Politik | Neue Listen

Wo sind die blauen Bozner?

Bekommt die SVP in Bozen neue Konkurrenz im deutschsprachigen Lager? Anna Pitarelli und die deutschsprachige Mitte-Rechts-Opposition sagen nicht Nein.

Anna Pitarelli ist wieder einmal ein Problem. Zumindest in der aktuellen Selbstreflexion der Bozner SVP taucht der Name der im Juni geschassten Gemeinderätin regelmäßig auf. „Mir tut es eigentlich schon leid, dass uns die SVP nun die Schuld für ihr eigenes Desaster gibt“, sagt sie. „Aber es ist natürlich leichter, sie anderen zu geben, als bei sich selbst zu hinterfragen, was nicht funktioniert hat.“

Tatsächlich ist das Kapitel Volkspartei für die Buh-Frau von Spagnolli & Co. vorerst ohnehin abgeschlossen. Schließlich wurde Pitarelli im vergangenen Juni für drei Jahre aus der Partei ausgeschlossen „Auch wenn ich lustigerweise zuletzt immer wieder darauf angesprochen werde, ob ich wieder für die SVP kandidiere“, lacht sie. Wo bzw. wie kandidiert sie aber dann? Dazu hält sich Pitarelli noch bedeckt. Auch wenn sie themenmäßig schon ein Wahlprogramm beisammen zu haben scheint. Die Vorsitzende des Vereins Zukunft Bozen hat bei weitem nicht nur das Benko-Projekt im Kopf, wenn sie an die Weiterentwicklung ihrer Stadt denkt. Aufschnaiterschule, Virgl, Arbeitsplätze für die Jugend, leistbares Wohnen, das Thema Sicherheit: „Uns geht es nicht um Köpfe, uns geht es darum, bei diesen Themen etwas weiterzubringen“, sagt sie. Wir, das ist in dem Fall die Gruppe „Zukunft Bozen“, die zuletzt mit gleich sieben KandidatInnen auf der SVP-Liste kandidiert hatte. „Wir werden uns sicherlich weiter für die Stadt engagieren“, sagt Pitarelli, „nur in welcher Form haben wir noch nicht festgelegt.“  Vielleicht auf einer gemeinsamen deutschsprachigen Sammelliste? Zumindest ausschließen will Anna Pitarelli nichts. „Es sind Gespräche mit verschiedenen Personen am Laufen“, sagt sie. „Mal sehen, was dabei rauskommt.“

Blaas: "Wir hätten die Wähler"

Nichts herausgekommen ist bereits im vergangenen Juni beim Versuch des Ex-SVP-Mann Roland Atz mit den Freiheitlichen, der Südtiroler Freiheit und der BürgerUnion eine neue Liste für Bozen auf die Beine zu stellen. „Vor allem die Südtiroler Freiheit hat damals wenig Interesse gezeigt“, meint Walter Blaas. Für den Obmann der Freiheitlichen stellen die Neuwahlen in Bozen eine weitere Chance dar, eine bisherige Mission Impossible zu bestehen: Bislang ist es den Freiheitlichen nie gelungen, einen Sitz im Bozner Gemeinderat zu erobern. Und Blaas gibt klar zu verstehen, dass dies nicht am mangelnden Interesse der Partei selbst liegt. „Doch wir sind eben traditionell stärker im Pustertal und Eisacktal verankert“, sagt er, „und in der Bozner Bürgerschaft haben wir nie so recht Fuß fassen können.“

Doch gerade in der aktuellen Situation sieht der Freiheitliche Obmann durchaus Potential. Die Themen wären da – vom Verkehrsproblem in Gries bis hin zur Müllsamlung, nennt Blaas nur einige Beispiele jenseits des Benko-Projekts. Auch könnte die Mutterpartei in dieser Ausnahmesituation mehr Unterstützung bieten, als in normalen Wahlkämpfen, in denen in fast allen Gemeinden gleichzeitig gewählt wird. „Wir hätten die Wähler“, ist Blaas überzeugt. Allerdings fehlt es bislang am wichtigsten – den Kandidaten. „Eigentlich müssten es nur ein paar Leute sein“, sagt der Freiheitliche Obmann. „Doch ich kann sie nicht aus dem Hut zaubern.“ Vor allem die intensive Arbeit im Bozner Gemeinderat mache die Kandidatensuche schwierig. „Auch bräuchten wir Bozner, und nicht Kandidaten, die aus dem Landtag oder von auswärts kommen“, so Blaas.

Vielleicht kommt letzten Ende doch noch von Seiten Sven Knolls Unterstützung. Denn der Fraktionssprecher der Südtiroler Freiheit will ein Bozner Engagement zum aktuellen Zeitpunkt keinesfalls ausschließen. „Klar ist aber, dass ein Alleingang wenig bringt“, sagt er. „Sinn würde nur eine parteiübergreifende Liste der deutschen Oppositionsparteien machen.“ Voraussetzung sei aber, dass bei einer solchen Liste nicht Parteien im Vordergrund stehen – und sich die richtigen Kandidaten finden. In den kommenden Wochen kann sich Knoll durchaus weitere Gespräche zum Thema vorstellen. „Unser Angebot steht weiterhin“, sagt Walter Blaas. „Und jeder weiß, wo er mich findet“.

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Profil für Benutzer Rita Barbieri
Rita Barbieri Sa., 03.10.2015 - 08:12

Schaut. schaut. Der Wahlampel-Oberschlaue Martin B. stellt jetzt schon seine Kandidatenlisten auf.
Leider Gottes hat er sich nur die einseitige Bewertung der Ewiggestrigen zum Credo gemacht.
Also mindestens einer, der prima orakelt. Er könnte ja auch gleich mit die Hochrechnung der Wahlergebnisse anstellen (Rechts, Mitte, Links).
Besser lesen können, ist aber allemal die primäre Voraussetzung dafür, um überhaupt zu verstehen, was die Leute sagen wollen oder nicht.
Ach, es gibt so viele Frustrierte auf der Welt. Leider.

Sa., 03.10.2015 - 08:12 Permalink
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Rita Barbieri Sa., 03.10.2015 - 08:12

Schaut. schaut. Der Wahlampel-Oberschlaue Martin B. stellt jetzt schon seine Kandidatenlisten auf.
Leider Gottes hat er sich nur die einseitige Bewertung der Ewiggestrigen zum Credo gemacht.
Also mindestens einer, der prima orakelt. Er könnte ja auch gleich mit die Hochrechnung der Wahlergebnisse anstellen (Rechts, Mitte, Links).
Besser lesen können, ist aber allemal die primäre Voraussetzung dafür, um überhaupt zu verstehen, was die Leute sagen wollen oder nicht.
Ach, es gibt so viele Frustrierte auf der Welt. Leider.

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