Gesellschaft | Euregio

Zu dritt feiert man weniger allein

Gemeinsame Wurzeln rüsten für die Zukunft. So die politische Botschaft des Euregio-Festes in Pergine. Landeshauptmann Kompatscher: “Grenzen auch im Kopf abbauen.”
Euregio-Fußball
Foto: PAT/gz

Drei Landeshauptmänner zum Anfassen gab es am Sonntag in Pergine Valsugana. Doch eigentlich standen beim Euregio-Fest die Menschen im Zentrum, die knapp 1,8 Millionen Menschen, die sich Bürger der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino nennen dürfen. Für sie wurde das Fest zum zweiten Mal nach 2015 in Hall in Tirol veranstaltet, um die Euregio – und sich gegenseitig – (besser) kennen zu lernen.

“Europäischer Verbund territorialer Zusammenarbeit (kurz EVTZ) ‘Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino’” heißt der Zusammenschluss der drei historischen Tiroler Landesteile, der 2011 ins Leben gerufen wurde, offiziell. In ihren Festansprachen erinnerten die Landeshauptleute Ugo Rossi, Arno Kompatscher und Günther Platter am Sonntag, was hinter diesem allzu häufig als abstrakt abgetanenen Begriff steckt: Grenzen überwinden, aus Fehlern lernen, in Besinnung auf die gemeinsamen Wurzeln in Frieden und Respekt miteinander leben und für die Zukunft rüsten.
“L’Euregio è un esercizio di lavoro comune tra le nostre istituzioni, università, enti di ricerca, scuole e associazioni culturali. Un esercizio che vogliamo fare perché per guardare con fiducia al futuro abbiamo bisogno di imparare uno dall'altro, meinte der Trentiner Landeshauptmann Rossi. Und weiter: “L'Euregio è anche un esercizio di responsabilità e autonomia. Nel nostro ambito territoriale dobbiamo saper valorizzare le diversità dei popoli che lo vivono.”
Sein Tiroler Amtskollege rief die gemeinsamen Werte und Traditionen in Erinnerung, die hoch gehalten werden müssten. “Wir dürfen aber nicht stehen bleiben, sondern müssen uns weiterentwickeln”, sagte Günther Platter. “Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, den Frieden, in dem die Europaregion seit 70 Jahren lebt und der zur Normalität geworden ist, auch in Zukunft zu sichern.”
Landeshauptmann Kompatscher stellte das europäische Ideal in den Mittelpunkt seiner Rede. “Wir können Grenzen überwinden und gemachte Fehler korrigieren, aber dafür gilt es zunächst, die Grenzen in unseren Köpfen abzubauen und Vorurteile als solche zu erkennen und zu beseitigen”, so Kompatscher. Er zeigte sich überzeugt, dass bereits heute die Früchte der mehrjährigen grenzüberschreitenden Kooperation als Europaregion spürbar seien und mahnte an, sich auf die gemeinsamen Wurzeln besinnen, um zukünftigen Herausforderungen gemeinsam zu begegnen. Die Euregio könne zu einer europäischen Modellregion werden, so der Landeshauptmann. Dazu müsse sie jedoch auch mit Leben gefüllt werden: “Es liegt in unserer Hand, die Europaregion lebendig und erfahrbar zu machen. Wir wollen uns dafür einsetzen und dazu auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten.”

“Drei Länder, ein Fest.” Unter diesem Motto stand die 2. Ausgabe des Euregio-Festes in Pergine. Den Besuchern, die aus allen drei Landesteilen angereist waren, wurde ein buntes Programm aus Musik, Folklore, Kulinarik und Sport geboten. Auch vom anfangs verregneten Wetter ließen es sich zahlreiche Familien, Senioren, aber auch junge Leute nicht nehmen, am “Tre Castagni”-Platz gemeinsam zu feiern. Es war auch eine Art Abschiedsfest für Ugo Rossi. Der Trentiner Landeshauptmann in wenigen Wochen den Vorsitz der Europaregion ab. Ab 10. Oktober darf sich Arno Kompatscher “Präsident der EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” nennen. Für zwei Jahre – wenn er denn als Landeshauptmann wiedergewählt wird.

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gorgias Mo., 18.09.2017 - 07:39

Anstatt hier dieses bla bla wiederzugeben wäre es wohl interessanter ein paar Bemerkungen über den Sinn und Zweck des Euregio. Welche Funktion hat diese Institution außer dass man ein Festchen organisiert und sich die Landeshauptmänner treffen um gute Vorsätze zu formulieren.

Ich kann mich erinnern vor ein paar Jahren eine Klasse aus dem Trentino getroffen zu haben die einen Monat für Sprachunterricht zu einer Klasse in Tirol gefahren ist und dass diese Klasse wiederum ins Trentino fahren würde. So was musste man stärker fördern und dann kann von mir aus Kompatscher am Sonntag bei seiner Familie zu Hause bleiben. Wäre sinnvoller.

Mo., 18.09.2017 - 07:39 Permalink
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Elisabeth Ladinser Mo., 18.09.2017 - 11:34

Das Modell der Europaregion Tirol - das ich sehr befürworte - funktioniert wunderbar beim Feiern und in Sonntagsreden der Politiker ...
Im Praktischen liegt noch vieles im Argen: beginnend mit der "Kleinigkeit", dass der Südtirolpass nur bis Trient gilt, nicht auch bis Rovereto, um ganz zu schweigen von der politisch geübten Zurückhaltung wenn es darum geht, Schulmodelle auch nur anzudenken, in denen der Unterricht in beiden Landessprachen der so gefeierten Euregio angeboten werden soll.
Das politische Hemd ist den Regierenden halt doch noch näher als der Rock, oder?

Mo., 18.09.2017 - 11:34 Permalink