Gesellschaft | Soziales

Ohne sie geht es nicht

Mehr als 25 Millionen Euro stehen heuer an Beiträgen für den Sozialbereich bereit. Stocker: “Förderung sehr wichtig.” Telser: “Es braucht immer mehr Unterstützung.”
Telser, Stocker, Critelli
Foto: LPA/Barbara Franzelin

Dort, wo die öffentliche Hand nicht hinreicht, sind es häufig private Organisationen, Vereine und Verbände, die soziale Hilfestellung leisten. Meist ohne Gewinnabsichten und auf Freiwilligentarbeit aufbauend, werden Tätigkeiten und Initiativen ins Leben gerufen, um sozial benachteiligten oder besonders schutzbedürftigen Personen zur Seite zu stehen. Andere Organisationen wiederum erbringen soziale Dienstleistungen im Auftrag des Landes. Allen gemein: “Sie setzen unglaublich viel in Bewegung.” Das meint Soziallandesrätin Martha Stocker am Freitag Vormittag. Gemeinsam mit dem Direktor der Abteilung für Soziales, Luca Critelli, und dem Präsidenten des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, Martin Telser, stellte sie Zahlen und Fakten zu den Beiträgen vor, die die Abteilung Soziales jedes Jahr im Sozialbereich vergibt.

“Es geht nicht darum, Freizeitaktivitäten zu finanzieren. Fakt ist: Immer mehr Menschen brauchen Begleitung und Hilfe. Und wir müssen uns bewusst werden, dass auch der Bedarf an finanzieller Unterstützung für den Dritten Sektor steigt.” Martin Telser findet klare Worte in seinem Appell an die Soziallandesrätin, die ihrerseits betont, dass es für das Land Südtirol “sehr wichtig” sei, Beiträge an Initiativen und Tätigkeiten zu vergeben, die sie für “sozial relevant” befindet. 17,68 Millionen Euro werden dieses Jahr an Beiträgen im Sozialbereich vergeben. Abteilungsdirektor Critelli erklärt: “Damit wollen wir eine finanzielle Unterstützung bei den laufenden Ausgaben leisten, die restlichen Kosten decken die Beitragsempfänger mit Eigenfinanzierung, etwa durch Beiträge der Nutzer, Spenden, Sponsoren oder anderen Einnahmequellen ab. Auch behalten sie eine weitreichende Autonomie bei der Gestaltung ihrer Tätigkeit.” Je nach sozialer Relevanz und Möglichkeit der Eigenfinanzierung gibt es unterschiedliche Beitragsprozentsätze: Zwischen 20 und 90 Prozent der Gesamtausgaben finanziert das Land durch seine Beiträge.

Wer für förderungswürdig empfunden wird, erhält also Geld von der Provinz und kann damit machen, was für notwendig erachtet wird. Der Großteil der Beiträge, rund 7,5 Millionen Euro, geht 2017 an Organisationen, Vereine und Verbände im Bereich Behinderung, Psychiatrie und Sucht. 152 Initiativen werden damit gefördert, darunter Sozialgenossenschaften zur Arbeitseingliederung (Typ B). Diese können in den letzten Jahren einen der größten Zuwächse an Beiträgen verzeichnen: 2012 gab es 2,66 Millionen Euro, mit denen 307 Personen in Sozialgenossenschaften des Typ B unterstützt wurden, 2017 sind es 3,54 Millionen und 480 Personen.

Im Bereich der Seniorenarbeit gibt es dieses Jahr an die 6,3 Millionen Euro für 106 Initiativen. “Die Palette der vergebenen Beiträge ist insgesamt extrem breit”, führt Critelli aus, “aber 3.000 Euro können für einen Seniorenclub genauso wichtig sein wie hunderttausende Euro für eine große Organisation”.

Für den Bereich Kinder, Jugend, Familie und soziale Inklusion stehen heuer etwa 3,8 Millionen Euro für 56 Initiativen zur Verfügung.

Zusätzlich zu den Beiträgen für laufende Ausgaben gibt es vom Land auch welche für Investitionen: Mit 7,6 Millionen Euro werden 165 Investitionsbeiträge finanziert. Außerdem fließt auch über die Bezirksgemeinschaften öffentliches Geld in die Kassen von Sozialorganisationen. 112 Millionen Euro gibt das Land im Jahr für die Finanzierung der Sozialdienste der Gemeinden und Bezirke aus. Etwa 20 Millionen Euro gehen davon an private Körperschaften – in Form von Aufträgen. “Das ist sehr wenig”, merkt Martin Telser an. Er wünscht sich von den Bezirksgemeinschaften mehr Mit-Einbeziehung, zumal private Organisationen und Vereine Dienste sehr flexibel anbieten könnten und ohnehin “nicht jede Bezirksgemeinschaft den Dritten Sektor gleich behandelt”. So setzte man etwa im Burggrafenamt sehr stark auf die Einbindung von privaten Initiativen bei der Abwicklung von sozialen Dienstleistungen – “Salten-Schlern und Pustertal sind eher rigide und führen die Dienste lieber selbst aus”, so Telser. Er ruft zu einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Körperschaften im Sozialbereich auf. Kopfnicken bei Landesrätin Stocker.

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alfred frei Fr., 21.07.2017 - 16:23

Frage 1) > wieviel % machen die Beiträge für den Sozialbereich im Verhältnis zu den anderen Förderungen und Beiträgen aus und Frage 2) > gibt es bestimmte Kriterien nach denen dieses Verhältnis geregelt wird oder
Frage 3) > bestimmt die Macht der Stärkeren den Verteilungsschlüssel und der Zivilgesellschaft "bleibt die Freiheit neues zu denken"
Eine Antwort auf die Fragen wäre ein Teil dieser Freiheit.

Fr., 21.07.2017 - 16:23 Permalink