Politik | SVP-Kandidaturen

Zwei Plätzchen für die Arbeitnehmer

Stefan Hofer oder Christian Egartner: Einer dieser beiden Kandidaten wird bei den kommenden Landtagswahlen für das Wipptal antreten. Ein Rennen, das auch für die Arbeitnehmer innerhalb der Volkspartei entscheidend ist.
Foto: Pexels

Stefan Hofer ist Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, Unternehmensberater und eines der neuen und jungen Gesichter, mit denen die Arbeitnehmer innerhalb der Südtiroler Volkspartei bei den Landtagswahlen im Herbst punkten wollen.  „Er ist sicher ein sehr fähiger Mensch mit einer großen Sozialkompetenz“, sagt Arbeitnehmerchef Christoph Gufler, „und ich hoffe schon, dass die Wipptaler sich nicht für einen Lobbyisten, sondern für jemanden entscheiden werden, der sich auch für die sozial Schwächeren einsetzt.“

Mit dem Lobbyisten meint der Arbeitnehmerchef Christian Egartner. Der ehemalige Bürgermeister und Kurzzeit-Landtagsabgeordnete ist neben dem Anwalt Alexander Kritzinger und Stefan Hofer der dritte Anwärter, zwischen denen die SVP-Funktionäre des Wipptals bereits am 13. Mai ihren Kandidaten für die Landtagswahlen wählen sollten. Doch nachdem Egartner während der laufenden Legislaturperiode über seine Unwählbarkeit gestolpert ist und sein Landtagsmandat vorzeitig zurücklegen musste, sieht nun alles danach aus, als ob er diesmal bereits vor den Wahlen gebremst würde. Der Grund  dafür? Sein Gerichtsprozess, in dem er beschuldigt wird den vormaligen Besitzer eines Hofes in Pflersch beim Kauf übervorteilt zu haben. Ein Problem, das er nun zumindest auf zivilrechtlicher Ebene mit einer Entschädigung von über 600.000 Euro lösen will.

Entscheidung am 3. Juni

Auch deshalb wurden die Bezirkswahlen von der SVP-Zentrale in Bozen aus auf 4. Juni verschoben. Denn Egartner und sein Anwalt Gerhard  Brandstätter stellten in  Aussicht, die unrühmliche Causa innerhalb Mai zu klären. Am 3. Juni soll die Parteileitung vor diesem Hintergrund noch einmal darüber beraten, ob eine Kandidatur des Bauunternehmers ratsam ist. Off the records wird jedoch bereits derzeit gemutmaßt, dass die gewährte Galgenfrist nicht mehr als ein elegantes Ausstiegsszenario sei. Denn angesichts der Tatsache, dass sich der strafrechtliche Teil des Egartner-Prozesses frühestens im Dezember entscheidet, stellt sich die berechtigte Frage: Kann sich die Volkspartei in Zeiten wie diesen einen Kandidaten mit einem anhängenden Prozess leisten?

Sollte Egartner von der Parteispitze zurückgepfiffen werden, löst sich für die  SVP aber auch ein konkretes Problem: die bisher schwache Vertretung der Arbeitnehmer auf der Landtagsliste. Während die Bevölkerung zu rund 70 Prozent aus Arbeitnehmern besteht, finden sich auf der SVP-Kandidatenlisten bisher mit Richard Theiner, Magdalena Amhof und Helmuth Renzler gerade einmal drei Arbeitnehmer-Kandidaten. Angesichts dieser schwachen Besetzung ist anzunehmen, dass die Pusterer Kandidatin Waltraud Deeg sowie die Vischger Bezirksobfrau Roselinde Gunsch Koch  noch über die Landesliste nachnomminiert werden.

Zwei Fliegen auf einen Schlag

Wird das Versprechen gehalten, Elmar Pichler Rolle einen Platz auf der Liste einzuräumen, bleibt dort bekanntlich nur noch ein Platz für einen Mann. Und genau um diesen müssten nun die beiden Arbeitnehmerkandidaten Stefan Hofer und Christoph Gufler konkurrieren. Sollte Egartner dagegen nicht zur Wipptaler Wahl antreten, ist anzunehmen, dass sich Hofer aufgrund seiner größeren Bekanntheit gegenüber Alexander Kritzinger durchsetzt und den Wipptaler Listenplatz erhält. Somit könnte auch Arbeitnehmerchef Gufler noch über den letzten Platz auf die Liste schlüpfen – und die Arbeitnehmer hätten zumindest sieben Kandidaten.

Eine Option, die aus wahltaktischen Überlegungen auch im Sinne der Partei scheint. Entsprechender Druck kommt auch von den  Arbeitnehmern selbst, deren Chef erst am Dienstag Abend in der RAI-Diskussionssendung Pro & Contra die Idee aus der Schublade gezogen hat, eine eigene sozialdemokratische Bewegung zu gründen. „Wir wollen absolut nicht aus der Volkspartei austreten“, meint er dazu, „doch nach vier Jahren Aufbauarbeit stellt sich nun einfach die Frage, ob die Arbeitnehmer innerhalb der Volkspartei ausreichend Unterstützung erhalten.“ Das wird sich in den kommenden Wochen zeigen. 

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Martin Senoner Do., 23.05.2013 - 20:22

Antwort auf von Manuel Kasslatter

Arbeitnehmer ist, wer hinter den Zielen der Arbeitnehmer steht und von ihnen unterstützt werden will, von den aktuellen Kandidaten fallen mir noch drei Frauen ein, die dem Beruf nach auch Arbeitnehmerinnen wären: Wally Kössler, Martha Stocker und Veronika Stirner (alles Lehrerinnen), Mussner ist als Bankdirektor eher auf der Arbeitgeberseite, aber Arbeitnehmer sein und von ihnen unterstützt zu werden sind leider zwei verschiedene Dinge.

Do., 23.05.2013 - 20:22 Permalink
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Sebastian Felderer Sa., 25.05.2013 - 20:47

Bevor wir uns in Wortklauberein verlieren, darf ich eine Sache klarstellen: Arbeitnehmer sind in Südtirol wohl nur mehr Menschen mit Migrationshintergrund. Die nehmen uns bekanntlich die Arbeit weg.
Wenn der Mussner "untertage" arbeitet, dann kenne ich welche, die mehr "währenddernacht" arbeiten, die nehmen aber nicht Arbeit, sondern geben!
Und wenn ich die Wahl zwischen Hofer und Egartner hätte, würde ich hinter vorgehaltener Hand im Vinschger Dialekt sagen: Dr Stefan ischmr ban O... liaber, asswia dr Christian ban Gsicht.
Weil beim Christian weiß ich, dass er beim Dachverband für Soziales ist, der Verband vom Egartner kommt mir spanischer vor.

Sa., 25.05.2013 - 20:47 Permalink
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HannaH Donà Mi., 29.05.2013 - 23:17

So wie ich in Italien nicht verstanden haben, warum Berlusconi immer wieder gewählt wurde, könnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum Egartner wieder nominiert werden sollte. Es geht nun mal um Transparenz, Ehrlichkeit und Einsatz und für keines dieser Attribute hat sich Egartner qualifiziert. Stefan hingegen scheint alle Voraussetzungen zu erfüllen, eine Lücke der Sammelpartei zu schließen. Liebe SVP, gebt euch einen Ruck, und macht es den Grünen nach.

Mi., 29.05.2013 - 23:17 Permalink