Umwelt | Kap Verden

Gnadenloser Vulkan

Schlechte Nachrichten für alle Südtiroler Kap-Verden-Freunde: Die Hoffnung auf ein glimpfliches Ende des Vulkanausbruches war verfrüht.

Noch vor neun Tagen hatte Franz Egger aufgeatmet. „Wir sind sehr froh, weil unser Herzblut, also die Arbeit, die ich mit gar einigen Südtirolern geteilt habe, erhalten bleibt“, hatte der Lehrer der landwirtschaftlichen Oberschule in Auer und Koordinator der umfangreichen Südtiroler Aktivitäten auf den Kap Verden erklärt. Der Anlass? Der Ausbruch des Vulkans auf dem Pico do Fogo, der höchsten Erhebung der Inselgruppe im atlantischen Ozean, der noch vergangenes Wochenende beendet schien. Doch bereits Mitte vergangener Woche war klar: Die Hoffnung war verfrüht, der Vulkan wütet weiter. Am Montag nun zieht Franz Egger in einem Brief  an alle „Freundinnen und Freunde des Kapverden-Projekts“ eine vorläufige Bilanz.  

Leider hat sich die Hoffnung auf ein baldiges und glimpfliches Ende des Vulkanausbruchs nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, seit gestern hat sich stark flüssige Lava schnell über das restliche Dorf ausgebreitet. Bis 15.00 Uhr war die Kellerei zwar von Lava umschlossen, aber nicht zerstört. Der Lavafluss hat sich in den tiefer liegenden Teil des Dorfes (Bangaeira) gewälzt, vorbei an Haus und Laden von Ramiro (dort wo abends oft Musik gemacht wurde) und am Rohbau von David (er war 2007/08 für sieben Monate an der Laimburg).  Von der Pensao Marisa und von zahlreichen anderen Häusern sieht man nur mehr das Dach und die Lava dürfte mittlerweile auch das Haus von Matilde und wohl auch das der Familie von Antonio (er war im September 2011 in Südtirol), sowie jenes von Mamá erreicht haben.

Die fast 100-jährige Geschichte von Chã das Caldeiras wurde in nur 15 Tagen von den Lava-Massen begraben, schreibt der Journalist Jaime Rodrigues, der im September 2013 ebenfalls in Südtirol auf Besuch war, auf Fogo-News. Die 27. Eruption seit den Aufzeichnungen des Vulkans sei zumindest für die Siedlung Chã das Caldeiras die bisher gewaltigste. Zwei Ausbrüche haben die 1500 BewohnerInnen der fruchtbaren Hochebene auf dem Vulkankrater seit 1951 bereits miterlebt. Doch all jene, die beim letzten Ausbruch 1995 dabei waren, hätten sich nie vorgestellt, einem derart zerstörerischen Spektakel beizuwohnen, schreibt der Journalist.

Noch im Laufe der vergangenen Woche hatten die Mitglieder der Kellerei, an der so manche Südtiroler mitgewirkt haben, noch so viel wie möglich aus ihrer bedrohten Kellerei zu retten versucht. Mit telefonsicher Mithilfe von Franz Egger war ein Teil der Ernte des vergangenen Jahres gar mit einem Schlauch aus den schweren Fässern auf den Hang hinaufgepumpt worden. Angesichts der breiten Zerstörung und der jahrzehntelangen Unfruchtbarkeit des von der Lava zugeschütteten Bodens, scheinen die Erfolge dieser Bemühungen allerdings  relativ. Doch von Resignation will zumindest Franz Egger in dieser schwierigen Lage nichts wissen, wie er in seinem Brief schreibt.

Die Zukunft von Chá das Caldeiras ist mehr als ungewiss. Dort hat unser Kapverden-Projekt begonnen. Auch wenn wir uns mit der Zeit an verschiedenen anderen Standorten  auf den Inseln Fogo und Santiago eingebracht haben, war Chá bisher das "Herzstück". Den Traum von einem besseren Leben, an dem wir dort gemeinsam mit vielen Menschen gearbeitet haben, sollten wir nicht aufgeben.