weiter zusehen musst. Am Ende sagt der bestimmt Sachen wie, er fühle sich berufen und möchte gestalten … meine Couchgarnitur habe ich erst zu Weihnachten neu gekauft, wäre doch schade drum.
Was für ein Glück, dass mir auch das große Interview im Kasblatt der Südtiroler erspart geblieben ist, weil ich es seit Jahren ganz konsequent nicht mehr lese. Ist meinem Blutdruck total zuträglich, die Schreibe der Politik-Tante der christlichen Brüder zu ignorieren. Sie wissen schon wen ich meine: Die, wo man schneller oben drüber gehüpft, als außen rumgegangen ist; die, die tatsächlich meint, sie mache die Politik in diesem Land. Ehrlich, die Schutzpatronin der Mineure und Tunnelbauer hat es nicht verdient, dass so jemand nach ihr benannt wurde. Ich schweife ab.

Mission

Sie haben es vielleicht bemerkt: Ich druckse heute etwas rum. Ist auch nicht leicht. Um genau zu sein sogar delikat. Ich habe mir überlegt, dieses Forum zu nutzen, um einen persönlichen Appell zu richten. Nicht sehr schicklich, aber Sie müssen meine privaten Dinge nicht lesen. Hören Sie ganz einfach an diese Stelle auf. Jetzt.

Sie sind noch da? Ich habe Sie gewarnt: Ich, Goggel Totsch, im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte bitte dich, ja flehe dich auf Knien an: Mach weiter! Erpresse dich auf die 10er-Liste der SBB-HGV-Lobbypartei, steige mit deiner eigenen Gruppierung in den Ring, schmeiße dich den Schwurblern an den Hals oder putsche dich mit den Schützen und ihren Stopselgewehren an die Macht. Ich brauche dich! Ohne Scheiß. Ich habe nämlich ein Problem mit … also Großraubtier passt nicht, aber „Tier“ kommt hin. „Pubertier“ um genau zu sein. Meine zwei Laggl. Als ich noch eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern war, hat der Hoffmannsche Struwwelpeter als Erziehungsmaßnahme noch ausgereicht. Bei Jugendlichen im Oberschulalter musst du Erziehung um die Ecke denken - von hinten durch die Brust ins Auge sozusagen. Diametral entgegengesetzt deinem Final fordern, weil die Racker genau das Gegenteil dessen machen, was du sagst. Vielleicht gibt es in der Pädagogik sogar einen Fachbegriff dafür, ich nenne es: „Positive Negativität“. Verkaufe das total Abstoßende, als die geilste Sache der Welt. Beispiel? Ungefähr das was die IDM mit Südtirol macht, nur politisch. Wenn deine Buabn schon am Pfinsta pleite sind, halte keine Vorträge über überlegten Umgang mit Geld: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, bla, bla, bla… Sage stattdessen: „Koan Problem, wärsch Londesroat, muasch di nia frogn woas Geld herkimp wos ausgibsch.“ Nichts ist der TikTok-Generation mehr zuwider als Politik, die Autonomie, das Erbe der Väter … Die wollen Influenzer werden und Youtube-Star, aber nicht Politiker. Zeig ihnen die drei Bauerntölpel, die Bissgurn aus dem Pustertal oder wie der Obmann in zehn Jahren Landesregierung seine Figur ruiniert hat. Um 20 Uhr zappst du von Netflix auf den „Boazner“ und prügelst deinen Nachwuchs durch die Hofberichterstattung des Staatsfunk. Hundert pro, dass danach keiner Landesrat werden will. Mehr Motivation einen anständigen Beruf anzustreben gibt’s nicht … und am Sonntag ist noch die Hälfte vom Taschengeld übrig.

Thema Klimawandel und die leidige Nachhaltigkeit. Da zeigst du deine Medienkompetenz; dass du sogar einen Computer bedienen kannst und navigierst zusammen mit deinen Rüpeln zur Website der Südtiroler Transportstrukturen AG, die mit dem grenzdebilen Sager: „Nachhaltige, innovative und verantwortungsbewusste Mobilität ist unsere Leidenschaft“, für sich wirbt. Da findest du nicht nur so lustige Sachen wie eine Pressemitteilung aus dem Jahr 2016, wo der Abschluss der Arbeiten zur Elektrifizierung der Vinschger Bahn für Ende 2019 prognostiziert wird, sondern auch die Jahresabschlüssen zur Steuergeldvernichtungsmaschine namens „Safety Park“, vulgo Tommy-Drom. An den genauen Wortlaut des damaligen Verkehrslandesrats kann ich mich nicht mehr erinnern, aber in etwa so wurde uns diese Kathedrale in der Wüste der Frizzi Au schmackhaft gemacht: „Nach vier, ach was nach drei Jahren, was sage ich, noch bevor der Landeshauptmann 2008 im Beisein der Hohen Geistlichkeit das Bandl durchschneiden wird, trägt sich diese Struktur selbst …“ In der Milchmädchenrechnung die dann aufgemacht wurde, habe ich das Wort „Break-even“ gelernt. Wikipedia nennt es „Gewinnschwelle“ und meint: „Die Gewinnschwelle (auch Nutzenschwelle oder Kostendeckungspunkt; englisch break-even point) ist in der Wirtschaftswissenschaft der Punkt, an dem Erlöse und Gesamtkosten einer Produktion (oder eines Produktes) gleich hoch sind und somit weder Verlust noch Gewinn erwirtschaftet wird.“ Break-even. Vier Jahre. Heißt 2012 - ein Jahr vor den Wahlen. 2019 ein Verlust von 430.000 Euro, erstes Coronajahr 514.100 Miese, 2021 sogar ein Loch von 703.722 Euro. Deine Buabn fragen sich was das mit der ersehnten Kawasaki und Sie vermutlich, was es mit „Positiver Negativität“ zu tun hat? Ganz einfach. „Buabn, wenn ihr wollt, dass etwas nachhaltig und langfristig Geld kostet, schafft euch etwas an, das niemand braucht. Kauf die Motocrossmaschine und grabt dem Hintertoler seine Almwiese um. Euch freuts, ihn freuts und das Klima erst recht!“ Reaktion: Wenn die Mame eine Crossmaschine will, kaufen wir zu Fleiß ein E-Bike.

Kapito warum ich dich, dessen Name ich niemals nenne weiter in der Politik brauche? Du, dein Wirken und Werken, bist unerlässlich, um aus meinen Buabn anständige Südtiroler zu machen – also keine SVP-Wähler, wollte ich damit sagen. Deshalb, zeige einmal im Leben Verantwortung und tritt an. Und wenn du meinen Blog für ein weiteres Exklusivinterview brauchst, just drop me a line.

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Hartmuth Staffler Fr., 26.05.2023 - 15:30

Es würde mich eine Auskunft des Experten oder der Expertin Goggl Totsch interessieren, was denn nun ein Südtiroler Name ist. Sven ist es nach seiner/ihrer Meinung nicht, aber auch Goggl ist nach meiner bescheidenen persönlichen Meinung kein Südtiroler Name. Gibt es irgendwo ein Verzeichnis, wo die offiziell zulässigen Südtiroler Namen festgelegt sind? Jannik, Dominik und Patrick scheinen ja, so lange mir Goggl Totsch nichts Gegenteiliges erkläre kann, genuin Südtirolerische Namen zu sein. Der Sven könnte sich dann ja wohl Svenik nennen. So einfach ist das mit den Namen.

Fr., 26.05.2023 - 15:30 Permalink
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Am Pere Fr., 26.05.2023 - 15:32

Südtirol wird Frau Deeg weiter wählen und damit zeigen welche hinterwäldlerisches Gemüt im Wähler steckt.

Fr., 26.05.2023 - 15:32 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 26.05.2023 - 18:22

Antwort auf von Am Pere

Südtirol wird nicht die Frau Deeg wählen, sondern es wird ein Teil (bei weitem nicht der Großteil der Südtiroler Wähler) sein, der diesen Fehler begeht. Mit "Gemüt" hat das nichts zu tun, eher mit fehlender Information bzw. mit fehlendem Interesse an Information.

Fr., 26.05.2023 - 18:22 Permalink
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Martin Tarshito Sa., 27.05.2023 - 08:51

Nach diesem Schwall an Worten U Gedanken müssten dem Goggel Totsch seine roten (Allergie-) Pusteln bereits aufs Sofa abgefärbt haben und das Gereihere aus den Ritzen des Sofas wieder in seinen Körper resorbiert sein.

Kurz, es muss eine (fast schon) masochistische Person sein, die (zumindest gegenüber den eigenen "Buabn") leichte Tendenzen des Sadismus aufzeigt. [?!]

Jedenfalls verrät mir die Anspielung "Ab Minute Drei", dass die journalistische Sorgfalt, was die Beachtung von Chronologie usw. betrifft, bei der Goggel Totsch ("um s Kennen") höher sein könnte [!] als bei manchen Saltianer*Innen mit Klarnamen.

Sa., 27.05.2023 - 08:51 Permalink