Umwelt | Grenzgänger

Wolfspaar im Visier

Südtirol könnte bald sein erstes Wolfsrudel erhalten. Besorgnis bei Landesrat Schuler, während die Grünen keinen Anlass für Alarmstimmung sehen.
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Foto: Ivan Stocchetti - Archivio Servizio Foreste e fauna

Wird Südtirol bald sein erstes Wolfsrudel haben? Vieles deutet darauf hin. Seit mehreren Monaten sind zwei Wölfe am Deutschnonsberg im westlichen Grenzgebiet zwischen der Provinz Bozen und Trient unterwegs. Bereits am 16. August wurden die beiden Tiere im Wald durch eine Fotofalle festgehalten. Noch nicht vollständig geklärt ist das Geschlecht der zwei Wölfe – aller Voraussicht nach handelt es sich aber um ein Weibchen und ein Männchen, wie das Amt für Jagd und Fischerei am gestrigen Mittwoch (28. September) mitteilte. Falls sich der Verdacht bestätigt, sei davon auszugehen, dass ab dem kommenden Frühjahr mit Nachwuchs zu rechnen ist. Es wäre eine Premiere für Südtirol, wo bislang keine Wolfsrudel registriert wurden. “Ich sehe dem Ganzen mit allergrößter Sorge entgegen”, gesteht Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler in der Donnerstag-Ausgabe der Dolomiten. Angesichts der großen Gebärfreudigkeit von Wölfen fürchte er bei einer Rudelbildung um die Nutztiere auf den Almen, so Schuler.

Bereits am 16. August von der Fotofalle erfasst: die beiden Wölfe an der Grenze zwischen dem Trentino und Südtirol. Foto: LPA/Erwin Moncher, Archivio Servizio Foreste e fauna PAT

“Im Gegensatz zum Bären ist nicht jeder Bär ein Problembär, aber jeder Wolf ein Problemwolf”, wird der Landesrat zitiert. Nicht einverstanden mit der Alarmstimmung von Arnold Schuler sind die Grünen. Die Gefahren, die von Bär und Wolf ausgingen, seien in den letzten Jahren “deutlich gesunken”, schreiben Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba in einer Aussendung am Donnerstag Vormittag. Als Beleg dafür hängen sie eine von Schuler kürzlich beantwortete Anfrage über die gemeldeten Schäden von Wolf und Bär an. Daraus geht hervor, dass 2015 in Südtirol 19 Nutztierrisse durch Wölfe und 9 durch Bären registriert wurden. 2016 hingegen gingen bisher 13 Schafsrisse auf das Konto des Wolfs. Die Schäden durch Bären betreffen vier Bienenstände, die im März dieses Jahres im Vinschgau registriert wurden. “Aus diesem Grund sind aufmerksames Monitoring und der Einsatz eines geeigneten Managements zwar wohl angebracht, aber Alarmstimmung völlig unnötig”, schlussfolgern die Grünen. Arnold Schuler und der Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, Luigi Spagnolli, haben angekündigt, das Wolfspärchen genauestens überwachen und die Bevölkerung über die weiteren Entwicklungen informieren zu wollen.

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martin hilpold Fr., 30.09.2016 - 09:54

Die Aussage, nicht jeder Bär sei ein Problembär aber jeder Wolf ein Problemwolf, ist Blödsinn. Raubtiere werden als Problemtiere eingestuft, nicht weil sie Schafe fressen oder Bienenwaben verschlingen, sondern weil sie für Menschen gefährlich werden können.
Der Wolf kommt dem Menschen generell nicht so nah, wie der Bär. Einem Bär ist zuzutrauen, dass er lernt, wie man einem Kühlschrank aufmacht. Der Wolf jagt seine Beute immer nach dem gleichen Muster.
Die sichere Unterbringung von Haustieren und damit der Schutz der Haustiere ist Aufgabe des Tierhalters. Grundsätzlich ist mit Tierverlusten bei "vollkommener Freiheit" immer zu rechnen. Auch Blitze töten Weidetiere auf Almen.
Herdenschutz: http://www.provinz.bz.it/forst/wild-jagd/2878.asp

Fr., 30.09.2016 - 09:54 Permalink