Umwelt | Schwefelwolken

Pflanzenschutz + katholische Sexualmoral

Was die Haltung der Obstwirtschaft zu ihrem Pflanzenschutz mit der katholischen Sexualmoral gemeinsam hat...
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Foto: SK

Pflanzenschutz und katholische Sexualmoral

Ein Münchner Umweltverein hat Südtirol aufgeweckt! Mit einem provokanten Plakat zum Pflanzenschutz in Südtirols Obst- und Weinlagen („Südtirol sucht gute Luft – Südtirol sucht sich“) hat das Umweltinstitut München (UIM) hohe Wellen geschlagen.

So, wie die 68er Generation der katholischen Kirche ihre Scheinheiligkeit vorgeworfen und eine liberalere Haltung zur Sexualität gefordert hat, so spricht das UIM ein absolutes Tabuthema an: das Spritzen!

Denn mit dem Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln ist es wie mit der Sexualität in der katholischen Kirche: jeder tut´s – aber keiner darf darüber reden!

Es gibt ein herrlich buntes „Wimmelbild“ (http://www.suedtirolerapfel.com/media/0b58878c-1432-4f59-bbd3-f2868d18532c/wimmelbild-der-suedtiroler-obstwirtschaft.pdf) auf der homepage der Südtiroler Obstwirtschaft, auf dem alle Tätigkeiten rund um den Obstbau in Südtirol gar lustig dargestellt sind: Die Arbeit des Bauern, der Genossenschaften, der Vermarktung, der Werbefritzen. Man erkennt die Laimburg, die Forschung, die Qualitätskontrolle. Man sieht die sauberen Berge, die Seen, die Burgen, die gelben und roten Äpfel, sogar Tore zu Bioland- und Demeterbetrieben (ganz klein und am Bildrand!) Kurzum: Alles, was im Südtiroler Obstbau vorkommt und getan wird, ist abgebildet!

Alles? Nein! EIN wichtiger Bereich fehlt komplett: am ganzen Bild ist nicht ein einziger Sprüher zu erkennen! So, als gäbe es dieses Kapitel nicht! Dabei fahren doch die ganze Vegetationsperiode abertausende Traktoren mit Spritzanhängern durch die Plantagen, aufmerksam beobachtet auch von den Millionen Gästen, die jährlich unser schönes Land besuchen. Aber dieses Thema wird weggelassen. Da spricht man nicht drüber. So wie in der Kirche übers Kindermachen nicht gesprochen wurde. Die Kinder kommen vom Beten und damit basta! Also: Südtirol ist eine gesunde und saubere Berglandschaft und die Äpfel werden von selber schön. Basta!

Liebe Obstwirtschaftler: steht doch zu dem, was Ihr tut! Erklärt den Menschen, warum Pflanzenschutzmittel ausgebracht werden müssen! Sie wollen es wissen! Jede Woche halte ich vor meinen Kunden ein Weinseminar. Die am regelmäßigsten wiederkehrende Frage ist die nach den vielen Sprühern in den Plantagen! Denn der Gast, der ja auch unser Kunde und Konsument ist, ist ja nicht blöd! Er will wissen, was er da kauft!

Erklärt ihm, dass wir es mit exogenen Schädlingen zu tun haben, dass Mehltau, Schorf, Peronospora, Reblaus und Feuerbrand Krankheiten sind, die wir uns durch unsere weltweite Handelstätigkeit aus Nordamerika eingeschleppt haben. Und dass die europäischen Pflanzen auf diese neuen Schaderreger nicht eingestellt sind und krank werden. Sagt dem Konsumenten, warum wir etwas tun müssen, dann ist er schon mal ein bewusster Kunde. Aber sagt ihm auch, dass es sehr wohl auch biologisch ginge und geht. Viele Bauern in Südtirol liefern täglich den Beweis dazu! Und noch etwas: auch Biobauern müssen spritzen und „Pestizide“ ausbringen, allerdings natürliche!.

Aber hier muss auch die öffentliche Hand mithelfen: warum ist denn der Bioanbau in Südtirol noch auf jämmerlichen 6%? Warum müssen noch 94% der Landwirtschaft chemisch-synthetisch behandelt werden? Hat man nicht schon früher von der Biowirtschaft gewusst? Hat man sich wohl zu sehr in die prachtvoll-schaurigen Kellergewölbe zurückgezogen und mit Chemie getestet, statt rechtzeitig eine Südtiroler resistente Apfelsorte zu züchten?

Könnten nicht auch die Förderungen in der Landwirtschaft endlich auf die biologische Arbeitsweise hin ausgerichtet werden? Nach dem Motto: Machst Du Bio, bekommst Du was – machst Du weiter wie bisher, bekommst Du weniger oder nichts. Das ist eine Sprache, die jeder versteht. Und Südtirol hätte die Chance, vor den Augen seiner Kunden zu einem wirklich wunderbaren Bio-Land zu werden.

 

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Markus Lobis So., 13.08.2017 - 22:34

Wo ist Kössler? Ich meine DEN Kössler! Der andere Kössler hat heut bei Marianne Kasseroler in der Landwirtschaftssendung gesagt, dass die Bio-Äpfel konstant hohe Preise erzielen. Wissen tun sie's!

So., 13.08.2017 - 22:34 Permalink
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Harry Dierstein Mo., 14.08.2017 - 06:16

Herzlichen Dank für diesen sehr gelungenen und hilfreichen Beitrag!
Als jemand, der von Landwirtschaft so gut wie gar keine Ahnung hat, stehe ich der derzeitigen Pestiziddiskussion einigermaßen hilflos gegenüber und darf Sie beide, verehrter Sigmund Kripp und Markus Lobis, kurz um folgende fachliche Auskunft bitten:

Auf der Seite www.pestizidtirol.info wird behauptet, dass der Pestizideinsatz in Südtirol mit durchschnittlich 42kg pro Hektar ungefähr sechsmal so intensiv ist, wie im restlichen Italien. Hierzu drei Fragen:

1) Wären 1/6, also 7kg pro Hektar ökologisch einigermaßen im Rahmen oder ist das auch schon zu viel zu viel?
2) Halten Sie die Angabe von 42kg für plausibel oder ein solch großer Pestizideinsatz eigentlich unmöglich?
3) Ich genieße als zugezogener Bayer aus dem Fünfseenland die nahezu völlige Abwesenheit von Mücken, Stechmücken, Wespen und sonstigem störenden Getier beim abendlichen Biergartenbesuch in Südtirol sehr und frage mich natürlich, was der Grund für diese völlige Insektenabsenz ist? Kann bzw. muß man dieses (eigentlich ja bequeme Phänomen) mit dem hohen Pestizideinsatz in Verbindung bringen?

Mo., 14.08.2017 - 06:16 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 14.08.2017 - 09:29

Antwort auf von Harry Dierstein

@Harry Dierstein

1.) bei Spritzmitteln kommt es nicht so sehr auf die Kg/ha an, sondern auf ihre toxische Wirkung. Oft sind die giftigsten Mittel jene, von denen am wenigsten "kg" ausgebracht werden. Auch im Bioanbau.

2.) Die 42 kg im konventionellen Anbau erscheinen mir normal für konventionellen OBSTBAU. Bei Feldkulturen oder Getreide sind die Aufwandmengen eher tiefer. Das könnte auch den niedrigeren Wert für Gesamtitalien erklären, weil der Ackerbau in der Statistik wohl mit drin ist und wir davon in Südtirol wenig haben. Im Bioanbau sind die Mengen pro ha viel höher, weil bereits der Schwefelkalk, der bei uns gegen Pilze ausgebracht wird, um die 150 kg/ha+J ausmachen kann. Allerdings ist er flüchtig (deswegen stinkts in Bioanlagen!), landet nicht im Lebensmittel und ist für den Mensch ungefährlich. Schon in jedem Ei ist 100 mg Schwefel enthalten.

3.) Das Fünfseenland ist die Erklärung für die Mücken: Diese benötigen stehendes, flaches Wasser mit Uferregionen, möglichst warm. Das haben wir in Südtirol fast nicht. Daher gibt es auch fast keine Mücken..

Mo., 14.08.2017 - 09:29 Permalink
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Harry Dierstein Mo., 14.08.2017 - 20:19

Antwort auf von Sigmund Kripp

Verehrter Sigmund Kripp, vielen herzlichen Dank für Ihre wirklich sehr hilfreiche Antwort.

Das ist-neben dem heutigen Artikel "Aktion und Wirkung" von Lisa Maria Gasser- die erste seriöse Information, die ich zu diesem Thema zu lesen bekommen darf. Die lokalen Printmedien (Dolomiten, Tageszeitung) haben sich ja bedauerlicherweise darauf reduziert, ihre Berichterstattung aufs München-Bashing zu konzentrieren, was uns aber irgendwie überhaupt nicht weiter bringt.

Alles in allem kann ich für mich resümieren, dass es seitens der Bauern und Genossenschaften vor allem an vernünftiger Kommunikation fehlt. Deren Strategie "Konsumier! Bezahl! Friss und frag' nicht blöd!" wird aber auf Dauer nicht aufgehen und man muß dem UIM nachgerade dankbar sein, dass es diese Diskussion überhaupt in Gang gesetzt hat.

Gleichzeitig kann ich allerdings den Südtiroler Grünen die Frage nicht ersparen, weshalb diese Aktionen eigentlich nicht von Euch kommen? Das ist doch Euer Kernthema! Fehlt's denn an Kreativität oder ist die Angst vor der Kanzlei Brandstätter einfach zu groß?

Mo., 14.08.2017 - 20:19 Permalink
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Armin Kobler Di., 15.08.2017 - 21:55

Antwort auf von Harry Dierstein

Die Diskussion hat nicht das sogenannte "Institut" in Gang gesetzt, höchstens mit unnötiger Emotionalität aufgeladen. Seit dem Ende der 70er Jahre wird in Südtirol verstärkt versucht, den Pflanzenschutz umweltverträglicher zu machen. Ich lade ein, eine inzwischen fast schon historische Publikation von Professor Zanon (vier Seiten, erschienen in "Natur und Land") zu lesen: http://www.zobodat.at/pdf/nat-land_1979_3_0109-0112.pdf
Hinsichtlich der Kommunikation gibt es durchaus aus Ausnahmen wozu ich meinen Betrieb auch zähle.
Damit es hier aber nicht nach Werbung aussieht, erlaube ich mir, Ihnen auf FB als Privatnachricht ein paar Links zu schicken.

Di., 15.08.2017 - 21:55 Permalink
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Profil für Benutzer Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Mo., 14.08.2017 - 22:05

Antwort auf von Sigmund Kripp

Das Fünfseenland haben wir nicht, wir haben aber den Kalterer See mitten im Obst- und Weinbaugebiet. Rund herum gibt es viele Gastbetriebe, Campings und Hotels. Mir wäre noch nicht aufgefallen - und habe auch nicht klagen hören - dass es dort eine besondere Mücken- bzw. Insektenplage gebe.

Mo., 14.08.2017 - 22:05 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 12:59

Antwort auf von Sepp.Bacher

Der Kalterer See hat zur Hälfte Obst und Weinbaugebiet unterbrochen von Hotel und Lidoanlagen als Nachbar. Die restliche Hälfte grenzt zum größten Teil zum Schilfgürtel unterbrochen vom Campingplatz und geht anschließend in de Montiggler Wald über.
Es gibt dort Mücken Herr Bacher, dass sich niemand beklagt liegt vielleicht daran dass dort viele Menschen leben die ihr Leben genießen und sich an der Natur erfreuen und nicht darüber klagen oder nach irgendwelchen Problemen suchen um jemanden anzuschwärzen.

Mi., 16.08.2017 - 12:59 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mo., 14.08.2017 - 12:33

Mich würde interessieren was es mit der Schrift auf dem Bild auf sich hat. Was bedeutet "nach der Ernte unbehandelt"? Werden bei uns, oder sonst wo, die Äpfel nach der Ernte behandelt? Meines Wissens werden sie vom Feld in die Genossenschaft gebracht, wo sie gewaschen und in Kühlzellen gelagert werden und das wars dann auch. Irre ich mich?

Mo., 14.08.2017 - 12:33 Permalink
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Profil für Benutzer Sigmund Kripp
Sigmund Kripp Mo., 14.08.2017 - 14:16

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Es ist ja nicht so, dass die AGRIOS-Obstbauern ohne Vorschriften produzieren dürfen, ich lege die mal hier ab:
http://www.sqk.it/uploads/media/AGRIOS_Richtlinien_2017.pdf
Auf Seite 18 werden die Möglichkeiten der Nacherntebehandlung angeführt. In früheren Zeiten wurden einige Sorten nach der Ernte gewachst, das ist - soweit ich weiss - hier nicht mehr erlaubt.
In jedem Falle kann man aus dieser Flut von Vorschriften ersehen, dass es nicht mehr ganz einfach ist, Bauer zu sein.
Was die Aggressivität gegenüber dem UIM anbelangt, die nun in vielen Foren seitens der Obstbauern auftritt, glaube ich, dass dies auf den mangelnden Kontakt der Apfelproduzenten mit ihren Endkunden zurück zu führen ist.
Selbst vermarktende Weinbauern haben da eine ganz andere Nähe zum Endverbraucher....

Mo., 14.08.2017 - 14:16 Permalink
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Profil für Benutzer Klemens Kössler
Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 17:28

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Mit der Aufschrift "nach der Ernte unbehandelt" ist sicherlich die Behandlung mit PSM gemeint.
Früher wurden anfällige Sorten nach der Ernte vor der Lagerung in den Kühlzellen mit PSM (Pflanzenschutzmitteln) geduscht. Südtirol hat sich schon als Selbst-Auflage (als Teil des Agrios-Programms) früh von dieser Methode verabschiedet (wurde in Südtirol von niemandem wahrgenommen) um die Lebensmittelhändler besser zu umwerben und die schonende Anbau-Art hervorzuheben.
Wachsen ist keine Nacherntebehandlung welche zur Einlagerung dient, sondern wohl eher ein reiner Kundenwunsch welcher wohl wegen der Ästhetik gefordert wird. Der Vorgang wird erst nach der Lagerung bei der Abpackung gemacht. Südtirol hat erst seit rund 10 bis 15 Jahren Kunden welche gewachste Äpfel kaufen oder eben gar nicht kaufen wenn sie keine gewachsten Äpfel bekommen, somit hat man dem Kunden seinen Wunsch erfüllen müssen. Die Kunden für gewachste Äpfel sind die arabischen Kunden und keine europäischen. Der Vorgang ist teuer und wird von den Arabern gern bezahlt, europäische Kunden mögen keine gewachsten Äpfel und bekommen diese auch nicht angeboten oder angepriesen.
Ich muss Herrn Kripp berichtigen, wachsen ist nicht verboten aber in Europa darf man nicht Paraffinwachs (wie in Amerika wo jeder Apfel gewachst wird) verwenden. Das in Europa zulässige Wachs besteht aus einer Mischung von Bienenwachs und Schellack. Die Verwendung von Wachs beim Apfel ist beim europäischen Verbraucher verpönt, bei Schokoladen wird fast die Hälfte aller Schokoladen damit behandelt es soll das schmelzen zwischen den Fingern verhindern.
Nicht vergessen sollte man dass jede Pflanze zu ihrem Schutz eine Wachsschicht bildet somit auch der Apfel, jeder polierte Apfel glänzt.

Mi., 16.08.2017 - 17:28 Permalink
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Profil für Benutzer Paul Stubenruss
Paul Stubenruss Mo., 14.08.2017 - 20:20

Eine Frage an Experten.
In einer großen Apfelplantage in Brixen wo Glyphosat gespritzt wird ist mir jüngst aufgefallen, das kein einziger Maulwurfhügel zu sehen war. In weiter abgelegenen Wiesen aber schon. Ich Erinnere mich an eine Sendung im ORF die Glyphosat zum Inhalt hatte und wo berichtet wurde das wo dieses Mittel gespritzt wird, die Regenwürmer verschwinden.
Eine weitere Frage: Wo sind die Maikäfer geblieben?

Mo., 14.08.2017 - 20:20 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 09:15

Antwort auf von Paul Stubenruss

Maikäfer fliegen heutzutage bereits Mitte April, eine Folge der Klimaerwärmung. Maikäfer haben einen Zyklus von Vier Jahren in den Zwischenjahren findet man weniger Maikäfer.
Als Flugzeit ist die Dämmerung Abends die Hauptzeit, der Boden neben Straßenlampen in Maikäfergebieten ist meist mit Maikäferleichen übersät weil die Tiere am Licht die Orientierung verlieren und sich zu Tode fliegen. Die gesamte Flugzeit kann bis zu drei Wochen dauern, die einzelnen adulten Tiere (Käfer) leben nur wenige Tage nachdem sie als Eier du Larven vier Jahre unsichtbar im Boden gelebt haben.

Mi., 16.08.2017 - 09:15 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 12:44

Antwort auf von Paul Stubenruss

Glyphosat ist ein mit schwerer Polemik belastetes Herbizid. Im Ackerbau ist dieses sogar Regenwurmschonender als das pflügen aber das darf niemand wissen. Was die Südtiroler Landwirtschaft angeht so gibt es Studien der EURAC darüber. Berichte darüber standen auch mal in der Zeitung, gegen reißerische Umweltpopulisten hat so ein Artikel aber durch seine Nüchternheit keine Chance.
Im Blog "Blauer Schurz" gibt es einen informativen Artikel darüber.
http://www.blauer-schurz.it/2015/11/30/was-im-boden-lebt/

Mi., 16.08.2017 - 12:44 Permalink
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Armin Kobler Mo., 14.08.2017 - 22:09

Maikäfer treten zyklisch in gewissen Gebieten auf und werden dort mechanisch (abdecken des Bodens mit Netzen, die Käfer können nicht mehr in die angrenzenden Wälder fliegen um sich dort zu paaren und in den Kulturen ihre Eier ablegen) oder mit Hilfe von gezüchteten, aber in der Natur vorkommenden Pilzen bekämpft.
Dem Maikäfer trauern übrigens nur jene nach, die nie unter ihm zu leiden hatten. Unzählige abgestorbene Obstbäume, die auf sein Konto gehen, lassen schnell jedes Mitgefühl schwinden.
Ich verwende (nicht aus ökologischen Gründen) seit ca. zehn Jahren kein Glyphosat in meinen Weingärten, die Nachbarn schon und wir haben leider gleich unter zu vielen Maulwürfen zu leiden.

Mo., 14.08.2017 - 22:09 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 09:08

Antwort auf von Paul Stubenruss

"soeben gelesen"
Wie Natur und Landwirtschaft aussieht wird heutzutage gelesen und nicht erlebt, dabei kommen sehr viele Vorwürfe in Richtung Landwirtschaft und was geschrieben steht wird schon so sein.
Hummeln sind Bestäuber wie die Bienen also absolut nützlich und nicht schädlich. Wie alle Lebewesen müssen auch Hummeln um ihr Dasein kämpfen und finden verschieden Bedingungen in Natur, Landwirtschaft und Siedlungsgebieten in Wüsten ob natürlich oder aus Asphalt und Beton finden sie nur den Tod.
Zum Überleben brauchen Hummeln Nahrung, in unserer Überpflegten Umwelt mit immer geschnittenen Rasen ist das immer schwieriger. In der Obstwirtschaft wird deshalb immer weniger gemäht damit Gräser blühen können und somit mehr Insekten ein Nahrungsangebot finden, in diesem Jahr hat auch die Straßenverwaltung die Straßenränder weniger gepflegt was zu einer Vergrößerung des Blütenangebotes geführt hat, mir ist nicht bekannt ob das bewusst geschehen ist oder ob die Absicht nur die Arbeitsersparnis war.
Pestizide und somit auch Unkrautmittel (Herbizide) haben auf Hummeln mehr indirekten als direkten Einfluss weil das Nahrungsangebot verkleinert wird.
Hummeln sind nützlich.

Mi., 16.08.2017 - 09:08 Permalink
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Armin Kobler Di., 15.08.2017 - 21:26

Die Befahrbarkeit der Rebanlage leidet darunter. Nicht, dass Maulwurfshügel ein unüberwindbares Hindernis für den Traktor wären, aber anders als ein Auto ist ein Traktor ungefedert (nur der Sitz fängt die ärgsten Stöße ab) und bei manchen Arbeiten wie beim Laubschneiden ist ein ganz genaues und ruhiges Fahren Voraussetzung, die Fahrgasse sollte so eben wie möglich sein. Wenn man das bewährte Mulchgerät nimmt, um den Bewuchs in der Fahrgasse niedrig zu halten, werden die Hügel immer wieder eingeebnet, ist zwar für die Mulchmesser nicht gut, hilft aber.
Ich mulche aber seit zwei Jahren nicht mehr um mehr Biodiverisität in den Weingarten zu bekommen und verwende stattdessen eine Walze, welche den Bewuchs knickt und nicht abschneidet. Erste bescheidene Ergebnisse sind bemerkbar. Die Walze räumt mit den Maulwurfshügeln aber nicht auf, die Fahrgasse wird hügeliger mit der Zeit.
Kein Riesenproblem, ich will nicht übertreiben, aber nerven tut er schon.

Di., 15.08.2017 - 21:26 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 08:54

"Steht dazu was Ihr tut" Diese Aufforderung von Herrn Kripp ist richtig. Die Südtiroler Obstwirtschaft steht dazu aber niemand will es wissen das ist ihr Problem.
Bauern sind keine Lehrer und auch wenn sie genau Bescheid wissen warum sie bestimmte Dinge tun so haben sie wenig Talent ihre Taten einem mit Vorurteilen belasteten Publikum ausgewogen zu erläutern.
Schon lange lädt die Apfelwirtschaft einheimische und Gäste zu Apfelführungen ein um die Produktion den Menschen näher zu bringen.
Wer Interesse dazu hat kann sich bei VOG oder den Tourismusvereinen melden, oder auf der Seite der Apfelführungen zu Terminen schlau machen. http://www.suedtirolerapfel.com/de/uns-besuchen/apfelfuehrungen.html
da das Thema Pflanzenschutz schwierig zu kommunizieren ist, ist ein Besuch mit Rede und Antwort das Beste für interessierte Gäste und Bürger.
Auch der Bauernbund hat in seiner Kampagne zu Aufklärung oder anders gesagt Imagepflege Besichtigungen organisiert und mit Presseaussendungen kommuniziert, niemand hat sich angemeldet und die Veranstaltungen wurden abgesagt.
Man wäre froh würde man auch so sehr in der Presse erwähnt wenn man eine Aktion startet, aber nur reißerische Aktionen scheinen in die Presse zu kommen.
Die liebe Presse muss sich eben auch verbessern.

Mi., 16.08.2017 - 08:54 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 13:08

Herr Hilpold, da muss ich Sie doch etwas korriegieren.
Es gibt Hummeln, Schmetterlinge, Zikaden und andere Insekten in den Apfelanlagen. Monokulturen sind diese eben nicht sondern eine der Artenvielfältigsten Bereiche in der landwirtschaftlichen Nutzung.
Es könnte natürlich noch mehr geben vielleicht auch welche im Winter wenn man sich dies unbedingt wünschen will.
Bitte keine populistischen Schlagworte Monokultur können nämlich schon fünf Karotten in einer Reihe sein.
Ein Bericht Artenvielfalt auch auf "Blauer Schurz"
http://www.blauer-schurz.it/2015/11/30/was-im-boden-lebt/

Mi., 16.08.2017 - 13:08 Permalink
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Armin Kobler Mi., 16.08.2017 - 15:23

Ohne unnötig polemisch sein zu wollen, kommt mir schon eigentlich vor, dass zwischen Monokultur und Artenarmut hier nicht immer genau unterschieden wird, bzw. wir aneinander vorbeireden.
In Südtirol ergeben die vielfach großen zusammenhängenden Obstwiesen eine Monokultur, aber sie ist nicht mit einer ausgeprägten Artenarmut verbunden. Der Unterbewuchs und das Bodenleben sind schon von einer gewissen Biodiversität, dazu braucht man nur durch die Anlagen gehen. Noch dazu gibt es keine absolute, nur eine relative Artenvielfalt. Gegenüber ausgedehnter Roggen- oder Maisfelder als Alternative z.B. wird eine Apfelanlage sicher mehr Tier- und Pflanzenarten aufweisen. Und noch was: Es gibt nichts zum Nulltarif: ist Biodiversität das wichtigste Ziel überhaupt, dann müsste man die Flächen sich selbst überlassen und die Sukzession wirken lassen. Wo gehobelt wird fallen Späne, machen wir uns nichts vor, schauen wir aber, dass die Späne nicht überwiegen.
Dass "Obstplantagen mit den Hagelnetzten, den Betonstangen und den Pestzidwolken sind nun mal nicht schön" sind, trifft auch mein ästhetisches Empfinden. Aber davon kann ich doch keine generelle Ablehnung ableiten.

Mi., 16.08.2017 - 15:23 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 17:34

Das Bild ist schon interessant, bin echt neugierig wo das gemacht wurde.
"Kein Bodensee und kein Südtiroler Obst" kann den gleichen Effekt haben wie das "Made in Germany" welches die Briten eingeführt haben um deutsche Produkte abzuwerten.
Auf dem Bild auch zu erkenne im unteren Regal steht Red Bull, da gehört ein hochwertiges Produkt wie der Südtiroler Apfel auch nicht hin, der gehört dorthin wo es gesundheitsbewusste Kunden gibt.

Mi., 16.08.2017 - 17:34 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 17:40

Zu schwach wachsende Bäume sind auch Krankheitsanfällig, deshalb ist der Apfelbauer ständig damit beschäftigt alles im Gleichgewicht zu halten.
Mittlerweile sind nur noch wenige Bauern welche mit Oberkronenberegnung bewässern die Tropfberegnung setzt sich aus dem von Ihnen genannten Grund der Krankheiten immer mehr durch.

Mi., 16.08.2017 - 17:40 Permalink
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Klemens Kössler Mi., 16.08.2017 - 17:47

Herr Hilpold, wie Sie sagen man kann sich die Welt schönreden oder schlechtreden die Wahrheit liegt wie so immer in der Mitte.
Erst voriges Jahr konnte ich ein Stieglitznest fotografieren leider nur die Eier weil der brütende Vogel schnell vor mir floh. Solange wir aber Vogeldiebe in unseren Apfelwiesen haben, muss dies wohl ein gutes Habitat für Vögel sein sonst würden die Vogeldiebe wohl in der Stadt suchen.

Mi., 16.08.2017 - 17:47 Permalink