Wirtschaft | Ausstieg

Stiefkind Flugplatz

Der Bozner Flughafen sei weiterhin vernachlässigbar, sagen die Umweltschützer – trotz steigender Flugbewegungs- und Passagierzahlen.
Aeroporto BZ
Foto: Provincia Autonoma di Bolzano

Noch zehn Tage haben interessierte Wirtschaftsteilnehmer Zeit, über die Landesabteilung Mobilität eine Interessensbekundung am Kauf von Anteilen an der ABD Airport AG bzw. am Betrieb des Flughafens Bozen einzureichen. Über diese erste Marktsondierung will das Land feststellen, ob es Interessenten gibt, die sich an der landeseigenen ABD Airport AG zur Führung des Flugplatzes beteiligen wollen – und zu welchen Bedingungen.
Der Ausstieg aus der Betreibergesellschaft ABD war die Bedingung, die die Bevölkerung mit ihrem Nein zur weiteren öffentlichen Finanzierung am 12. Juni 2016 der Landesregierung auferlegt hat. Während Landesrat Florian Mussner “mit Zuversicht” auf den Ablauf der Einreichefrist am 29. September blickt, wurden Anfang der Woche neue Daten zum Flugverkehr in Bozen bekannt. Zwischen Jänner 2017 und August 2017 gab es 8.849 Flugbewegungen mit insgesamt 12.888 Passagieren – Charterflüge ausgenommen.

Die Flugbewegungen sind im Vergleich zum selben Zeitraum 2016 (7.883) um zehn Prozent gestiegen, wobei als einzelne Flugbewegung sowohl Start als auch Landung zählen. Auch bei den Passagieren gab es einen Anstieg von knapp fünf Prozent. “Da der Flughafen – wie die jüngsten Zahlen belegen – auch ohne Linienflüge alles andere als einen Dornröschenschlaf schläft, dürften durchaus einige Interessensbekundungen beim Land eingehen”, kommen die Dolomiten zum Schluss. Doch wie wichtig ist der Bozner Flugplatz tatsächlich? Die 8.849 Flugbewegungen sind einzig auf den privaten Luftverkehr durch Privatjets, -flugzeuge, -hubschrauber oder Taxiflüge zurückzuführen. Für Südtirol im Allgemeinen sei der Flugplatz aber nur eines: “eine vernachlässigbare Infrastruktur”. So sieht es der Dachverband für Natur und Umweltschutz, der die neuesten Zahlen etwas anders interpretiert als jene, die damit die Wichtigkeit des Flugplatzes zu unterstreichen versuchen: 12.888 Passagiere bei 8.449 Flugbewegungen – das ergibt im Schnitt etwas mehr als 1,5 Passagiere pro Flugbewegung. “Umgelegt auf den Zeitraum von Jänner bis August also rund 54 Personen pro Tag”, rechnet der Dachverband vor, “mit anderen Worten das Äquivalent eines einzelnen Reisebusses”.

Darüber hinaus ziehen die Umweltschützer die aktuellen Daten des Landesstatistikinstituts ASTAT zu Tourismus und Export heran, um ihre These zu untermauern: “Rekorde über Rekorde – der Tourismus boomt wie eh und je, Ankünfte und Übernachtungen steigen.” Keines der Szenarien, “die vor allem Wirtschaftsexponenten im Vorfeld der letztjährigen Volksbefragung an die Wand gemalt hatten – Südtirol sei nicht erreichbar, werde von der touristischen Landkarte verschwinden, sei nicht konkurrenzfähig –” sei eingetreten, “und zwar deshalb, weil der Bozner Flugplatz eine vernachlässigbare Größe bleibt”, so der Dachverband in einer Aussendung. Umso mehr fordere man die politischen Verantwortlichen “ein weiteres Mal und mit Nachdruck” auf, “sich schnellstmöglich von dieser Infrastruktur zu trennen” und den Verkauf nicht unnötig hinauszuzögern. Das widerspreche klar dem Willen des Volkes, der am 12. Juni 2016 eindeutig geäußert worden sei.

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Andreas gugger Mi., 20.09.2017 - 09:46

Bei den Millionen Flugbewegungen muss der Flughafen ja jetzt schon hochrentabel sein - wieviel Gewinn schreibt er aktuell?

Mi., 20.09.2017 - 09:46 Permalink