Wirtschaft | Fusionsfolgen

Die Leiden der jungen Alperia

Alexander Wurzer ist ungläubig: “Warum stellt Alperia keine Lehrlinge ein?”, fragt sich der Vorsitzende der ASGB Jugend. Die Antwort liefert Personalchefin Johanna Vaja.

“Ihre Zukunft liegt in unserer Hand.” Der Slogan auf der Homepage von Alperia klingt wie leiser Hohn in den Ohren von Alexander Wurzer. Der Vorsitzende der ASGB-Jugend hat erfahren, dass die neue Energiegesellschaft keine Lehrlinge einstellt. Unverständlich für Wurzer. Er wirft Alperia vor, ihre moralische Ausbildungspflicht nicht wahrzunehmen. Dort kontert man: Aus- und Weiterbildung werde im Betrieb sehr wohl großgeschrieben. Momentan allerdings nur für die internen Mitarbeiter.


Ungenutztes Potential

Die Information, dass Alperia keine Lehrlinge beschäftigt, hat Alexander Wurzer von einem internen Mitarbeiter. Der ASGB-Jugend-Vorsitzende ist verärgert. “Als Vorbild gegenüber der Privatwirtschaft zu fungieren, sollte eigentlich die moralische Pflicht einer Gesellschaft in öffentlicher Hand sein”, ist er überzeugt. Außerdem erfülle Alperia als einer der Big Player in Südtirols Unternehmenslandschaft alle wichtigen Kriterien, um Lehrlinge anzustellen – gerade in Zeiten, wo die Anzahl der Lehrlingsverträge seit Jahren rückläufig ist. “Junge Menschen könnten eine Verwaltungslehre absolvieren, genauso wie eine technische Lehre. Es gäbe die Möglichkeit zur Anstellung für die traditionelle Lehre, genauso wie für die berufsspezialisierende Lehre”, listet Wurzer auf. Aus welchem Grund Alperia dieses Potential nicht nutzt, ist für den jungen Gewerkschafter nicht nachvollziehbar. Die Erklärung, warum Alperia tatsächlich keine Lehrlinge unter ihren über 1.000 Mitarbeitern beschäftigt, liefert Johanna Vaja. Seit wenigen Monaten ist sie die Personalleiterin des Energieriesens, der aus der Fusion zwischen SEL AG und Etschwerke AG hervorgegangen ist. Es gibt derzeit andere Prioritäten in Sachen Personalpolitik, gesteht Vaja auf Nachfrage von salto.bz.


Eins nach dem anderen

“Im Zuge der Fusion wurde festgelegt, dass keine Mitarbeiter abgebaut werden sollen”, erklärt die Personalchefin. Gleichzeitig sind aber Umbesetzungen unumgänglich. “Um die Angestellten so effizient wie möglich einzusetzen, müssen einige von ihnen umgeschult werden. Und auf genau diesen Umschulungen liegt derzeit unser Schwerpunkt”, so Vaja. Fazit: Man will sich erst einmal um die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter kümmern. Dass in Zukunft auch Lehrlinge eingestellt werden, schließt man bei Alperia nicht aus. Aber: “Wir sind durchaus offen und nehmen unsere Vorbildfunktion durchweg ernst, auch was die Ausbildung betrifft”, unterstreicht Vaja.

So habe man dieser Tage rund 20 Praktikanten im Haus – Oberschüler, die in die Arbeitswelt schnuppern und Eindrücke von den Tätigkeiten des Energieriesens sammeln können. “Außerdem gibt es einige Universitäts-Absolventen, die Arbeiten über das Unternehmen schreiben und im Austausch mit uns stehen”, berichtet Vaja. Und sobald sich die interne Personal-Situation stabilisiert haben wird, wiederholt die Personalleiterin, könne man sich auch vorstellen, sich am Arbeitsmarkt nach Auszubildenden umzuschauen. 

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Filippo Turati Di., 02.08.2016 - 17:24

Bene! Vi siete fatti fusionare von la consulenza di H.P. Hager e Co e questo è il risultato. Niente apprendisti "per non licenziare gli altri" ...cioè per risparmiare senza scrupoli!!

Di., 02.08.2016 - 17:24 Permalink