Politik | Bundestagswahl 2017

No woman, no cry

Der klare Wahlsieger heißt AfD. CDU, CSU und SPD verlieren Millionen Wähler. FDP gewinnt. Grüne und Linke halten Ergebnis. Kommt jetzt die Jamaika-Koalition in Berlin?
merkel, angela
Foto: upi
 
Die politischen Farben Deutschlands haben sich mit dem 24. September 2017 nachhaltig geändert. Schwarz, Gelb, Braun könnte man provokatorisch die politische Landschaft beschreiben, die aus der Bundestagswahl hervorgegangen ist.
Die großen Parteien haben ein noch nie dagewesene Watschen erhalten. Fast 5 Millionen Wähler sind den drei Großparteien CDU, CSU und SPD davongelaufen. Wohin dieser Wählerfluss ging ist klar. Mit 12,6 Prozent hat die „Alternative für Deutschland“ (AfD) nicht nur erstmals den Einzug in den Bundestag geschafft, sondern ihr zweistelliges Ergebnis macht die Rechtspartei auch zur dritten politischen Kraft in Deutschland.
Neben der AfD kann sich auch die FDP als Wahlsieger sehen. Mit 10,7 Prozent haben die Liberalen ein Comeback geschafft, das viele nicht für möglich gehalten haben.
Die Grünen mit 8,9 Prozent und die Linke mit 9,2 Prozent konnten mit leichten Zugewinnen ihren Stand halten.
 
 

Gewinner & Verlierer

 

Die SPD hat bei dieser Wahl des schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren (-5,2 Prozent). Merkels CDU hat in Prozentzahlen deutlich (-8,6 Prozent) mehr verloren. Noch dramatischer aber verlief die Bundestagswahl für die bayrische CSU. Die Bayrische Regierungspartei von Horst Seehofer hat eine regelrechten Absturz erlebt. 2013 erreichte die CSU in Bayern 49,3 Prozent. Am Sonntag waren es nur mehr 38,5 Prozent. Das ist ein Verlust von 10,8 Prozent und damit das schlechtes Ergebnis seit der Wahl 1948.
Wohin der Großteil der Stimmen landete, ist klar. In Bayern hat die AfD weit besser abgeschnitten als in anderen Bundesländern. Die eindeutigen Hochburgen der neuen rechten Bundestagspartei sind aber die ehemaligen neuen Bundesländer im Osten. Im Osten kam die AfD durchschnittlich auf 20,5 Prozent. Eindeutige Hochburgen sind Sachen-Anhalt (22,5 Prozent), Brandenburg, und Thüringen (jeweils 23 Prozent). In Sachsen könnte die AfD sogar die 30 Prozent-Marke erreichen.
 
 

Jamaika in Berlin?

 
Diese Wahl ist ein Katastrophe“, nahm SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz am Sonntagabend sich kein Blatt vor den Mund, „die Bürgerinnen und Bürger haben die große Koalition abgewählt“. Schulz griff in der Elefantenrunde von ARD und ZDF Angela Merkel frontal an. „Ich glaube, dass Frau Merkel einen Wahlkampf geführt hat, der skandalös war", sagt der SPD-Spitzenkandidat. Gleichzeitig tat Schulz einen Schritt, den kaum jemand so schnell und in einer solchen Klarheit erwartet hätte. „Die SPD wird in Opposition gehen“, verkündete er bereits um 18 Uhr eine deutlich Absage an einer Wiederauflage der großen Koalition
Damit gerät Angela Merkel in eine arge Bredouille. Ohne SPD gibt es nur eine mathematische Regierungsmehrheit. Bei 704 Sitzen im Bundestag braucht man für eine Mehrheit mindestens 353 Mandate. Die Sitze von CDU/CSU und FPD (gemeinsam 326 Sitze) reichen dafür aber nicht. Um eine Regierung zustande zu bekommen, bedarf es zusätzlich die Grünen mit ihren 67 Sitzen.
Wegen der Farben Schwarz, Gelb und Grün wird diese Koalition Jamaika-Koalition genannt.
Bis es allerdings dazu kommt, wird es noch harte und durchaus konfliktreiche Verhandlungen geben. Grünen-Chef Jürgen Trittin ist durchaus zuversichtlich: „Wenn die Kanzlerin auf uns zukommt, werden wir Gespräche führen.“ Merkel hat bereits Sonntag konkrete Kontakte zu den Grünen aufgenommen.
Doch bis Jamaika in Berlin wird es noch ein langer Weg.
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gorgias Mo., 25.09.2017 - 07:59

Ohne SPD gibt es nur eine mathematische Regierungsmehrheit.

Mathematische Regierungsmehrheiten gibt es mehrere. Es gibt noch zwei weitere 3-Koalitionen selbst wenn man die Afd ausschließen möchte.
Außer Jamaika kommt keine weitere arithmetische Mehrheit politisch in Frage.

Mo., 25.09.2017 - 07:59 Permalink
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Manuel Kasslatter Mo., 25.09.2017 - 09:37

"2013 erreichte die CSU in Bayern 49,3 Prozent. Am Sonntag waren es nur mehr 38,5 Prozent. Das ist ein Verlust von 10,8 Prozent" das ist ein Verlust von 10,8 ProzentPUNKTEN! in Prozent ist der Verlust auf 2013 gleich 22%...

Mo., 25.09.2017 - 09:37 Permalink