Gesellschaft | Bergtourismus

Der Boom der Gipfelstürmer

Immer mehr Menschen versuchen sich an den steinigen Höhen der Alpen, doch viele unterschätzen ihre Fähigkeiten und bringen sich oft unnötig in Gefahr.

Bunte Kleidung, Sonnenbrillen, Bergschuhe und Kletterseile soweit das Auge reicht. Eine regelrechte Armada von Bergsteigern war diesen Sommer Richtung Gipfel unterwegs. „Schuld“ daran war unter anderem auch das gute Wetter und die hohen Temperaturen in den Städten. So konnte heuer laut der italienischen Tageszeitung La Stampa ein Anstieg von fünf bis zehn Prozent an Gipfelstürmern verzeichnet werden. Teilweise kommt es laut der Bozner Aiut Alpin zu Schlangenbildungen vor den Klettersteigen.

Da sich oft auch viele Touristen auf die Berge wagen, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, manche enden sogar tödlich. Im Zeitraum vom Juni bis zum heutigen Tage sind in den Alpen 30 Bergsteigerinnen und Bergsteiger, davon 16 im Piemont, tödlich verunglückt. Für die Experten ist der Fall klar. Viele der Gipfelstürmer sind schlecht ausgerüstet und unterschätzen die Situation. Oft wird auch einfach nicht aufgegeben, sondern weitergekraxelt. Das bringt die Person oft unnötig in Gefahr. Auch Müdigkeit oder Verspätung sind für die Abenteurer oft kein Grund zur Aufgabe, obwohl sie es sein sollten. Ein weiterer Gefahrenfaktor stellt das Wetter dar. Bergführer warnen immer wieder vor Wetterumschwüngen, da sich diese innerhalb kürzester Zeit und ohne Vorwarnung ereignen können. So wurden vor wenige Wochen zwei Engländer am Matterhorn vom Schnee überrascht. Da die zwei Bergsteiger nicht für die Nacht ausgerüstet waren, überlebten sie ihren Ausflug nicht.

Generell wird geraten, die Tour vorher gut zu planen und sich ausreichend auszurüsten. „Es ist wichtig, dass man sich die Route vorher gut anschaut, dass man schaut ob die Schwierigkeit passt und ob das Wetter überhaupt eine Tour zulässt.“, sagt Hannes Plank, Dienstleiter der Sektion Bozen des Weißen Kreuzes. Im Idealfall engagiert man einen heimischen Bergführer, der einen dann auf dem Weg begleitet. Anzeichen von Erschöpfung sollten ernst genommen werden. „Sollte man einmal wirklich steckengeblieben sein, ist es wichtig, den inneren Schweinehund zu besiegen, sich das Scheitern einzugestehen und Hilfe zu holen", so Plank. Hilfe erhalten auch Bergsteiger unter der Notrufnummer 118. "Nach dem Hilfeanruf ist es wichtig, sich nicht mehr weiterzubewegen, da man dort am meisten riskiert.“, so Plank. 

Einige Experten raten bei Müdigkeit zur Umkehr, sonst könnte der Traum vom Gipfelkreuz schnell zum Albtraum werden.

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Hans Klein Mo., 22.08.2016 - 08:37

Antwort auf von Ein Leser

"der Bozner Aiut Alpin" ist eigentlich eine Grödner Organisation, Wetterumschwünge sind dem Wetterbericht zu entnehmen, daher nicht wirklich überraschend. Ein Teil des Artikels scheint von einer italienischsprachigen Quelle übersetzt zu sein, zusätzlich ein bisschen Lokalkolorit mit dem Weissen Kreuz eingebracht. Ach ja, und bei Müdigkeit sollte man umkehren. Das war mir noch nicht bekannt. Herzlichen Danke für den Tipp!

Mo., 22.08.2016 - 08:37 Permalink