Politik | Schule

Identität auf dem Spiel?

Der Preis, den Südtirol für eine gemischtsprachige Schule zahlen müsste, sei zu hoch, warnt die Süd-Tiroler Freiheit. Bestes – warnendes – Beispiel sei das Aostatal.
Schule
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

Viel Diskussionsstoff liefert der Vorschlag von Francesco Palermo auch knapp zehn Tage nachdem ihn der Senator der Öffentlichkeit präsentiert hat noch: die Einführung mehrsprachiger Schulklassen dort, wo eine bestimmte Nachfrage besteht. Wohlwollend stehen sowohl Teile der hiesigen Volksvertreter als auch Sprachwissenschaftler und Kulturschaffende dem Vorschlag Palermos gegenüber. Einer mehrsprachigen Schule gar nichts abgewinnen können hingegen die Politiker rechter Parteien – italienisch- als auch deutschsprachiger. Letztere sehen darin eine Bedrohung für die deutschsprachige Bevölkerung im Land – “ein echtes Risiko für eine ethnische Minderheit” (Freiheitliche), “eine Gefahr für den Fortbestand der deutschen Sprachgruppe” (Süd-Tiroler Freiheit).

Aller gegensätzlichen Behauptungen zum Trotz – “unsere Forschungsergebnisse keinen Anlass zur Besorgnis”, meint etwa EURAC-Forscherin Andrea Abel – malt die STF ein apokalyptisches Szenario: Werde die gemischtsprachige Schule in unserem Land Realität, sei auf lange Frist die “Identität der Süd-Tiroler” gefährdet. Bestes – warnendes – Beispiel dafür sei, so Sven Knoll, das Aostatal. Die autonome Provinz hat nach 1948 ein zweisprachiges Schulsystem eingeführt, in dem Französisch und Italienisch denselben Stellenwert haben. Gemeinsam mit seinem Parteikollegen Cristian Kollmann ist Knoll in die kleinste italienische Region an der Grenze zu Frankreich gereist, um die Probe aufs Exempel zu machen. Das Fazit der beiden ist ernüchternd: “Die Folgen dieser fehlgeleiteten Schulpolitik sind verheerend und haben zu einem erheblichen Identitätsverlust geführt.”

Ihre These untermauern Knoll und Kollmann mit Gesprächen, die sie mit aostanischen Lehrpersonen, Politikern und Bürgern geführt haben und am Mittwoch auf Youtube veröffentlichen. So wollen die beiden folgendes herausgefunden haben: “Ein großer Teil der Bevölkerung weiß heute nicht einmal mehr, warum das Aostatal überhaupt eine Autonomie hat. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr als Aostaner, sondern als Italiener. Das Erlernen der französischen Sprache und deren Gebrauch in der öffentlichen Verwaltung wird inzwischen von vielen Bürgern als unnötiger Kostenfaktor und als völlig überflüssig empfunden, da ohnehin alle Italienisch sprechen würden.”

Die Süd-Tiroler Freiheit im Aostatal.

Die Einführung gemischtsprachiger Schulen habe im Aostatal “die französische Schriftsprache zur Fremdsprache gemacht und den autochthonen Dialekt, das Frankoprovenzalische, weitgehend zurückgedrängt”, stellen Knoll und Kollmann fest. Sie fragen sich: “Wollen wir so eine Entwicklung auch für Süd-Tirol?” Für jene, die nun mehrsprachigen Unterricht an Südtirols Schulen fordern – und denen es laut Knoll und Kollmann einzig “um die Zerstörung der deutschen Schule” geht –, haben die beiden STF-Exponenten nur mahnende Worte übrig: Die gemischtsprachige Schule im Aostatal sei “ein Fehler” gewesen, den Südtirol nicht wiederhole dürfe.

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Sylvia Rier Mi., 01.03.2017 - 19:36

Mir fällt dazu, ein bisschen polemisch aber doch ganz spontan ein Satz aus dem Artikel "Der Schwabe in uns" (bei FAZ vom 27.12.2015 nachlesbar) ein, den ich leicht abwandle, was dann so aussieht: "(...) es könne mit der Besonderheit dieser Identität ja nicht so weit her sein, wenn sie ohne scharfe (...) Abgrenzung in Gefahr wäre, diese Besonderheit zu verlieren." Mal ganz sachlich an das Thema herangegangen: Ist doch so, oder? Und überdies war "Identität" noch nie etwas Festes und etwas Unwandelbares schon mal gar nicht (aber vielleicht geht es den Herren ja auch gar nicht um Identität, sondern vielmehr um ihr eigenes, ein wenig starres und festgefahrenes Weltbild?). Und sowieso hat das schlichte Verhindern des Einen hat dem Anderen noch nie dauerhaften Fortbestand gesichert.

Mi., 01.03.2017 - 19:36 Permalink
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gorgias Mi., 01.03.2017 - 20:58

Zu Hause angekommen, sprechen die Schüler wieder nur ihre Muttersprache
Es ist kontraproduktiv wenn zu Hause Deutsch gesprochen wird, wenn es nicht auf Muttersprachniveau gesprochen wird.
Als Lösung wäre wenn schon mit 3 Jahren das Sprachniveau zu ermitteln und mindestens ein bis zwei Jahre verpflichteden Kindergartenbesuch verordnen und weiter wenn nötig zuruckzustufen um mit einem weiteren Jahr Kindergarten den Spracherwerb zu fördern.
Auch sollten Schulkinder mit schlechten Deutschkenntnisseb besser verteilt werden auch wenn dabei ein erheblich längerer Schulweg in Kauf genommen werden muss. Leider wird man so was aus politischer Korrektheit nicht zulassen.

Mi., 01.03.2017 - 20:58 Permalink
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Ludwig Thoma Mi., 01.03.2017 - 21:42

Wenn das derzeitige Schulsystem so gut ist, wieso redet dann der Großteil Abgänger so, dass er nördlich vom Main kaum verstanden wird und nicht so wie Herr Kollmann?

Mi., 01.03.2017 - 21:42 Permalink
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pérvasion Mi., 01.03.2017 - 22:09

Frau Abel bezieht sich mit ihrer Aussage (die ja im Artikel verlinkt ist) soweit ich das verstehe auf den Istzustand und nicht auf die »gemischtsprachige Schule«. Außerdem macht sie sehr differenzierte Aussagen zu verschiedenen Dimensionen der Sprachförderung in der Schule und in der Familie.

Mi., 01.03.2017 - 22:09 Permalink
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gorgias Mi., 01.03.2017 - 22:13

Sie nehmen in kauf dass zugewanderte Kinder schlecht deutsch lernen und sich nicht integrieren?
Mit solchen Pfuschern wie Sie gehen solche schönen Länder wie Südtirol oder Österreich langfristig vor die Hunde. Sie sind kein Patriot. Lieber den Zugewanderten eine reinwürgen als das tun was für das Land gut ist.

Viel Beffeln aber von der Einwanderungs- und Integrationsproblenatik nichts verstehen.

Mi., 01.03.2017 - 22:13 Permalink
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Martin B. Mi., 01.03.2017 - 23:45

Ohne ein Anhänger der Methoden der STF zu sein: der Abbau der sprachlich-kulturellen Identität und Originalität in Gebieten wie Aosta, Elsass und ähnliche durch nationalstaatssprachliche politisch gewollte Assimilierung ist in der Tat traurig. Auch die wahrhaft wissenschaftliche Diskussion von frühem Mehrsprachenunterricht scheint mir bei den bedingungslosen Befürwortern genausowenig glaubhaft wie bei den Verweigerern. Und Achtung: auch in der Wissenschaft sind "modische" Strömungen und Interpretationen immer Gang und Gäbe. Also vorsichtig bleiben, eine ausgeglichene Position einnehmen und lieber einmal mehr diskutieren, sowie Eltern ermöglichen ihre Kinder beruhigt an die näheste öffentliche Schule zu schicken.

Mi., 01.03.2017 - 23:45 Permalink
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gorgias Mi., 01.03.2017 - 23:53

Sie haben mich auch nicht verstanden. Aber seis drum nochmal: Kinder können in Vorschulalter sehr leicht eine Sprache erweben. Hier im Notfall ein oder zwei Jahre verpflichteden Kindergarten können das Sprachniveau aufbauen für den Schulantritt. Im Kindergarten werden Muttersprachler nicht ausgebremst. Des weiteren kann man auch ein Kind für die Sprachforderung ein Jahr zurückstufen. Des weiteren kann man dafür sorgen dass Kinder die immer noch bestimmte Schwächen in der Sprachbeherrschung haben, die aber nach zwei Jahren Kindergarten sehr gering sind, nochmals so verteilt werden, dass sie in der Minderheit sind und von der Mehrheit der Klassengemeindchaft mitgetragen werden. Das heißt, dass sie durch den Kontakt mit mehrheitlich Muttersprachler mitkommen und Sprach Defizite abbauen und das ohne das zu lasten der Muttersprachler wird.
Das haben Sie wohl in Ihrer Polemik gerne übersehen. (oder nicht verstanden)
Jedenfalls ist Ihr Vorschlag die Kinder in Ihrer Sprachentwicklung und Integration stagnieren zu lassen einen Kack wert. Es braucht intelligente Maßnahmen und nicht so einen Pfusch der nur Ihrer persönliche Genugtuung dient aber unser schönes Land ruiniert.

Mi., 01.03.2017 - 23:53 Permalink
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Sylvia Rier Do., 02.03.2017 - 07:56

Wenn der Deutsch-Unterricht im hohen Norden den Anforderungen (offensichtlich, der Herr von der Milchstraße beschreibt's so schön plastisch) nicht genügt, dann können dafür wohl schlecht die (anderssprachigen) Schüler verantwortlich gemacht werden? Wie wär's mit Anpassung des Schulsystems, an die neuen Anforderungen? Außerdem fürchte ich, liegt gerade in Deutschland das Grundproblem nicht bei den Anderssprachigen, sondern im abartigen Schulsystem, in dem schon die Kleinsten nach "Leistung" sortiert werden (mir wird grad übel). Da scheint es mir eine eher logische Folge, dass gewisse Klassen an gewissen Schulen nicht (mehr) funktionieren (können). Davon abgesehen bin ich zur Abwechslung mal ganz bei Gorgias. Und was hierzulande angeht: Wir hätten eine perfekte Ausgangssituation, um die Fehler, vor denen "man"che hier Angst haben, eben gerade nicht zu machen, und ein Modell zu werden: Wir haben mehrere Sprachgruppen, ein sprachlich gut durchmischtes Alltagsleben und Miteinander, und einen Haufen Geld. PS: Hier übrigens ein frischer Text zum Thema, kürzlich erschienen bei ZON: http://www.zeit.de/wissen/2017-02/mehrsprachigkeit-bilingualitaet-sprac…

Do., 02.03.2017 - 07:56 Permalink
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Waltraud Astner Do., 02.03.2017 - 10:39

Antwort auf von Sylvia Rier

@Silvia Rier
Werte Silvia Rier, ich weiß nicht welche Fehler Sie konkret ansprechen, aber die Wahrheit ist, dass alle über die zweisprachige Schule schreiben und niemand konkret sagen kann, was damit gemeint ist. Soviel hat man verstanden, dass die Unterrichtsfächer sowohl in den Landessprachen Deutsch und Italienisch vermittelt werden sollen. Nachdem Sachinhalte nur verstanden werden können, wenn eine gewisse Kenntnis der Sprache vorhanden ist, was folgt daraus konkret? Das heißt konkret, dass diese Sprachen von der jeweils anderen Sprachgruppe zuerst erlernt werden müssen und dass dies im Normalfall einige Jahre dauert, da eine zweisprachige Realität a priori nur in zweisprachigen Familien gegeben ist, im Großteil Südtirols aber nicht vorkommt. Also, wenn wir mit Fehlern anfangen, so muss gesagt werden, dass das Erlernen der jeweils anderen Sprache, wenn sie als defizitär angesehen wird, schon in der Grundschule beginnt. Was folgt jetzt wieder daraus? Dass die Didaktik zum Erlernen der Sprache geändert und verbessert werden muss. Englisch und Italienisch müssen nach demselben Muster der Fremdsprachendidaktik vermittelt werden, wie es der Realität entspricht, gerne auch mit Nichtmuttersprachlern als Italienischlehrern, was eine bessere Versorgung mit didaktisch gut ausgebildeten Lehrern bis in die hintersten Täler garantiert. Erst danach kann man über eine zweisprachige Schule nachdenken, wobei uns die Realität schon längst eingeholt hat und man auch über eine dreisprachige Schule nachdenken müsste, denn gute Englischkenntnisse werden in unserer zunehmend vernetzten Welt immer wichtiger. Grundsätzlich ist aber einmal zu überlegen, ob es nicht ganz einfach machbar ist, dass Schüler mittels eines ganz normalen, aber didaktisch guten Fremdsprachenunterrichts eine oder zwei Fremdsprachen ausreichend lernen. Denn, ob es uns passt oder nicht, nicht alle Menschen haben Interesse sich bi- oder trilingual auszubilden und haben es auch nicht notwendig. Wenn sie sich mit den anderssprachigen Mitbürgern hier im Land gut unterhalten können und wenn sie sich auf Reisen in Englisch verständigen können, reicht das völlig. Jene, die andere Sprachen besonders gut sprechen müssen ( Studium, Arbeit), haben genug Gelegenheiten dies zu lernen. Dazu gäbe es u.a. auch das Instrument des Wahlfachs, das an allen Schulstufen fakultativ angeboten wird, und dazu verwendet werden könnte Sprachkenntnisse zu verbessern oder natürlich um auch andere z.B. wissenschaftliche Fächer anzubieten. Dass die allgemeine Schule den Fokus so intensiv auf Spracherwerb legen sollte, sehe ich nicht gegeben, außer wir schaffen die deutsche bzw. die italienische Schule grundsätzlich ab. Der Grund für diese Forderung ist aber wieder einmal jener, dass man politisches Kleingeld daraus schlagen will, man will gar nicht den Spracherwerb verbessern. Denn dazu müsste man das Problem an der Wurzel anpacken.

Do., 02.03.2017 - 10:39 Permalink
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Sylvia Rier Do., 02.03.2017 - 11:14

Antwort auf von Waltraud Astner

Lassen Sie mich doch, werte Frau Astner, an diesem einen Punkt nachfragen: Warum sollte eine Sprache, die in ein und demselben "Territorium" von einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Menschen muttersprachlich gesprochen wird, von einem anderen Teil der Menschen desselben Territoriums als "Fremdsprache" behandelt werden? Wie abstrakt ist das denn? Und: Was macht das mit jenen anderen Menschen, denen Muttersprache ist, was für den anderen Teil derselben Gesellschaft (man und frau deutsch- bzw. italienischsprachliche teilen schließlich und ohne größere Probleme einen gemeinsamen Alltag) "Fremdsprache" sein soll? Dann müssten ja nämlich, wenn ich Sie zu Ende denke, mit ihrer Sprache, auch die Menschen, die sie sprechen, Fremde sein. Fänden Sie das gut? Und nützlich, im Sinne des friedlichen und produktiven "Miteinander"? Mah.

Do., 02.03.2017 - 11:14 Permalink
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Waltraud Astner Do., 02.03.2017 - 12:23

Antwort auf von Sylvia Rier

@Silvia Rier
Sie haben mich nicht verstanden. Die Sprache die in demselben Territorium gesprochen wird kann genannt werden wie sie will. Es geht um das "Vermitteln" der Zweit-Fremd- anderen oder wie auch immer genannten Sprache. Also um die Didaktik, das ist der Punkt. Um die richtige also zielführende Didaktik zu wählen muss man vom Istzustand ausgehen. Der Istzustand ist jener, dass eben der überaus größte Teil der Südtiroler von Haus aus einsprachig aufwächst, weil in deren engeren Territorium eben nur eine Sprache vorkommt. Da kann man doch nicht hergehen und so tun als wäre die jeweils andere Sprache eine Zweitsprache. Man kann sie so nennen, aber de facto ist sie eine Fremdsprache, genauso wie das Englische. Also ist es doch wohl logisch beide Sprachen nach derselben Methode zu unterrichten ( anders nennen kann man sie trotzdem). Im Vordergrund sollte eben doch wohl der möglichst zielführendste Unterricht stehen und nichts anderes. Aber so oder anders ein Sach-Fachunterricht in einer anderen Sprache ist erst möglich, wenn dieselbe beherrscht wird. Sollte ein solcher also das Ziel sein, dann muss dafür gesorgt werden, dass die Sprache zuerst gut gelernt wird, und das nach der richtigen Methode und unter Einbeziehung aller anderen Faktoren, die es für erfolgreiches Lernen braucht. Aber wie schon gesagt ich bin nicht der Ansicht dass die allgemeinbildende Schule die Aufgabe hat den Fokus so intensiv auf Sprachvermittlung zu lenken, denn wie schon ausgeführt nicht alle Menschen haben ein Interesse an Sprachen, viele interessieren sich mehr für technische Fächer, Hobbies usw. Dies ist der eine Aspekt zum Thema, es gibt auch noch den gesamtgesellschaftlichen, der auch zu beachten ist. Wobei hier natürlich klar ist, dass sich an dem Thema viele schlicht und einfach politisch abarbeiten wollen.

Do., 02.03.2017 - 12:23 Permalink
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Sylvia Rier Do., 02.03.2017 - 11:05

Ich bezog mich allein auf die "Selektion" im frühkindlichen Stadium. Allerdings: ich "urteile" aufgrund von Hörensagen (Menschen aus Bundesdeutschland, darunter zahlreichen Lehrer_innen, und Elter_innen *letzteres Xtra für den Menschen von der Milchstraße*), und Zeitungstexten. Sie alle behaupten ziemlich einstimmig, dass dieses System der frühkindlichen Selektion a) schon Kleinkinder und deren Eltern hohem Druck aussetzt und b) die so genannte "Durchlässigkeit" maximal erschwert. Der Tenor geht so: Wer aus sog. schwierigen Verhältnissen kommt, und dann noch an der Hauptschule landet (ersteres zieht zweiteres fast zwingend nach sich, habe ich mir sagen lassen), der kann sein Leben fahren lassen... Ist das nicht "abartig"?

Do., 02.03.2017 - 11:05 Permalink
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gorgias Do., 02.03.2017 - 11:42

Wenn Sie sich auf den Inhalt concentrieren würden, hätten Sie vieleicht was davon. Aber weil Sie so gerne nach orthographischen Fehlern suchen, habe ich hier noch ein paar für Sie vesrteckt.

Do., 02.03.2017 - 11:42 Permalink
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Waltraud Astner Do., 02.03.2017 - 20:17

Schauen wir doch einmal in die Schweiz. Auch oder gerade hier wo es versch. offizielle Landessprachen gibt, die sich auf die Kantone verteilen, gibt es keine zweisprachigen Schulen, selbst nicht in den Kantonen wo es zwei offizielle Landessprachen gibt. Der Unterricht in einer anderen Landessprache oder in Englisch beginnt jeweils in der 3. Primarstufe und wird, soviel ich verstanden habe als Fremdsprache unterrichtet und auch so bezeichnet. Hier ein Ausschnitt aus dem interessanten, aber umfangreichen Artikel: "Sprachenpolitik und Bildungsstrategien in der Schweiz".

Fremdsprachenunterricht
Primarstufe
Der Fremdsprachenunterricht ist in den Schulen der Schweiz traditionell gut verankert, doch sollen mit
Blick auf Ergebnisse der Entwicklungspsychologie und der Hirnforschung die Potenziale des frühen Sprachenlernens
besser genutzt werden. Mit dem bereits erwähnten Beschluss zum Sprachenunterricht vom
25. März 2004 haben die Kantone vereinbart, dass Fremdsprachenunterricht spätestens ab dem 3. Schuljahr
einsetzen und eine zweite Fremdsprache ab dem 5. Schuljahr eingeführt werden soll. Zu einigen Diskussionen
und mitunter auch Auseinandersetzungen auf höchster politischer Ebene hat die Frage geführt, welche
Fremdsprache zuerst unterrichtet werden solle. Mit guten Gründen lässt sich sowohl für eine zweite
Landessprache als auch für Englisch als erste in der Pflichtschule zu vermittelnde Fremdsprache votieren.
Hinzu kommt die Zwei- oder Dreisprachigkeit mehrerer Kantone oder die Nähe zum französisch- oder
italienischsprachigen Nachbarland, die berücksichtigt werden müssen. Der gefundene Kompromiss sieht
nun vor, dass die Kantone über die Reihenfolge der Sprachen selbst, jedoch nach regionaler Absprache entscheiden
und die Lernenden in den beiden ersten Fremdsprachen bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit
ein gleich hohes Kompetenzniveau erreichen sollen. Im Detail präsentiert sich der Stand der Entwicklung
für die Primarstufe wie folgt:3
– In der Zentralschweiz haben die Kantone Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug (seit 2004/05)
und der Kanton Luzern (seit 2007/08) Englisch ab dem 3. Schuljahr eingeführt, unter Beibehaltung des
Französischunterrichts ab der 5. Klasse. Im Kanton Uri gilt Italienisch ab der 5. Klasse als Wahlpflichtfach,
Französisch wird ab der 7. Klasse unterrichtet.
– Seit dem Schuljahr 2006/07 wird im Kanton Zürich Englischunterricht ab dem 2. Schuljahr erteilt, unter
Beibehaltung des Französischunterrichts ab 5. Schuljahr.
– Die Ostschweizer Kantone Appenzell-Ausserrhoden, Glarus, Schaffhausen und St. Gallen haben auf das
Schuljahr 2008/09 Englisch in der 3. Primarklasse eingeführt, der Kanton Thurgau folgt im Schuljahr
2009/10. Dies unter Beibehaltung des Französischunterrichts ab der 5. Klasse. Im Kanton AppenzellInnerrhoden
wird schon seit 2001/02 Englisch ab der 3. Primarklasse erteilt, der Französischunterricht
aber auf das 7. Schuljahr zurück verschoben. Im Kanton Graubünden ist die erste Fremdsprache eine der
drei Kantonssprachen und wird ab dem 3. Schuljahr erteilt (voraussichtlich ab 2010/11), ab der 5. Klasse
wird Englisch erteilt (voraussichtlich ab 2012/13).
– Im Kanton Aargau wird seit dem Schuljahr 2008/09 Englisch ab der 3. Klasse unterrichtet, der Franzö-
sischunterricht setzt vorläufig noch ab dem 6 Schuljahr ein.
– Die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn sowie Bern, Freiburg und Wallis (je deutschsprachiger
Teil) haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Während die Kinder in den Kantonen
Freiburg und Wallis schon seit einiger Zeit ab der 3. Klasse Französisch lernen, soll dies per Schuljahr
2011/12 für alle beteiligten Kantone gelten. Englischunterricht ab der 5. Klasse soll ab 2013/14 eingeführt
werden.
– In den französischsprachigen Kantonen der Westschweiz wird die deutsche Sprache schon seit mehreren
Jahren ab dem 3. Schuljahr erteilt, bis 2012/13 wird der Englischunterricht auf das 5. Schuljahr vorgezogen.
– Im italienischsprachigen Kanton Tessin wird seit 2004/05 das kantonale Sprachenkonzept gestaffelt
umgesetzt: Französisch (3.–7. Schuljahr), Deutsch (7.–9. Schuljahr), Englisch (8./9. Schuljahr).
Im Fremdsprachenunterricht wird nicht mehr wie früher eine perfekte Sprachkompetenz angestrebt (die
ohnehin meist nicht erreicht wurde). Es geht vielmehr um die sogenannte funktionale MehrsprachigkeitVerstehen und verstanden werden sind die zentralen Unterrichtsziele. Die Fremdsprache soll möglichst
rasch angewendet werden, die Inhalte sollen einen hohen kommunikativen Gebrauchswert aufweisen und
die Lernenden sollen durch Schaffung vielfältiger Kommunikationssituationen möglichst oft zum Sprechen
kommen. Die rezeptiven Fertigkeiten Hören und Lesen haben Priorität vor den produktiven Fertigkeiten
Sprechen und Schreiben und die gesprochene Sprache hat den Vorrang vor der geschriebenen Sprache (Wepf

Do., 02.03.2017 - 20:17 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 03.03.2017 - 07:54

Antwort auf von Waltraud Astner

Werte Frau Astner, ich bin ganz ihrer Meinung: Manche wollen sich an dem Thema einfach nur "politisch abarbeiten". Ich glaube übrigens in diesem Sinne nicht, dass "die Didaktik" das Problem ist (anderenfalls alle Maturanten zumindest fließend Englisch sprechend von der Schule abgehen müssten, was sie nachweislich nicht tun) - ich würde es eher der Politik in die Schuhe schieben, einer Politik, die uns weismachen will, dass die Sprache "der Anderen" die Sprache des Feindes sei, und es - folgerichtig - ein Zugeständnis an diese Feinde, ihre Sprache zu lernen, und sich mit der Öffnung gegenüber seiner Sprache auch seiner Kultur zu öffnen. Von dieser "Öffnung" wird uns weisgemacht, dass sie nur auf Kosten des "Eigenen" zustande kommen könne, was nachweislich nicht so ist - eher ist das Gegenteil der Fall. Und noch einmal: Wenn diese "Identität" (btw: Jeder Mensch hat unzählige Identitäten, jetzt wäre zu schauen, welche der Vielen Knoll & Co. meinen) schon so schwach aufgestellt ist, dass sie rigoros von allem "anderen" ferngehalten werden muss, um nicht unterzugehen - dann ist bestimmt eine zweite Sprache das letzte, was ihr gefährlich werden könnte.

Fr., 03.03.2017 - 07:54 Permalink
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Sylvia Rier Fr., 03.03.2017 - 07:44

Der Herr mit dem erhobenen Zeigefinger scheint sich für ganz Südtirol zu halten, von dem er genau wissen will, was es will, ganz Südtirol also, und was es nicht will. Worauf gründet er, der Herr mit dem erhobenen Zeigefinger also, seine Behauptung? Und übrigens ist ihm in seinem Furor ein Witzchen gelungen, das dürfte ihn erfreuen, dort nämlich, wo er behauptet, für Silvia Rier seien alle Menschen gleich (sie sind es, sie sind es, in ihren Rechten, ihren Pflichten und ihrem Entwicklungsvermögen, jawohl) und sie wolle ihnen jedes Recht auf Individualität in einer "kunterbunten" Einheit (wie er das wohl geschafft hat, der Herr von der MIlchstraße, eine kunterbunte Einheit zu erfinden) absprechen. Dieser nämlich, also der absolute Wille nach einer einheitlichen Menschenmasse ohne jeglichen Anspruch auf individuelle Eigenheiten ihrer Individuen, ist der Grund dafür, dass Silvia Rier "konsequent gendert", wie der Herr mit erhobenem Zeigefinger an anderer Stelle bemeckerte. Will er einfach nur meckern, oder hat er auch was zu sagen, mit dem erhobenen Zeigefinger?

Fr., 03.03.2017 - 07:44 Permalink
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gorgias Fr., 03.03.2017 - 23:10

Antwort auf von Sylvia Rier

Nur zum Verständnis der Herr hat den Finger nur erhoben weil er gern daran riecht nachdem er ihn sich tief hinten reingesteckt hat.
Leider wird diese Geste oft missverstanden, so dass es als Überheblichkeit missverstanden wird und seine (geistige) Bescheidenheit übersehen wird.

Fr., 03.03.2017 - 23:10 Permalink
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Sylvia Rier Sa., 04.03.2017 - 07:49

Sie sagen es: Alle verschieden und jedeR einzigartig, aber das verschiedenste sind u. U. die Lebensumstände, in die jemand geboren wird. An exakt diesem Punkt fängt die schwer wiegendste "Verschiedenheit" der Individuen an, hier mehr, dort weniger. Allen die gleichen Chancen auf Entwicklung und persönliche Entfaltung zu bieten hat nichts mit Gleichmacherei zu tun. PS. Bin auch einverstanden, dass *wir* keine Religion/en brauchen, die eine Vormachtstellung einnehmen wollen. Und übrigens sind es ja immer die religiösen Menschen, die glauben, Anspruch auf eine Vormachtstellung zu haben, weil sie der besseren Religion anhängen. @ "zwangsbeglückt": Da wüsste ich nicht, wie sich die Eine, die Sie meinen, von der anderen, die Sie meinen, groß unterscheidet? PPS. Hier, für Sie: Ganz frisch aus der Presse von der Freitag, und sehr erfrischend: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/es-riecht-nach-mensch?utm_co…

Sa., 04.03.2017 - 07:49 Permalink
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Sylvia Rier Sa., 04.03.2017 - 08:00

Und noch was, Herr von der Milchstraße: Es wird immer Menschen geben, die eine Führungsrolle übernehmen, und andere, die sich lieber führen lassen. Es braucht die Einen, und es braucht die Anderen. Allenfalls könnte sehr lange darüber diskutiert werden, wie "Führung" auszuschauen hat, denn auch dabei gibt es sehr viel Raum, zahlreiche Abstufungen und Schattierungen zwischen Schwarz und Weiß. Wo ich allerdings nicht mit Ihnen übereinstimme, ist da, wo Sie behaupten, dass Führungspositionen aus "Überlegenheit" resultieren. Die Wahrheit ist: "Klassische" Führungspositionen sind auch heute noch das Ergebnis von a) Geschlecht b) Netzwerken (aka Beziehungen) c) Familie/Clan d) Aggressivität e) Skrupellosigkeit, und eher sehr selten von "überlegenen" persönlichen und fachlichen Qualitäten.

Sa., 04.03.2017 - 08:00 Permalink