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„Ich lasse mich nicht vertreiben“

Arnold Schuler über die geplanten Vorwahlen des Bauernbundes, seine Entscheidung nicht mitzumachen und das schwierige Verhältnis.
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Foto: Provinz.bz
Salto.bz: Herr Landesrat Schuler, 15 Monate vor den Landtagswahlen bläst der Bauernbund zum Angriff auf Sie?
 
Arnold Schuler: Das weiß ich nicht. Aber man wird sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Es ist noch nicht klar, wie definitiv die Entscheidung ist. Sollte aber herauskommen, dass der Bauernbund unter den Mitgliedern eine Urabstimmung macht, dann war allen von vornherein klar, dass ich mich dieser Wahl nicht stellen kann und stellen will.
 
Warum nicht?
 
Als amtierender Landesrat kann ich mich doch nicht von einem Verband bewerten lassen. Eine solche Basiswahl ist auch für den Bauernbund keine leichte Sache. Ich jedenfalls lasse mich sicher nicht so aufreiben. Das habe ich auch von Anfang an gesagt. Dabei habe ich sehr viel Verständnis erhalten. Alle sagen: Du kannst da auf keinen Fall antreten.
 
Jetzt wird man sagen: Der Schuler hat Angst?
 
Nein, ich habe keine Angst. Die Wählerinnen und Wähler werden bei den Landtagswahlen meine Arbeit bewerten. Natürlich weiß man auch, dass diese Urwahl im Bauernbund mich so oder so in Bedrängnis bringt. Denn ganz gleich, was ich tue, es wird immer so sein, dass manche die Nase rümpfen.
 
Ist es nicht das Ziel des Bauernbundes Schuler zuerst in Bedrängnis zu bringen und dann weg zu bekommen?
 
Das müssen Sie die Bauernbundspitze fragen. Ich jedenfalls habe ein absolut reines Gewissen. Denn ich habe mich in dieser Legislatur wirklich maximal für die Landwirtschaft eingesetzt. Ich bin überzeugt, dass die Bilanz am Ende eindeutig für mich sprechen wird. Natürlich: Eines ist die Bilanz, das was man weitergebracht hat in dieser Legislatur. Das andere sind die Positionen des Bauernbundes und die Emotionen, die da mitschwingen.
Natürlich weiß man, dass diese Urwahl im Bauernbund mich so oder so in Bedrängnis bringt. Denn ganz gleich, was ich tue, es wird immer so sein, dass manche die Nase rümpfen.
Ihr Verhältnis zum Bauernbund ist historisch ein getrübtes?
 
Das mag schon sein. Aber ich mache Landwirtschaftspolitik aus Überzeugung. Das heißt für mich aber auch, dass ich entscheide, wie ich bei den Landtagswahlen antreten werde. Das soll man akzeptieren. So wie ich natürlich auch jede Entscheidung des Bauernbundes akzeptieren werde. Jeder muss tun, was er für richtig hält.
 
Sowohl der Obmann des Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, wie auch SBB-Direktor Siegfried Rinner gelten 2018 bei den Landtagswahlen als mögliche Kandidaten. Diese Vorwahl könnte darauf ausgerichtet sein.
 
Dann soll man doch die Karten auf den Tisch legen. Man setzt sich zusammen und sagt offen: Es gibt hier einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin, die Landesrat werden wollen. Aber bis dato ist es noch offen, ob es jemand gibt, der da in Position gebracht werden soll.
 
Herbert Dorfmann hat bereits abgewinkt?
 
So ist es mir auch zu Ohren gekommen. Sicher ist das Ganze eine ungute Situation. Dass man über ein Jahr vor den Landtagswahlen in jetzt Energien diese Situation investieren muss. Es steht politisch einiges an und als Landesrat hat man genug zu tun. Mein Ziel ist es für die Landwirtschaft etwas weiterzubringen und mich nicht bereits eineinhalb Jahre vor den Wahlen in den Wahlkampf ziehen zu lassen.
 
Sie würde auch ohne die Unterstützung des Bauernbundes antreten?
 
Ja. Das habe ich der SBB-Spitze auch gesagt. Ich habe erklärt, ich wäre froh, wenn der Verband mich unterstützen würde. Denn dieses Mal ist die Ausgangslage doch etwas anderes. Ich kann auf fünf Jahre im Amt des Landesrates für Landwirtschaft zurückblicken. Deshalb habe ich mir auch erwartet, dass der Bauernbund mich auch unterstützt.
 
Sie wären damit der erste amtierende Landesrat für Landwirtschaft in der Geschichte, der nicht vom Bauernbund unterstützt wird?
 
Das kann durchaus sein. Ich trete aber sicher nicht zu dieser Urabstimmung des Bauernbundes an. Auch Albert Wurzer hat bereits abgesagt und ähnlich argumentiert. Warten wir ab, wie die Entscheidung am Ende ausfallen wird.
 
Es geht derzeit aber alles in Richtung Vorwahlen?
 
Zur Zeit schon. Aber bevor die entsprechenden Maßnahmen nicht gesetzt sind, werde ich erstmal abwarten. Mir war wichtig mich offen und klar zu positionieren. Denn die Leute sollen wissen, was auf sie zukommt.
Eines ist die Landwirtschaft und etwas anderes ist die Spitze des Bauernbundes.
Man kann diese Vorwahl auch als klarer Misstrauensantrag des Bauernbundes gegen Sie ansehen. Kann man in Südtirol Landesrat für Landwirtschaft gegen den Bauernbund sein?
 
Eines ist die Landwirtschaft und etwas anderes ist die Spitze des Bauernbundes. Diese hat natürlich eigene Interessen zu vertreten. Wichtig wäre es, dass es am Ende um die Landwirtschaft geht und nicht um ein persönliches Hickhack.
 
Sie lassen sich nicht vertreiben?
 
Nein, sicher nicht. Ich sage offen, ich habe gehofft, dass der Bauernbund mich unterstützt. Es wäre auch eine Wertschätzung meiner Arbeit gewesen. So wird das Ganze natürlich schwieriger. Aber ich habe mir nichts vorzuwerfen.
 
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Stereo Typ Do., 15.06.2017 - 12:41

Sehr gut analysiert. Dem Bauernbund schwimmen die Felle davon, es ist einfach nicht mehr die Zeit, in der ein Verband, eine Lobby die Landwirtschaftspolitik bestimmen kann. Vor allem wenn er nicht auf der Höhe der Zeit ist, siehe Pestizid-Problematik.

Do., 15.06.2017 - 12:41 Permalink