Wirtschaft | Flughafen

Verlockendes Angebot

Sagt das Volk "Ja" zum Flughafen, ist die Handelskammer bereit, "einen wichtigen Beitrag für Südtirol zu leisten" und 50 Prozent des Betriebs mitzufinanzieren.

UPDATE

Nicht nur die salto.bz-Leser stellen sich die Frage, sondern inzwischen auch Andreas Pöder: Sind die Gelder, die die Handelskammer in den Flughafen investieren will, nicht auch öffentliche Mittel? Lapidar die Reaktion von Pöder: “Auch die Handelskammergelder sind Steuergelder.” Dazu kämen die Pflichtbeiträge, die “zigtausende Klein- und Kleinstbetriebe” an die Handelskammer leisten müssten, und von denen seien “bei weitem nicht alle bereit, das Millionengrab Flugplatz zu unterstützen”, so Pöder.

Seine Kritik ist harsch: “Die Flughafentrickserei geht also in die nächste Runde: Jetzt soll den Bürgern vorgegaukelt werden, dass jemand aus seiner eigenen Tasche künftig den Flughafen mitfinanziert.” Das Versprechen der Handelskammer ändere nichts daran, dass die Bürger bei der bevorstehenden Flughafen-Befragung einzig und allein die Frage zu entscheiden hätten, ob weiterhin Steuergelder für das Flughafenprojekt verwendet werden sollen oder nicht. “Ob Steuergeld oder Gebühren vom Land, von der Region, den Gemeinden der Handelskammer oder Zig-Tausenden von Einzel- und Kleinbetrieben kommen, macht letztlich keinen Unterschied”, so Pöder abschließend.

 

Dass der Flughafen Bozen den meisten Wirtschaftstreibenden des Landes, darunter auch der Handelskammer Bozen und ihrem Präsidenten sehr am Herzen liegt, ist nichts Neues. Doch wie sehr, das fördert nun eine Aussendung, die die Handelskammer am Freitag Mittag verschickt, zu Tage. Nicht einmal 24 Stunden, nachdem der IV Gesetzgebungsausschuss die öffentliche Finanzierung des Flughafens aus dem neuen Mobilitätsgesetz gestrichen hat, kündigt die Handelskammer an, Geld locker machen zu wollen – falls die Bevölkerung im Rahmen der anstehenden Flughafen-Befragung “Ja” sagt.

“In seiner heutigen Sitzung hat der Kammerausschuss der Handelskammer Bozen seine Bereitschaft erklärt, den Betrieb des Flughafens Bozen mit bis zu 50 Prozent mitzutragen, falls das Referendum im kommenden Jahr positiv ausgeht”, teilt die Handelskammer mit. Wenn sich die Bevölkerung also für die Beibehaltung der öffentlichen Finanzierung des Flughafens ausspricht, ist man laut Handelskammer bereit, durch die Co-Finanzierung “einen wichtigen Beitrag für Südtirol” zu leisen. Nach dem Motto, sagt “Ja” und es gibt Geld von uns.

Die Begründung, warum sie den Flughafen gern mitfinanzieren möchte, liefert die Handelskammer gleich mit: “Von einem relativ kleinen Flughafen, der aber einen funktionierenden und zuverlässigen Flugbetrieb aufweisen kann, profitiert ganz Südtirol, als Wirtschaftsstandort und als Arbeitsplatz, wobei auch die Feriendestination Südtirol in Zukunft immer weniger auf einen effizienten Flughafen verzichten kann.” Kammerpräsident Michl Ebner dazu: “Der Flughafen macht Südtirol auf der internationalen Landkarte sichtbar und erreichbar. Außerdem können entfernte Ziele leichter erreicht werden und auf diese Weise die Internationalisierung der Südtiroler Wirtschaft erleichtert und beschleunigt werden.” Wer in Zeiten von globalisierter Gesellschaft nicht erreichbar sei, existiere für die internationale Welt nicht, so die Überzeugung. Und schließlich würde die gesamte Bevölkerung von einem funktionierenden Flughafen profitieren. Für die Handelskammer ist er “ein wichtiger Teil in einem modernen internationalen Mobilitätsnetzwerk”, der “eine autofreie Verbindung Südtirols mit der Welt” ermögliche.

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Mensch Ärgerdi… Fr., 16.10.2015 - 13:12

Schön! Die von Steuern und Abgaben lebende Handelskammer ist bereit bis zu 50% des Flughafens zu finanzieren. "Bis zu" heißt auf deutsch von Null bis zu,
welcher Idiot fällt auf so einen Sch*** heute noch rein?

Fr., 16.10.2015 - 13:12 Permalink
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Willy Pöder Sa., 17.10.2015 - 08:29

Die durnwaldersche Bauernschlauheit findet in Kompatschers Flughafen-Rettungsstrategie eine nahtlose Fortsetzung. Kompatscher, dem erklärten Flugplatzbefürworter, plagt die Befürchtung, dass Volk würde eine weitere vom Steuertopf getragene Finanzierung des seit Jahrzehnten gefräßig-defizitären Flugbetriebes nicht tragen wollen und dies beim hierzu versprochenen Referendum im kommenden Jahr auch dementsprechend kundtun. Also wechselte der Provinz-Präsident, Dr. mag. iur Arno Komparscher, die Taktik. Er lässt neuerdings den Präsidenten der Handelskammer Bozen, On.le Dr. mag. iur. Michl Ebner, dem Volke das Versprechen geben, die Kammer würde die Führungskosten des Jakob-Flughafens im Ausmaße von bis zu 50% (was immer das heißen mag) übernehmen, falls das Volk seine Zustimmung zur Weiterführung geben würde. Was weder Kompatscher noch Ebner dazu nicht sagten, das ist, dass die Handelskammer viele ihrer Haushaltsmillionen ebenfalls aus dem Steuertopf der Provinz bzw. der Region bezieht. In einer Zeit, in der man an der künftigen Finanzierbarkeit des öffentlichen Gesundheitswesens zweifelt und die Ironie diesbezüglich im Bedarfsfalle bereits bei gebrauchten, auf dem Trödlermarkt zu besorgenden Second-Hand-Gelenken und -Protesen angelangt ist, dürften die Menschen wohl wenig Verständnis für das unstopfbare Flugloch aufbringen, in das während der letzten 17 Jahre bereits mehrere (drei) Fluglinienbetreiber, darunter auch die südtirolersche Air Alps, gestürzt sind.

Sa., 17.10.2015 - 08:29 Permalink