Umwelt | Laimburg

Woran Bienen sterben

Tragen Südtirols Obstbauern Schuld am Bienensterben? Eine Studie der Laimburg gibt erste vorsichtige Antworten.
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Foto: suedtirolfoto.com

Bienen und Pflanzenschutzmittel – das ist eines der heißesten Themen der ohnehin hochemotionalen Pestizid-Diskussion. Trägt die konventionelle Landwirtschaft Schuld an immer massiveren Bienenschäden bzw. Bienensterben? Zu den vielfach positiven Antworten, die darauf in den vergangenen Jahren von internationalen Studien geliefert wurden, will nun auch das landwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg eigene  Erkenntnisse für Südtirol beisteuern. Apistox heißt ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen heuer im dritten und letzten Jahr die Auswirkungen des Einsatzes bienengiftiger Pflanzenschutzmittel im Obstbau untersucht werden. „Die Erhebung von Schadensfällen an Völkern der Honigbiene während der Bienenwanderung wurde über gezielte Beobachtungen und Beprobungen an Bienenvölkern in Obstbaulagen, in denen ein intensiverer Einsatz von bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln zu erwarten war, durchgeführt“, heißt es in der Projektbeschreibung. Zum Vergleich seien Erhebungen in Lagen mit einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmittel durchgeführt worden.

Kurz vor Abschluss des Projekts wurden nun die ersten Schlüsse aus den Auswertungen gezogen. Hervorgehoben wird dabei, dass keine Unterschiede in der Bienensterblichkeit zwischen den beiden verglichenen Lagen festgestellt wurden. Sowohl in Anlagen, in denen ein intensiverer Einsatz von bienengefährlichen Pflanzenschutzmitteln zu erwarten sei, als auch in solchen mit geringerem Einsatz, kam es laut den Auswertungen der Laimburg vor allem außerhalb der Zeiten zu erhöhten Todesfällen, in denen aufgrund der Bienenwanderung die Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln verboten sei. In anderen Worten: Ein Großteil der Bauern hält sich laut Laimburg während der Apfelblüte an das Behandlungsverbot. Die Bienen dagegen fliegen auch nach dessen Aufhebung noch gerne in die Obstbauanlagen ein – und werden dann sehr wohl vermehrt Opfer von Nachblüte-Behandlungen oder dem Einsatz anderer bienengiftiger Pflanzenschutzmittel. „Als entscheidende Faktoren für die 2014 und 2015 beobachteten Sterblichkeitsphänomene haben sich neben den Behandlungen im Obstbau, die Trachtsituation ab Ende der Apfelblüte bis Juni, sowie das Verhalten der Sammelbienen herausgestellt“, heißt es in dem Vorbericht.

Die wichtigste Gegenmaßnahme? Das Bestreben, die Kontaktmöglichkeiten der Biene mit bienengiftigen Pflanzenschutzmitteln auch außerhalb der Bienenwanderung wo weit wie möglich zu vermeiden. Eine wichtige Maßnahme in dem Zusammenhang ist laut den Forschern der Laimburg die mechanische Entfernung aller Formen von blühendem Unterwuchs bevor eine Behandlung mit bienengiftigen Präparaten erfolgt. „Weitere Maßnahmen wie Nachtbehandlungen würden nach Einschätzung der bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen die Häufigkeit des Auftretens von akutem Totenfall zusätzlich verringern“, so die bisherige Schlussfolgerung der Laimburg. 

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martin hilpold Mi., 19.10.2016 - 13:11

"die Vorgabe jeglichen blühenden Unterwuchs vor Behandlungen mit
bienengiftigen Präparaten zu entfernen ist eine Maßnahme, die es während der gesamten
Frühjahrszeit, bis in den Frühsommer zu beachten gilt. " steht im Vorbericht.
Die meisten Blütenpflanzen der Obstwiesen blühen im Frühsommer. Es darf also nichts mehr blühen, damit die bienengefährdenden Substanzen ausgebracht werden können.
Für Bienen und alle anderen blütenbesuchenden Insekten in der Obstwiese gilt also: verhungern oder vergiftet werden.

Übrigens werden Pestizide auch im Honig gefunden: http://www.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/mehr-al…

Mi., 19.10.2016 - 13:11 Permalink
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Klemens Kössler So., 23.10.2016 - 10:40

"die Vorgabe jeglichen blühenden Unterwuchs vor Behandlungen mit bienengiftigen Präparaten zu entfernen"
Da ich zu den Anwendern von PSM gehöre und auch Bienen-gefährliche Präparate 1-2 mal im Jahr einsetzen muss bin ich mit dieser Maßnahme überhaupt nicht einverstanden, der Unterbewuchs in unseren anlagen hat eine sehr große Aufgabe als Lebensraum für verschiedenste Insekten-arten und auch anderen Tierarten, wird dieser zu oft gemäht sprich entfernt können sich diese Lebewesen dort nicht mehr aufhalten und die artenvielfalt wird dadurch drastisch eingeschränkt. Das Positive Gleichgewicht von Nützlings und Schadinsekten wird negativ beeinflusst und kann mehr PSM-Einsätzen erforderlich machen.
Nacht-Behandlungen sind dabei eine sehr sinnvolle Maßnahme um die Bienen zu schonen und den Lebensraum aller Insekten nicht zu negativ zu beeinflussen, die Windstille der Nacht ist dabei auch sehr von Vorteil und Abdrift-mindernd.
Es gibt nicht nur die Biene allein, es gibt sehr viel mehr wichtige Tiere welche vom Unterbewuchs in unseren anlagen leben, dazu kommt noch der sehr positive einfloss auf das Bodenleben durch hohen Unterbewuchs in der Fahrgasse.

So., 23.10.2016 - 10:40 Permalink