Umwelt | Verkehr

Riggertalschleife?

Millionen-Desaster oder sinnvolle Investition? Neuerlich gibt es Einwände gegen die Riggertalschleife.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
zug_0.jpg
Foto: salto

Die Wochenzeitung FF wirft in ihrer aktuellen Ausgabe die Frage auf, ob die Riggertalschleife, die in Südtirol eine der großen Infrastrukturinvestitionen der nächsten Jahre ist, nicht in einem Desaster enden könnte. Die Investitionskosten für ein Projekt, dessen Nutzen derzeit nicht absehbar sei, sind zu hoch. Hinzu komme die Tatsache, dass mit dem Brennerbasistunnel ohnehin veränderte Rahmenbedingungen gegeben seien, die im Projekt Riggertalschleife nicht berücksichtigt werden.

Grundsätzlich bleibt zu bemerken, dass es sich bei der Riggertalschleife um ein öffentliches Infrastrukturvorhaben handelt, das eine Zustimmung erfährt, die fast schon unglaublich erscheint. Traditionell werden Infrastrukturprojekte in Südtirol äußerst kontrovers diskutiert. Nicht so bei der Bahnverbindung zwischen Bozen und dem Pustertal. Nahezu das gesamte gesellschaftliche und politische Spektrum steht hinter dem Projekt. Das dürfte verkehrspolitisch einmalig sein.

Bedenken und Argumente

Berechtigte Bedenken äußern hingegen die Gemeinden im Wipptal, die durch die Riggertalschleife um ihre Anbindung fürchten. Vielleicht sollte man die Riggertalschleife aber auch als Chance sehen. Der Charme der Gemeinde Franzensfeste entspricht dem Charme eines Umsteigebahnhofes. Indem man diese Rolle abstreift, entstehen erst Perspektiven und Potentiale für eine nachhaltige Dorfentwicklung abseits des Bahnhofes Franzensfeste.

Die Argumente für die Riggertalschleife liegen auf jeden Fall auf der Hand: Die derzeitige Bahnverbindung ins Pustertal ist trassenmäßig ungünstig. Die Riggertalschleife würde eine direktere Verbindung in das Pustertal sichern, damit die Fahrtzeit spürbar senken und folglich die Grundlagen schaffen, damit der öffentliche Verkehr mit dem Straßenverkehr zunehmend konkurrieren kann. Analysiert man die Rahmenbedingungen vor und nach der Errichtung der Riggertalschleife, so kann durchaus mit einer Verdopplung der Nutzerzahlen im öffentlichen Verkehr entlang der Strecke Bruneck – Bozen gerechnet werden.

Eine nachhaltige Verkehrspolitik und die Chancen

Inwiefern der Brennerbasistunnel das Projekt Riggertalschleife tangiert, ist eine interessante Frage. Der Brennerbasistunnel hat prinzipiell die Aufgabe, den Fernverkehr im Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Inwiefern Kapazitäten vorhanden sind, um auch den regionalen Verkehr abzuwickeln, bleibt offen. Auf jeden Fall ermöglicht die Riggertalschleife aber eine höhere Flexibilität und eine bessere Angebotspolitik – mit und ohne Brennerbasistunnel.

Sicher ist, dass es sich bei dem Projekt Riggertalschleife um einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung handelt und um eine Maßnahme, um dem immer wieder in den Raum gestellten Ausbau der Pustertaler Straße auf eine vierspurige Schnellstraße zu begegnen. Schließlich hat auch die Freiheit der Verkehrsmittelwahl mit Freiheit zu tun. Die Nachfrage nach Verkehrsverbindungen abseits des motorisierten Individualverkehrs wird in Zukunft bedeutender werden.  Erstens nimmt der Motorisierungsgrad bei Jugendlichen in Großstädten ab. Zweitens gewinnen nachhaltige, stressfreie und staufreie Verkehrsmittel an Bedeutung. Das sind Rahmenbedingungen, die für Südtirol von Bedeutung sind.

Michael Demanega

Bild
Profil für Benutzer Fritz Gurgiser
Fritz Gurgiser Do., 19.01.2017 - 22:46

Wenn es nicht um jahrzehntelange MISSACHTUNG, IGNORANZ, VERLETZUNG etc. des Grundrechts auf Gesundheit ginge, könnte man ja getrost den Blechtrottel abschalten und zur gewohnten "Tagesordnung des südlichen Teils Tirols" übergehen.
So erlebe ich seit 1988 (!!!) realpolitisch keine ernst zu nehmende Diskussion über die hohen Grenzwertüberschreitungen von Stickstoffdioxid vor allem durch mittlerweile rund 2 Millionen Transit-Lkw, den dadurch verursachten Lärm in den engen Tälern vom Brenner abwärts, die hohen Stickstoffdioxidbelastungen durch die Diesel-Pkw etc..
Nein, ob die eigene Tiroler Bevölkerung nördlich und südlich des Brennerpasses konsequent durch politische Fehlentscheidungen vergiftet und verlärmt wird, völlig egal. Hauptsache, die Räder drehen sich.
Stattdessen seit 1988 (!!!) nur ansatzweise ein paar nette "Titel":
BBT - Fluch oder Segen?
NO BBT - NO TAV!
BBT - Milliardendesaster
Dabei gibt es nur eine einzige Frage, die schon längst öffentlich diskutiert und um die vor allem von den Jungen gestritten werden muss:
Wo sind die verkehrs- und finanzrechtlichen Rahmenbedingungen, um Lärm- und Schadstoffbelastungen vor allem durch den Lkw-Transit auf das gesetzliche Maß zu reduzieren und damit die Milliardeninvestitionen in den BBT überhaupt zu rechtfertigen?
Denn so, wie es derzeit ist, geht es doch nicht um die Frage, ob die Riggertalschleife ein Desaster wird oder nicht.
Das Desaster, was derzeit ohne weitere Diskussion längst feststeht: Jung und Alt - steuerpflichtig oder Pensionisten - wird seit Jahren die BBT-Finanz-Würgeschlinge umgehängt, ohne dass der BBT jemals das Transitproblem löst.
Wäre man etwas böse, müsste man direkt annehmen, dass alle die, die statt die Gesundheit zu thematisieren, in regelmäßigen Abständen Diskussionen über den BBT oder Teilstrecken oder Schleifen anstellen, von der BBT SE und von der Landespolitik hofiert und gehätschelt werden.
Nichts eignet sich besser, wie gesagt aus meiner langen Erfahrung als Zeitzeuge, als die BBT-Diskussion, um davon abzulenken, worum es wirklich gehen sollte:
Ein gemeinsames, geschlossenes Auftreten für die Reduktion der unzumutbaren Gesundheitsbelastungen durch den Straßentransit an der gesamten Brennerstrecke, wie es die Landtage in Innsbruck (2011) und Bozen (2013) beschlossen haben und seit dieser Zeit auf den Beschlüssen längst das "Ruhe in Frieden" angebracht wurde.
Und das in einer Zeit, in der täglich ein neuer Abgasbetrug das Licht der Öffentlichkeit erblickt - Abgasbetrug ist allerdings Gesundheitsbetrug.
LG
Fritz Gurgiser
www.transitforum.at

Do., 19.01.2017 - 22:46 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Christian Mair
Christian Mair Mi., 01.02.2017 - 15:22

"Der Brennerbasistunnel hat prinzipiell die Aufgabe, den Fernverkehr im Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Inwiefern Kapazitäten vorhanden sind, um auch den regionalen Verkehr abzuwickeln, bleibt offen." (M. Demanega)
Gut gebrüllt Demaneg!
1. Die Politik gibt wie von Gurgiser bemerkt Lippenbekenntnisse und Sonnatagsreden zur Lösung des Lärm-und Luftverpestungsproblems ab, aber es ist keine road map hin zu einem integrativen öffentlichen Verkehrskonzept im öffentlcihen Bereich oder im Transitbereich erkennbar.
Die Kritik an der Realisierung der Riggertalschleife ist meines Erachtens berechtigt, da Sie vom wirklichen Problem ablenkt:
Weder für das Wipptal, noch für das Pustertal, noch für OSttirol und demnach auch nicht für die geplante Bahnverbindung nach Cortina wird es eine Anbindung an den BBT geben. Nicht an einem Konzept zur Integration des Bahnverkehrs OSt-West und Nord-Süd im Bereich Brixen wird gearbeitet, sondern an einer tunnelierung zwischen Waidbruck und Franzensfeste. Niemand kann im ernst glauben, daß in Franzensfeste internationale Züge halten werden.
https://www.salto.bz/de/article/09092015/warum-brixen-der-neue-brenner-…

2. Die Euregio Tirol hat schon wieder geschlafen. In Anlehnung an die Romane von Wolf Haas könnte man lästern:
Brenner: "Schon wieder ist nichts passiert"
Der Tiroler Verkehrsverbund beschliesst das Regionalticket für 490€. Südtirol und das Trentino sind natürlic hnicht dabei.
https://www.dolomitenstadt.at/2017/01/31/oeffipreise-purzeln-490-euro-f…

Mi., 01.02.2017 - 15:22 Permalink