Gesellschaft | Prostitution

Schlepper Nepper Menschenfänger

Ein paar Gedankenschwünge vom "NGO-Wahnsinn" des Herrn Kurz zu anderen Ge-/Verschleppten.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Rosa Luxemburg Stiftung

Es wird nebenan ein bisschen diskutiert (in Wahrheit ist manN sich einig), ob die NGOs (Nichtregierungsorganisationen, um in der Muttersprache zu bleiben), die im Mittelmeer Menschen aus den kalten Fluten klauben und sie vor dem Ertrinkungs- und anderen Toden retten, auch bestimmt und unzweifelhaft Gutes tun. Ich finde diese „Frage“ recht eigenartig, denn Menschenleben gehören jedenfalls gerettet, das weiß ja jedes Kind. Jetzt aber hat sich der Herr Kurz aus Österreich zugeschaltet, dieser „NGO-Wahnsinn“ (!) müsse aufhören. Der Gedanke, dass die Geretteten womöglich vom großen Italien in das kleine Österreich „durchgewunken“ werden könnten, bereitet ihm offenbar große Pein, weshalb er, doppelt genäht hält besser, seiner Beschimpfung auch gleich die Schließung der Brenner-Grenze hinterherkeult.

Herr Kurz ist übrigens der Außenminister des angeblichen Vaterlandes der Verwandten, die am unteren Rand der Grenze hängen, welche Herr Kurz gern wiederaufleben lassen würde, weil er so viel Angst hat, vor ein paar Geretteten aus dem Mittelmeer (diese Verwandtschaft scheint mir eine recht Kurzatmige. Nein. Ein Vaterland mit solchen Außenministern mag ich nicht). PS. Bisher wurden übrigens ca. 40.000 Menschen (!) NICHT gerettet. Die genaue Zahl ist nicht ohne weiteres ermittelbar, wird augenscheinlich kaum kommuniziert, derweil die Zahlen der Geretteten fast täglich durchgetickert werden. 40.000 Menschen, die nicht gerettet wurden und also gestorben sind. Man stelle sich nur einmal diesen Friedhof vor. Er müsste alle Einwohner Brixens fassen, zwei Mal (denken Sie mal nach, Herr Kurz, was Wahnsinn ist.)

Aber jetzt zum eigentlichen Thema.

Denn es geht, behaupten Herr Kurz und seine Follower, darum, dass die NGOs den Schleppern in die Karten spielen, derweil ihnen doch das Handwerk gelegt werden müsse, um noch mehr Tode zu vermeiden. Allein irritiert der Ansatz des Herrn Kurz, der über die Ausmerzung bzw. Einschränkung der Retter/innen-NGOs führen soll. Wie sinnvoll ist das denn? Oder hat, um nur ein Beispiel zu nennen, im Kampf gegen die Mafia schon mal jemand daran gedacht, den Opferschutz auszusetzen? Weshalb mich ohne weiteres ein (bitterböser, ich geb’s ja zu) Verdacht beschleicht, und er will mir einflüstern, es ginge in Wahrheit Herrn Kurz weniger um die Bekämpfung der Schlepper, als vielmehr darum, dass die Geschleppten. Nun ja.

An dieser Biegung verlasse ich Herrn Kurz und seine Mitstreiter im Kampf gegen das kriminelle, oft tödliche Gewerbe der Schlepper (wobei auch gesagt werden muss, dass keineswegs alle Schlepper Kriminelle sind, und sehr viele Geschleppte ihren Schleppern unendlich dankbar. Dies nur, damit das Bild, das Herr Kurz offenbar gemalt haben will, nicht gar zu schief wird.) und eile weiter zu einem anderen „Schlepper“-Gewerbe, das zwar weniger oft (direkt) Tote produziert, aber kein bisschen weniger kriminell oder verwerflich ist. Trotzdem habe ich bis heute noch keinen Außenminister und überhaupt nur ganz selten einen Mann durch die Welt brüllen hören, diesen Schleppern müsse aber jetzt das Handgewerk gelegt werden, denn es sei doch ein Wahnsinn, dass

„Laut einer Studie des Europaparlaments […] 2001, also im Jahr vor der Liberalisierung, zwischen 9.900 und 19.700 Frauen für die Arbeit in der Sexindustrie nach Deutschland gebracht [wurden]. 

Bei welcher Gelegenheit gesagt werden darf, in beiden Zusammenhängen: Die Schlepper sind natürlich, wie die Geschleppten auch, lediglich die Symptome, deren Ursachen ganz woanders liegen, nämlich dort, wo manN nicht so gern oder sehr selektiv hinschaut. Es denkt also sehr „Kurz-sichtig“ bis anbiedernd, wer da meint, die Flüchtlinge blieben zuhause, wenn nur erst die Schlepper aus der Welt wären. Und es denkt auch ziemlich scheinheilig, wer angeblich dem Schlepperwesen zu Leibe rücken will, aber nicht gleichzeitig auch die Frauen-Verschleppung zum Zwecke der Prostitution anklagt. 

Natürlich ist unklar, ob ein Verbot der Prostitution das Problem der Verschleppungen aus der Welt schaffen würde, wie eben auch die Bekämpfung der Schlepper die Flüchtlingsfrage nicht lösen wird, umso weniger, wenn man bedenkt, dass das Streben nach einem besseren Leben ein Menschenrecht und es also, meine ich, nicht einzusehen ist, dass sich dieses Streben innerhalb von Grenzen zu bewegen haben muss, über deren Existenz und Linienführung die davon betroffene Bevölkerung (!) kein Mitspracherecht hatten oder haben. Jede Grenze ist eine von absoluter Willkür, das sollten wir Südtiroler_innen (auch die vaterländischen Österreicher_innen) ja besonders gut wissen.

Ich weiß auch nicht, ob es womöglich wenig passend ist, die Flüchtlingsfrage mit dem Prostitutionsproblem so ohne weiteres zu verbinden, wenn auch, wie beschrieben, mehr als nur ein starker gemeinsamer Nenner durchaus besteht, und es ja auch unbestritten ist, dass sehr viele Flüchtlingsfrauen zum Zwecke der Prostitution nach Europa kommen bzw. geschleppt werden. Wozu ich übrigens auch noch keine Männerstimme gehört habe, die sich darüber erregt hätte, dass zum Beispiel all die fremdländischen Frauen anderer Kultur und Religion an den Straßenrändern herumstehen.

Ich werde mich jetzt auch nicht dazu versteigen, Lösungen vorzuschlagen (nur eine kleine), wenn mir auch klar scheint, dass in beiden Fällen solche nur denkbar sind, wenn manN ehrlich und offen sich an die eigene Brust klopft, wobei das in der Frage der Zwangsprostitution noch viel naheliegender und vor allem: einfacher wäre. Und manN komme mir jetzt ja nicht mit „freie Mensch/innen“, oder „Dienstleistung“, denn dann geleite ich sofort zurück, nach weiter oben im Text, zum Punkt „Menschenhandel“. Und erinnere noch einmal daran, dass „(Wahl-)Freiheit“ nur gegeben ist, wenn und wo mindestens eine gleichwertige Alternative im Angebot steht. Alles andere ist Zwang. Überdies scheint es mir schwierig bis unmöglich, zwischen „Zwang“ und „freiwillig“ klar zu trennen und zu unterscheiden, so lange wie die Frauen auf ihre Einkünfte aus Männern angewiesen sind – und letztere nicht gewillt, den weiblichen Körpern, derer sie sich bedienen, einen gewissen Wert zuzuerkennen. Freiwilligkeit fängt in diesem Zusammenhang dort an, wo das Gros der Männer, die sich pro Prostitution deklarieren und mit der „Freiwilligkeit der Dienstleistung“ aus der Bredouille reden, sich die freiwillige Dienstleistung nicht (mehr) leisten könn(t)en.

In welchem Zusammenhang ich schon früher den Gedanken eines Freier-„Patentino“ (jaja, ohne Gender-Sternchen) gedacht hatte, und der ging so: Wie beim Führerschein hätte Mann eine Prüfung abzulegen, und dabei viele kluge Fragen zu beantworten, über die Hintergründe der Prostitution, Ausbeutung, Menschenhandel, Dumping-Preise, Sklaverei, Gesundheits- und Sicherheitsfragen und dergleichen mehr, bis zum mehr oder weniger bitteren Ende. Diesen "Ermächtigungsschein" dann hätte Mann, bei erfolgreich abgelegter Prüfung, immer bei sich zu tragen, und auf Anfrage vorzuweisen - jedenfalls dann, wenn er die Dienstleistung in Anspruch zu nehmen wünscht. Wenn er das nicht kann, wird er - wie beim Autofahren (ha!) - zweitens mit einem Punkteabzug bestraft, bis, bei Wiederholungstätern, alle Punkte aufgebraucht sind. Dann ist Schluss mit lustig. (Die Freiberuflerin ihrerseits könnte die erbrachte Dienstleistung mit ihrem Stempel im Ermächtigungspass bestätigen und so das Bild vervollständigen bzw. die Sache endgültig rund machen).

So ein Freier-Führerschein wäre doch ganz einfach, höchst effektiv, und würde vermutlich alle Probleme mit einem Schlag lösen. An welchem Punkte sich der Kreis noch einmal schließt, an dessen einem Pol die (geschleppten) Flüchtlinge, am anderen die (geschleppten) Prostitutierten stehen. Und dazwischen die Männer dieser Erde.

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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 11:40

Hast du "Idiot" geschrieben? --- Hast du auch einen Vorschlag für die Frauen-Schlepper und -nutzer? Und eine Erklärung, warum sich dein recht-schaffener Herr Kurz über diesen Wahnsinn nicht zu Wort meldet?

Di., 28.03.2017 - 11:40 Permalink
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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 18:08

echt jetzt oliver. 1. du vergleichst die freizeitrowdies mit den flüchtlingen?! geht's noch?! 2. unter den flüchtlingen wird es auch "Glücksritter" geben, wie gorgias neulich schrieb. sie sind aber wahrscheinlich nicht unter den aktuell "jedeR 47.'", die bei der Überfahrt der Verzweifelten zu Tode kommen. Weil das Leben ist ungerecht. 3. tu doch nicht so als seist du begriffsstutzig. Kurz und alle, die sich über die NGO bzw. die Schlepper hermachen, sind völlig unglaubwürdig, wenn sie nicht gleichzeitig mindestens genauso rigoros gegen das frauenschlepperwesen aufbegehren und es bekämpfen. 5. Es geht also Kurz und seinen Gesinnungsgenossen weder um die Schlepper noch um die toten Flüchtlinge, sondern darum, dass lebenden Flüchtlinge möglichst nicht an Europas Küsten ankommen. soll er zumindest ehrlich sein. aber das traut er sich dann offenbar doch nicht. ist ja auch gar zu pfui. 6. Außerdem schreibst du ja selbst, dass " Kurz die r* Populismuswelle sehr gut surft" (frei nach R. Menasse), indem er keine Lösungen anbietet, wie's die r* "Populisten" machen. ps. wie gut dass du kein entscheidungsträger bist.

Di., 28.03.2017 - 18:08 Permalink
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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 19:21

wollte mir angesichts deines kommentars grad sagen, ich glaub' ich spinne. hab' mich dann aber doch dafür entschieden, dass du spinnst. sorry, aber das musste jetzt.

Di., 28.03.2017 - 19:21 Permalink
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gorgias Di., 28.03.2017 - 20:15

Antwort auf von Sylvia Rier

Bevor ich das gelesen hatte, wollte ich nur sagen, dass Ihr Beitrag konfus, desinformierend und unnötig provokant sei, doch jetzt sehe ich kein mehr Grund Ihnen nicht zu sagen, dass das was Sie heute von sich gegeben haben von grundauf strunzdumm ist.

Hören Sie sich doch an, was Außenminister Kurz zu sagen hat, bevor Sie selbst irgend einen Schmarrn zusammenphantasieren. Ich hatte den Link doch schon im vorherigen Artikel dem Interview von Sebastian Kurz auf Ö1 angegeben: http://oe1.orf.at/player/20170325/465206 aber um sich den vorher anzuhören bevor Sie so einen Stuss von sich geben fehlt Ihnen wohl jegliche Redlichkeit.

Hier noch einige Richtigstellungen:

Sebastian Kurz hat nicht gesagt dass die NGO aufhören sollen Menschen aus dem Meer zu retten, sondern kritisiert, dass sich einige NGO weigern mit den Behörden zu zusammenzuarbeiten, um den Schleppern den gar auszumachen. So weigern sich viele unmittelbar einen Fund den Behörden zu melden so, dass die Schlepper leichter verschwinden können. Oder auch nur die Gummiboote zu zerstören, damit sie von den Schleppern nicht mehr wiederverwendet werden können. Es gibt NGOs die anstatt die Geretteten nach internationalen Seerecht zum nächstliegenden Hafen zu bringen, lieber den Umweg nach Lampedusa oder dem italienischen Festland machen.

Des weiteren sagt Kurz, dass die Rettung nicht automatisch ein Freifahrtsticket nach dem europäsichen Festland sein soll. Die Lösung soll sein, dass diese Menschen bis ihr Aufenthaltsstatus geklärt ist in Sammelzentren kommen, wo ihr Status geklärt wird, bevor sie Asyl erhalten. Mittel sollen sinnvoll eingesetzt werden und Asylbetrug vorgebeugt werden. Resourcen sollen sinnvoll eingesetzt werden für jene die wirklich Asyl brauchen. Für Asylschmarotzer soll aus dem Abendteuer nicht auch noch eine positive Bilanz entstehen, dadurch dass sie ein, zwei Jahre Sozialhilfe kassieren.

Viele "Flüchtlinge" kooperieren nicht und hauen von den Unterkünften einfach ab, weil Sie sich die Rosinen rauspicken wollen und ihnen nicht nur Griechenland oder Ungarn zu schlecht ist (ich frage mich was da wohl die Griechen und Ungarn tun) sondern auch die Unterfünkte in Brixen nicht genehm sind.

Des weiteren bedeutet dass wenn jede 47. Person im Mittelmehr umkommt, dass es sich um eine Überwahrscheinlichkeit von 97,8% handelt. Das ist für viele ein bewußt eingegeangenes Risiko in der Vorstellung in Deutschland oder Schweden ein Sozialschlaraffenland vorzufinden (ob es die Realität ist, ist eine andere Sache)

Am Ende möchte ich Ihnen noch sagen, dass Sie die Themen Zwangsprostitution, Migration (ob wirtschaftlich oder aus Fluchtgründen) und Südtiroler Austropatriotismus zu einem polemischen Durcheinander vermengen eine "bella porcata" ist, die weder dem Thema Zwangsprostitution noch Flucht gerecht wird. (wegen dem Südtiroler Austropatriotismus chi se ne frega)

Di., 28.03.2017 - 20:15 Permalink
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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 20:34

Antwort auf von gorgias

ich kann's nur noch einmal sagen, sie werden's aber wohl auch dann noch nicht verstehen: Die Schlepper sind nicht das Problem, sondern ein Symptom. Die NGOs übrigens auch, ein Symptom wenn auch unter anderen Vorzeichen.. Und noch einmal: Wer sich gegen das Flüchtlings-Schleppertum "engagiert", ist vollends unglaubwürdig, wenn es sich nicht auch - früher später gleichzeitig - gegen das Frauen-Schleppertum engagiert. Und jetzt gute Nacht.

Di., 28.03.2017 - 20:34 Permalink
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gorgias Di., 28.03.2017 - 21:05

Antwort auf von Sylvia Rier

Ja wenn Sie es nicht wissen, dann sollten Sie besser schweigen, oder zumindest nicht so frei von Zweifeln auftreten. Flucht und Zwangsprostitution haben unterschiedliche Ursachen und sind zwei unterschiedliche Problematiken. Eine ist, wenn ich das richtig zwischen den Zeilen lese, dass Sie erstens nicht zwischen Prostitution und Zwangsprostitution unterscheiden wollen (und können), die andere ist, dass bei Zwangsprostitution die Personen verschleppt werden und irgendwo bei Kriminellen landen, wo sie ausgenutzt werden. Wenn diese befreit werden brauchen die eine andere Form von Hilfe und Unterstützung, als jene die als Flüchtlinge herkommen.
Des weiteren sind die meisten Zwangsprostituierten Frauen. Bei der sog. Flüchtlingsmigration sind 2 von 3 Flüchtlingen Männer.
Mich würde interressieren was Flüchtlingsorganisationen und Frauenverbände davon halten, dass Sie beides in dieser Form vermischen, dass man am Ende weder die beiden Probleme nocht versteht und nicht mehr fähig ist diese zu lösen. Für das von Ihnen gewohnheitsmäßige Männerbashing lässt sich das aber vorzüglich gebrauchen.

>Ich weiß auch nicht, ob es womöglich wenig passend ist, die Flüchtlingsfrage mit dem Prostitutionsproblem so ohne weiteres zu verbinden,<

Ich weiss es: Nein. Und gute Nacht brauche ich Ihnen nicht mehr zu wünschen, weil bei Ihnen eh Dauerfinsternis herrscht.

Di., 28.03.2017 - 21:05 Permalink
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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 21:12

Antwort auf von gorgias

verwechseln verdrehen vermischen sie ruhig weiter. wenn's ihnen freude macht. und sie sonst nichts zu tun haben. noch einmal. gute nacht, aller finsternis zum trotz (hängen sie sich einfach bei gut ein, dann wird's schon wieder)

Di., 28.03.2017 - 21:12 Permalink
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Sylvia Rier Di., 28.03.2017 - 20:39

Da oben zum Beispiel spricht gorgias ein Thema an, das der falschen Bilder, die vielfach in Afrika ankommen, und bewusst gesendet werden, auch aber keineswegs nur von Schlepperorganisationen. Allerdings, auch hier: Diese üblen Methoden würden nicht verfangen, wären die Lebensbedingungen vor Ort einigermaßen auch nur erträglich. --- Deine win-win-win Situation ist auf anderthalb bis ein-dreiviertel Augen blind: Die Menschen werden "aufgefangen" - werden aber, früher oder später, vor oder zurück wollen. Wenn das zurück immer noch nicht so ist, dass sie dort bleiben wollen, werden sie sich auf den Weg nach dem "vor" machen. PS: Du wirst doch nicht an Langzeitlager denken wollen oder?

Di., 28.03.2017 - 20:39 Permalink
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Christoph Moar Di., 28.03.2017 - 22:06

"Wenn jeder Idiot einige Meilen vor der Küste aufgelesen und nach Europa gebracht wird, nachdem er sich auf einer improvisierten Schlauchbootkonstruktion in die Fluten des Mittelmeeres stürzte,"

Und "Ja, ich habe Idiot geschrieben. Wer sich trotz Lawinenwarnung ins Gebirge begibt oder ohne adäquate Ausrüstung und Skills in Wildwasser hoher Kategorie raftet, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Aktion tödlich endet. Im Mittelmeer ist es ähnlich"

Das ist nicht unglücklich formuliert, du meinst es wirklich so. Du glaubst also, die hypothetische Mutter aus Syrien, die sich mit ihren Kleinkindern einer tödlich gefährlichen Überfahrt, und der Willkür und Gewaltgefahr der Schlepper aussetzt, sei eine Idiotin? Du glaubst im Ernst, ein Mensch nimmt diese Risiken für sich und seine Kinder aus Idiotie in Kauf? Man muss nicht eigene Kinder haben, um mit ein klein bisschen Empathie die Auswegslosigkeit nachvollziehen zu können, die eine Frau, dazu bringt, sich und ihre Kinder bei der Überfahrt den - konkreten und nicht abstrakten - Gefahren sexueller Gewalt und Tod auszusetzen.

Stell dir vor, du wärst in der gleichen auswegslosen Lage. Du flüchtest, auch mit deiner Familie. Riskierst das Leben, und das deiner Kinder. Und jemand aus der ersten Welt nennt dich einen dahergelaufenen Idioten. Und zieht Parallelen zu waghalsigen und in unverantwortlicher Weise ausgeführten Erste-Welt-Sportarten.

Dein Wunsch nach Auffanglagern und Vor-Ort-Intervention sei zur Kenntnis genommen. Eine Gruppe Menschen, die aus humanitärer Not heraus ihr Leben und das ihrer Angehörigen riskieren (und, leider furchtbar oft, auch verlieren) Idioten zu nennen, ist völlig unmöglich. Es ist pure Provokation, stumpft gegenüber den Opfern ab und ebnet den Weg für Andere, diese Menschengruppe noch weiter zu Objektifizieren. Du weißt genau, wohin sowas führt. Für mich ist so ein Kommentar untragbar.

Di., 28.03.2017 - 22:06 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 08:16

Schon interessant, was man so alles "auslöst". @ "Wenn du wissen willst, wer (dich be-)herrscht, musst du nur herausfinden, wenn du nicht kritisieren darfst."
Was die Flüchtlinge angeht, noch zu Oliver: Ich bin überzeugt, die einzige "Alternative" ist, dass "wir" Lösungen bieten im Sinne der Menschen, die in Afrika leben "(und dort bleiben) sollen", und nicht in unserem (dem der "Kolonialisten"). Auffanglager zähle ich nicht zu dieser Kategorie.. Das wird teuer werden, ja, aber billiger werden wir's nicht kriegen. So und/oder anders.
Was hingegen die (Zwangs-)Prostitution angeht, sehe ich nur den Weg über die Nutznießer. ( Ich werde mir derweil alternative Ausdrucksmöglichkeiten überlegen für sie, bzw. die andere Hälfte der Menschheit).
Und ja, ich führe noch einmal den Bogen aus, den hier offenbar niemand (an-)erkennen will, und der beide Phänomene verbindet, nämlich die Schlepperei, die (nur) bei den einen (weitestgehend, es gibt Ausnahmen) stillschweigend akzeptiert wird, und (nur) bei den anderen laut bekämpft. @ Die andere Hälfte der Menschheit.

Mi., 29.03.2017 - 08:16 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 08:44

Und noch hierzu, Oliver, weil du doch grad "Libanon" und "Jordanien" nennst, in deiner Liste der "Alternativen" zu Europa. Tatsächlich gehören die beiden zu den Ländern, die weltweit am meisten Flüchtlinge aufgenommen haben. Beachte die Größenordnung/en, im Vergleich zum wohlhabenden und politisch stabilen (wären da nicht die, die gern destabilisieren möchten...) Europa der 500.000.000

Die sechs größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen

Türkei - 2,5 Millionen
Pakistan - 1,6 Millionen
Libanon - 1,1 Millionen
Iran - 979.400
Äthiopien - 736.100
Jordanien - 664.100

Mi., 29.03.2017 - 08:44 Permalink
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gorgias Mi., 29.03.2017 - 13:08

Antwort auf von Sylvia Rier

Wer sich aufregt, dass man in Europa die Migrationsströme eindämmen möchte indem man nicht alle Asylanten automatisch aufnimmt und eine andere Lösung anstrebt, aber andererseit nicht erwähnt, dass reiche muslimische Länder (quasi) kathegorisch keine Flüchtlinge aufnehmen wie

Vereinigete arabische Emirate
Saudi Arabien
Oman
Kuwait
Qatar
Bahrain

ist unglaubwürdig.

Mi., 29.03.2017 - 13:08 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 14:22

Antwort auf von gorgias

Könnte ich anerkennen, wenn Sie nicht "Migrantenströme" (ist irreführend) und "Asylanten" (sagt man nicht) sagten. --- Haben denn die westlichen Regierungen keinen Einfluss, auf diese Länder? Sind sie nicht Geschäftspartner? Da könnte man doch? Ich glaube aber, dass diese Länder - oder einige von ihnen - die Nachbarländer, in denen Flüchtlinge aufgenommen wurden, finanziell sehr großzügig unterstützen. Dies nur der Vollständigkeit halber.
PS: Haben Sie eine Idee, wie man die Frauen-Schlepperei zum Zwecke der Prostitution eindämmen könnte?

Mi., 29.03.2017 - 14:22 Permalink
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gorgias Mi., 29.03.2017 - 15:02

Antwort auf von Sylvia Rier

Ich werde jetzt nicht in die Euphämismustretmühle steigen, weil Ihnen das Wort Asylant nicht gefällt. Es hängt vom Kontext ab, wie man es verwendet. Würde man es ganz tabuisieren würde die Sprachpolizei in ein paar Jahren ein Ersatz für das Wort Asylbewerber suchen müssen.

Das Wort Fluchtlingsströme wird vom Kurier, NZZ, Schweizer Fernsehen, Focus, Handelsblatt und Tagesspiegel u. a. verwendet . Hier sehe ich kein Missverständnis.

Erstaunlich ist dass Sie jetzt den moralischen Spielball dass diese Länder keine Flüchtlinge aufnehmen wieder dem Westen zuwerfen wollen, davon abgesehen dass das nicht so einfach ist wie sie mit ihren naiven Andeutungen suggerieren möchten.

Was das Thema Zwangspostitution angeht habe ich gesagt dass ich es nicht zielführend finde diese mit dem Flüchtlingesthema zu vermengen.

Sie sind ja schon jetzt überfordert Oliver H. konkrete Lösungsvorschläge anzubieten. Sie überfordern sich eindeutig. Es sieht nach einer Ihren alten Polemiken aus.

Mi., 29.03.2017 - 15:02 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 09:11

ach ich denke oliver das ist nicht nötig. du weißt schon, was ich meine, da müssen wir gar keine zeit darüber verlieren. --- ich find's immer wieder faszinierend, was alles sich ausgedacht wird, und wie lange gedreht und gewendet, um das (Ver-)Ursacherprinzip beiseite schieben zu können. ---

Mi., 29.03.2017 - 09:11 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 14:13

nein, habe ich nicht, aber ich erinnere mich an einen beitrag über beirut zu erinnern (ich glaube, der hier war's: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=48606 ), vor ein paar jahren. im libanon sind ja, glaube ich mich zu erinnern, bei ca. 4,5 Mio Einwohnern 1,5 Mio Flüchtlinge aufgenommen worden. Das bringt das Land an den Rand des Zusammenbruchs, und es herrscht auch Unmut in der Bevölkerung, aber kein Hass, glaube ich, wie bei uns. Vielleicht ist es ja der nahöstliche Langmut, der hilft? Jedenfalls denke ich, dass die von ihnen angeregten Vergleiche nicht angemessen sind, die Standards der Leistungen dem durchschnittlichen Lebensstandard der Bevölkerung angepasst sein sollten.

Mi., 29.03.2017 - 14:13 Permalink
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Ludwig Thoma Mi., 29.03.2017 - 15:14

So lustig geht's hier zu in den Kommentarspalten von salto!
Der eine wundert sich, wieso niemand von einem Krisengebiet in eine Diktatur flüchtet, der andere versteht besser als die syrische Mutter wieso sie sich über das Mittelmeer macht, anstatt einen Antrag auf Asyl bei der Botschaft in Damaskus zu stellen. Allerdings muss man Letzterem zu Gute halten, dass er nach 6 Kommentaren eingesehen hat, nur "Textmüll zu produzieren".

Mi., 29.03.2017 - 15:14 Permalink
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Profil für Benutzer Robert Tam...
Robert Tam... Do., 30.03.2017 - 10:21

Antwort auf von Ludwig Thoma

Lieber Ludwig/Ghysmo,
Du schreibst von der "syrischen Mutter", wobei wir alle wissen, dass es kaum Syrer, sondern vor allem Afrikaner sind, die zu uns kommen. Die meisten der besagten Afrikaner haben keine Chance auf Asyl und sind somit gar keine Flüchtlinge.
Wie viele syrische Mütter sind in Deinem Heimatdorf Mals untergebracht?

Do., 30.03.2017 - 10:21 Permalink
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Profil für Benutzer Christoph Moar
Christoph Moar Mi., 29.03.2017 - 15:20

Hallo Oliver,

nein, du hast meinen Punkt nicht erfasst. Argumentative Untermauerung spielt keine Rolle, nicht umsonst habe ich bereits in meinem ersten Posting deine Wünsche nach Auffanglagern und Lösungen vor Ort zur Kenntnis genommen. Doch darum gehts es nicht im Geringsten. Der Zweck, Oliver, heiligt niemals die Mittel.

Du hast eine Gruppe Menschen pauschal idiotisch genannt, und du hast dich erdreistet, eine Flucht vor humanitären Notstand mit den first-world-problems von Actionsportlern zu vergleichen.

Ich habe dir versucht zu erklären, dass egal wieviel Recht du woanders zu haben denkst, und dies auch gerne darfst, dein Vergleich und deine Benennung unmöglich sind. Ich habe dir versucht im Detail zu erklären was sie bewirkt: dass nämlich der gesellschaftliche Konsens darüber, was gesagt werden darf und was nicht, weiter nach unten gezogen wird. Dass wiederum andere (muss ich es deutlich sagen? Extremisten und Faschisten) durch solche Aussagen dazu ermutigt werden, noch tiefere Vergleiche zu ziehen und die Betroffenen zu Objektifizieren. Was dann gesagt wird, kriege ich nicht mehr zu Papier ohne Godwin hier herbeizuführen. Du kannst das aber selbst beobachten, wenn du eine beliebige Rede von Björn Höcke liest und die Reaktionen, die sie herbeizitieren kann. Um diesen Effekt, Oliver, geht es.

Du musst nicht eine ganze Menschengruppe diffamieren und ihre Überlebensnöte ins Lächerliche ziehen, um deinen Punkt zu machen. Im Gegenteil.

Dein "Ich betrachte deine Frage, wie ich mich in so einer Situation verhalten würde als rhetorisch, da ich dir keine qualifizierte Antwort darauf geben kann." ist billig. Oder höchstens ein Zeichen dafür, dass die Empathie oder Vorstellungskraft völlig fehlt - was ich nicht denke. Mit wenig Empathie könntest du dir selbst beantworten, dass es undenkbar ist, dass jemand seine eigene Sicherheit vor Tod und Vergewaltigung, und die seiner Kinder, einfach so aufs Spiel setzt, wie du uns hier glauben lassen willst. Wirf mir nicht vor, ich hätte ein binäres Weltbild. Wenn du die Flüchtlinge wiederholt als Idioten und Action-Seekers hinstellst, beinhaltet dein eigenes Weltbild nicht genügend Graustufen.

Mi., 29.03.2017 - 15:20 Permalink
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Sylvia Rier Mi., 29.03.2017 - 18:46

ja gern, dann noch einmal, redlich. und also müssten wir jetzt libanesische verhältnisse auf europa (!) umlegen, was zur folge hätte, dass europa 125.000.000 (einhundertfünfundzwanzigmillionen) flüchtlinge aufnehmen müsste. das hieße dauernotstand. und ich bin mir sehr sicher - sie werden mir beipflichten, redlicherweise - dass in dem falle SEHR schnell die UN einspringen müssten, und die standards die sie meinen rapide sinken würden. dann könnte übrigens auch (redlicherweise) von migrantenströmen gesprochen werden. --- redlicherweise muss ich gestehen, dass ich nicht weiß, wie viele migrantenzelte oder Flüchtlingswohnungen in den libanesischen lagern oder in Beirut angezündet wurden, und wieviele angriffe Flüchtlinge vonseiten der dortigen einheimischen bevölkerung erleiden mussten. aber ich "weiß", dass es in deutschland (in 2015) 1005 "attacken" auf flüchtlingsheime gab, und dass die zahl stetig steigt. --- europa hat 500.000.000 einwohner - wer da bei ein paar Millionen Flüchtlingen "halb Kalkutta ..." als Vergleich heranzieht ist m. E. auch nicht gerade redlich.

Aber dass es ein Wahnsinn ist, dass jährlich an die 20.000 und mehr Frauen zu Zwecken der Prostitution in die reiche Mitte Europas geschleppt werden - darin stimmen Sie mir doch zu, nicht wahr? redlicherweise? und dass es schon höchst an der zeit wäre, dass ein oder ein anderer außenminister einmal aufstünde, und redlich aufbegehrte gegen diesen Wahnsinn - der Meinung sind sie doch auch? Und dass diesen Schleppern mit mindestens genauso viel Engagement das Handwerk gelegt gehört wie jenen anderen - darin stimmen sie doch zu?

Mi., 29.03.2017 - 18:46 Permalink
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gorgias Mi., 29.03.2017 - 19:34

Antwort auf von Sylvia Rier

"Ich habe einen Freund, Maronit, der aus dem Libanon stammt. Seiner Auskunft nach sind die Libanesen nicht humaner oder hassresistenter als Deutsche (ich lebe in Frankfurt). "

"redlicherweise muss ich gestehen, dass ich nicht weiß, wie viele migrantenzelte oder Flüchtlingswohnungen in den libanesischen lagern oder in Beirut angezündet wurden, und wieviele angriffe Flüchtlinge vonseiten der dortigen einheimischen bevölkerung erleiden mussten. aber ich "weiß", dass es in deutschland (in 2015) 1005 "attacken" auf flüchtlingsheime gab, und dass die zahl stetig steigt."

Ja warum Stellen Sie dann die libanesische Situation der europäischen Gegenüber wenn nur Zahlen für eine Seite haben um diese dann wie ein Vergleich darzustellen? Redlich ist das nicht. Es ist Effekthascherei. Und keine Antwort auf die obrige Aussage.

Sie haben noch immer nicht verstanden dass Ihre billigen rethorischen Tricks nur funktionieren, wenn Sie mit jemanden darüber mündlich Diskutieren und man nicht die Zeit hat ihre Pseudoargumentation zu auseinanderzunehmen. Ihre Schlagfertigkeit in der mündlichen Diskussion kann hier ihre inkonsistente Logik(?) nicht kachieren.

Mi., 29.03.2017 - 19:34 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mi., 29.03.2017 - 21:22

"Dass Menschenhandel im Allgemeinen und Zwangsprostitution im Speziellen ein Problem ist, das man lösen sollte, stellt Sebastian Kurz mit seiner Nichterwähnung in keiner Weise in Abrede."
Spiel, Satz und Sieg!

Mi., 29.03.2017 - 21:22 Permalink
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Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Do., 30.03.2017 - 13:27

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Aha der Herr Rechtsanwalt. Derweil geht es aber darum - aber das will hier offenbar keiner an-erkennen (muss anstrengend sein, es alleweil so beharrlich zu verdrängen) - dass doppelt und dreifach unredlich ist wer so laut gegen diese Schlepperei aufbegehrt, aber jene andere Schlepperei stillschweigend duldet. aus welchem grunde auch immer ^^

Do., 30.03.2017 - 13:27 Permalink
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Ludwig Thoma Do., 30.03.2017 - 08:18

Die meisten Flüchtlinge sind in "sicheren Drittländern". Nur die wenigsten machen sich auf den Weg nach Europa, und auch das oft nur deshalb, weil die Situation in den Flüchtlingslagern untragbar ist. Das Uno Flüchtlingswerk warnt seit Jahren davor, dass mangels finanzieller Unterstützung die Situation zu eskalieren droht und die Menschen sich auf den Weg machen werden. Es gibt aber Menschen die sich für besonders klug halten, und nicht die Ursachen bekämpfen wollen, sondern die Folgen. Hab gestern im Radio gehört, dass zwischen 20-und 30.000 unbegleitete Minderjährige in Italien gestrandet sind. Von ca. 8.000 fehlt jede Spur, man geht davon aus, dass sie extremer Gewalt, Prostitution und Sklaverei ausgesetzt sind. Jetzt sag mir bitte, ob das Idioten sind, die sich lieber um einen Asylantrag in einem sicheren Drittland hätten kümmern sollen, ob du Libyen für ein solches hältst, oder ob das nur abenteuerlustige Teenies sind, die man durchaus mit Tourenskigehern vergleichen kann.

Do., 30.03.2017 - 08:18 Permalink
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Robert Tam... Do., 30.03.2017 - 10:53

"Es wird (…) diskutiert (…), ob die NGOs (…), die im Mittelmeer Menschen (…) vor dem Ertrinkungs- und anderen Toden retten, auch bestimmt und unzweifelhaft Gutes tun."
Leider haben die Rettungsaktionen der verschiedenen NGOs und der europäischen Marinen im Mittelmeer einen äußerst gefährlichen Nebeneffekt: da die Migrantenboote auch schon wenige Seemeilen vor der lybischen Küste aufgenommen und nach Italien gebracht werden (statt in den nächsten sicheren Hafen, der in Nordafrika wäre), riskieren immer mehr Menschen eine Reise auf immer seeuntauglicheren Booten/Schiffen.
Am 18. Oktober 2013 begann die Operation "Mare Nostrum", am 31. Oktober 2014 wurde sie von der "Operation Triton" abgelöst. Seit Beginn dieser Seerettungsoperationen sind die Ertrunkenenzahlen im Mittelmeer explodiert: 700-900 im Jahr 2013, über 3400 im Jahr 2014, fast 3800 im Jahr 2015, über 5000 im Jahr 2016.
Die Rettungsoperationen werden zwar von hehren Prinzipien geleitet, haben aber in der Realität ungewollte, tödliche Auswirkungen, weil ein Anreiz geschaffen wurde, mit hochseeuntauglichen Schlauchbooten draufloszufahren.

Do., 30.03.2017 - 10:53 Permalink
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Sylvia Rier Do., 30.03.2017 - 11:17

Antwort auf von Robert Tam...

der "Anreiz" war schon vorher da - sie beschreiben ihn ja selbst, mit Mare Nostrum (das Italien, wenn ich mich recht erinnere, ganz allein gestemmt hat, derweil Deutschland und die anderen europäischen Länder beharrlich weg geschaut haben und Hilferufe ignoriert - soviel nur noch - en passant - zu dem herrn basso meno/gorgias et al weiter oben, mit der frage, warum er diese tatsache nicht erwähnt @ redlich und so). --- und noch einmal, was ich schon oben sagte: die/se und andere methoden bekämpfen nur die Symptome, nicht die Ursachen. Insofern meine Vermutung, dass sie 1. unredlich (auch: populistisch) sind und 2. sowieso kaum wirkung zeigen werden durchaus berechtigt ist.

Do., 30.03.2017 - 11:17 Permalink
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Robert Tam... Do., 30.03.2017 - 11:30

Antwort auf von Sylvia Rier

Offensichtlich hast Du meine Aussage missverstanden, Silvia.
Nochmal: "Mare Nostrum" begann am 18. Oktober 2013 (also Ende des Jahres 2013). Seitdem sind die Totenzahlen im Mittelmeer explodiert. Vergleiche bitte die Totenzahlen 2013 (kein/kaum "Mare Nostrum") mit denen von 2014, 2015 und 2016 (hier gibt es "Mare Nostrum/Triton")

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Sylvia Rier Do., 30.03.2017 - 11:59

Antwort auf von Robert Tam...

ja ok, war zu schnell unterwegs. trotzdem: diese ist symptombekämpfung, und die ist nie erfolgreich, und wenn, dann nur sehr kurzfristig, im Sinne einer Pause, nach welcher die symptome unweigerlich verstärkt auftreten/ausbrechen (wo ist denn herr doktor hier?!). also: entweder wir sind in der lage (willens!), die länder, aus denen die menschen in scharen davon laufen, so zu unterstützen und aufzubauen - und dabei unsere eigenen wirtschaftlichen interessen zu deren gunsten hintan zu stellen, weil derzeit geschieht ja das genaue gegenteil - dass eben dort die Lebensbedingungen so sind, dass nur noch ganz wenige Lust oder den Drang oder die Hoffnung verspüren, woanders könne das Leben sehr viel besser oder aufregender oder bequemer sein, und dafür beträchtliche Strapazen und Risiken auf sich nehmen. Und, noch einmal: Ja. Das wird teuer werden, aber billiger werden wir's nicht kriegen. So und/oder anders. PS: Bei dieser Gelegenheit, was Herr Kurz et al auch verschweigen (@ redlich), ist, dass ja längst nicht alle, die sich auf den Weg machen, überhaupt am Mittelmeer ankommen. Die innerafrikansiche Schlepperei hat Herr Kirz et al (doch nicht) mitgemeint, oder?!

Do., 30.03.2017 - 11:59 Permalink
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gorgias Do., 30.03.2017 - 18:05

Antwort auf von Sylvia Rier

Beteiligen sich NGOs auch bei der innerafrikanischen Migration? Kurz spricht alle möglichen Aspekte der Miration an und unter anderem auch die Ursachen. In diesem Interview (das Sie anscheinend nur aus Hörensagen kennen) hat er die Zusammenhänge der NGOs mit dem Schlepperwesen bei der Überfahrt über das Mittelmeer angesprochenn. Des Weiteren ist der Westen nicht für jeden und alles Verantwortlich. Afrikanische Gesellschaften haben auch eine Selbstverantwortung. Sie hängen irgendwie noch am Bild des Edlen Wilden, der niemals Schuld sein kann und all seine Miserie durch dem Kontakt mit dem Westen entstanden ist, aber auch selbst nicht fähig ist seine Lage zu Verbessern, sondern dafür wiederum den Westen braucht um seine Probleme zu lösen. (Das ist der Rassismus der Gutmenschen)

>dass eben dort die Lebensbedingungen so sind, dass nur noch ganz wenige Lust oder den Drang oder die Hoffnung verspüren, woanders könne das Leben sehr viel besser oder aufregender oder bequemer sein, und dafür beträchtliche Strapazen und Risiken auf sich nehmen.<

Ja sind wir nun auch moralisch dafür verantwortlich, jene die ein besseres, aufregenders oder bequemeres Leben haben wollen auch noch zu verhelfen nach Europa zu kommen? Das Leben retten ja, aber Freifahrtschein nach Europa nein. Diese Menschen sollten sich mehr für ihr eigenes Land einsetzten und kämpfen, so wie unsere Vorfahren durch Revolutionen und Kriegen den Feudalismus abgeschafft haben und Bürgerrechte, Demokratie und Meinunsfreiheit eingeführt haben.
Um es nochmals klar zu machen, das trifft sicher nicht für alle zu die das Leben (mit einer 97,8% Überlebenswahrscheinlichkeit) bei der Überquerung des Mittelmeers riskieren. Aber es passt einfach zu Ihrer Beschreibung.

Ach und übrigens, wenn man alle jene die nach Europa wollen es so einfach wie möglich macht ist auch keine Ursachenbekämpfung.

Do., 30.03.2017 - 18:05 Permalink
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Ludwig Thoma Fr., 31.03.2017 - 08:48

Antwort auf von Robert Tam...

Ja hier gibt es Leute die werden fast ein bisschen nostalgisch wenn sie an die Zeiten zurückdenken, in denen man Gheddafi Milliardenbeträge überweisen konnte und er sich im Gegenzug darum gekümmert hat, dass die Boote nicht in See stechen. Wie er das bewerkstelligt hat, werden Historiker zu schreiben haben.

Fr., 31.03.2017 - 08:48 Permalink
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gorgias Fr., 31.03.2017 - 13:19

Antwort auf von Ludwig Thoma

Ich habe von einem Flüchtling gehört, dass er während seiner Zeit in Lybien am Glück glücklichsten war. Er hatte eine Arbeit. Man wird zwar nicht besonders behandelt und es gibt keinen Arbeiterschutz, aber paradoxerweise ist dieser bei uns hinderlich, weil dies dazu führt dass es schwieriger wird eine Arbeit zu finden.

Auch war es in Lybien leichter als ungelernter eine Arbeit zu finden.

Fr., 31.03.2017 - 13:19 Permalink
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gorgias So., 02.04.2017 - 01:42

Antwort auf von Ludwig Thoma

Ich weiss nicht ob das gut ist, aber es setzt die Aussage dieses Flüchtling in einem anderen Kontext. Viele richten sich eine "Leidensgeschichte" zu recht die sie bei Bedarf rezitieren können. So ist diese Aussage eine pathetischer Ausflucht der von seiner eigentlichen Motivation ablenkt. War er verfolgt und musste flüchten oder wollte er sein Leben Riskieren weil er einen höheren Lebensstandard wollte? Und hat er diesen moralisch verdient, weil er es bis zu einem gewissen Punkt auch riskiert hat?

So., 02.04.2017 - 01:42 Permalink
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gorgias So., 02.04.2017 - 22:43

Antwort auf von Ludwig Thoma

Ob er ihn sich verdient oder nicht ist nicht die Frage. Dafür ist aber nicht das Asylsystem vorgesehen.
Durch diese Asylbetrüger werden Gelder verschwendet die keine Nachhaltige Wirkung haben und Plätze für jene wegnehmen denen sie zustehen würde.
Die verschwendete Ressourcen fehlen am Ende. Schweden hat aufgrund der zusätzlichen Belastung der Asylsysteme seine Entwicklungshilfe gekürzt. Dort wären die Gelder sinnvoller aufgehoben.

So., 02.04.2017 - 22:43 Permalink
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gorgias So., 02.04.2017 - 01:50

Antwort auf von Sylvia Rier

Das Video ist keine Dokumentation sondern ein musikalisch untermalter Elendsporno. Er ist eine Mischung aus Vorwürfe und der Ablegung der eigenen Verantwortung. Schon beim ersten Kontakt von Afrikanern mit Europäern, waren Afrikaner die Afrikaner an Europäern verkauft haben, die dann in der neuen Welt als Slaven landeten. Das vergiss man gern.

Auch zeigt dieser Text, die Mentalität die diese Personen haben. "Wie eine Pussy zu behandeln" drückt aus als ob weibliche Geschlechtsteile und Frauen einfach etwas sind, das man sich nehmen kann. Ich finde das geschmacklos. Und bevor sich die Afrikaner aufregen wie wir mit den Pussies umgehen sollten sie aufhören diese zu Verstümmeln.
Dass magisches Denken, Animismus und Woodozauber die Entwicklung Aufrikas verhindert ist etwas, das sich die Hersteler dieses Video gedanken machen könnten.
Wenn Afrikaner keine Selbstverantwortung lernen werden sie auf dem Niveau bleiben in dem sie sind.

So., 02.04.2017 - 01:50 Permalink
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Sylvia Rier So., 02.04.2017 - 08:43

Antwort auf von gorgias

Ja genau. Es geht letztlich um Unterwerfung und Unterworfene. Beides findet viele Formen um sich auszudrücken, und übrigens haben Sie hier noch einen Link hergestellt auch zur Prostitution. Denn auch dort geht es um Unterwerfung, die allerdings schon sehr viel länger andauert als die Unterwerfung bzw. Kolonisierung Afrikas. Insofern es auch weibliche Zuhälterinnen gibt, und solche, die den Schleppern zuarbeiten. Sie sind die Ultra-Unterworfenen, in beiden Fällen, auch wenn sie selbst das wahrscheinlich nicht so wahrnehmen.
Zum Thema der "Selbstverantwortung", das Sie ja schon einmal hier aufwerfen haben wollen, werde ich jetzt - nachdem ich ursprünglich davon abgesehen hatte, weil hier eh alles nur zerklaubt wird - noch einen Punkt einbringen, der bisher nicht zur Sprache kam, aus welchem Grunde auch immer (an der "Redlichkeit" wird's wohl nicht liegen?!). Es ist wohl alles nicht ganz so einfach, wie die Populisten tun:
(...)
"Theoretiker des (Anti-)Kolonialismus wie Fanon, Mannoni oder Memmi wiesen in ihren Werken darauf hin, dass die Psyche des Kolonisierten zerrissen ist. Einerseits hasst er den Kolonisator, andererseits verinnerlicht er dessen Verachtung und sieht sich oft selber als minderwertig. Psychoanalytisch ausgedrückt, identifiziert er sich mit dem Aggressor und übernimmt dessen Sichtweise. Die Entfremdung kann so weit gehen, dass er unbewusst in seiner unmündigen Haltung verharrt und sich weigert, sein Leben in die Hand zu nehmen."
(...)
"Die Werke dieser Denker erschienen allerdings in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Inzwischen sind die entsprechenden Länder längst unabhängig. Allerdings wiesen die Autoren immer wieder darauf hin, dass die psychische Dekolonisierung viel länger dauert als die politische. In den ehemaligen Kolonien des subsaharischen Afrika – noch deutlicher als in Asien – kann man die Fixierung auf den «Weissen» bis heute beobachten. Einerseits hat er die Gestalt des neokolonialen Ausbeuters und Unterdrückers, der an allen Übeln des Kontinents schuld ist. Andererseits ist er – in Form des «Gebers», des Entwicklungshelfers oder des militärischen Retters – eine Heilsgestalt, an die man die Lösung der Probleme delegiert. Manchmal verbinden sich die negative und die positive Seite. «Der Weisse hat uns diese Suppe eingebrockt», heisst es dann sinngemäss, «also soll er sie auch auslöffeln.»"
(...)
Angesicht dieser extremen Ambivalenz und Ausrichtung auf den Weissen könnte man den Eindruck gewinnen, der Kolonialismus, ja selbst die Sklaverei sei erst vor kurzem abgeschafft worden. Aber das ist eben genau das Charakteristikum eines Traumas, sei es individuell oder kollektiv: die Gegenwärtigkeit des Vergangenen, die Unabschliessbarkeit, auch über mehrere Generationen hinweg. Diese Virulenz ist auch bedenkenswert, weil beispielsweise in Südostasien, das vermutlich sogar noch mehr unter dem Kolonialismus gelitten hat, die Entwicklung eine andere Richtung nahm. Während in vielen subsaharischen Ländern die meisten Jungen vom Leben in Europa träumen und sofort losziehen würden, wenn sie könnten, ist die Situation beispielsweise in Vietnam anders. Zugespitzt formuliert: Die Afrikaner fragen nach einem Visum, die Asiaten nach einem Joint Venture.
(...)
Hier der ganze Text, falls er jemanden interessieren sollte (und die Links zu weiteren Artikel derselben Serie): https://www.nzz.ch/meinung/kommentare/migration-aus-afrika-postkolonial…

So., 02.04.2017 - 08:43 Permalink
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gorgias So., 02.04.2017 - 13:53

Antwort auf von Sylvia Rier

Deswegen sollten sie auch Selbstverantwortung lernen. Wir sollten ihnen helfen in dem man sie nicht über ihre Kolonialgeschichte definiert, so dass Sie es selbst auch nicht tun. Selbstverantwortung heisst auch dass es an ihnen liegt und nicht an uns ob es bei ihnen anders wird.

Ich habe mich auf behandeln wie eine Pussy nicht auf Prostitution bezogen sondern wie die Haltung gegenüber Frauen allgemein ist.

Noch eines: Wir Zerklauben nicht ihre Aussagen, wir entflechten sie. Ihre Aussagen sind ziehmlich wirr und konfus und es werden Dinge einfach zusammgepackt und dann versucht allgemeine Aussagen über das zu machen: Migration, Prostitution und Zwangsprostitution werden einfach zusammengepackt und der (weisse) Mann ist der Täter. Das ist ihre kleine Geschichte die versuchen bei Ihren Beiträgen mehr oder weinger Verborgen unterzuscheben.

Prosittuion hat viele Gesichter. Hier ein Pauschalurteil zu Fällen ist dumm.
http://www.alternet.org/story/148327/how_19th_century_prostitutes_were_…

https://de.wikipedia.org/wiki/Hurenbewegung

http://www.hydra-berlin.de/startseite/

Viele Sexarbeiterinnen haben keine Lust sich von anderen als Opfer Darstellen zu lassen. Schon gar nicht von so einer oberflächlichen Quereinsteigerrampensaufeministin wie Sie.

So., 02.04.2017 - 13:53 Permalink
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Robert Tam... Mo., 03.04.2017 - 12:13

Kehren wir doch einen Moment zur Anfangsaussage in Deinem Artikel zurück, Silvia. Danach versteigt Du Dich leider in munterem Durcheinandergewirbel, so dass der Artikel nur noch ins Leere gehen kann.
Die Anfangsaussage, auf der Dein Artikel basiert, war: "Es wird (…) diskutiert (…), ob die NGOs (…), die im Mittelmeer Menschen (…) vor dem Ertrinkungs- und anderen Toden retten, auch bestimmt und unzweifelhaft Gutes tun."
Die Totenzahlen sind seit Einsetzen der massiven Rettungsaktionen nach oben geschnellt, weil immer mehr Menschen auf immer seeuntauglicheren Booten/Schiffen einfach drauflosfahren. Somit hatte Außenminister Kurz gar nicht so Unrecht – jedenfalls gewiss mehr Recht als Du, liebe Silvia.
Die "Gedankenschwünge", die Du hier niedergeschrieben hast, basieren somit auf einer falschen Prämisse und sind dadurch noch unausgereift. Vielleicht möchtest Du in Deinem nächsten Artikel den tödlichen Pull-Effekt, den "Triton" und "Mare Nostrum" ausgelöst haben, berücksichtigen.

Mo., 03.04.2017 - 12:13 Permalink