Gesellschaft | Wohnen

Ein Modell mit Zukunftsperspektive

Südtirols erstes "Cohousing"-Projekt befindet sich in Haslach-Oberau. Am Montag haben 24 Jugendliche ihren Wohnungsschlüssel erhalten.
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Foto: Cohousing

„Cohousing“ bezeichnet eine neue Form des gemeinschaftlichen Wohnens. Das Konzept sieht private Wohneinheiten vor, die durch Gemeinschaftseinrichtungen ergänzt werden.

Das erste Cohousing Südtirols wurde im Bozner Viertel Haslach-Oberau verwirklicht. Das vom Land zur Verfügung gestellte Gebäude besteht aus 16 Wohneinheiten und die monatliche Miete beträgt 130 Euro pro Person. Die privaten Wohnräume werden von Gemeinschaftsbereichen mit Studierräumen, Aufenthaltsräumen und einer Küche ergänzt. Als Gegenleistung für die niedrige Miete sollen sich die neuen Bewohner des Hauses in das kulturelle und soziale Leben in Oberau einbringen.

 

Durch dieses Projekt gehört Bozen zu einer Reihe europäischer Städte, die bereit sind, die konventionelle Art des Wohnens zu überdenken und neue alternative Wohnmodelle zu testen.  24 Frauen und Männer haben gestern (18.September) von Landesrat Christian Tommasini den Schlüssel zu ihrem neuen Wohnreich feierlich überreicht bekommen. Die Bewohner sind zwischen 22 und 30 Jahre alt, kommen aus allen Teilen des Landes, haben unterschiedliche Bildungswege hinter sich und gehören verschiedenen Sprachgruppen an. Unterstützt werden die Jugendlichen von der Sozialgenossenschaft Irecoop und Altrimondi. Träger des Modells „Cohousing Rosenbach“, mit dem Motto „#sharing is caring“, ist das Amt für Jugendarbeit in der Landesabteilung für italienische Kultur und das Wohnbauinstitut Wob.

 „Wir erwarten von den Jugendlichen, dass sie soziale Verantwortung übernehmen, sich mit eigenen Ideen in das Vereinsleben des Stadtviertels einbringen, kulturelle und soziale Projekte anstoßen, Coworking-Projekte entwickeln und so den sozialen Zusammenhalt stärken.“

Landesrat Christian Tommasini zufolge ist das Ziel des Projektes, die Jugendlichen durch leistbaren Wohnraum auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen. „Wir erwarten von den Jugendlichen, dass sie soziale Verantwortung übernehmen, sich mit eigenen Ideen in das Vereinsleben des Stadtviertels einbringen, kulturelle und soziale Projekte anstoßen, Coworking-Projekte entwickeln und so den sozialen Zusammenhalt stärken“, erklärt Tommasini. 

Die Jugendlichen haben bereits Ideen, wie sie sich in das Stadtviertel einbringen wollen. Im Raum steht unter anderem ein Videodreh mit den Bewohnern, ehrenamtliche Arbeit im Jugendzentrum und Seniorenheim und auch ein Klavierlehrer befindet sich unter den Bewohnern. Die Jugendlichen haben sich über eine Ausschreibung den Wohnplatz ergattert, diese findet jedes Jahr statt und die Jugendlichen dürfen insgesamt zwei Jahre lang im Gebäude in Oberau wohnen.

Cohousing gilt als Projekt der Zukunft. 

Cohousing gilt als Projekt der Zukunft. Steigende Mietpreise, knapper Wohnraum und die derzeitige Tendenz zur Stadtflucht bringen viele Menschen dazu, eine alternative Wohnform einzugehen. Das Konzept hat seinen Ursprung in Dänemark, mittlerweile gibt es viele Nachahmer in Skandinavien, in den USA und anderen Städten Europas. Neben den ökonomischen Vorteilen, unterstützen viele Menschen das Prinzip der Gemeinschaft und des Teilens, das mit Cohousing einhergeht. Es gibt verschiedene Arten des Cohousing. Ein Bewohner eines Cohousing in Berlin lobt die gute Ergänzung zwischen privater Wohneinheit und Wohngemeinschaft. In Wien hingegen gibt es seit einigen Jahren eine Wohnsiedlung, also 24 Wohneinheiten, die sich einen Gemeinschaftraum, einen Garten, ein Schwimmbad, einen Gemüsegarten und sogar fünf Hühner teilen. Geschätzt wird vor allem die soziale Ader hinter dem Konzept. Man teilt lieber statt alles allein zu benutzen. Man verbringt gemütlich gemeinsame Abende beim Kochen. Man lebt sozusagen lieber gemeinsam statt einsam. Cohousing bringt Dorfstimmung in die Anonymität der Großstadt. 

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Martin B. Di., 19.09.2017 - 21:42

Hmm, ich dachte zuerst die wären z.B. im Rahmen eines Altersheims untergebracht und verpflichten sich eine gewisse Zeit der Struktur zu widmen. "soziale Verantwortung übernehmen" usw. erscheint mit etwas weit und schwammig. Entscheidend für den Erfolg wird wohl die Art der Ausschreibung und Selektion der jungen Bewohner sein.

Di., 19.09.2017 - 21:42 Permalink