Gesellschaft | Flüchtlinge

Eppur si muove?

Soll am Bozner Bahnhof eine ständige Einrichtung zur Betreuung der Flüchtlinge geschaffen werden? Freiwillige Helfer, Organisationen und die Polizei suchen eine Lösung.

Die Zustände am Bozner Bahnhof waren der Allgemeinheit bis jetzt nicht bekannt; dass dort seit Monaten Bootsflüchtlinge aus dem Süden Italiens regelrecht stranden -von den Polizeikontollen aus den Intercity-Zügen geholt und ihrem Schicksal überlassen - davon wussten nur jene, die als freiwillige Helfer versuchten Abhilfe zu schaffen. Die Flüchtlingstragödie der vergangenen Wochen hat das Thema noch einmal dringlich ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geholt; am Bozner Bahnhof ist seit gestern nun auch die Organisation Volontarius anwesend sowie weitere Personen, die auf die untragbaren Zustände aufmerksam machen wollen, berichtet heute in seiner Ausgabe der Corriere dell'Alto Adige.

Einer von den anwesenden Helfern ist der Jugend- und Kulturarbeiter Armin Mutschlechner aus Mühlbach, der in einem offenen Brief an den Landeshauptmann Arno Kompatscher den Einsatz des Zivilschutzes fordert: "Wenn die Brennerautobahn länger blockiert ist, wird der Zivilschutz aktiviert. Wasser, Decken, Essen verteilen. Bei Flüchtlingen greift der Amtsschimmel nicht. Toll!", heißt es auf seiner facebook-Seite. Auch einige wahlkämpfende Politiker waren anwesend, wie Riccardo dello Sbarba und Cecilia Stefanelli von den Grünen. Die Bürgermeisterkandidatin richtet einen Appell an die Stadt Bozen. Diese soll dafür sorgen, dass in Bahnhofsnähe eine ständige Einrichtung geschaffen wird, um den Flüchtlingen einen Ruheplatz und Versorgung zu gewähren. Die Flüchtlingshelferin Monika Weissensteiner jedoch warnt vor solch eiligen Beschlüssen. Sie rät dazu, die Hilfe hier und jetzt zu intensivieren und keine Energie in den Aufbau einer solchen Unterkunftsstätte zu stecken. Am Brenner, wo man lange nach einer Wohnung bzw. einer Einrichtung gesucht und schließlich gefunden hatte, wollen die Flüchtlinge gar nicht in diese Wohnung gebracht werden. Sie wollen am Bahnhof bleiben und möglichst schnell weiterkommen. 

Auch eine Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz könnte Abhilfe schaffen, aber erst muss geklärt werden, ob die Bahnhofsverwaltung es gestattet, Erste-Hilfe-Material an den Gleisen zu deponieren. Landeshauptmann Arno Kompatscher jedenfalls will den Zivilschutz vorerst noch nicht einsetzen, Hilfe und Unterstützung sei unterwegs, man habe auch mit den Gemeinden geredet, um noch mehr Unterkünfte für Flüchtlinge bereitzustellen.

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Monika Weissen… So., 26.04.2015 - 12:43

Ich bin immer wieder erstaunt wenn ich "meine" Aussagen bei uns in der Lokal-Presse wiederfinde, besonders in print medien (!) aber vereinzelt auch hier.
Ich wurde zu dieser Thematik nicht offiziell befragt und habe (auch Printmedien gegenüber) zum Thema Unterkunft Brenner/Bozen kein Interview gegeben.

Ich verfolge die Situation am Brenner und in Bozen seit Monaten (!) durch eine aktive Monitoring Präsenz (Fondazione Alexander Langer Stiftung & OEW), indem ich fast jeden Tag vor Ort präsent war, wann immer mir möglich. Da ich darum ein relativ fundiertes Verständnis der Situation habe, würde ich, wenn von Salto angenommen, gerne einen Gastkommentar zur Veröffentlichung verfassen.

So., 26.04.2015 - 12:43 Permalink
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Christine Helfer So., 26.04.2015 - 16:14

Antwort auf von Monika Weissen…

Liebe Monika, ich antworte dir, weil ich es war, die mit dir anlässlich der Schweigeminute am Bozner Waltherplatz ein Interview für salto.bz geführt habe, das ich im Artikel "Was können wir tun" zitatmäßig wiedergab. Du hast mir bei diesem Anlass gesagt, dass es keinen Sinn hätte, jetzt am Bozner Bahnhof eine Struktur zu errichten - und diese Aussage fügte ich im obigen Bericht ein, weil das Thema auftauchte. Es wäre absolut wünschenswert und es würde mich freuen, wenn du für salto.bz einen Gastbeitrag zur Flüchtlingsfrage schreiben könntest. In diesem Sinne einen schönen Gruß!

So., 26.04.2015 - 16:14 Permalink
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gorgias So., 26.04.2015 - 17:14

Antwort auf von Christine Helfer

Normalerweise gibt man sich von der Presse zu erkennen, bzw. weisst darauf hin dass es sich um ein Interview handelt. Wenn man in Nachhinein etwas was beiläufig gesagt wurde verwenden möchte sollte man den Anstand haben die jeweilige Person zu kontaktieren und fragen ob man sie zitieren darf.

So., 26.04.2015 - 17:14 Permalink