Politik | Vollgeld

Island Vorreiter einer neuen Geldordnung?

Wie kaum ein anderes Land ist Island durch die Bankenkrise 2008 aufgerüttelt worden, konnte den Staatsbankrott nur knapp abwenden. Jetzt auf Sanierungskurs...
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

...plant der Inselstaat eine radikale Neuordnung seines Geldwesens ausgehend vom Vollgeldkonzept. Fast auf dem Fuß folgen könnten diesem Beispiel unsere Schweizer Nachbarn: sie sind zwar alles andere als krisengeschüttelt, aber sehr interessiert an einer stabileren und gerechteren Geldordnung. Soeben hat nämlich die Volksinitiative zur Einführung des Vollgelds die geforderten 100.000 Unterschriften erreicht. Endlich diskutiert man in gleich zwei europäischen Staaten ernsthaft die Notwendigkeit einer neuen Geldordnung.

Island hatte, wie viele andere Länder, in Vergangenheit stark unter Bankenkrisen, Immobilienblasen, Wechselkursinstabilität gelitten. Dazu kam steigende Inflation. In der Finanzkrise brahcen die drei größten Banken Islands zusammen und mussten vom Staat übernommen werden. Noch heute verhandelt Island über die Rückzahlung der Schulden an ausländische Gläubiger, nachdem das Volk zwei Mal Schuldentilgungsabkommen abgelehnt hatte. In einem ParlamentsReport werden die Ursachen der Krise schonungslos offen gelegt.

Die Geschäftsbanken hatten vor der Krise viel mehr Geld geschöpft als für Islands Wirtschaft nötig, die Zentralbank hatte die Geldmenge nicht mehr steuern können („Überschießende Giralgeldschöpfung“ nennt das Joseph Huber, der namhafteste Vertreter des Vollgeld-Konzepts in Deutschland), der Staat stand vor dem Bankrott. Durch die Reform soll sicher gestellt werden, dass die isländische Zentralbank wieder die volle Kontrolle über den Geldumlauf erhält. Durch das Vollgeld wird das Kreditgeschäft von den Finanzdienstleitungen und Bankeinlagen völlig entkoppelt, die Geldschöpfung wird zur öffentlich-rechtlichen Aufgabe allein der Zentralbank.

Island würde mit der neuen Geldpolitik nun die Geldschaffung der Geschäftsbanken völlig unterbinden. Der Report sieht vor, dass alle Bankkredite vollständig aus Geld bestehen, welches durch die Notenbank gedeckt ist. Das Land erhofft sich dadurch weniger Bank-Runs, niedrigere Zinsen für Kredite, weniger Finanzspekulationen und höhere Steuereinnahmen. Mehr zu den verschiedensten Vollgeld-Projekten in Joseph Hubers Vollgeld-Portal.

Kommt das noch nie zuvor dagewesene geldpolitische Experiment in Island tatsächlich zustande, wird man vor allem in der Schweiz dessen Auswirkungen auf die isländische Wirtschafts- und Finanzwelt verfolgen. Denn im Juni 2014 hat der Verein Monetäre Modernisierung die "Vollgeld-Initiative" lanciert, die genau die gleiche geldpolitische Erneuerung in der Schweiz einführen will. Intensive Debatten zwischen Befürwortern und Gegnern sind bereits am Laufen. Früher als erwartet hat die Kampagne „Ja zu echten Franken auf unseren Konten“ bereits ihr Ziel erreicht und die 100.000 Unterschriften gesammelt. Nun wird in der Schweiz eine breite öffentliche Debatte über eine solche Reform stattfinden, die einen praktikablen Ausweg aus der heutigen Finanzmarktanarchie, Bankenübermacht und Überschuldung von Staaten, Unternehmen und Privaten weist.

Zu diesen spannenden Themen organisiert die Südtiroler Initiative Human Economy am 27. November 2015 in Bozen eine Tagung in der EURAC für alle Interessierten. Bei diesem Kongress werden alternative Geldmodelle vorgestellt, die auf regionaler Ebene sofort umgesetzt werden können. Der Vertreter der Schweizer Vollgeldinitiative, Alec Gagneux, spricht über das Vollgeld und die Vollgeldinitiative in der Schweiz, Tobias Plettenbacher führt in das Thema der Regionalwährungen ein und der a.o. Prof. für Rechnungswesen der Universität Wien, Franz Hörmann, hält ein Referat über das Informationsgeld. Alles weitere hier

Ebenso findet ein Workshop mit dem Titel "Elementi giuridici del sistema di creazione di mezzi monetari delle banche private” für Richter, Anwälte Notare und Wirtschaftsberater (in italienischer Sprache) am Donnerstag 26. November statt. 

 

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Martin B. Mi., 04.11.2015 - 16:50

Es ist sicherlich schwierig die optimalen Änderungen zu finden, aber jeder Schritt weg von internationalen Konzern- und Bankinteressen (also Profitfokus) scheint mir wichtig und richtig. Leider scheint von den Mainstreamparteien nicht einmal eine kleine Minderheit bereit Schritte in diese Richtung zu setzen und noch weniger sind es die Stakeholder in Brüssel. Eine große Herausforderung gegen die zentraliserte Macht.

Mi., 04.11.2015 - 16:50 Permalink
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gorgias Do., 05.11.2015 - 07:40

Antwort auf von Martin B.

Erstens ist das Vollgeld nichts gegen eine allgemeine Profitorientierung unter anderem ustist es eine alternative zu einem System wo grundsätzlich jemand als Zwischenhändler mitverdienen muss damit der Staat an das eigene Geld kommt.
Zweitens weiss ich jetzt nicht was das mit zentralismus zu tun haben soll und drittens würde ich anstatt anti establishment resentimente zu äußern mich mit einer Idee auseinander setzen, denn wenn man sie nicht versteht wird man sie auch kaum langfristig unterstützen sondern sie aus dem Fokus verlieren um gegen das Establishment zu maulen.

Do., 05.11.2015 - 07:40 Permalink
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Klaus Egger Mi., 04.11.2015 - 23:21

Für mich durch die in der Vergangenheit verschiedensten geführten Diskussusionen immer noch ein schwieriges Thema dem ich mich aber weiterhin gerne stelle. Bin gerne dabei beim Kongress.

Mi., 04.11.2015 - 23:21 Permalink
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Dr. Streiter Fr., 06.11.2015 - 18:22

Die Einladung Franz Hörmanns stellt halt die Veranstaltung in ein ein schlechtes Licht. Neben der Tatsache einer gewagten These, die kein Fundament in den bisherigen Erkenntnissen hat, weisst "Wirtschaftswisseschlaftler" auch keine Laufbahn auf die zeigt, dass er jetzt unbedingt in seiner Freizeit auf das neue Ding kommen könnte. Es ist lachhaft aber auch einigermassen traurig für die EURAC.

Fr., 06.11.2015 - 18:22 Permalink
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gorgias Sa., 07.11.2015 - 12:41

Antwort auf von Dr. Streiter

Ich kann der Diskussion zustimmen. Das Problem ist dass sich hier Menschen nicht richtig auskennen und so interessante Ideen verwässern oder sie mit unseriosem Kombinieren und sie so korrumpieren. Das was es nochmals trauriger macht ist, dass es in einem vermeintlich akademischen Umfeld geschieht.

Warum muss man ausgerechnet zum Thema Vollgeld so eine zwielichtige Persönlichkeit wie Hörmann einladen mit der Gefahr das Thema zu diskreditieren?

Sa., 07.11.2015 - 12:41 Permalink
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Christoph Moar Sa., 07.11.2015 - 13:12

Antwort auf von Dr. Streiter

"Es ist lachhaft aber auch einigermassen traurig für die EURAC."
Moment. Der Kongress hat mit der Eurac genausowenig zu tun wie das Sheraton mit mir, wenn ich dort mal nächtigen sollte. Die Eurac ist in diesem Kontext schlich und ergreifend: ein Vermieter von Konferenzräumen. Und solange keine Veranstaltungen akzeptiert werden, die gegen geltendes Recht verstoßen oder gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung sind, braucht sie meiner Meinung nach auch keine Sekunde über den Inhalt der Veranstaltung und die Referenten nachzudenken. Und der Veranstalter sagt meiner Meinung nach auch nirgendwo, dass dies eine "Eurac" Veranstaltung sei...

Sa., 07.11.2015 - 13:12 Permalink
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gorgias Sa., 07.11.2015 - 19:20

Antwort auf von Christoph Moar

Formal mag. das stimmen, aber es ist auch ein bisschen naiv. Zumindest hat das Sheraton kein Bildungsauftrag. Auch findet hier damit auch ein ungewolltes Crossmarketing statt. Das Image des einen färbt auf dem anderen ab und umgekehrt. Die EURAC ist auch kein Kongresszentrum und sollte sich auch Gedanken über die Inhalte machen.

Sa., 07.11.2015 - 19:20 Permalink
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Christoph Moar So., 08.11.2015 - 10:47

Antwort auf von gorgias

"Die EURAC ist auch kein Kongresszentrum und sollte sich auch Gedanken über die Inhalte machen."

Hallo Gorgias. Nein, das stimmt so nicht. Und meine Rückmeldung ist recht sachlich und keinesfalls naiv. Möglicherweise hast du es nicht bemerkt, aber die Eurac hat seit Jahrzehnten ein echtres Convention Center. So wie das frühere BIC/heute TIS auch eines hat, die Cusanus Akademie, die Messe oder meinetwegen das Sheraton. Das sind alles Betriebe, die neben ihrem Hauptzweck auch in Kongresszentrum betreiben. Das Eurac Convention Center firmiert seit einiger Zeit übrigens anders, nennt sich nun "Meeting Management" (http://www.eurac.edu/de/services/meeting/Pages/default.aspx oder http://www.eurac.edu/en/services/meeting/Documents/EMM_Flyer.pdf).

Die Bandbreite der Convention Dienstleistungen ist unterschiedlich, du kannst von reiner Raumvermietung bis hin zu kompletter Kongressorganisation alles buchen. Und, soweit ich weiß, ist das auch sehr gut gebucht. Die Einkünfte dieser Sparte bringen letztlich Mittel für die Forschung, und es ist für mich als Steuerzahler sehr sinnvoll, dass bestehende Kongressräumlichkeiten auch an Externe vermietet werden und nicht nur für interne Forschungszwecke genutzt werden.

Die Sääle werden übrigens auch an Parteien vermietet, hab ich selbst mehrfach erlebt. Für mich undenkbar, dass das Image des Einen auf den Anderen abfärben mag. Inhaltliche Prüfung oder Zensur/Nichtzulassung von Veranstaltungen wäre für mich eine furchtbare Bevormundung der privaten Kongressteilnehmer und sollte niemals stattfinden - außer in den besagten Fällen wo Veranstaltungen gegen geltendes Recht zu verstoßen drohen oder sich gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung positionieren.

So., 08.11.2015 - 10:47 Permalink
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Christoph Moar So., 08.11.2015 - 11:25

Antwort auf von Dr. Streiter

Ja, dem stimme ich natürlich zu. Damit muss man wohl leben. Ich habe selbst vor einem halben Dutzend Jahren oder so von jemand gehört, der sich eine geniale "Wasser-Aufbereitungsmaschine" gekauft hat, diese "trennt" selbstverständlich das Wasser in gutes und schlechtes Wasser, je nach Ionenanteil. Weitere Details erspare ich mir und lasse das nun mal unkommentiert.

Als vermeintliches Gütesiegel wurde zitiert, dass die Maschine von der Eurac präsentiert wurde. Richtig ist: sie wurde im Convention Center der Eurac präsentiert.

Insofern ist eure Verwirrung durchaus nachvollziehbar, und das wird man halt nie verhindern können. Man muss aber in der Tat aufpassen ab wann man eingreift. "Meine" TU hat neulich viel Spott einheimsen müssen, weil sie den Quacksalbern der Alternativmedizin eine Bühne geboten haben. In der den Kongress begleitenden Produktmesse wurden auch menschenleben gefährdende Alternativmedizinische Pseudoprodukte (Chlorbleiche) angeboten. Zuvor hatte der Kongress jahrelang in den Räumlichkeiten der LMU stattgefunden, bis diese sich ermutigt hatten, den Anbieter nicht mehr zu genehmigen. Die TU hat es nicht gecheckt und der Schlamassel nahm seinen Lauf (http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/muenchen-wunderheiler-schaman…).

Ein paar Tage später kommt einsicht, Hermann ist erbost und die Scharlatane werden in Zukunft auch in der TU keine Räume mehr kriegen (http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/quacksalber-kongress-tu-muen…, http://www.sueddeutsche.de/muenchen/kongress-zu-alternativen-heilmethod…).

Persönlich denke ich, dass hier die "Gefährdungslage" wohl nicht soweit geht. Mündige Kongressbesucher sollten sich selbst ein Bild von den Personen machen. Generell gilt bei allen Convention Centers (und auch bei dem der Eurac), dass das Logo der Institution selbst (Eurac, TUM, LMU) *keinesfalls* auf den Werbemitteln der Veranstaltungen präsent sein sollte. Genauso wie ich mir nicht Sheraton auf die Visitenkarte knallen darf, nur weil ich dort nächtige.

So., 08.11.2015 - 11:25 Permalink
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gorgias So., 08.11.2015 - 11:30

Antwort auf von Dr. Streiter

Gilt für mich auch. Danke für die (ausführliche) Antwort.

Das "Crossmarketing" findet aber, wie Dr. Streiter nochmal sagt, auch statt. Dass hier kein differenzierendes Branding zwischen "Meeting Managment" und "Research" stattfindet ist auch eine Möglichkeit dies auszunutzen und die Lokalitäten attraktiver zu machen.

Und nebenbei ,wenn man das Bildungsprogramm der Cusanus Akademie ansieht, dann kann man sich beim einen oder anderen auch denken, wie so was in einem katholischen Bildungshaus stattfinden kann. Dann ist es auch nicht mehr so heikel für was sie ihre Strukturen sonst noch zur Verfügung stellen.

So., 08.11.2015 - 11:30 Permalink
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Thomas Benedikter Sa., 07.11.2015 - 21:27

Die Mainstream-Parteien, lieber Martin B., haben in der Geschichte auch so manche Ideen und Neuerungen verschlafen, sie bewegen sich spätestens dann, wenn Bürger und Bürgerinnen Druck für sinnvolle Reformen machen.
Kurz zu Gorgias: Natürlich kann ein Vollgeldsystem nicht das Profitprinzip aus der Welt schaffen genausowenig wie Bankenwettbewerb und Finanzmarkt abgeschafft werden. Doch wird den privaten Banken die Möglichkeit der Geldschöpfung genommen und elektronisches Geld (Buchgeld, Giralgeld) wird vollwertiges Geld. Vollgeld macht elekrtonisches Geld sicher wie Bargeld und zwingt den Banken ganz andere Standards auf. Es geht um die konsequente Weiterentwicklung des öffentlich gesteuerten Geldwesens, denn nach Banknoten und Münzen muss auch das elektronische Geld von einer öffentlich rechtlichen und gemeinnützigen Institution kontrolliert werden. Den Banken bleibt dennoch viel zu tun, nicht nur beim Kreditgeschäft, aber eben mit Vollgeld.
Beim Kongress von Human Economy spricht nicht nur Prof. Hörmann, über den man streiten kann, Dr. Streiter, Sie tun das sicher gerne. Hörmann vertritt einen anderen Ansatz als die etablierten Vertreter des Vollgeldkonzepts und der Monetative, wie Joseph Huber und Christian Felber. Beim Kongress geht es auch um Regionalwährungen und eben das Vollgeld, und auf jeden Fall um Information und Argumente für neue Wege in der Geldordnung, Argumente, die zu diskutieren und nicht vorab zu diskreditieren sind.

Sa., 07.11.2015 - 21:27 Permalink
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Dr. Streiter So., 08.11.2015 - 10:25

Antwort auf von Thomas Benedikter

Jetzt hab ich mich mit den nächsten Kandidaten befast: Plettenbacher.
https://www.youtube.com/watch?v=mynJiYAxOUE

Seine Kritik fundiert auf der Idee dass die Wirtschaft alle 50-70 Jahre crashed, vielleicht so eine Art Kontradieff Zyklus. War immer schon ein guter Schmäh, empirisch haltlos es fehlen schlicht die Daten. Begründet wird das ganze mit den Zinseszins Effekt. Jetzt kann man sich die Mühe machen und das Langfristige Weltbruttosozialprodukt zu googlen oder sich erarbeiten was der zeitgenössische Wissenschaftliche Konsens dazu ist und diesen dann gerne kritisieren. Tun die natürlich nicht. Sie glauben eine Verzinsung entstehe aus der Luft und hat keine Realwirtschafliche Basis. Die Produktionsfunktion der VWL tat ihnen das Wachstum schon erklären, es gibt drei Faktoren: Kapital, Arbeit und Technologie. Allein der Faktor Technologie wächst seit 200 Jahren nunmal in einer exponentiellen Weise. Zinseszins.
Wird halt eine Truther Veranstaltung, darüber kann ich jetzt nicht streiten.

So., 08.11.2015 - 10:25 Permalink
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gorgias Mo., 09.11.2015 - 13:35

>Außerdem sehe ich einen Widerspruch: Die Giralgeldschöpfung nach Mindestreservesystem ermöglichte es Banken, relativ risikolos Kredite zu vergeben und dabei Gewinne zu machen.<
Genau das wird unterbunden.
> Wenn die Banken nun 100% bei der Zentralbank leihen müssen, müssen sie es gewinnbringend weitervergeben. Dadurch müssten die Zinsen doch eigentlich steigen und nicht sinken oder täusche ich mich? Im Text steht nämlich, Island erhofft sich durch dieses System niedrigere Zinsen.<

Im Vollgeldsystem leihen sich Banken nicht das Geld von der Zentralbank, dieses wird dadurch im Umlauf gebracht, dass es von der Zentralbank direkt zum Staat geht, der es dann ausgeben kann ohne sich zu verschulden oder den Bürger dafür steuerlich zu belasten. Banken leihen sich kein Geld mehr direkt von der Zentralbank sondern nehmen dafür die gesperrten Einlagen der Kunden.

Mo., 09.11.2015 - 13:35 Permalink
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Thomas Benedikter Di., 10.11.2015 - 22:02

Allein schon unsere Diskussion hier beweist, dass es Klärungsbedarf gibt. Human Economy wird bei der Referentenwahl nicht immer die glücklichste Hand haben, aber vor den Argumenten dieser Gäste braucht man sich nicht zu fürchten.
Die These, dass ein Geldsystem mit Zineszins unvermeidlicherweise zusammenbrechen wird, ist genauso wenig empirisch haltbar wie der Kondratieff-Zyklus. Solange die Wirtschaft und die Geldmenge wachsen, können Zinsen bedient werden, bei relativ geringen Ausfällen, wenn man die typischen europäischen Volkswirtschaften betrachtet. Das Problem liegt in der systemischen Überschuldung, die das heutige Geldsystem (fraktionale Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken) produziert.
Natürlich ist ein stärker staatlich reguliertes Bankwesen ein Fortschritt mitten in einem anarchischen globalen Finanzmarkt. Basel III, höhere Mindestreservepflicht, Trennbankensystem, Transaktionssteuer - all das bringt mehr öff. Kontrolle in die Finanzmärkte, reicht aber nicht aus, wie Joseph Huber zu Recht feststellt.
Oliver H., was Island sich auf jeden Fall durch das Vollgeld erwarten kann, ist ein stabiles Geldsystem mit weniger Überschuldung, auch weniger Kreditausfällen oder Insolvenzgefahren durch Spekulation. Wenn Banken solider haushalten, könnten sie auch geringere Zinssätze auf kredite anbieten. Der Diskontsatz bei der Zentralbank kann auch beim Vollgeldsystem niedrig sein. Zu Recht schreibt Gorgias aber, neu geschöpftes Geld kommt eben als Vollgeld dann nur über den Staat in den Kreislauf.

Di., 10.11.2015 - 22:02 Permalink