Politik | Brexit

Briten sagen "Leave"

In einem historischen Referendum hat Großbritannien für den Ausstieg aus der Euorpäischen Union gestimmt.

Die Briten haben entschieden: Sie sind gegen den Verbleib ihres Landes in der EU und für den Ausstieg. 52 Prozent der Wahlberechtigten in Großbritannien haben am 23. Juni für den “Brexit” gestimmt. Mehr als 30 Millionen Briten haben am Donnerstag am Referendum teilgenommen. Mit 71,8 Prozent Wahlbeteiligung ist die Brexit-Abstimmung somit die höchste bei staatsweiten Wahlen seit 1992.

Seit 1. Jänner 1973 ist Großbritannien Mitglied der Europäischen Union. 43 Jahre später sprachen sich insbesondere in London und Schottland sprachen viele Briten für das “Remain” (in der EU bleiben) aus. Doch vor allem im Norden Englands sagten mehr Menschen “Leave” (die EU verlassen).

In einer ersten Reaktion sprach Nigel Farage, Chef der rechtspopulistischen UKIP-Partei, der stark für den Ausstieg geworben hatte, vom britischen “Independence Day”: “Möge der 23. Juni als unser Unabhängigkeitstag in die Geschichte eingehen.”

In Südtirol ist die Süd-Tiroler Freiheit, die sich zum Ausgang des Referendums zu Wort meldet. “Diese Entscheidung erschüttert ganz Europa in seinen Grundwerten”, schreibt Sven Knoll Montag früh. Er warnt vor dem, was nun auf die EU zukommen könnte: “Wenn Brüssel nicht endlich einlenkt und seine fehlgeleitete Politik ändert, wird Großbritannien nur der Beginn des Zerfalls der EU gewesen sein.”

Knoll erwähnt auch die Folgen, die ein Austritt aus der EU für einen Teil des Vereinigten Königreichs haben könnte: “Als die Schotten vor einigen Jahren über ihre Unabhängigkeit von Großbritannien abstimmten, wurden sie von EU-Vertreten noch mit einem Rauswurf aus der EU bedroht, nun stellt sich raus, dass sie beim Referendum die getreuesten EU-Befürworter waren. Mit dem Brexit wird in Schottland der Ruf nach Unabhängigkeit jetzt wieder laut werden und damit auch den anderen Selbstbestimmungsbestrebungen in Europa Aufwind geben.”

Erste Folgen des Wahlergebnisses sind am Freitag Morgen an den Finanzmärkten zu spüren: Das britische Pfund fiel auf den niedrigsten Kurs seit 30 Jahren. Auch der Euro erreichte ein historisches Tief.

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Alfonse Zanardi Fr., 24.06.2016 - 10:43

Man muss das Votum der Briten als das akzeptieren was es ist: eine Fehlentscheidung die ohne Not und unter der gezielten Einwirkung von Populismus, Xenophobie und Nationalismus entstanden ist. Und die uns zeigt dass Referenden oder Befragungen dann nicht geeignet sind wenn es tatsächlich um etwas geht.
Für Flughäfen, Pestizide und Dorfplatzgestaltung sehr gerne - sonst aber bitte nicht. Gerade heute wo in der Politik das Tabu mit Hetze und Instinkten zu operieren längst gefallen ist.
Zudem entstehen in UK jede Menge Probleme:
So wurden die z.B. Wünsche jener die eine Zukunft vor sich haben von jener Majorität niedergestimmt, deren eigener #Exit bald erfolgen wird.
Und die Wahrscheinlichkeit steigt dass vor dem eigentlichen Brexit noch das Ende des UK selbst erfolgt, weil zB die Schotten oder Nordiren offensichtlich nicht die EU verlassen werden.
Alles in allem eine vollkommen unnötige Übung die niemanden auch nur einen Zentimeter weiterbringt.

Fr., 24.06.2016 - 10:43 Permalink
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Stefan Hauptmann Fr., 24.06.2016 - 10:56

Ich weiß jetzt nicht was ich davon halten soll. Die Briten haben sich, meiner Meinung nach, nur selbst ein Bein gestellt. Für die EU ist dies ein Ideeller Schaden aber auf technischer Ebene ist jetzt der Weg für Deutschland, Frankreich und Italien frei, sich als Führungsmächte innerhalb der EU zu etablieren. Durch die Briten wurden oftmals gute Vorschläge blockiert, da sie oftmals gegensätzliche Interessen zu haben scheinen. GB wird in die Bedeutungslosigkeit versinken. Sie glauben an alten Ruhm und Taten der Kolonialzeit anknüpfen zu können aber das kann und darf nicht mehr gelingen.

Fr., 24.06.2016 - 10:56 Permalink
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gorgias Fr., 24.06.2016 - 11:55

Das ist keine Schizophrenie, die EU zu reformieren ist sicher notwendig, aber nicht so leicht, wenn man ein Sytem das größtenteils für 15 Mitglieder gedacht war nun für 27/28 angewand wird auch noch reformiert werden soll.

Die Briten sind die eigentlichen Schizophrenen indem sie zurecht beanstanden dass die EU einen Demokratiedefizit hat, aber nicht bereit sind durch den notwendigen Souveränitätsabtritt die Demokratie auf EU-Ebene zu schaffen. Die Aufgaben und Kompetenzen des EU-Parlaments müssten ausgebaut werden, damit Entscheidungen demokratisch auf EU-Ebene gemacht werden können, gleichzeitig beanstanden die Brexetiers dass zu wenig in Westminster entschieden werden kann.

Fr., 24.06.2016 - 11:55 Permalink