Gesellschaft | Gehälter

Warum sie und wir nicht?

Die finanzielle Rettungsaktion für Südtirols bestverdienende Ärzte ruft nun die Ärztegewerkschaften auf den Plan. Mit der Forderung nach weiteren 37 Millionen Euro.

Wenn rund 50 Südtiroler Ärzte mehr verdienen dürfen als der italienische Staatspräsident, werden wohl auch die Gehälter ihrer Kollegen zumindest an den Kaufkraftverlust seit 2009 angepasst werden können: Auf diese Argumentation läuft ein offener Brief der Südtiroler Ärztegewerkschaften ANAAO, BSK und ANPO an Gesundheitslandesrätin Martha Stocker und das Personalamt des Landes hinaus. Eine Reaktion auf die vom Landtag verabschiedete Anhebung der staatlichen Gehalts-Obergrenze von 240.000 Euro auf 288.000 Euro für rund 50 Südtiroler Primare.

Der akute Ärztemangel in Südtirols Sanität, der in dem Fall als Rechtfertigung herangezogen wurde, trifft jedoch auf die gesamte Ärzteschaft zu. Deren Gehälter, inklusive jener der Tierärzte, sind laut den Gewerkschaften jedoch seit der Unterzeichnung des aktuellen Vertrags im Jahr 2009 unverändert geblieben. Da sich die Inflation in den sechs vergangenen Jahren auf 11,3 Prozent summiere, verlangen sie dringend neue Vertragsverhandlungen und eine zusätzliche Summe von 37 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund der hohen Verantwortung, belastender Arbeitszeiten und der geforderten sprachlichen Qualifikationen seien sinkende Gehälter in der aktuellen Situation das falsche Signal, um die Flucht von Personal zu stoppen und neue Ärztinnen und Ärzte ins Land zu locken, argumentieren die Gewerkschaften. Vorgemacht hat es ihnen schließlich die Gesundheitslandesrätin selbst. Wenn nicht jetzt fordern, wann also dann.

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Sepp Bacher Mo., 21.12.2015 - 10:03

Scheiße, schon wieder hat es mir den Kommentar gefressen, also muss ich wieder von vorne anfangen!
Es ist schon verwunderlich, dass es unter den Ärzten eine so steile Gehaltspyramide gibt und dass die Schere so weit auseinander klafft. Meines Erachtens sind solche Spitzengehälter (Ärzte, Manager) in der Sanität/Öffentlichen Dienst nicht vertretbar und noch weniger die Form, wie die Politik erpresst wird. Ob sich die Ethikkommission des Gesundheitswesens auch mit der Frage befasst, ob diese Gehaltspolitik moralisch überhaupt vertretbar ist?
Schlimm finde ich auch, dass sich die Landesregierung so erpressen lässt. Wo bleiben die Arbeitnehmervertreter und die PDler in solchen Fragen?!

Mo., 21.12.2015 - 10:03 Permalink
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Sepp Bacher Mo., 21.12.2015 - 11:33

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Die Vergleiche Landeshauptmann mit dem Ital. Staatspräsidenten, der Bundeskanzlerin, Obama etc. hinken dahingehend, dass genannte an ihrem Amtssitz auch die Wohngemächer mit allerlei Personal zur Verfügung haben. Im Ausland müsste auch immer die Steuerbemessung bzw. der Netto-Bezug verglichen werden. Von anderen Privilegien abgesehen.
Ich glaube der LH darf das, was er kriegt, gerne verdienen. Durnwalder verdiente viel mehr und behauptete trotzdem oft, dass er immer noch weniger als manche Primare bekäme.

Mo., 21.12.2015 - 11:33 Permalink
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Sepp Bacher Mo., 21.12.2015 - 12:22

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Es gibt viele Menschen mit hoher Verantwortung in vielen Berufen, da würde ich die Ärzte nicht so auf eine Sockel stellen! Wenn schon wäre gerechtfertigt und auch schlüssig, den Jungärzten mehr zu bezahlen und den alten ein bisschen weniger. Möglicherweise retten die jungen gleichviel oder mehr Menschenleben als die Primare, wenn schon das ihr Kriterium ist. Ich glaube die Verantwortung und die Leistung des Kompatscher darf nicht unterbewertet werden. Übrigens: er sagt, dass sein jetziger Job eher ein Defizit -Geschäft ist. Das erklärt sich wahrscheinlich so: vorher bezog er Geschäftsführergehalt der Seilbahn AG, Bürgermeister-Entschädigung, ebenso je als Gemeindenpräsident, plus wahrscheinlich einige Bezüger für Verwaltungs- und Aufsichtsrat. Ich sehe da eine Schieflage, wenn ein cleverer Manager bald mal mehr verdient als der LH.

Mo., 21.12.2015 - 12:22 Permalink