Politik | SVP

Lob der Sammelpartei

Schluss mit dem Vorwahlgeplänkel rund um die Bozner SVP, sagt der Bozner Makler Thomas Oberrauch. Und bricht eine Lanze für einen Grundwert seiner Partei.

Herr Oberrauch, Menschen wie Jakob Baldur Brugger oder Sebastian Seehauser fordern eine neue SVP. Wie sehen das die ehemaligen Kandidaten von „Zukunft Bozen“.
Thomas Oberrauch: Um das einmal klarzustellen: Es gibt keine Liste Zukunft Bozen. Es gab im Mai vielmehr einige Personen auf der SVP-Liste, die sich zum Verein bekennen, und die sind teils immer noch Teil der SVP und werden möglicherweise auch beim nächsten Wahlkampf mitmischen. Was die von ihnen angesprochenen Herrn betrifft: Ich will solch jugendliche Impulsivität ja nicht bremsen. Doch dieses ganze Geplänkel und Polemisieren, von einer Gruppe dort und der anderen Gruppe da, schadet der Partei in meinen Augen nur.

Gutes Stichwort: Es gibt genügend Parteikollegen, die der Überzeugung sind, dass das Team im Team, also Ihre Gruppe innerhalb der SVP Bozen, der Partei beim Wahlgang im Mai geschadet hat.
Da gebe ich Ihnen Recht. Doch bis dato ist die Südtiroler Volkspartei eine Sammelpartei. Bis dato haben wir in der SVP immer auch Grabenkämpfe gehabt, es hat immer ein „Für und Wider“ gegeben. Wenn man sich nur vor Augen führt, wie hier seit Jahrzehnten  Arbeitnehmer, Wirtschaftstreibende, Liberale und wer auch immer um einen Tisch sitzen – das ist schon fast Guinnessbuch-verdächtig.  Deshalb sträube ich mich ganz stark gegen Aussagen wie: Die haben denen geschadet und die den anderen. Außerdem: Wenn wir wirklich in die Analyse gehen wollen, hat auch Zukunft Bozen im Mai rund 1500 Vorzugsstimmen bekommen, und das hat der SVP glaube ich auch zwei Mandate gebracht. Wichtiger ist nun aber: Es hat in der SVP immer verschiedene Seelen gegeben und das wird auch in Zukunft so sein.

Ihre Mitstreiterin Anna Pitarelli ist nach ihrem Parteiausschluss keine Seele der SVP mehr. Die anderen Mitglieder des Vereins „Zukunft Bozen“ bleiben der SVP dagegen weiterhin treu?
Ich kann hier nur für mich und Hannes Mussak  sprechen, mit dem ich in engen Kontakt bin. Wir sind SVP-Mitglieder und bleiben SVP-Mitglieder. Was in den nächsten fünf bis sechs Monaten tatsächlich passiert in Bozen,  ist derzeit schwer abzuschätzen. Auch wenn man sich aktuelle Fälle wie St. Ulrich anschaut. Aber wir haben sicherlich keinerlei Bestrebungen irgendetwas zu zerstören.

In den heißen Tagen nach dem Rücktritt des Bozner Bürgermeisters posteten sie auf Facebook immer wieder Fotos von Treffen mit ihrem Vereinskollegen Heinz Peter Hager oder dem ehemaligen Vize-Bürgermeister Klaus Ladinser.  Wurden da keine neuen politischen Allianzen geschmiedet?
Erstens ist Herr Hager kein Mitglied des Vereins „Zukunft Bozen“ und zweitens sind die genannten Personen seit Jahrzehnten meine Freunde. Da ist damals auch von den Dolomiten breitgetreten worden. Doch ich stehe zu meinen Freunden, ob sie Politik machen oder nicht, und zeige mich mit ihnen, wann ich will. Umso mehr, wenn ich damit den Journalisten ein Schnippchen schlagen kann.

Thema Bürgerlisten. Auch ein Thomas Widmann sagt mittlerweile: Wenn mir als Partei die Humanressourcen fehlen, muss ich alternative Wege suchen. Falsch?
Nein, da stimme ich mit Thomas Widmann voll überein.  Aber es darf nicht so weit kommen, dass bestimmte Leute ein Veto bekommen, weil sie zu grün, zu rot, was auch immer sind,  dass man sagt, die eine Gruppe schon und die andere nicht. Oder, wie nun Helmuth Renzler droht: Wir gehen dann alleine – was die Arbeitnehmer ohnehin schon seit Jahrzehnten tun. Da gibt es nichts zu drohen. Die SVP ist und bleibt eine Sammelpartei, und andere Schritte sollten wirklich nur folgen, wenn wir uns in den nächsten Monaten intern tatsächlich nicht einigen können.  

Doch zuerst würden Sie versuchen, alle unter dem Dach der Sammelpartei zu vereinen?
Bis jetzt haben wir das schließlich immer geschafft, in guten wie in bösen Zeiten. Diese Aufgabe obliegt jetzt vor allem Stadtobmann Dieter Steger.

Selbst ein Markus Lobis bemerkt mittlerweile spöttisch: „Der neue Sport unter Edelweiss-Giganten: HAU DEN DIETER!!!“ Freut das einen Thomas Oberrauch – nicht zuletzt aufgrund Ihrer Meinungsverschiedenheiten in Sachen Benko.
Nein, ich finde das vielmehr ziemlich unfair. Ich bin mit Dieter Steger sicher nicht auf einer Wellenlänge, und wir hatten in der Vergangenheit auch einige, wenn auch durchaus konstruktive, Diskussionen. Aber ich bin absolut dagegen, Meinungsverschiedenheiten medial breitzutreten. Die sind intern auszureden, nicht über die Presse. Denn die Leute draußen, das Volk, versteht so etwas nicht mehr. Die haben momentan ganz andere Sorgen als dieses Kindergartengeplänkel um Mandate. Deshalb sträube ich mich wie gesagt auch gegen diese neuen Gruppierungen, die es prinzipiell gerne geben soll. Doch da geht es doch nur darum, einen medialen Platz zu finden, um sich gut für die Wahl zu positionieren. Wer etwas Gutes für die Partei bewirken will, braucht nicht an die Presse gehen.

Doch ein Sebastian Seehauser sagt: Ich bin eben kein Mitglied im Koordinierungsausschuss, ich bekomme keinen Zugang zu den Gremien. Ist die SVP offen genug, um neue engagierte Leute anzuziehen?
Bei aller Kritik, die auch ich oft anbringe: Die SVP ist offen, ein Parteiobmann, ein Stadtobmann oder wichtige Parteifunktionäre können jederzeit telefonisch erreicht werden und geben gewöhnlich auch innerhalb weniger Tage einen Termin. Das was wir mit all diesen medialen Vorstößen erleben, ist pure Wahltaktik. Jeder will sich, seine Gruppe oder seine Kandidaten jetzt so gut wie möglich platzieren. Darum geht es, doch das ist der falsche Ansatz, denn dafür strafen uns die Leute dann wieder.

Hat Thomas Oberrauch überhaupt Lust, in diesem Klima weiterzumachen und noch einmal Anlauf auf den Gemeinderat zu nehmen?
Die liberale Gruppe hat immer Lust weiterzumachen, wenn sich etwas bewegt, ob das dann nun die Person A, B oder C ist. Aber eben auf konstruktive Art, und nicht in kleinkarierten Grabenkämpfen.  

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Rita Barbieri Di., 17.11.2015 - 16:11

Herr Oberrauch, man wird eigentlich nicht ganz schlau aus Ihren, teils widersprüchlichen Aussagen.
Zuerst bejahen Sie, dass das Team im Team der Partei beim letzten Wahlgang in Bozen geschadet hat und dann einige Zeilen später leugnen Sie das ab. Was ist nun?
Warum posten Sie jetzt keine Fotos mehr mit dem "möglichen deutschen Bürgermeister" in fröhlicher Runde? Vielleicht, weil er Ihnen nun mehr schaden als nutzen könnte bei den nächsten Wahlen?
Ja, das Volk draußen versteht nichts, weil es Ihrer Ansicht auch nichts erfahren darf. ("Wer etwas Gutes für die Partei bewirken will, braucht nicht an die Presse gehen"). Und was machen Sie nun? Sie geben ein Interview mit Einblick in die SVP.
Die Leute strafen die SVP nicht, wenn sich jemand wahltaktisch platzieren will. Die Gründe für die Abstrafung allerorts kennen Sie am besten.
Eine Frage bleibt allerdings offen:
Warum sind Sie mit Zukunft Bozen zu den letzten Gemeinderatswahlen angetreten, wo Sie doch ein so glühender Verfechter der totalen Sammelpartei sind? Hofften Sie auf mehr Stimmen, weil Sie in der SVP ohnehin chancenlos gewesen wären? Leider ist Ihr Kalkül, auch mit Ihrem Zutun muss man sagen, in die Hose gegangen. Viel Glück bei Ihrer nächsten Kandidatur (?) im Schoß der großen Sammelpartei.

Di., 17.11.2015 - 16:11 Permalink
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Rita Barbieri Di., 17.11.2015 - 16:13

Herr Oberrauch, man wird eigentlich nicht ganz schlau aus Ihren, teils widersprüchlichen Aussagen.
Zuerst bejahen Sie, dass das Team im Team der Partei beim letzten Wahlgang in Bozen geschadet hat und dann einige Zeilen später leugnen Sie das ab. Was ist nun?
Warum posten Sie jetzt keine Fotos mehr mit dem "möglichen deutschen Bürgermeister" in fröhlicher Runde? Vielleicht, weil er Ihnen nun mehr schaden als nutzen könnte bei den nächsten Wahlen?
Ja, das Volk draußen versteht nichts, weil es Ihrer Ansicht auch nichts erfahren darf. ("Wer etwas Gutes für die Partei bewirken will, braucht nicht an die Presse gehen"). Und was machen Sie nun? Sie geben ein Interview mit Einblick in die SVP.
Die Leute strafen die SVP nicht, wenn sich jemand wahltaktisch platzieren will. Die Gründe für die Abstrafung allerorts kennen Sie am besten.
Eine Frage bleibt allerdings offen:
Warum sind Sie mit Zukunft Bozen zu den letzten Gemeinderatswahlen angetreten, wo Sie doch ein so glühender Verfechter der totalen Sammelpartei sind? Hofften Sie auf mehr Stimmen, weil Sie in der SVP ohnehin chancenlos gewesen wären? Leider ist Ihr Kalkül, auch mit Ihrem Zutun muss man sagen, in die Hose gegangen. Viel Glück bei Ihrer nächsten Kandidatur (?) im Schoß der großen Sammelpartei.

Di., 17.11.2015 - 16:13 Permalink
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Martin B. Di., 17.11.2015 - 16:33

"Das was wir mit all diesen medialen Vorstößen erleben, ist pure Wahltaktik. Jeder will sich, seine Gruppe oder seine Kandidaten jetzt so gut wie möglich platzieren. Darum geht es, doch das ist der falsche Ansatz, denn dafür strafen uns die Leute dann wieder." Das sehe ich auch so, ist wirklich Kindergartengeplänkel um Mandate. Entweder intern einen Weg finden als Sammelpartei oder noch mehr Splitter-Ein-Mandat-Gruppierungen.

Di., 17.11.2015 - 16:33 Permalink