Gesellschaft | "Reichts iatz"?

Danke an alle Einheimischen,

die gegen die hiesigen Rassisten schreiben.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Mit der Facebook- Seite „Iats reichts“ geht‘s mir wie bei einem schlimmen Unfall oder beim versehentlichen Einschalten von Prekariatsfernsehen. Man muss trotzdem hinschauen, obwohl man es ja eigentlich gar nicht sehen möchte, weil man ja weiß, dass es falsch ist, sich das anzusehen.

Ich bin seit der ersten Stunde „Iats reichts“-Mitglied, weil ich wissen wollte, ob und wenn ja, in welchem Ausmass sich meine Befürchtungen von Mitte Januar denn bewahrheiten würden und meine Befürchtungen wurden leider bei weitem „übererfüllt“. Ich lese jetzt seit ungefähr sechs Wochen nahezu täglich auf deren Seite die allermeisten Posts  und bin mehr als entsetzt über das, was dort von den Einheimischen an rassistischem Dumpfsinn alles ausgekübelt wird. Noch mehr entsetzt bin ich, dass das in der Mehrzahl recht junge Menschen zu sein scheinen, vielleicht so zwischen zwanzig bis dreißig Jahre alt. Und bei den allermeisten kann ich eigentlich keine Existenznot erkennen, sondern allenfalls Engstirnigkeit und mangelnde Bildung, in jedem Fall aber linguistische Insuffizienz.

Ab und zu gibt es ein kleines Hoffnungsschimmerchen in Form von aufgeklärten Jugendlichen (teilweise erst 16 Jahre alt), die dann versuchen etwas Vernunft in die Diskussion zu bringen, was aber leider von den Admins gnadenlos gelöscht wird. (Im Gegensatz zu den Law-and-Order Posts der rechtspopulistischen Parteien, die NICHT gelöscht werden, obwohl sie mit den Zielen des Seitenbetreibers eigentlich auch nichts zu tun haben).

Ich komme ja aus dem Land, in dem die Menschenverfolgung und Menschenvernichtung industriell perfektioniert wurde und in dem trotzdem schon wieder eine PEGIDA aufflammen kann, in der der gleiche Mob mitläuft, der Hitler damals an die Macht geschrieen hat, und das heute aber „Spaziergang“ nennt. Solche Idioten wird es immer geben und ich bin als Münchner ein kleines bisserl stolz darauf, dass die vielen, vielen Gegendemonstranten den Rassisten dort die Luft rausgelassen haben und PEGIDA nach nur einem halben Jahr eigentlich keine Rolle mehr spielt.

Diese Gegenbewegung vermisse ich leider in Südtirol nahezu komplett und diese Gegenbewegung muss aber genauso von innen kommen, denn das können wir Ausländer weder leisten und schon gar nicht bewirken.

Beim Südtiroler Frühling bin ich im Mai 2014 auf deren Facebookseite über den Satz von [...] Astrid Weinreich gestolpert, nämlich dass „die Südtiroler sowieso ALLES Rassisten seien“. Der junge Mann, der ihr damals zusammen mit mir sehr vehement widersprochen hat, Lukas Rier, ist leider -wie so viele andere kluge Köpfe- jetzt im Ausland. Es macht mich schon ziemlich hoffnungslos, dass sich insgesamt nur so wenige gegen diese vielen hiesigen Rassisten wehren und ich denke mir dann manchmal, ob Astrid Weinreich vielleicht doch recht hatte? Vielleicht sollte ich auch einfach nur aufhören, diese „Iats reichts“-Seite zu lesen….?!

Jedenfalls danke ich allen von Herzen, die sich in den Posts gegen die Rassisten wehren und damit eine kleine Kerze der Mitmenschlichkeit anzünden.

Und noch ein kleiner Trost: Diejenigen, die uns für unsere humane und christliche Grundeinstellung versuchen mit dem Etikett „Gutmenschen“ zu diskreditieren, die nenne ich dann konsequenterweise einfach „Schlechtmenschen“, gell Sigmar Stocker, Sven Knoll und Andreas Pöder?

Bild
Profil für Benutzer Oskar Egger
Oskar Egger Do., 05.03.2015 - 07:49

Antwort auf von Sylvia Rier

Freud und besonders die Lacanianischen Psychanalytiker erklären Goethe dahingehend, daß das Fehlen eines Mangels, also der gute/paradiesische Zustand, ein Fehlen des Begehrens beinhaltet und das ist unerträglich. Die Entlastung von Kümmernissen sei ein Trugschluss.

Do., 05.03.2015 - 07:49 Permalink