Umwelt | Pestizide

Alter Hut

Kritische Anmerkungen zu einem "alten Hut": Warum die am Dienstag präsentierte Pestizid-Studie bereits vor drei Jahren von einer Onkologin zerpflückt wurde.
Alter Hut
Foto: upi

Einspruch zur Entwarnung des Polit-Duos Schuler & Stocker aus Mals. Dort weist der Apotheker und Pestizid-Gegner Johannes Fragner-Unterpertinger am Dienstag auf einen Fakt hin, der bei der Präsentation der Studie zur Überprüfung von Pflanzenschutzmitteln auf die menschliche Gesundheit nicht erwähnt wurde: die Studie ist ein „alter Hut“, die laut Unterpertinger bereits vor November 2014 publiziert und nun „mit 99,9-prozentiger Übereinstimmung“ wieder aufgewärmt worden sei. Bereits damals legten sie die Malser Pestizid-Gegner der Onkologin Patrizia Gentilini vor, die vor allem zum Vergleich der exponierten und nicht-exponierten Gemeinden ein kritisches Gutachten verfasste. Dessen Tenor: Wie auch bei einer vergleichbaren Untersuchung am Nonsberg würden in der Südtiroler Studie nicht die besondere Exposition und Risiken der Einzelnen im Mittelpunkt stehen, sondern jene der gesamten Einwohner eines bestimmten Gebietes. „Derartige Studien sind methodisch von begrenztem Wert und führen selten zu schlüssigen Ergebnissen“, kritisiert die Onkologin. 

Im Speziellen werde so beispielsweise auch nicht unterschieden, ob jemand an seinem Arbeitsplatz statt an seinem Wohnsitz Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt sei. Auch unterscheide sich das Risiko innerhalb von Dörfern je nach Lage zu den Obstwiesen. Alle Kritikpunkte, die von der Onkologin an der Erhebung des Landes vorgebracht wurden, finden sich – auf Deutsch bzw. Italienisch in folgenden Dokumenten. 

Gutachten auf Deutsch 
Parere in italiano
Die mit einer klaren Schlussfolgerung der mittlerweile pensionierten Ärztin enden:
„Angesichts der umfassenden Literaturbasis über die Risiken hinsichtlich der Verwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft ist heute jede Behauptung unhaltbar, wonach es keine Gefahren für die Bevölkerung gebe.“
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Sepp.Bacher Di., 01.08.2017 - 22:05

Als Verfasser genannter Studie wird der "Umweltmediziner?" Dr. Lino Wegher präsentiert. Ich habe diesen Herrn in Zusammenhang mit der Flugplatzdiskussion kontaktiert. Er hat sich einfach verweigert, anstatt zu helfen und kritisch aufzuklären. Ich habe versucht mich über ihn kundig zu machen, habe aber nichts Erbauendes über diese Person erfahren. Deswegen betrachte ich das Ergebnis seiner Pestizid-Studie mit Skepsis!

Di., 01.08.2017 - 22:05 Permalink
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christine kofler Di., 01.08.2017 - 22:38

Tatsächlich, ein alter Hut. Die Verbindung zwischen Pestiziden und Parkinson sehen Forscher bereits seit 2000. Damals zeigte eine Studie, dass ein weit verbreitetes Insektenvernichtungsmittel in niedriger Dosierung über längere Zeit bei Ratten die typischen Parkinson-Symptome auslöst. Über 200 Studien beweisen einen Zusammenhang. http://www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/181909/index.html

Di., 01.08.2017 - 22:38 Permalink
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Klaus Griesser Mi., 02.08.2017 - 15:21

Kann es sich eine saubere, korrekte Landesregierung erlauben, zum x-ten Mal auf begütigende, zweifelhafte Gutachten zu den gesundheitlichen Folgen der "Pflanzenschutzmittel" sprich chemischen Gifte zurückzugreifen? Das ist offensichtlich ein weiterer Verblödungsversuch gegen die Südtiroler durch den dahinterstehenden Bauernbund. Müsste nicht jegliche Gesundheitsbehörde, die sich wirklich um die Gesundheit der Bevölkerung kümmert, der Wahrheit auf die Spur helfen? Haben nicht die Malser Bürger privat zahllose wissenschaftliche Studien selber finanzieren müssen, um sicher zu gehen, dass die Chemie in der Landwirtschaft der falsche Weg ist, und haben sich in der Folge zu 70% (sic!) für ein pestizidfreies Mals überzeugt? Warum wird keine Stellung bezogen zur vorliegenden Pestizid-Studie im Trentino? Haben nicht verschiedene Millionen Europäer Bürger (bisher vergeblich) gegen Glyphosat gestimmt? Ist nicht in Frankreich Parkinson eine anerkannte Berufskrankheit der Spritzbanzelebauern? Wann wird es die Landesregierung schaffen, sich von der süßgiftlichen Industrialisierungsideologie des Bauernbundes freizumachen?

Mi., 02.08.2017 - 15:21 Permalink
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Paul Stubenruss Mi., 02.08.2017 - 18:38

Wenn ich richtig verstanden habe beschränkt sich die Studie ob Krebs ja oder nein? Als ob a priori keine andere Schäden möglich wären. Falls dem so ist, ist diese Studie ein gewollter Betrug wie all die Studien zu. Glyphosat.

Mi., 02.08.2017 - 18:38 Permalink