Gesellschaft | Autonomiekonvent

"Wir wollen im Grunde alle dasselbe"

Der dritte Open Space ist Geschichte. Zwei, die am Samstag daran teilgenommen haben, berichten von ihren Eindrücken. Was war anders in Meran?

Schon die offizielle Pressemitteilung des Landtags lässt durchblicken: Der dritte Open Space zum Autonomiekonvent, jener in Meran, war anders. Anders als die bisherigen zwei in Bozen und Bruneck. Von diesen bleibt vor allem die starke Präsenz von Vertretern aus dem rechten deutschsprachigen Parteienspektrum sowie aus den patriotischen Kreisen in Erinnerung. So stark, dass sich der ehemalige Chefredakteur des Alto Adige Paolo Campostrini in seinem Leitartikel in der Montagausgabe (8. Februar) die Frage stellt: “Convenzione o adunata degli Schützen?


Anders und doch nicht?

Die Themen, die in Bozen und Bruneck die Diskussion beherrschten – Selbstbestimmung, Voll-, Finanz- und Sportautonomie, Schule, Toponomastik, Europaregion Tirol usw. –, standen am vergangenen Samstag auch in Meran auf dem Plan. Darüber hinaus wurden gleichzeitig ganz neue Vorschläge von den Teilnehmenden eingebracht: bedingungsloses Grundeinkommen, die Bedürfnisse mehrsprachiger Familien, sozialer Wohnbau, Kulturarbeit, Pensionen für Mütter und viele mehr. Und auch das Feld der Teilnehmer selbst war um einiges vielfältiger als auf den beiden Open Spaces davor. “Besonders gefreut hat mich die Anwesenheit vieler junger Erwachsener”, wird Landtags-Vizepräsident Roberto Bizzo in der offiziellen Aussendung zitiert. Einer dieser jungen Erwachsenen, die sich am Samstag Vormittag in der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie “Marie Curie” einfanden, ist Raphael Palla. Er bestätigt: “Wir waren eine sehr heterogene Gruppe, Frauen und Männer, Junge und Alte, politisch Engagierte und nicht, Deutsch- und Italienischsprachige.” Aufgefallen sei aber vor allem eine Gruppe: Jene, die Roberta Ciola die “Nicht-Menschen” nennt. Auch Ciola war am Samstag dabei. Und berichtet von einer “kleinen Armee”, die aufmarschiert sei – “organisiert und vorbereitet, um politische Ideen bestimmter Gruppierungen, nämlich der extremen deutschen Rechten” vorzubringen.

Die Themen des Open Space in Meran. Foto: Facebook/Autonomiekonvent-Convenzione sull'Autonomia

“Mit diesen Leuten war es unmöglich zu diskutieren”, erinnert sich Ciola. Sie selbst ist einem dieser “Nicht-Menschen” im Workshop ‘Friedliches Zusammenleben’ begegnet. Den hat sie frühzeitig verlassen: “Dialog hat keiner stattgefunden. Und an einem gewissen Punkt wurde von ‘den Italienern’ im Land gefordert, sich geeint gegen die faschistischen Denkmäler auszusprechen. Es war richtig unsympathisch. Als ich gemerkt habe, dass hier jemand die gesamte Diskussion monopolisiert und instrumentalisiert, war es für mich Zeit, auszusteigen.”


Die Richtung: nach vorne

Weniger bedrückend hat Raphael Palla die Anwesenheit einer doch kompakten Gruppe mit eindeutigen politischen Interessen empfunden. Er selbst hat sich bevorzugt anderen Themen, wie nachhaltige ökologische Landwirtschaft und soziale Exklusion, gewidmet. “Denn das sind Themen, um die es in Zukunft wirklich gehen wird”, ist er überzeugt. Auch Roberta Ciola, die wie Palla aus einem zweisprachigen Umfeld kommt, beschäftigt sich lieber mit nach vorne gerichteten Ideen. “Mit dieser Motivation bin ich zum Open Space, der ja ein partizipativer Prozess sein soll, hin gegangen. Die Menschen aus der Zivilgesellschaft waren aufgefordert, frei heraus ihre Ideen, Geschichten und Eindrücke einzubringen.” Mit der geballten Ladung an politisch vorgefertigten Argumenten und Themen habe sie nicht gerechnet.

Doch ist sie keineswegs enttäuscht aus der Veranstaltung gegangen. “Im Gegenteil, ich bin froh, dass den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, sich in einem solchen Rahmen auszutauschen und ihre Meinungen zur Neuschreibung des Autonomiestatuts einzubringen.” Raphael Palla sieht das genauso: “Am Samstag sind Menschen zusammen gekommen, die sich ansonsten nie treffen würden. Und wenn die Diskussion so weitergeht, dann werden wir irgendwann draufkommen, dass wir im Grunde dasselbe wollen.” Nämlich? “Kommunikation, Plätze, wo wir uns über uns selbst und unser Südtirol austauschen können. Abseits der politischen und medialen Diskurse.” Er ist der festen Überzeugung, dass sich “von oben” nichts ändern werde. “Daher glaube ich, es ist wichtig, jede Chance zu nutzen, die wir bekommen, um selbst Hand anzulegen”, sagt Palla. Er hat sich bereits für das Forum der 100 registriert, in dessen Arbeit die Ergebnisse der Open Spaces einfließen werden. Auch Roberta Ciola denkt über eine Teilnahme am Forum der 100 nach. Sie befürchtet, dass dort die “Nicht-Menschen” massiv die Überhand über die Diskussion gewinnen könnten. Diese will sie ihnen nicht überlassen. Zuversichtlicher ist da schon ihr jüngerer Mitbürger Palla: “Es ist prinzipiell die Frage, was und ob überhaupt etwas herausschaut. Aber ich glaube fest an die Menschen und die Kommunikation zwischen ihnen.”

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Mensch Ärgerdi… Di., 09.02.2016 - 12:48

Die Einstellung zum Thema scheint mir doch offensichtlich zu sein. Von welchen Schwachsinn ist denn die Rede? Dass das Wort "Nicht-Mensch" nicht gerade ein Kompliment ist?

Di., 09.02.2016 - 12:48 Permalink
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pérvasion Di., 09.02.2016 - 13:32

Bitte? Jetzt ist man schon rechts, wenn man menschenverachtende Terminologie ablehnt? Dass in Südtirol einiges verkehrt läuft, war mir ja bekannt... aber das ist jetzt an Dreistigkeit kaum zu überbieten.

Di., 09.02.2016 - 13:32 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 09.02.2016 - 13:49

Es geht um einen Aspekt der menschlichen Identität, der etnischen Identität (auch nationale Identität). Solchen Menschen bin ich in meiner Berufsberater-Tätigkeit schon begegnet.

Di., 09.02.2016 - 13:49 Permalink
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Markus Lobis Di., 09.02.2016 - 15:45

Wow! Ein wirklich unglücklich gewähltes Wort von Frau Ciola genügt, um die ganze stramm-konservative Soldateska in Wallung zu versetzen!!! Sogar von einer Klage ist die Rede, die die empörten rethorischen Unschuldslämmer, denen sonst kaum einmal ein Schuss zu scharf ist und die offenkundig den Pulverdampf lieben wie andere die Mao-Bibel, anstrengen wollen.

Ich teile die vorherrschende Meinung unter den besonders Vernünftigen in diesem Thread, dass die Wortwahl von Frau Ciola unglücklich war und bitte sie, das durch eine Entschuldigung aus der Welt zu schaffen.

Alles andere, was wir hier an Arroganz, plötzlich entdeckter Dünnhäutigkeit, gespielter Empörung und kritikwürdiger Positionen lesen können, bliebe dann bestehen - als sichtbare Zeichen krawalliger Diskussionskultur und Musterbeispiel, wie man wirklich krasse Erscheinungen in der Debatte umschiffen kann: Da meine ich zum Beispiel den Umstand, dass die Südtiroler Freiheit und deren Anhänger und Sympathisanten systematisch und mit unlauteren Mitteln den Autonomiekonvent zur Spielwiese einer politischen Minderheit machen wollen. Aber dazu kommen wir vor lauter Empörung gar nicht...

Di., 09.02.2016 - 15:45 Permalink
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Markus Lobis Di., 09.02.2016 - 16:33

Antwort auf von Manuel Kasslatter

Es fällt auf, dass die Südtiroler Freiheit ihre Leute organisiert zu den Open Space Veranstaltungen schickt. Aber das halte ich für ihr gutes Recht, wenngleich es doch bei der Bewertung des Auftretens eine Rolle spielen sollte.

Einige Aspekte sind dann schon bedenklicher: Da wäre einmal das Vordrängen bei der Festlegung der Themen. Da die Einbringer vorbereitet sind, springen sie wie von der Tarantel gestochen sofort auf und stürmen in Richtung der Moderatoren. Einige haben dabei Zettel mit, auf denen die Themen schon aufgeschrieben sind.

Dann der Umstand, dass viele der Themeneinbringer vorbereitete DIN-A4-Blätter mithaben, die alle in der selben Art gestaltet sind und auf eine zentrale Vorbereitung hindeuten. Auch die Protokollführer kommen meist aus den eigenen Reihen und ich habe Belege für - sagen wir es neutral - interessengesteuerte Protokollführung.

Dann habe ich festgestellt, dass sich einige Personen aus den organisierten Reihen, die andere aus ebendiesen Reihen an Eloquenz und Geisteskraft übertreffen, systematisch und wohl abgestimmt über alle Gruppen verteilen und dort versuchen, in bestimmender Form in die Debatte einzugreifen.

Das sind Beobachtungen aus Bruneck, wo ich selbst anwesend war. Berichte aus anderen Orten lassen darauf schließen, dass es andernorts ähnlich abgelaufen ist. Aus Meran meine ich zu vernehmen, dass es eine erfreulich breite und bunte Beteiligung gegeben hat.

Di., 09.02.2016 - 16:33 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 09.02.2016 - 17:09

Antwort auf von Markus Lobis

also die "interessengesteuerte Protokollführung" habe ich auch bemerkt! Aber nur, weil ich das Vorlesen des Protokoll verlangt hatte. Andere aus der Gruppe meinten, das sei bisher "nicht üblich" gewesen...

Di., 09.02.2016 - 17:09 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 09.02.2016 - 16:43

Vielleicht zur Erinnerung an Frau Ciola die Prinzipien des Konvents:

1. Wer auch immer kommt, ist gerade die richtige Person
2. Was auch geschehen mag, es ist das einzige, was geschehen kann.
3. Wann immer es beginnt, es ist die richtige Zeit
4. Vorbei ist vorbei

Dazu kommt noch das "Gesetz der zwei Füße" : es sieht vor, dass jeder Teilnehmer solange in einer Arbeitsgruppe bleiben soll, wie er dort einen Beitrag leisten und / oder etwas lernen kann. Es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht, die Arbeitsgruppe zu wechseln.

(Zitat aus der grauen Mappe die wir beim Konvent erhalten haben)

Di., 09.02.2016 - 16:43 Permalink
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Christoph Fran… Di., 09.02.2016 - 17:03

In mehreren Posts wurde salto.bz direkt angesprochen. Ob es in der Redaktion keine Kontrolle gebe ecc.
Deshalb eine kurze Stellungnahme dazu.
Vorausschicken möchte ich, dass ich die Wortwahl von Frau Roberta Ciola falsch und unangebracht finde. Ich persönlich hätte dieses Unwort nicht gebracht.
Trotzdem möchte ich schon auf ein paar Dinge hinweisen.
Lisa Maria Gasser hat das Wort einmal in einem Zitat gebracht und zweimal in der Zusammenfassung von Gedankengängen der Wortschöpferin. Sie hat das Wort aber jedes mal unter Anführungszeichen gesetzt. Was heißt das?
Dass es ein Fremdzitat ist und damit weder die Meinung der Autorin noch der Redaktion widerspiegelt. Anführungszeichen sind ein eindeutiges Merkmal einer bewussten sprachlichen Distanz.
Ich wiederhole es aber noch einmal: Ich halte den Begriff für nicht tragbar und halte es einen Fehler in so publiziert zu haben.
Aber deshalb auf Lisa Maria Gasser dreinzuhauen, als habe Sie sich eines Verbrechen schuldig gemacht, das halte ich für infam. Die Salto-Redakteurin hat durch unzählige Artikel beweisen, dass sie nicht nur eine hervorragende Journalistin ist, sondern auch weiß, wie man mit Sprache umzugehen hat.
Wir Journalisten machen Fehler, wie andere auch. Und meistens lernt man aus diesen Fehlern mehr als bei der offiziellen Fortbildung der Berufskammer. Einen solchen Fehler aber auszunutzen, um eine junge, unbequeme Journalistin ans Kreuz zu nageln, das ist schon sehr billig.
Haben die Damen und Herren, die hier von Journalismus so viel verstehen, einmal ihre eigenen Kommentare mit der Moralbrille gelesen, die sie hier aufsetzen? Haben die, die jetzt so erregt tun, mit derselben Inbrunst den von ihren Kreisen immer wieder gebrauchten Begriff des "Gutmenschen" durchleuchtet. Liegt dort weniger Zynismus und Menschenverachtung?
Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein!
Also keep cool - und wir werden daraus lernen.

Di., 09.02.2016 - 17:03 Permalink
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pérvasion Di., 09.02.2016 - 17:39

Antwort auf von Christoph Fran…

Falls Sie sich auch an mich wenden (was ich zumindest so empfinde) möchte ich feststellen: 1. Ich bleibe dabei, dass eine unkommentierte Wiedergabe von menschenverachtender Terminologie m.E. nicht hinnehmbar ist. Auch nicht unter Anführungszeichen. 2. Ich bin nicht der Meinung, dass in diesem Fall nur der-/diejenige seine Empörung zum Ausdruck bringen darf, der/die selbst frei von Fehlern ist. 3. Ich weiß nicht, was Sie mit »Ihren Kreisen« meinen, aber ich kann mit dem Begriff »Gutmenschen« nichts anfangen. Im Gegenteil: Ich habe im BBD-Blog auch den sogenannten »Gutmenschen-Appell« der Grünen wiedergegeben, weil ich ihn inhaltlich teile.

Di., 09.02.2016 - 17:39 Permalink
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Harald Knoflach Di., 09.02.2016 - 20:08

Antwort auf von Christoph Fran…

ich denke, ich bin auch angesprochen:
1. es war ein fehler der journalistin, die aussagen ciolas unkommentiert stehen zu lassen.
2. nachdem sie sich für das "bringen" der aussage entschieden hat, war es meines erachtens ein weiterer fehler, die aussage zwei mal zu wiederholen - wenn auch unter anführungszeichen. ich habe nicht behauptet, dass sich frau gasser die aussage zu eigen gemacht hat. dennoch sehe ich in der mehrmaligen verwendung ein indiz dafür, dass frau gasser die "nicht-menschen"-aussage für unproblematisch hielt. dokumentiert wäre sie ja bereits mit der erstnennung gewesen. in weiterer folge wird "nicht-menschen" sozusagen als synonym verwendet.
3. logisch können fehler passieren. entscheident ist der umgang damit. ich denke, dass es einer klarstellung bedurft hätte. die bisherigen journalistischen leistungen gassers halte ich in diesem zusammenhang nicht für relevant.
4. ich empfinde frau gasser nicht als unbequem.
5. ich bin der meinung, dass alle meine kommentare in diesem thread einer "moralischen prüfung" standhalten.
6. zum einen sehe ich einen riesigen qualitativen unterschied zwischen "gutmensch" und "nicht-mensch" und zum anderen verwende ich das wort "gutmensch" zwar oft, jedoch ausschließlich als selbstbeschreibung. ich bin aus überzeugung "gutmensch" und trage diesen titel mit stolz.
#jesuisgutmensch http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=7508

Di., 09.02.2016 - 20:08 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 09.02.2016 - 20:28

Antwort auf von Christoph Fran…

Christoph, mit einem Argument kann ich nicht einverstanden sein. Du meinst, wer selbst in Kommentaren und Blog-Beiträgen nicht das selbe Niveau liefert, das man von einem professionellen Journalisten erwartet, sollte still sein. Ich hoffe, salto.bz hat höhere journalistische Ansprüche, als man von einem Kommentator oder Blogger (also Amateure, Laien) erwarten kann!

Di., 09.02.2016 - 20:28 Permalink
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gorgias Di., 09.02.2016 - 22:44

Antwort auf von Christoph Fran…

>Einen solchen Fehler aber auszunutzen, um eine junge, unbequeme Journalistin ans Kreuz zu nageln, das ist schon sehr billig.<

Das finde ich als Übertrieben. Ich gestehe gerne Frau Gasser Fehler ein aus denen sie lernen kann und darf.

Mit dem aber salto immer wieder Probleme hat, ist zeitig und angemessen auf gewisse situationelle Anforderungen zu reagieren. Hätte es früher ein Statement dazu gegeben hätte es wohl sehr viel Wind aus den Segeln genommen und hätte sich Frau Gasser selbst kritisch über ihren eigenen Artikel geäußert (sofern Sie das jetzt selbst tut), hätte es sicher auch positives Feedback gegeben. Zumindest von meiner Seite.

Was Ihre Argumentation angeht, bleibt, auch wenn im Artikel dieses Wort nur in Anführungszeichen oder in Zitaten verwendet wurde, doch ein bestimmter Gesammteindruck übrig. Besonders bei so einer starken Aussage der interviewten Person hätte es entweder auch die Anführung einer Gegenposition eines anderen Interviewpartners bedürft oder der Artikel hätte sich im Tonfall entschieden von der Aussage von Frau Ciola distanzieren müssen.

Wenn salto in gewissen Situationen früher reagieren würde, würde sich dann auch nicht so viel aufstauen.

Di., 09.02.2016 - 22:44 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 09.02.2016 - 19:21

Natürlich muss man einem Christian Kollmann zu begegnen wissen, sein Status als „Wissenschaftler“ verleiht ihm gerade in den stramm-heimattreuen Kreisen eine gewisse Reputation. Aber seine Forderung, alle Italiener im Land müssten sich vom Faschismus distanzieren, bzw. sein Postulat, dass schon der Benutzer der faschistischen Ortsnamen selbst auch ein Faschist sei, ist hybride Selbstüberhöhung. Das käme der Forderung gleich, alle Österreicher, die Kirchensteuer zahlen, müssten sich vom Nationalsozialismus distanzieren bzw. wären Nationalsozialisten, weil sie diese Steuer bezahlen, welche wiederum durch das Kirchenbeitragsgesetz 1939 eingeführt worden ist!

Di., 09.02.2016 - 19:21 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 09.02.2016 - 19:37

Ob wir wirklich alle Dasselbe wollen? Mir bleiben zwei Aussagen von Meran in Erinnerung:
1.) die eines STF Vertreters beim Thema "Südtirol soll primäre Zuständigkeit bei Einwanderung haben" um 15:15 h in Raum 1:
Er will uns ein Bild auf den Weg geben! "Wenn in einer Kiste 100 Äpfel liegen und einer davon ist faul, dann können sich die 99 Gesunden nicht wehren und werden auch faul." Auf Nachfrage, wer denn der faule Apfel sei, wollte er partout nicht antworten. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Aussage für rassistisch halte.

2.) Die zweite Aussage war lustiger: Eine italienische Frau hat mir nach meinem Statement zur Eigenstaatlichkeit erklärt, warum wir diese NIE erlangen werden. Und zwar so: "Italien leidet zwar unter der Last des so teuren Südtirols und würde es am liebsten abstoßen, aber kann es nicht, weil sonst in Europa alle anderen Minderheitengebiete dasselbe fordern würde. Also nimmt Italien selbstlos diese Bürde auf sich und entlässt uns niemals!" So altruistisch hatte ich Italien noch nie eingeschätzt!

Di., 09.02.2016 - 19:37 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 09.02.2016 - 19:46

Warum fühlst du dich angegriffen? Ich habe nur von meiner Erfahrung berichtet und nicht behauptet, dass alle mit bi-etnischen Hintergrund Probleme haben.

Di., 09.02.2016 - 19:46 Permalink
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Harald Knoflach Di., 09.02.2016 - 20:25

glaubst du nicht auch, dass eben gerade durch die nicht etablierte konnotation (im gegensatz zu unmensch beisspielsweise) und die fehlende ironie (im gegensatz zu gutmensch) der begriff "nicht-mensch" eine "menschenverachtende" schlagkraft annimmt, zumal er meines erachtens sehr wohl an nazi-diktion erinnert?

Di., 09.02.2016 - 20:25 Permalink
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Harald Knoflach Mi., 10.02.2016 - 08:31

die "nicht-mensch" aussage ist in einem politischen kontext gefallen, als bezeichnung für einen politischen gegner.
wenn ich also in einem politischen kontext von "umvolkung", "meine ehre heißt treue" und "ungeziefer" sprechen würde, dann ist das völlig unverfänglich und es liegt am adressaten was hineininterpretiert wird? jetzt wird es langsam echt abenteuerlich.

"juden sind nichtmenschen"
http://deutscher-freiheitskampf.com/tag/juden-sind-nichtmenschen/

Giorgio Agamben über Entmenschlichung der "Nichtmenschen" in Ausschwitz
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2003/09/23/a0182

"Hier haben Deutsche Juden zu Nichtmenschen und Slawen zu Untermenschen erklärt und sie als solche behandelt."
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/pegida-aktivistin-tatjan…

"Schon während des Krieges wagte Schindler eine Gratwanderung, durch welche er sich in Nazi-Kreisen viele Feinde machte. Als Mitglied der NSDAP beschäftigte er Juden, die zu dieser Zeit als Nichtmenschen betrachtete wurden, in seinem Betrieb, gab ihnen zu Essen und verhinderte mehrmals den Abtransport in Konzentrationslager."
http://www.judentum-projekt.de/geschichte/nsverfolgung/rettung/schindle…

"Hinter der Herabstufung der Gegner zu Nichtmenschen stand die Absicht, bei Soldaten und SS-Leuten die (Tötungs-)Hemmungen abzubauen."
http://www.lexikon-drittes-reich.de/Untermensch

"Im Laufe der Zeit wurden jedoch Schwarze, Juden, Frauen, Muslime, Homosexuelle als Nichtmenschen oder noch nicht vollkommene Menschen dargestellt und als solche behandelt."
http://www.nzz.ch/feuilleton/gebt-uns-unsere-karren-zurueck-1.18087622

"Die europäischen Eindringlinge klassifizierten die Indianer übrigens ähnlich wie die Nazis die Juden als Nichtmenschen und unwerte Lebewesen."
http://www.zeit.de/1979/10/haben-wir-wirklich-nichts-gewusst/seite-11

Mi., 10.02.2016 - 08:31 Permalink
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Harald Mair Mi., 10.02.2016 - 08:50

Jetzt versuchen einige Medien wie Salto oder der Alto Adige die Ergebnisse der bisherigen Konvent-Treffen einer organisierten Macht aus dem Kreise der rechten deutschsprachigen Opposition anzudichten. Ich war beim Konvent in Bozen. Die Themen zur Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, faschistische Relikte usw. kamen von verschiedenen Teilnehmern (SVPler, Schützen, BBDler, Lega-Nord-Anhänger, STFler, Freiheitliche oder Bürgern die keiner Bewegung angehören usw.). Fakt ist, dass sich mehr als 90 % der Teilnehmer mehr Unabhängigkeit von Italien wünschten, in welcher Form auch immer. Ich bin überzeugt, dass dies die große Mehrheit der Bevölkerung in Südtirol sich dies ebenfalls wünscht. Das sollten Leute wie z.B. Herr Lobis endlich zur Kenntnis nehmen.

Mi., 10.02.2016 - 08:50 Permalink
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Markus Lobis Mi., 10.02.2016 - 09:15

Ich habe stets nur meine Eindrücke aus Bruneck wiedergegeben. Und da war der Versuch der Manipulation evident.

Ich habe auch kein Problem damit, dass sich offenkundig sehr viele Menschen mehr Unabhängigkeit von Italien wünschen. In einem demokratischen System lassen sich derartige Ziele in der Regel auch erreichen und das ist gut so.

Die Italienphobie hat ihre Gründe. Berechtigte und unberechtigte. Ernsthafte und lächerliche. Und sie wird gezielt geschürt, um den achso leidensvollen Sonderstatus Südtirols zu rechtfertigen und in die Zukunft zu retten, von der wir offenkundig in Südtirol nur sehr diffuse Vorstellungen haben. Was passiert in den Köpfen von Leuten, die als einzige positive Nachricht aus dem Süden von Zeit zu Zeit höchstens einen Wetterbericht serviert bekommen?

Ich bin auch etwas besorgt über die naiven Hoffnungen und Wünsche, die Südtiroler in der Regel mit dem verbinden, was sie sich "danach" - nach der Schaffung des Freistaats oder den Anschluss an Österreich, Monaco, Liechtenstein, Luxemburg oder Andorra - erwarten: Milch, Honig und Kubaturerweiterung. Aber natürlich nur für ...

Sollte es uns nicht zu denken geben, dass die Vorfälle, die in den letzten Jahren für viel Diskussionsbedarf und Aufregung sorgten - ich denke an Rentenskandal, SEL-Skandal, Brennercom-Affäre, Krankenhausreform, Froschdebatte, Flughafen - alle "made in and by Südtirol" waren?

Mi., 10.02.2016 - 09:15 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 10.02.2016 - 10:13

Antwort auf von Markus Lobis

Aus meiner Sicht entstanden die Skandale ausschließlich im SVP-Umfeld. Die SVP hat seit 70 Jahren die absolute Mehrheit im Landtag. Sie besetzt alle entscheidenden Stellen. Und das nicht, weil sie so eine supergeile Partei gewesen wäre, sondern weil sie eine Notlösung innerhalb der Lage Südtirols nach dem 2. WK war. Es ging darum, die Rechte der österr. Minderheit gegenüber dem sehr minderheiten- und autonomiefeindlichen Italien durchzusetzen. Dazu war eine Sammelpartei geeigneter als viele Kleine. Die Erfolge gaben der SVP und dieser Strategie recht. So haben die dt-sprachigen Südtiroler eben immer wieder dieser SVP die Absolute erhalten. Aber in der Zwischenzeit haben sich die jetzt bekannt gewordenen Sümpfe gebildet, die zu den Skandalen geführt haben: Selbstsicherheit gepaart mit Arroganz und tatsächlicher Gestaltungsmacht. Insofern sind die Skandale sehr wohl ein Produkt der Zugehörigkeit zu Italien, wenn auch indirekt. Solange ST bei I bleibt, wird sich da eben nicht viel ändern, weil I bis heute nicht so wirklich bewiesen hat, dass es föderalistisch geschweige denn autonomiefreundlich ist. Ich finde, 70 Jahre sind schon eine ausreichende Zeit, um Dinge zu beweisen - oder eben nicht! Meiner bescheidenen Meinung nach würde in einem eigenen Staat dieser "Zwang", SVP zu wählen komplett wegfallen und es würde sich eine mitteleuropäische Parteienlandschaft bilden. Damit wäre auch der immer wieder in Feld geführten Gefahr von Korruption durch einen zu kleinen Staat ein doch etwas stärkerer Riegel vorgeschoben. Der Rest hängt von der sich zu gebenden Verfassung ab. Zu deren Gestaltung sollten alle BürgerInnen Sts eingeladen sein!

Mi., 10.02.2016 - 10:13 Permalink
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Harald Mair Mi., 10.02.2016 - 15:00

Antwort auf von Markus Lobis

Die Aussage "naive Hoffnungen und Wünsche" nach der Schaffung eines Freistaates interpretiere ich dahingehend, dass bisher ein detailliertes Konzept für einen eigenen Südtirol Staat bzw. Freistaat fehlt. Dazu kann ich Ihnen auch Recht geben. Natürlich werden wir sich nicht alle Probleme in Luft auflösen wenn wir nicht mehr bei Italien wären, aber vieles wäre m.E. besser und leichter.
Außerdem ist doch genau Italien das Land in Europa mit den meisten Politskandalen, Mafiaorganisationen und Korruption. Das können Sie doch nicht mit der Krankenhausreform und der Froschdebatte vergleichen. Diese italienischen Skandale müssten doch gerade die "transparenten" Grünen dazu bewegen, gegen die Zugehörigkeit zu diesem Staat zu kämpfen.

Mi., 10.02.2016 - 15:00 Permalink
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Profil für Benutzer gorgias
gorgias Mi., 10.02.2016 - 15:30

Antwort auf von Harald Mair

Natürlich werden wir sich nicht alle Probleme in
Luft auflösen wenn wir nicht mehr bei Italien wären, aber vieles wäre m.E. besser und leichter.

Dieser schöne Satz mag wohl wahr sein, aber im Grunde lenkt er nur davon ab, dass es keine Vorstellung gibt, wie der politische Weg aussieht sich von Italien zu lösen, der auch gangbar ist.
Und wenn man nach einer konkreten Darlegung bittet, überbieten sich die Antworten in ihrer Dumpfbackigkeit.

Mi., 10.02.2016 - 15:30 Permalink
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Profil für Benutzer Cristian Kollmann
Cristian Kollmann Mi., 10.02.2016 - 16:21

Warum bitte schön soll die Forderung an Ihre Gesinnungsgenossen, auf landauf landab vorzufindendes staatstragendes faschistisches Namen- und Gedankengut zu verzichten und es nicht als entfaschistisiertes Kulturgut und friedenserhaltende Maßnahme zu reinterpretieren, fanatisch sein?

Ist für Sie im Umkehrschluss die Forderung nach der Umbenennung einer Josef-Wenter-Schule oder einer Eduard-Ploner-Straße ebenso fanatisch oder nur deshalb legitim, weil die Bezeichnungen nicht faschistisch, sondern nationalsozialistisch belastet sind?

Der Begriff "Pazifaschisten" ist im Übrigen selbstredend: Menschen, die den Faschismus als friedenserhaltende Maßnahme reinterpretieren (siehe oben). Selbstredend ist auch der Begriff "Nicht-Menschen". Nur spricht "Pazifaschisten", im Unterschied zu "Nicht-Menschen", niemandem das Menschsein ab, sondern stellt bei den als "Pazifaschisten" bezeichneten Menschen mangelndes Demokratieverständnis und Gerechtigkeitsempfinden fest.

Mi., 10.02.2016 - 16:21 Permalink
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Profil für Benutzer Manuel Kasslatter
Manuel Kasslatter Mi., 10.02.2016 - 16:34

das war mir allerdings neu, dass die nazis die begriffe "heimat" und "volk" erfunden hatten...
alto adige wurde allerdings serwohl von den Faschisten erfunden! sogar A. Langer hat im italienischen den begriff "sudtirolo" verwendet...

Mi., 10.02.2016 - 16:34 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Mi., 10.02.2016 - 18:03

ich hab ja nicht gesagt, dass sie das innerhalb des artikels kommentieren muss, du pfeife :-). hast nix gelernt bei mir. wohl mein fehler :-).

zum anderen ist der bericht nicht nüchtern, da er wertende aussagen enthält und auch das im pressekodex vorgesehene prinzip, dass bei konflikten beide positionen darzustellen sind, wurde nicht beachtet.
auch denke ich, dass wenn schon die einmalige nennung von "nicht-menschen" aus dokumentationsgründen genügt hätte und man es in der folge nicht mehr als - sehr wohl wertendes - synonym für die von ciola so bezeichnete personengruppe hätte verwenden dürfen.

Mi., 10.02.2016 - 18:03 Permalink
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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Mi., 10.02.2016 - 18:09

Ich teile die Meinung, dass das Wort "Nicht-Menschen" indiskutabel ist. Was ich aber an der Standardforderung C.Kollmanns nicht ganz verstehe ist, wie sich "die Italiener" von faschistischem Namen- u. Gedankengut distanzieren sollen? Einzeln? In Gruppen? Wo und wie? In Wahlkabinen (zwecks Wahrung der persönlichen Gedankenfreiheit), Durch Ihre politischen Vertreter? (dann ist es aber keine persönliche Distanzierung) Durch geheime Urkunde, wie bei der Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung? Auf welchem Amt? Oder öffentlich, auf dem Siegesplatz, alle 135.000 Italiener im Land mit einem "lo giuro!" ?

Mi., 10.02.2016 - 18:09 Permalink
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Profil für Benutzer Cristian Kollmann
Cristian Kollmann Mi., 10.02.2016 - 18:23

Antwort auf von Sigmund Kripp

Sehr geehrter Herr Kripp: Von Ihnen hätte ich mir schon erwartet, dass Sie meine Position genauer kennen. Die Distanzierung stelle ich mir im Sinne eines Toponomastikgesetzes und, mit diesem einhergehend, im Sinne eines Verzichts auf den amtlichen Gebrauch der [re-]konstruierten und damit pseuditalienischen Namen vor.

Sie müssten doch wissen, dass die Süd-Tiroler Freiheit die Abschaffung der drei faschistischen Namendrekrete und die amtliche Wiedereinführung der historisch fundierten Orts- und Flurnamen, zu denen nicht nur die deutschen und ladinischen, sondern auch ca. 200 italienische Namen gehören, fordert. Damit würde sich das Land Südtirol offiziell von faschistischem Namen- und Gedankengut. Faschistich belastete und manipulative Orts- und Flurnamen sind einer so bedeutenden Kultursprache wie des Italienischen nicht würdig.

Mi., 10.02.2016 - 18:23 Permalink
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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Mi., 10.02.2016 - 19:05

Antwort auf von Cristian Kollmann

Aha. Sie heben die Problematik also vpm Individuum ganz auf die administrative bzw. gesetzgebende Ebene. Gut. Dann müssen Sie nur die parlamentarischen Mehrheiten dafür finden, ganz einfach.

In dem Moment muss aber die STF (und ihre Mitglieder) aufhören, jede/n die/der italienische Ortsnamen verwendet, als Faschist/in zu bezeichnen.

Mi., 10.02.2016 - 19:05 Permalink
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Profil für Benutzer Cristian Kollmann
Cristian Kollmann Do., 11.02.2016 - 09:50

Antwort auf von Sigmund Kripp

Herr Kripp, ich möchte Sie bitten, bei der Wahrheit zu bleiben: Niemand von der Süd-Tiroler Freiheit hat Menschen (ich wähle diesen Begriff jetzt ganz bewusst), die italienische Ortsnamen verwendet, als Faschisten bezeichnet. Sollten Sie diese Behauptung wiederholen, möchte ich Sie bitten, sie zu belegen.

Do., 11.02.2016 - 09:50 Permalink
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Sigmund Kripp Do., 11.02.2016 - 09:57

Antwort auf von Cristian Kollmann

Sie schreiben: "Den Verzicht auf faschistisches Namen- und Gedankengut darf man den Italienern also nicht zumuten" Wer aber faschistisches Gedankengut im Kopf hat (und das meinen ja SIE Herr Kollmann), ist für mich eben Faschist! Was sonst? Nur wer also dieses Gedankengut im Kopf hat, kann darauf verzichten (wenn er dazu bereit ist). Also sagen SIE Herr Kollmann indirekt, dass die Italiener Faschisten sind.

Do., 11.02.2016 - 09:57 Permalink
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Cristian Kollmann Do., 11.02.2016 - 10:46

Antwort auf von Sigmund Kripp

Herr Kripp, bei Ihnen verstehe ich oft nicht, ob Sie das, was Sie schreiben, ernst meinen, oder ob Sie sich bewusst ahnunglos geben um zu provozieren. Gut, ich nehme Sie ernst und kann es gerne erklären: Das Gedankengut sehe ich nicht in den Köpfen, sondern in den NAMEN! Die Botschaft, die bis heute mit den konstruierten, rekonstruierten, tolomeisch-faschistischen, pseudoitalienischen und daher insgesamt manipulativen Orts- und Flurnamen transportiert wird, lautet: Das Gebiet des heutigen Südtirols - für Tolomei "Alto Adige" - ist flächendeckend und kontinuierlich seit der Römerzeit von Romanen und deren direkten Nachfahren, den Italienern, besiedelt. Dies ist die irrendentistische, faschistische und für die autochthone Bevölkerung, aber auch für viele zugewanderte Italiener beleidigende Idee, die mit diesen Namen bis heute verbreitet werden soll. Wenn Menschen (!) diese Idee, um nicht zu sagen Ideologie, nicht teilen, wovon ich ausgehe, warum klammern sie sich dann die Träger dieser Idee, also die Namen? Meine Erklärung ist die, dass es an Hintergrundinformationen mangelt.

Historisch fundierte Orts- und Flurnamen sind wichtige Zeugen der Siedlungs- und Sprachgeschichte eines Gebiets. Nur scheinbar historisch fundierte Orts- und Flurnamen rücken die Siedlungs- und Sprachgeschichte eines Gebiets in ein falsches Licht, stellen eine Manipulation derselben, aber auch der Bevölkerung dar. Mittlerweile sind Teile der Südtiroler Bevölkerung ja bereits soweit manipuliert bzw. "altoatesinisiert", dass sie faschistisch belastetes Orts- und Flurnamengut als entfaschistisiertes Kulturgut, als sprachlich-kulturelle Bereicherung sowie als friedenserhaltende Maßnahme reinterpretieren und mit diesem fast schon zur Selbstverständlichkeit gewordenen Lügengerüst die Südtiroler Bevölkerung für immer zwangsbeglücken wollen - Stichwort "Pazifaschisten". Auch ich könnte Sie fragen: Wie würden Sie diese Menschen (!) sonst bezeichnen? Den Ausdruck "Faschisten" finde ich überhaupt nicht zutreffend, denn ein Faschist macht sich ja nicht einmal die Mühe, den Faschismus zu relativieren oder zu reinterpretieren.

„Aus einem Irrtum wird keine Wahrheit, auch wenn man ihn noch so weit verbreitet, und aus einer Wahrheit wird kein Irrtum, auch wenn kein Mensch sie sieht.“ Mahatma Gandhi.

Do., 11.02.2016 - 10:46 Permalink
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Cristian Kollmann Do., 11.02.2016 - 12:02

Antwort auf von Sigmund Kripp

Und schon wieder stellen Sie sich dumm. Es stimmt: Namen können nicht denken. "Nicht-Menschen", es sei denn es sind Tiere, übrigens wohl auch nicht. Aber Namen können, genau so wie übrige Symbole einer bestimmten Ideologie (z. B. Hakenkreuz, Liktorenbündel), ein bestimmtes Gedankengut, repräsentieren. Und wenn sich die Menschen - und nicht nur die Nicht-Menschen - mit diesem Gedankengut in keinster Weise identifizieren wollen und es daher nicht ständig vorgesetzt bekommen wollen, sollte die Gegenseite zumindest einmal genau zuhören und nicht vorzugsweise reflexartig versuchen, das Anliegen als radikal zu diskreditieren, zu zerreden oder auf andere Dinge abzulenken.

Es ist eigentlich nicht meine Art, endlose Kommentare in Online-Foren zu schreiben, da ich den persönlichen Kontakt und das persönliche Gespräch vorziehe. Ich freue mich kommenden Samstag auf Brixen, da werden bestimmt nicht nur viele "Nicht-Menschen", sondern auch Menschen zu sehen sein. Man wird ja sehen, wer welche Argumente hat. Und ich scheue kein einziges. Die Diskussion im wahren Leben ist mir jedoch lieber als die virtuelle. Daher werde ich mich jetzt hier nicht mehr beteiligen.

Do., 11.02.2016 - 12:02 Permalink
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Sigmund Kripp Do., 11.02.2016 - 10:12

Antwort auf von Cristian Kollmann

Bitte hier der Beleg, sie schreiben: "Den Verzicht auf faschistisches Namen- und Gedankengut darf man den Italienern also nicht zumuten" Sie sagen also, "die Italiener" haben faschistisches Gedankengut (im Kopf). Wenn ich aber solch faschistische Gedanken habe, BIN ich auch Faschist. So, wie jemand, der nur nationalsozialistisches Gedankengut im Kopf hat, eben ein Nazi ist. Ist doch logisch, oder? Indirekt sagen Sie damit, die Italiener sind Faschisten.

Do., 11.02.2016 - 10:12 Permalink
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Harald Knoflach Mi., 10.02.2016 - 19:18

Antwort auf von Cristian Kollmann

wäre es nicht besser von historisch gewachsenen endonymen und exonymen im gegensatz zu den erfundenen und (bisweilen falsch) übersetzten namen tolomeis, denn von deutschen, italienischen und ladinischen ortsnamen zu sprechen?
so haben beispielsweise kastelbell, naturns, tschars (wie ein großteil der namen im land) mit deutsch relativ wenig zu tun.

Mi., 10.02.2016 - 19:18 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 10.02.2016 - 19:47

Antwort auf von Harald Knoflach

Oje, wenn wir hier die Ortsnamenfrage diskutieren, wirds länger! Tatsache ist, dass viele der italienischen Namen für die hier lebenden Italiener Teil ihrer Heimat geworden sind. egal aus welchem Grund und mit welcher Berechtigung. Daher wird jedes Gesetz zur Regelung dieser Frage ein Kompromiss sein müssen. Wenn Kollmann hier im thread nur die vor 1918 benutzten 200 italienischen Orts-Namen als ausreichende "Distanzierung der Italiener vom Faschismus" "zulässt" und es faschistische bzw. erfundene irgendwelche 10.000 gibt, wird man sich nach alter parlamentarischer Sitte halt irgendwo in der Mitte treffen müssen!

Mi., 10.02.2016 - 19:47 Permalink