Politik | Flughafen

Wird Südtirol abheben?

Was man vor dem möglichen Referendum zum Bozner Flugplatz durchdenken sollte

Im Moment gibt es keine genaue Information in Sachen Volksabstimmung zum Bozner Flughafen – weder ob, noch wann diese stattfinden sollte. Die Diskussion darüber bekommt allerdings langsam Aufwind. Bis dato gruppieren sich die Positionen an zwei Hauptfronten: jene der Wirtschaftstreibenden, die die positiven Auswirkungen des Flughafens hervorheben, und im weitesten Sinne jene der Umweltschützer, die den Flughafen als Inbegriff eines schnelllebigen Entwicklungsmodells betrachten, das es zu bremsen gilt. Das dritte Lager bilden die Gleichgültigen, deren einzige Meinung jene ist, dass „die Gelder an anderen Stellen dringender nötig wären“. Der Eindruck ist leider, dass dieses Lager stetig wächst.

Die Debatten werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit hauptsächlich um Zahlen drehen, die bekanntlich sehr interpretierbar und manipulierbar sind. Zahlen über die effektiven Kosten (wie viel? zu viel?), und hier vergessen viele, dass die größten Summen – nämlich jene für die bereits bestehende Struktur – ohnehin schon ausgegeben wurden, während in Zukunft nur geringfügige Kosten für die öffentliche Hand anfallen würden. Zahlen über die Umweltverträglichkeit und die Auswirkungen auf die Natur, wobei man an dieser Stelle die berechtigte Frage stellen kann, ob ein funktionierender Flughafen umweltschädlicher sei oder eine überlastete Autobahn. Und zweifelsohne wird auch auf die rückläufigen Zahlen in der Tourismusbranche und in der Wirtschaft verwiesen werden, die eh schwer zu berechnen sind. Hoffentlich werden sich, je näher der Termin des möglichen Referendums heranrücken wird, mehr Gelegenheiten bieten, um über die Zahlen und Fakten zu sprechen und das Für und Wider abzuwägen. Die Qualität der Debatte wird allerdings sehr davon abhängen, ob die Diskussion fundiert und sachlich erfolgen wird, oder (wie es einfacher und daher wahrscheinlicher ist) ob die meisten gewappnet in die voraussehbaren Auseinandersetzungen gehen werden und sich vielmehr auf ideologische Positionen als auf tatsächliche Daten stützen werden.

Andere und wichtigere Fragen werden in der Debatte wohl zu kurz kommen.

Die erste Frage betrifft den Inhalt, über den eventuell abgestimmt werden müsste. Es soll dabei nicht um die Fragestellung „Flughafen: ja oder nein?“ gehen, sondern darum, ob das Land in Zukunft  wirtschaftlich am Flughafen beteiligt sein sollte bzw. nicht. Ein Nein hätte zur Folge, dass der Flughafen nicht weiter subventioniert wäre und somit in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit keine Linienflüge anbieten würde. Der Flughafen würde also weiterhin bestehen, aber einfach lahm sein. Weltweit gibt es nur äußerst wenige Flughäfen, die sich völlig eigenständig erhalten. Als beispielhaftes Aushängeschild eines rentablen Flughafens, der auf eigenen Beinen stehen kann, wird häufig jener von Dubai genannt. Bekannterweise werden dort zu Gunsten der schwarzen Zahlen jedoch gravierende Abstriche bei den Rechten der Arbeiter gemacht. Neben den sklavenhaften Arbeitsbedingungen spielen dabei auch der nahezu kostenlose Benzin und die Steuerbefreiung eine Rolle. Wer könnte sich so etwas wünschen?

Die Frage, über die jedoch beim Referendum eher abgestimmt werden müsste, ist jene über das Verhältnis zwischen dem öffentlichen Interesse für das Land und dem wirtschaftlichen Beitrag, der geleistet werden muss, um ihm gerecht zu werden. Vor allem stellt sich auch die Frage der Alternativen. Schnelle Verbindungen zu Innsbruck und Verona wären mitunter eine tolle Option, allerdings würden diese nur Sinn machen, wenn der Preis der Zugtickets angemessen wäre und der Zug in höchstens einer Stunde ab Bozen den Flughafen von Verona bzw. Innsbruck erreichen würde. Wie lange würden die Arbeiten für diese ultraschnelle Verbindungen dauern, wann könnte damit begonnen werden und wie viel würden sie kosten? Wahrscheinlich mehr als die Landesbeiträge für den Bozner Flughafen für ein Millennium. Innsbruck und Verona sind übrigens keine hubs, also keine viel angeflogenen Knotenpunkte, und somit sind sie für viele Reisende unattraktiv: man müsste von Südtirol aus nach Innsbruck bzw. Verona fahren, um dann in den meisten Fällen erst nach einer Zwischenlandung am Endziel anzukommen. Der nächste hub wäre München: vier Stunden Bus- oder Zugfahrt, plus die Wartezeiten eines großen Flughafens. Um diesen zu erreichen verliert man praktisch einen ganzen Tag. Wer so viel Zeit hat, ist zu beneiden, er lebt allerdings (zu seinem Glück) nicht im 21. Jahrhundert.

Die zweite Frage betrifft die Wähler, die beim Referendum wahlberechtigt wären. Da es um die Beteiligung der Provinz am Flughafen geht, ist es klar, dass die Wahlberechtigten alle in Südtirol Ansässigen sein müssen. Aber die Landesgrenzen stimmen überhaupt nicht mit dem Einzugsgebiet des Flughafens überein. Von Sterzing aus erreicht man etwa Innsbruck schneller als Bozen, aber ab Trient lohnt es sich eher, nach Bozen anstatt nach Verona zu fahren. Daher ist die Frage berechtigt, warum die Trentiner beispielsweise nicht ihre Meinung äußern sollten. Jene, die an den Zauber des Referendums glauben, dürfen nicht vergessen, dass für den Ausgang der Referenden die Ermittlung der Wahlberechtigten entscheidend ist; genauso wie die Wahlergebnisse vom Wahlgesetz abhängen. Der Wille des Volkes, der bei Volksabstimmungen genauso wie bei Wahlen geäußert wird, ist ein abstrakter Richtwert.

Der dritte und gleichzeitig der wichtigste Punkt befasst sich mit der Frage nach der Gesellschaft, die wir uns in Südtirol für die Zukunft wünschen. Dafür ist der Flughafen ein entscheidender Gradmesser. Hätten wir gerne eine Gesellschaft von öffentlich Bediensteten, die einmal im Jahr in ein Flugzeug steigen, um in den Urlaub zu fliegen, erübrigt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines Flughafens in Bozen. Genauso wenig brauchen wir einen, wenn wir annehmen, die Flugzeuge dienen einzig den wenigen (Beamten, Abgeordneten), die in die italienische Hauptstadt müssen. Als Bozen-Rom-Pendler kann ich sagen, dass man Rom gut, ja sogar besser und entspannter mit dem Zug erreicht. Der eigentliche Haken liegt darin, dass wir Südtiroler uns immer noch als Nabel der Welt betrachten. Wir denken also daran, wenn wir selbst reisen müssen, bzw. an jene, die als Touristen zu uns kommen. Aber da wir so sehr mit unserer Nabelschau beschäftigt sind, übersehen wir den Rest des Körpers und vergessen, dass der Nabel der Welt – sofern es überhaupt einen geben sollte – sehr weit von uns entfernt liegt. Es geht nicht darum, nach Rom zu kommen, sondern hinaus in den Rest der Welt. Und es geht nicht um die Frage, wie viele Touristen mehr dank des Flughafens ihren Urlaub hierzulande verbringen würden; gewiss wären es ein paar mehr, aber vermutlich würde die Zahl nicht maßgeblich ins Gewicht fallen. Es geht hingegen vielmehr darum, dass durch eine direkte Verbindung nach Bozen mehr Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler, ja verschiedene kluge Köpfe zu uns kommen würden. Der Flughafen würde Leute nach Südtirol bringen, die heute häufig auf einen Abstecher bei uns verzichten müssen, weil sie es sich nicht leisten können, zu viel Zeit für die Anreise aufzuwenden. Genau diese Zielgruppe würde allerdings einen viel größeren Mehrwert mit sich bringen und uns und unser Land weit mehr bereichern als der klassische Rucksacktourist.

Genau diese Fragen muss man sich selbst stellen, um eine wohldurchdachte Antwort zu geben, die nicht aus dem Bauch heraus kommt und im Endeffekt am Ast sägt, auf dem wir selbst sitzen. Die entscheidende Frage ist, ob wir eine Gesellschaft wollen, die auf sich selbst fokusiert, schwer erreichbar und isoliert ist und die sich so wenig wie möglich von Südtirol wegbewegt, oder ob wir uns ein offenes Land wünschen, in das die intelligentesten Köpfe kommen, in das man jederzeit einfach zurückkehren kann und aus dem man ebenso leicht wegkommt, um festzustellen, dass die Welt da draußen ist, und nicht auf uns wartet.

Es liegt an uns, unsere Gesellschaft der Zukunft zu gestalten. Ein Flughafen, der teilweise von der Provinz subventioniert ist, würde möglicherweise zum Abbau der Provinzialisierung beitragen. Und der Preis, den wir für den Provinzialismus bezahlen, könnte höher sein als jegliche Investition von Seiten der öffentlichen Hand, die dazu beiträgt, ihn abzubauen.

PS: Es mag ein wenig weit hergeholt klingen, und man verzeihe mir meine abschweifenden Gedanken, aber man könnte doch auch annehmen, dass es genauso im Sinne der Südtiroler Separatisten ist, einen heimischen Flughafen in der Hauptstadt des Freistaates zu haben, der uns einen unabhängigen Luftverkehr garantieren würde…

 

* Der Artikel ist in verkürzter Form und unter dem Titel „È il futuro che deve decollare“ am 20. September 2015 in der Tageszeitung Alto Adige erschienen.

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succus . Di., 29.09.2015 - 21:34

Hier wird einiges vermischt, was beispielsweise die Separatisten mit dem Flughafen zu tun haben, ist mir schleierhaft. Das natürlich der Vorwurf des Provinzialismus nicht fehlen darf, ist eh sonnenklar. Ist Ihnen vielleicht mal der Gedanke gekommen, dass überall Provinz herrscht? Selbst in London oder Rom gibt es Stadtgebiete, die provinziell sind. Meist sind die Bewohner stolz darauf, einem Stadteil anzugehören, denn es ist ihre Heimat. Glauben Sie wirklich in Nordtirol, Apulien, Brandenburg oder in der Bretagne gibt es nicht auch einen Provinzialismus? Es mutet geradezu grotesk an, dass die Bewohner eines Landes, welches seit jeher einen regen Reiseverkehr haben, mit einer viel befahrerenen Autobahn ausgestattet sind, wo eine internationale Bahnlinie durchfährt und es eines der intensivsten touristisch genutzten Gebiete der Welt ist, von den selbst ernannten Eliten ständig als provinziell beschimpft werden? Übrigens, hatte ich noch nie den Eindruck, dass wir schwer erreichbar und isoliert (hä?) sind. Viele meiner Freunde bewundern mich, da wir verkehrsgeographisch so gut gelegen sind und eine Vielzahl an Zielen "ausserhalb der Provinz" schnell erreichen können.
Aber kehren wir zum Flughafen zurück, auch hier wird vieles vermischt, vor allem aber ist vieles von euch Politikern nie klar gesagt worden. Der Flughafen Bozen wird NIE eigenwirtschaftlich arbeiten, auch wenn unsere Politiker uns seit 15 Jahren dies weismachen wollen. Der Flughafen Bozen wird auch nie ein Hub sein, das braucht er auch gar nicht und wird auch NIE zugesperrt werden, da das Militär, die Finanzpolizei und die Carabinieri den Flughafen nutzen. Was in den letzten 15 Jahren verabsäumt wurde, ist der Bevölkerung ehrlich reinen Wein einzuschenken. Hätte man von Anfang an gesagt, dass der Flughafen nie kostenwirtschaftlich arbeiten wird, die Bevölkerung aber darüber entscheiden kann, ob er als Infrastruktur erhalten bleiben soll, dann vielleicht hätten wir uns viele Diskussionen und Pleiten erspart. Meiner Meinung nach hat der Flughafen eine Zukunft, wenn man endlich die unsäglichen Diskussionen über den Linienverkehr vergißt und das Potential des Charterverkehr erschließen würde. Dies war das große Versäumnis der letzten Jahre, nie wurde ein wirklicher Flughafenmanager eingestellt, sondern stets irgendwelche politisch genehmen Leute. Aber auch dann, wenn er erfolgreich arbeitet, wird er jährlich als Infrastruktur ein Defizit hinterlassen, mir wäre es wert. Dass ein Flughafen nachhaltig ihren herbeigeredeten Provinzialismus beseitigt, sei mal dahingestellt.

Di., 29.09.2015 - 21:34 Permalink
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Alfonse Zanardi Mi., 30.09.2015 - 09:43

Antwort auf von succus .

Südtirol ist zwar zwischen Nord und Süd gut gelegen aber durch die Geographie (Berge) verkehrsmässig doch arg eingeschränkt: de fakto kann man nur zwischen Nord und Süd wählen und die Autobahn, der Zug bietet nur nach Süden halbwegs ernsthafte Verbindungen.
Wenn man einmal in Köln oder Düsseldorf gewesen ist wundert man sich als Älpler was dort alles "um die Ecke" liegt, weil eben alle Himmelsrichtungen und Verkehrswege offen stehen.

Mi., 30.09.2015 - 09:43 Permalink
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Christian Mair Di., 29.09.2015 - 22:03

Die Frage des Flughafens mit Auswegen aus der Provinzialität zu verbinden erinnert stark an eine Politik der Alternativlosigkeit nach Merkelschem Vorbild.
Eine Diskussion bedarf über exakte Zahlen hinaus Vorschläge von Experten: Wie schaut die Mobilität der Zukunft aus wenn beispielsweise der Alterschnitt der Neuwagenkäufer jenseits der 50 liegt.
Klar ist dass durch den Ausbau der südlichen Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel neue Möglichkeiten der öffentlichen Mobilität entstehen. Diese möglichst breit zugänglich zu machen ist eine wesentliche Aufgabe der Politik der nächsten Jahrzehnte. Provinzialität haftet zwar an einer kleinen (unbelehrbaren) Elite, aber die Transformation in Urbanität hängt an der Mehrheit der Bürger.
So scheint zusammen mit dem Trentino das Schaffen eines Verkehrsknotenpuntes für Güter/Schienen/Flugverkehr durch einen Endbahnhof Verona Flughafen als zumindest denkbare Alternative attraktiv.

Das Problem mit dem “Benko-Projekt” in Bozen war/ist, dass es die öffentliche Aufmerksamkeit völlig abgelenkt hat vom eigentlichen Mammutprojekt Bahnhof neu (http://www.arealbozen.it/de.html), in welchem durchaus auch Benko Platz finden würde.

So ist zu hoffen das die Diskussion um den Flughafen nicht die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Mammutprojekt südliche Zulaufstrecken und Integration Regional-in Interregionalverkehr der Bahn ablenkt.

Di., 29.09.2015 - 22:03 Permalink
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Benno Kusstatscher Mi., 30.09.2015 - 00:20

Danke, Francesco Palermo, für diesen Artikel. Korrigierend möchte ich darauf hinweisen, dass subjektiv empfunden die Flughafengegner sich weniger aus Umweltschützern sondern mehr aus Gegen-Alles-Typen ( gegen Flughafen, gegen BBT, gegen Benko, gegen TTIP, gegen Renten, gegen ...) sprich aus Wutbürgern formieren. Weiters mögen die Flughäfen Innsbruck und München für einen Sommerurlaub passen, aber wer regelmäßig ( vielleicht beruflich) verreist, der wird die Unmöglichkeit kennen, mit dem Zug bzw. Bus mit akzeptablen Sicherheitsmargen dorthin abzureisen. Sei es Tiefwinter, sei es Hochsommer mit Reiseverkehr oder sei es ein Felssturz bei Blumau. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss in Bozen sieben Stunden vor Abflug München abreisen. Schuld daran ist der fehlende ICE bzw. Freccia-di-qualsiasi-colore nach Norden schlicht und einfach nicht existiert. Aber dagegen gibt es bei uns kein Wutbürgertum.

Mi., 30.09.2015 - 00:20 Permalink
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Martin Daniel Mi., 30.09.2015 - 08:18

Beim geschätzten Francesco Palermo frag ich mich immer, ob er gerade als Wissenschaftler oder als Politiker schreibt. Was hier wie eine sachliche Abhandlung der Positionen beginnt, mutiert ziemlich schnell in ein politisches Plädoyer. Er tut die Tatsache, dass hier strukturelle Schritte hin zu mehr Treibhausemissionen gesetzt werden, in einem Nebensatz mit dem Verweis auf potentiell erhöhtem Autoverkehr ab (ohne die Änderungen der Verkehrsflüsse durch den BBT auch nur in Erwägung zu ziehen). Es geht nicht darum, ob man selbst einmal mehr fliegt, sondern um eine conditio-sine-qua-non für tausend Flüge im Jahr. Die Staaten ringen angesichts der Zuspitzung des Klimawandels im Vorfeld des Klimagipfels in Paris verzweifelt um nie dagewesene Reduzierungen der Emissionen, selbst die USA und China scheinen den Ernst der Lage erfasst zu haben, und die Provinzen liefern sich im Kampf um Standortvorteile ein Wettrennen in die Gegenrichtung. Das klammert Palermo aus seinem Untersuchungsspektrum aus.
Die Frage nach der Wählerschaft ist dann definitiv tendenziös, ja lächerlich: Keine Region oder Provinz Europas würde Bürger von Nachbargebieten mitstimmen lassen. Wahlrecht geht nach Ansässigkeit und Kompatscher will zudem die Frage der öffentlichen Finanzierung stellen. Ja wer glaubt denn, dass die Trentiner mitzahlen oder uns bei solchen Fragen mitreden ließen? Nur das Klima hält sich an keine Grenzen. Die Kampagne ist lanciert!

Mi., 30.09.2015 - 08:18 Permalink
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Joe Meola Mi., 30.09.2015 - 08:34

"Schnelle Verbindungen zu Innsbruck und Verona wären mitunter eine tolle Option, allerdings würden diese nur Sinn machen, wenn der Preis der Zugtickets angemessen wäre und der Zug in höchstens einer Stunde ab Bozen den Flughafen von Verona bzw. Innsbruck erreichen würde."

Ich dachte eigentlich, dass man auch dafür den BBT und Co baut, damit man künftig in 2 Stunden von Verona nach München kommt??

Mi., 30.09.2015 - 08:34 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 30.09.2015 - 10:59

Ich schätze es, wieder einen Beitrag von Francesco Palermo in Deutsch lesen zu können ( bei den italienischsprachigen resigniere ich oft). Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass ich diesmal nicht seiner Meinung bin.

Mi., 30.09.2015 - 10:59 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 30.09.2015 - 12:08

Antwort auf von Sepp.Bacher

Ein paar Argumente möchte ich schon noch ergänzen:
Ein persönliches: Ich wohne in St. Jakob nur wenige Meter Luftlinie von der Start- und Landebahn entfernt. Zur Zeit belastet mich der Flugplatz weniger als noch, wenn vorwiegend Sportflieger starteten, landeten und herum kreisten. Der Ausbau der Flugplatzes würde aber eine starke Zunahme des Start- und Landelärm von Düsenflugzeugen bedeuten - und davor habe ich Angst -, auch in der Nacht, denn man möchte ja vor allem den Charterflugverkehr ausbauen.
Ein allgemeines Argument wäre: Es gibt nicht viele Verkehrs-Flughäfen mitten in den Bergen - Ausnahme Innsbruck. Am Beispiel Schweiz, mit den vielen Nobel-Ferien-Orten kann man das deutlich sehen. Wer im Engadin Urlaub macht, der landet in Zürich, Alle internationalen „gehobenen“ Touristen, die in die noblen Kurorte in den Schweizer Bergen wollen (St. Moritz, Davos, Zermatt; und noch viele mehr), müssen über die internationalen Flughäfen von Zürich, Bern oder Genf – oder die ins Tessin über Mailand – anreisen. In St. Moritz können auch Privat-Jets landen, ebenfalls in Sitten. Wer sich´s leisten kann muss dann noch per Hubschrauber ans Ziel kommen. Mit den Flugplätzen in St. Moritz und Sitten kann´s unserer jetzt schon aufnehmen.
Ich glaube, wenn die Meinung der Befürworter stimmen würde, hätte die Schweiz längst im Graubünden, im Wallis und im Tessin ihre kleinen Flugplätze auf ein internationales Niveau ausgebaut.
Zufällig stieß ich bei einer Recherche auf die Kuriosität, dass z. B. die beiden Saudi-Arabischen Millionenstädte Mekka und Medina, wo jährlich - wie auch zur Zeit - Millionen Pilger hinfliegen, keinen internationalen Flughafen haben. Die Pilger müssen über die noch größere (Hafen)-Stadt Dschidda (Jeddah) ins Land kommen und dann weiterreisen. Am fehlenden Geld oder mangelnder Auslastung, liegt es dort sicher nicht.

Mi., 30.09.2015 - 12:08 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 02.02.2016 - 22:03

Antwort auf von Christian Peer

Krebsrisiko durch Flugzeugabgase? - http://www.flughafen-braunschweig.info/Aktuell/130927_Krebsrisiko_durch…

Die Belastungen für die Anrainer, die Umwelt und die Natur:
Düsenflugzeuge sind die klimaschädlichsten Verkehrsmittel; das Klima ist für uns wichtig! Düsenflugzeuge sind die weitaus lautesten Verkehrsmittel, das ist erstens schlimm für uns direkten Flugplatzanwohner, zweitens für allen Bewohner des Bozner Talkessels und drittens für alle Menschen, Gastwirte und Urlaubsgäste entlang der Ein- und Abflugschneise (Überetsch, Unterland) – nicht nur in der Talsohle, sondern auch auf den Höhenwegen, sowie am Reggelberg und am Mendelkamm.
Ein startendes Flugzeug hat 120 dB (Dezibel – die Einheiten in denen man die Lautstärke misst), also 3200 mal mehr als die 85dB die Staffler in seinem Interview angibt.
Bei 3 dB mehr verdoppelt sich die Schallenergie, bei 10 verzehnfacht sie sich. Ich glaube 80 dB wird als Schmerzgrenze erachtet, wenn sie als Std-Durchschnitt erreicht werden. Aber am Flugplatz gibt es meisten kurz hohe dB (siehe oben) und dann auch wieder niedere, wenn kein Start abläuft. Mit dieser Tatsache wird dann geleugnet, dass der Lärm zu hoch ist.

Di., 02.02.2016 - 22:03 Permalink
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Profil für Benutzer ferdinand tessadri
ferdinand tessadri Do., 01.10.2015 - 23:44

Senator Palermo hat eine gute Analyse der ewigen Flughafengeschichte gemacht.
Aber wie soll man mit Leuten machen die überzeugt sind dass die Romflüge nur den Parlamentariern dienen, dass also ein Dutzend Personen jeden Tag einige hundert Plätze besetzen. Oder die wegen der Umweltbelastung schreien obwohl in Innsbruck der Flughafen seit 50 Jahren praktisch mitten in der Stadt ist, und als ich dort wohnte, nie mit der Gasmaske oder Ohrenstöpsel herumlaufen musste. Dann gibt es noch die Zukunftsträumer die auf Bahn , Brennertunnel u.s.w. hoffen. Die Brennerbahn ist in Grosssen und Ganzen die K&K Südbahn von 1867. Wenn man sieht welche biblische Zeiten beim Projekt Bahnhof Bozen herrschen, muss man nur hoffen lange zu leben.
Ich habe nicht verstanden warum Darwin sang und klanglos abgefertigt wurde .
Schon mit Darwin-Etihad und dem Codesharing mit Alitalia konnte man mit 290 Euro nach Paris und retour fliegen. Idem London. Leider wurde dies nie richtig bekanntgemacht. Hoffen wir das beste mit dem neuen Management.

Do., 01.10.2015 - 23:44 Permalink
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Profil für Benutzer Christian Mair
Christian Mair Do., 01.10.2015 - 23:56

Antwort auf von ferdinand tessadri

Dass ist genau der Punkt:
Flughafen und Kaufhaus werden in der öffentlichen Meinung auf und abgespielt während die wichtigen Projekte (Bahn und Bahnhof) weder von Politik noch Medien ja nicht einmal von Investoren in Angriff genommen werden.
Mehr als ein billiges Flugticket nach Paris kann öffentlicher Verkehr auch ein Beitrag zur strategischen Unabhängigkeit von Erdöl sein.

Do., 01.10.2015 - 23:56 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Di., 02.02.2016 - 22:30

Lieber Herr Palermo! Nachdem ich einen Auszug aus diesem/Ihrem Beitrags auf der Web-Seite der Befürworter bzw. Wirtschaftsverbände (http://www.forum-aeroporto.info/) entdeckt habe, nahm ich mir Ihren Beitrag noch einmal vor.
Dabei entdeckte ich Aussagen von Ihnen, denen ich aus heutiger Sicht widersprechen muss:
"Zahlen über die Umweltverträglichkeit und die Auswirkungen auf die Natur, wobei man an dieser Stelle die berechtigte Frage stellen kann, ob ein funktionierender Flughafen umweltschädlicher sei oder eine überlastete Autobahn." Kann man nicht so genau sagen. Den Verkehr könnte man bei entsprechenden politischen Willen einschränken und Schadstoffe und Lärm reduzieren. Abschaffen kann man sie nicht mehr. Den Flugplatz-Ausbau kann man noch verhindern!
"Die Qualität der Debatte wird allerdings sehr davon abhängen, ob die Diskussion fundiert und sachlich (....) sich vielmehr auf ideologische Positionen als auf tatsächliche Daten stützen werden." Hier der Verweis auf meinen sachlichen Diskussionsbeitrag: http://www.salto.bz/article/20012016/abheben-zum-sturzflug
" Die entscheidende Frage ist, ob wir eine Gesellschaft wollen, die auf sich selbst fokussiert, schwer erreichbar und isoliert ist und die sich so wenig wie möglich von Südtirol wegbewegt, oder ob wir uns ein offenes Land wünschen, in das die intelligentesten Köpfe kommen, in das man jederzeit einfach zurückkehren kann und aus dem man ebenso leicht wegkommt, um festzustellen, dass die Welt da draußen ist, und nicht auf uns wartet." Meinen Sie das wirklich im Ernst. Man merkt, dass Sie da aus Ihrer Perspektive - als Wissenschaftler, als derzeitiger Politiker - sprechen. Sie beklagen, die Südtiroler begreifen sich als Nabel der Welt. Und Sie wollen das mit einem unbedingten Flughafen noch bestärken. Wie viele Provinzstädte in Europa mit 100.000 Einwohner und noch einmal 400.000 Menschen im Hinterland haben einen Verkehrsflughafen mit internationalen Anbindungen?
"Es geht nicht darum, nach Rom zu kommen, sondern hinaus in den Rest der Welt." Sie denken wohl, dass wir bisher den Weg über den Brenner und noch viel weniger den Weg über Europa hinaus nicht gefunden haben. Tatsache ist, dass junge Leute in den 70-iger und 80-iger Jahren per Anhalter und Interrail in ganz Europa unterwegs gewesen sind. Andere flogen für Abenteuer-Trecks und um Neues zu entdecken in alle Welt. Auch heute reisen Südtiroler in alle Welt oder arbeiten dort (Südsterne). Mein Bruder war schon in den 70-ger Jahren mit Siemens in Saudi Arabien.

Di., 02.02.2016 - 22:30 Permalink