Umwelt | Straßenverkehr

Plädoyer gegen die Speed-Boxen

Speed-Boxen aufstellen, weil man die Straßen falsch plant, entspricht eher nicht den Grundsätzen intelligenter Verkehrssysteme.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: upi

 „Speed Boxen“ sind derzeit in aller Munde. Dass diese Einrichtungen nicht nur eine Maßnahme zur Geschwindigkeitskontrolle, sondern insbesondere auch eine Einnahmequelle für manche Gemeinde sind, liegt wohl auf der Hand. Es kommt also nicht von ungefähr, dass „Geschwindigkeits-Kontroll-Stationen“ mancherorts fast schon inflationär aufgestellt werden und einen regelrechten Siegeszug feiern.

Nun sind diese orangen Boxen erstens keine Aufwertung für das Dorf- und Stadtbild. Und zweitens sind sie für viele Autofahrer ein ständiges Ärgernis. Kurz nicht auf das Tachometer gestarrt und schon flattert der Strafbescheid ins Haus. Inwiefern diese Vorgehensweise mit den Grundsätzen einer freien Gesellschaft vereinbar ist, ist mehr als fragwürdig.

Dabei liegt es gerade in der Hand der Gemeinde- und Stadtverwalter, den Straßenraum so zu planen, dass angemessene Geschwindigkeiten gefahren werden. Die Parameter Straßenbreite, Straßenverlauf und die Straßenraumgestaltung sind wesentliche Faktoren, die die gefahrene Geschwindigkeit beeinflussen. Eine Straßen- und Verkehrsplanung ist dann "erfolgreich", wenn sich die effektiv gefahrene Geschwindigkeit mit der geplanten Geschwindigkeit deckt, weil Elemente der Straßenplanung richtig eingesetzt werden.

Das „Kreuz“ an der ganzen Angelegenheit ist wohl: Eine bestens angepasste Straßen- und Verkehrsplanung kostet Geld. Speed-Boxen bringen Geld. Also ist der Weg in Richtung Straf-Boxen für die meisten Gemeindeverwalter natürlich näher. Gleichzeitig stellt dieser Weg allerdings auch einen Schlag gegen die Intelligenz dar.

Straßen werden lieber so gestaltet, dass sie mit maximaler Geschwindigkeit befahren werden können und die Straf-Boxen sorgen dann schon dafür, dass zumindest das Geld hereintrudelt – wenn schon nicht die angemessenen Geschwindigkeiten gefahren werden. Von „intelligenten Verkehrssystemen“ ist man mit dieser Herangehensweise meilenweit entfernt.

Michael Demanega

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Mensch Ärgerdi… Do., 02.03.2017 - 12:48

Lieber Herr Demanega,
für einen Faschingsartikel sind Sie zwei Tage zu spät! Sollten Ihre (populistischen) Äußerungen über Verkehrskontrollen, das Dorfbild und sogar die freie Gesellschaft kein Faschingsscherz sein, kann ich nur darüber lachen. Würden die Blitzer aufgestellt werden wie in jedem normalen Land (z.B Deutschland oder Österreich), würden Sie doch nur noch mehr über Abzocke raunzen. Dort gibt es nämlich keine auffälligen orangen Boxen und eine weitaus weniger auffällige Warnung vor der Geschwindigkeitskontrolle, demnach müssten Sie doch die orangen Boxen befürworten, oder? Was meinen Sie denn konkret mit "den Grundsätzen einer freien Gesellschaft"? Plädieren Sie für das Grundrecht auf rasen? Oder vielleicht auf das von der Verfassung garantierte Recht auf Unachtsamkeit im Straßenverkehr? Was verstehen Sie unter angepasste Straßenplanung? Sollen wir jetzt die Straßen, die meist schon seit Jahrzehnten wenn nicht Jahrhunderten bestehen, in Slalomons umbauen damit die Leute von sich aus langsamer fahren? Können wir gerne machen, aber dann kümmern bitte Sie sich um die Enteignungen der Grundstücke der "freien Bürger" die an der bis gestern geraden Straße Anreiner waren. Die freuen sich sicher über die Straßenplanung alla Freiheitlichen. Oder bauen wir sie alle enger damit wie früher bei jedem treffen von einem Bus mit einem LKW alles steht? Wäre auch eine lustige Option, sicher freut das die Autofahrer mehr als sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Eine andere Option wäre wieder alle 50 Meter die liegenden Polizisten aufzustellen, welche die Herzen der Einsatzkräfte im Notfall jedes mal (im wahrsten Sinn des Wortes) höher schlagen lassen.
Oder liegt letztendlich doch das Problem darin, dass Sie den Gemeinden das Geld der Strafen nicht gönnen? Als Bürger kann ich ihnen versichern, dass ich jeden Cent der so verdient wird der Gemeinde mehr gönne, als die Tausenden an Euros die so manche Parteizentrale in Penisringen und dergleichen ausgibt.

Do., 02.03.2017 - 12:48 Permalink
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G. M. Do., 02.03.2017 - 14:54

@Mensch Ärgerdichnicht, Warum Faschingsartikel? Objektiv betrachtet ist am Artikel absolut gar nichts lustig, im Gegenteil. Zudem vermag ich keine populistischen Äußerungen zu erkennen. Angesichts der hohen Anzahl von Speedcheckboxen, welche auch ein Instrument der Überwachung sind, ist Kritik auf jeden Fall berechtigt. Mündige Bürger brauchen keine solchen Boxen. Wir könnten doch gleich bei allen Bürgern eine E-Fußfessel anbringen und jeden Schritt überwachen, sollte es mal eine Straftat geben wäre dies bei der Aufklärung sicher dienlich - absurd, oder? Alle Autofahrer unter Generalverdacht stellen ist nicht der richtige Weg...

Do., 02.03.2017 - 14:54 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 02.03.2017 - 15:49

Antwort auf von G. M.

Die Speedcheckboxen sind eben "auch" ein Instrument der Überwachung, sie dienen aber nicht nur der Überwachung, sondern auch und vorallem der Sicherheit. In den meisten Fällen stehen Sie da wo Anreiner sich über die Raser vor ihrer Haustüre beschweren, oder wo es schon auch tödliche Unfälle gegeben hat. Das Nörgeln über Geschwindigkeitskontrollen und die daraus folgende absurde Gesetzgebung gibt es nur in Italien und wird sonst im Ausland nur durch politische Randerscheinungen und Wutbürgern vertreten.
Mündige Bürger sollten sich ohne Probleme an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten können und ein Blitzer ist kein Eingriff in die Privatsphäre. Sonst kann man das Argument auch in die andere Richtung ad absurdum führen: schaffen wir doch gleich Nummernschilder bei den Autos ab und den Führerschein sowieso, solange jeder verspricht sich an die Verkehrsregeln zu halten, braucht kein Beamter zu wissen wer ich bin oder auf wem mein Fahrzeug zugelassen ist.

Do., 02.03.2017 - 15:49 Permalink
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G. M. Do., 02.03.2017 - 16:11

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

@Mensch Ärgerdichnicht, es geht um die Verhältnismäßigkeit, es spricht absolut nichts gegen sporadische Geschwindigkeitskontrollen, jedoch sind exzessive automatische Kontrollieren eben nicht das. In anderen Ländern genießen Autofahrer einen weitaus höheren Schutz als in Italien - besonders bei automatischen Kontrollen (Beispiel ist die Fahrerfeststellung im Bußgeldverfahren in Deutschland) - und die Strafen sind geringer und teils sogar das Anfechten jener und spätere Rechtsmittel. Die einschlägigen Rechtsprechung einiger anderen EU Staaten bestätigt dies.

Do., 02.03.2017 - 16:11 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 02.03.2017 - 16:44

Antwort auf von G. M.

Merken Sie nicht wie Sie sich widersprechen? Anfangs reden Sie von zu viel Überwachung und dann befürworten Sie Systeme bei denen der Fahrer samt Gesicht erkennbar abgebildet wird? Fixe automatische Blitzer sind im Ausland eben Normalität, nicht so wie bei uns, wo meist in der unmittelbaren Umgebung der Ordnungshüter anwesend sein muss und zig Schilder auf die Kontrolle hinweisen müssen (soviel zum Thema Rechte).
Auf was bezieht sich die Verhältnismäßigkeit die sie nennen? Wohl kaum auf den Schutz der Privatsphäre die Sie anfangs nannten. Finden sie die Zahl der Kontrollen ist im Verhältnis zur Sicherheit die sie generieren zu hoch? Soll das heißen mit weniger Kontrollen fahren die Leute langsamer? Kann ich mir schlecht vorstellen.
Wenn es dann um die Höhe der Strafen geht sind wir wieder bei ein ganz anderes Thema. Mal davon abgesehen, dass es auch Länder gibt wo die Strafen höher sind als bei uns, kann man ruhig für geringere Strafen sein, das hat aber nichts mit der Notwendigkeit und Häufigkeit der Kontrolle an sich zu tun.

Do., 02.03.2017 - 16:44 Permalink
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ceteris paribus Fr., 03.03.2017 - 20:48

Das Ross das die F ständig reiten ist jenes der Sicherheit. Bisweilen konnte man naiverweise davon auszugehen, dass damit auch die Sicherheit im Straßenverkehr gemeint war...
Nun, nachdem das jetzt geklärt ist, kann man ruhig davon ausgehen, dass bei derlei Ideen diese Partei ihren Zenit längst überschritten hat...vlt. sollte man dankbar dafür sein.

Fr., 03.03.2017 - 20:48 Permalink
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martin hilpold Sa., 04.03.2017 - 12:17

In vielen der hässlichen orangen Boxen ist gar kein Blitzer drin. Man muss daher nicht bei jeder Box stark abbremsen:) Strassen werden so geplant, dass es die Autofahrer gut haben, der öffentliche Raum wird von Autos besetzt. Fahrradfahrer und Fußgänger sind nur Randerscheinungen, welche den Verkehr behindern. Die Verkehrsplanung und auch die Gestaltung des öffentlichen Raums orientiert sich an den Bedürfnissen der Autofahrer.

Sa., 04.03.2017 - 12:17 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 08.03.2017 - 00:07

Als freier Bürger nehme ich mir die Freiheit, mich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Wahrscheinlich handle ich unsozial, weil ich damit unsere Gemeinden um eine Einnahmequelle bringe, aber es gibt ja genug andere, die ihr Geld unbedingt loswerden wollen..

Mi., 08.03.2017 - 00:07 Permalink
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Profil für Benutzer pérvasion
pérvasion Do., 09.03.2017 - 23:40

Plädoyer für Raser und Verkehrsrowdies… ganz toll, Herr Demanega. Versuchen Sie mal in Ihrer Wahlheimat Wien so zu fahren, wie Sie es hier gerne ermöglichen möchten! Oder auf der offenbar fehlgeplanten Inntalautobahn. Viel Spaß dabei.

Do., 09.03.2017 - 23:40 Permalink
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Profil für Benutzer Michael Demanega
Michael Demanega Sa., 18.11.2017 - 19:14

Antwort auf von pérvasion

Herr Constantini, um diese Freiheit geht es nicht, eher um die Verantwortung der Verkehrsplanung, Räume so zu planen, damit vorgeschriebene und gefahrene Geschwindigkeit nicht mehr divergieren. Dass Sie das nicht herauslesen (wollen) nehme ich zur Kenntnis und kann ich teilweise auch nachvollziehen.

Sa., 18.11.2017 - 19:14 Permalink
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Profil für Benutzer Stefan Wedra
Stefan Wedra Mi., 15.03.2017 - 08:58

Es geht darum, den Gesetzen der Physik zu folgen. Wenn man das nicht tut, fließt Blut.

Es ist ein beliebter tiroler Brauch, als junger Mensch das Leben auf der Straße zu lassen. Wenn dann wieder zwei oder drei junge Menschen zu Grabe getragen werden, kommt es zu einem herzzerreissenden Gemeinschaftserlebnis im Dorf unter Anteilnahme aller Vereine und Schulklassen, der Verunfallten. Im Tagblatt der Südtiroler steht noch ein schöner Nekrolog, wie beliebt, gut und hoffnungsfroh diese jungen Menschen waren und nun so ein grausames Ende! Immerwieder schaurig, traurig und schön.

Die Freiheitlichen haben sich immer für das tiroler Brauchtum eingesetzt. Jetzt wieder! Danke!

Deshalb weg mit den Speedboxen, keine Alkoholkontrollen und Tuningkurse an den Schulen. Auch die Bestatter wollen leben.

Mi., 15.03.2017 - 08:58 Permalink