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„Der Landeshauptmann lügt“

Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler stellt den Eklat um den Landesüblichen Empfang völlig anders dar. Es war nur eine Zusage auf Probe.
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Foto: Schützenbund
Salto.bz: Herr Thaler, spreche ich mit dem neuen Raffl?
 
Elmar Thaler: Herr Franceschini, spreche ich mit der neuen Landespresseabteilung?
 
Nein, aber Raffl hat auch seinen Oberkommandierenden verraten?
 
Das Ganz ist etwas anders abgelaufen. Ich muss mich doch sehr wundern, dass es jetzt heißt, ich hätte dem Landeshauptmann per Handschlag etwas versprochen. In Wirklichkeit haben wir das, was wir ausgemacht haben, schriftlich. Deshalb muss ich mich schon über diese Verlautbarungen des Landeshauptmannes wundern.
 
Was haben Sie schriftlich?
 
Ich habe den Brief, den wir ihm vor genau einem Jahr geschickt haben. Er wollte uns damals mit einem schriftlichen Vorschlag binden. Wir sollten das unterschreiben. Wir haben dann nach ausführlicher Beratung zurückgeschrieben, dass wir zwar zuversichtlich sind, aber das Ganze vorerst einmal probeweise abwickeln wollen. Erst danach wollen wir in enger Absprache mit den Beteiligten unsere definitive Entscheidung für eine eventuelle dauerhafte Übernahme dieser Verpflichtung treffen.
 
Im Gespräch mit Arno Kompatscher wurde nichts ausgemacht?
 
Nein, eine andere Vereinbarung hat es nicht gegeben. Zudem habe ich Protokolle von der Nachbesprechung des letzten Landesüblichen Empfangs. Damals haben wir dem zuständigen Abteilungsdirektor Klaus Luther offen gesagt, dass es nicht gescheit war, dass der Landeshauptmann im Alto Adige erklärt hat, wir machen das jetzt für alle. Ich habe darauf hingewiesen: Unsere Zusage gibt es dafür noch nicht. Und auch dieses mal hat uns der Herr Luther vor der gesamten Bundesleitung in Aussicht gestellt, dass es in Meran sehr wohl nach unserem Vorschlag funktionieren könnte.
 
Welche Vorschlag haben die Schützen für Meran gemacht?
 
Wir haben vorgeschlagen, in Meran sowohl auf die italienische wie auch auf die österreichische Hymne zu verzichten. Und nur die Europahymne zu spielen. Das hat man zum Beispiel im vergangenen Jahr bei einem Staatsbesuch in Alpbach getan. Das wäre eine fortschrittliche Lösung gewesen. Wer heute lieber eine Nationalhymne als die Europahymne hat, der scheint mir doch sehr rückwärtsgewandt.
 
Es ist doch lächerlich, dass Sie und die Schützen ersthaft sagen: Wir stehen bei der Hymne des Kongo stramm, aber nicht bei der italienischen Hymne?
 
Ich glaube, es ist doch eher rückwärtsgewandt, wenn man unbedingt eine Hymne spielen will, die Österreich beleidigt. So sehe ich es. Zudem hätten wir alle empfangen. Nur eben nach unseren Gepflogenheiten. Es ist deshalb absolut unfair vom Landeshauptmann uns jetzt ins antiitalienische Eck zu schieben. Wir hätten sehr wohl Mattarella empfangen.
„Das Ganze hat uns gezeigt, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich ist.“
Sie als Landeskommandant haben also kein Problem dem italienischen Staatspräsidenten die Hand zu schütteln. Aber die Hymne nicht?
 
Ja, genauso. Auch weil ich gesagt habe, es wäre eine einmalige Gelegenheit ihm zu erklären, dass wir heute alle da sind, aber drei Schützen fehlen. Sie dürfen nicht heim, weil der Staatspräsident sie nicht heim lässt.
 
Sie meinen die noch lebenden Pusterer Buam?
 
Ja. Natürlich will ich die Begnadigung und es wäre eine Möglichkeit gewesen darüber zu reden.
 
Herr Thaler, damit ist der Landesübliche Empfang für immer gestrichen...
 
Für mich auf jeden Fall. Wenn der Landeshauptmann mit solchen Lügen kommt - denn das was er sagt, ist eine Lüge - , dann brauchen wir nicht mehr darüber reden, dass wir zusammen Veranstaltungen organisieren. Ich muss mich verlassen können.
 
Eine vertane Chance für die Schützen?
 
Nein überhaupt nicht. Sondern das Ganze hat uns gezeigt, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich ist.
 
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alfred frei Di., 30.05.2017 - 12:26

“Ich glaube, es ist doch eher rückwärtsgewandt, wenn man unbedingt eine Hymne spielen will, die Österreich beleidigt”.
Dass das Abspielen der italienischen Hymne Österreich beleidigt, ist nicht rückwärtsgewandt, sondern da dreht sich der Kopf im Kreis, ein weiteres Husarenstück der Schützendiplomatie. Trump hat eine Studienreise nach Südtirol angekündigt.

Di., 30.05.2017 - 12:26 Permalink
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Sylvia Rier Di., 30.05.2017 - 17:12

Und überhaupt würde ich mal ein paar Bäuerinnen entsenden, zum landesüblichen Empfang, weil das Land hat ja auch Frauen, in seiner Kultur, nicht wahr? Die Bäuerinnen machen das ganz sicher sehr gut, sind kein bisschen kindisch, und gute Figur machen sie sowieso.

Di., 30.05.2017 - 17:12 Permalink
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Waltraud Astner Di., 30.05.2017 - 23:21

Also ich kann beim besten Willen nichts Verwerfliches daran finden bei einem Empfang von zwei Bundes-bzw.Staatspräsidenten die Europahymne zu spielen und auf die Nationalhymnen zu verzichten. Der europ. Gedanke könnte betont und das Gemeinsame herausgestrichen werden. Martialische Naionalhymnen stammen aus längst vergangenen Zeiten und sollten heute eigentlich längst überholt sein.

Di., 30.05.2017 - 23:21 Permalink
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Maria Hofer So., 04.06.2017 - 19:05

Martialisch passt wohl eher für die Auftritte der Schützen, als auf die Hymnen. Ich finde diesen "diplomatischen Unfall" wunderbar, so bleiben uns (hoffentlich!) die Schützen künftig erspart. Ich habe auch nicht verstanden, warum Südtirol für den Empfang von "Staatsgästen" militärisches Theater aufführen soll. Ich denke, ein Empfang mit musikalischen Ehren durch Musikkapellen ist einem Empfang mit militärischen (rückwärtsgewandten) Ehren durch die Schützen vorzuziehen.

So., 04.06.2017 - 19:05 Permalink