Umwelt | Bauern in Not

Die Solidaritätsklage

VOG-Obmann Georg Kössler fordert in einem Schreiben alle Südtiroler Bauern dazu auf gegen Schiebel & Co mitzuklagen. Den Mitgliedern würden keine Kosten entstehen.
Das Schreiben ging am Dienstagvormittag aus der VOG-Zentral in Terlan per Email an die 16 Mitgliedergenossenschaften und von dort über die Mitgliederverwaltungen an gut 5.200 Genossenschaftsmitglieder in ganz Südtirol.
Es ist die angekündigte Generalmobilmachung gegen Alexander Schiebel und das Münchner Umweltinstitut. VOG-Obmann Georg Kössler schreibt:
 
„Werte Obstproduzenten,
wie ihr sicher aus den verschiedenen Medien erfahren habt, nehmen die Angriffe auf die Südtiroler Obstwirtschaft ein Ausmaß an, das so nicht mehr hingenommen werden kann. Arnold Schuler hat in seiner Funktion als Landesrat für Landwirtschaft Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bozen wie folgt eingebracht:
  • gegen Alexander Schiebel und den Oekom Verlag wegen Rufschädigung durch üble Nachrede mit der Veröffentlichung des Buchs „Das Wunder von Mals“
  • gegen das „Münchner Umweltinstitut“ wegen Rufschädigung durch üble Nachrede durch die eingerichtete Website „pestizidtirol.info“
Es besteht für jeden Südtiroler Obstbauern die Möglichkeit, sich an einer Sammel-Strafanzeige zu beteiligen. Hinsichtlich der Einholung der Unterschriften hierfür werden wir Sie in den kommenden Tagen über die genaue Vorgehensweise informieren.
Dies ist ein Zeichen der Solidarität mit LR Arnold Schuler sowie Ausdruck eines geschlossenen Auftretens der Südtiroler Obstwirtschaft gegen derartige, unsachliche Vorwürfe gegen den Südtiroler Obstbau."

 
 
Danach folgt ein Satz, der deutlich macht, wie wenig durchdacht das landwirtschaftliche Klagekartell vorgeht. Kössler schreibt:
 
„Für die teilnehmenden Mitglieder entstehen keine Kosten; sie haben die Möglichkeit im Falle einer Anklage durch den Staatsanwalt als Nebenkläger aufzutreten.“
 
Genau das dürfte aber eine gefährliche Fehleinschätzung sein.
Klagen die VOG und ihre Mitglieder - so wie im Schreiben ihres Obmannes angekündigt - wirklich gegen Schiebels Buch, seinen Verlag und das Münchner Umweltinstitut dann ist weder das Bozner Landesgericht noch die dortige Staatsanwaltschaft zuständig.
Dies ist ein Zeichen der Solidarität mit LR Arnold Schuler sowie Ausdruck eines geschlossenen Auftretens der Südtiroler Obstwirtschaft gegen derartige, unsachliche Vorwürfe gegen den Südtiroler Obstbau.
Weil das Schiebel-Buch „Das Wunder von Mals“ im Münchner oekom-Verlag erschienen ist, wird der Gerichtsort für ein mögliches Verfahren auch München sein. Ebenso beim Münchner Umweltinstitut. Rechtsträger des Instititutes und der jetzt beanstandeten Homepage „pestizidtirol.info“ ist der gemeinnützige „Verein zur Erforschung und Verminderung der Umweltbelastung“ eingetragen im Vereinsregister am Amtsgericht München. Auch hier dürfte - wenn überhaupt - das Münchner Gericht zuständig sein.
Die Südtiroler Bauern werden deshalb ihre Strafanzeigen in der bayrischen Landeshauptstadt hinterlegen müssen.
Ob das aber wirklich ohne deutschen Anwalt und vor allem ohne Kosten geht, darf man bezweifeln.
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Sigmund Kripp Di., 03.10.2017 - 16:04

Jo, jo, das Land der Prozesshansln!

(aber zahlen tun wir es dann doch alle; ich glaube nicht, dass die Anwälte gratis arbeiten...)

Di., 03.10.2017 - 16:04 Permalink
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gelber enzian Di., 03.10.2017 - 17:51

Antwort auf von Sigmund Kripp

die erhabenen tun jaa nix, ist ihnen ja zu minder,
machen sich ja nicht einmal mit arbeit die hände schmutzig ... grün.
sogar mitdenken ist nicht dem eigenen niveau entsprechend!
aber wehe die eigene eitelkeit wird tuschiert, dann bricht höllenzorn in die welt!
wir sitzen im selben boot und die see ist stümisch - für alle.

Di., 03.10.2017 - 17:51 Permalink
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19 amet Di., 03.10.2017 - 16:51

Ohne Kosten ? Selbstverständlich entstehen Kosten. In Bozen wie in München. Aber der Landesverwaltung und den Bauern als Nebenkläger fehlt es sicher nicht am nötigen Kleingeld um einen Prozess wegen Verleumdung zu führen. Verleumder gehören aus dem Verkehr gezogen. Oder sollen wir in Südtirol, aus Angst vor den Prozesskosten, unser schönes Land als Giftküche, wo man nur mit Gasmasken herumfahren kann, bezeichnen lassen. Auch der HGV und seine Mitglieder sollten mit von der Partie sein. Ihr Image wird auch beschädigt.

Di., 03.10.2017 - 16:51 Permalink
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Paul Stubenruss Di., 03.10.2017 - 17:12

Eine Erfahrung mit deutscher Staatsanwaltschaft.
Ein Landmaschinenhändler versuchte über alle möglichen Foren und am Ende seinem eigenen Forum im Internet mit üblen Falschbehauptungen unsere Produkte schlecht zumachen. Als er uns die Domain samt Inhalt seines Forums zum Verkauf anbot, sah ich darin eine Erpressung und machte eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Dortmund. Antwort: Zuerst muss über ein Zivilverfahren die Schadenshöhe festgestellt werden. Ich kann mir nicht vorstellen wie die Obstbauern den Schaden bewerten wollen.
Zum Film: Für mich war er langweilig.
Zum Buch: Sicherlich harmlos gegenüber dem Buch das zum Morden, Vergewaltigen, Betrügen und so weiter animiert, einzige Einschränkung, gilt nur für Andersgläubige.

Di., 03.10.2017 - 17:12 Permalink
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19 amet Di., 03.10.2017 - 22:47

Antwort auf von Paul Stubenruss

Es tut mir leid für Sie und ihren Fall, und ich kann Ihre Entäuschung verstehen, denn ich habe es auch erlebt, und zwar in Frankreich. Aber trotzdem sollte man doch nichts unversucht lassen um solchen Gaunern das Handwerk zu legen. Es kostet Geld , aber es ist gut angelegt, denn aus meiner Erfahrung hören die auf wenn Gefahr droht. Viele von diesen Figuren vertrauen nur auf die Gutmütigkeit der Leute, und deren Angst sich in unnütze Kosten zu stürzen. Wenn niemand versucht die Lügner zur Veranwortung zu ziehen, werden sie immer dreister.

Di., 03.10.2017 - 22:47 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 03.10.2017 - 20:01

So eine Verleumdungsklage ist natürlich praktisch. Man kann sich über Schiebel und das Umweltinstitut echauffieren und braucht sich nicht (mehr) mit den eigentlichen und ursprünglichen Thematiken rund um Mals auseinandersetzen. Den vermehrten Fehlgeburten bei Rindern; das Heu das als Futtermittel nicht mehr gebraucht werden kann. Der tickenden Zeitbombe von ersten Feststellungen von Rückständen in der Milch, wo man doch grad erst angefangen hat, die "Heumilch" so toll zu vermarkten. Den vermehrten Vergiftungen von Bienenvölkern, wo allein heuer in der Gemeinde Mals von 5 Verdachtsfällen 4 positiv getestet wurden. Den Pestizidrückständen durch Abdrift auf Kinderspielplätzen und Schulhöfen. Dem Bauernbund, bei dem einige Mitgliederer sind als andere. Dem schwindenden Vertrauen der Bevölkerung in Institutionen wie der Laimburg. Und nicht zuletzt dem Verschwinden der Kulturlandschaft.
Sollte der Prozess tatsächlich in München abgehalten werden bleibt nur zu hoffen, dass die großen deutschen Medien aufspringen, damit auch der letzte Konsument in Deutschland weiß, wie oft und womit die schönen Äpfel von Lidl gespritzt wurden, als der Bauer in Südtirol eine SMS vom Beratungsring bekommen hat. Vielleicht setzt man sich dann mit den Problemen in Mals auseinander.

Di., 03.10.2017 - 20:01 Permalink
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19 amet Di., 03.10.2017 - 22:38

Antwort auf von Ludwig Thoma

Die übliche deutsche Katastrophenmentalität. Wenn ich hin und wieder ein paar Minuten deutsches Fernsehen betrachte sehe ich die armen,trübseligen Leute, die mit Pillen vollgepumpt, und mit Schmerzcremen versorgt, Horrorszenarien geboten kriegen die in einem fröhlicheren Land jeden sofort zum umschalten nötigen würden. Wenn man, wie ich, gar einige Jahre in Übersee verbracht hat, lernt man erst die Schönheit Südtirols, die Landschaft, unsere guten Produkte schätzen. Und deshalb sollten wir uns wehren wenn gewisse Typen versuchen unser Land und unsere Lebensmittel schlecht zu machen, und unseren Bauern und Gastwirten ihre Arbeit zunichte machen. Früher hätte man diese Figuren mit der Heugabel aus dem Land gejagt. Heute bedienen wir uns der Gerichtsbarkeit.

Di., 03.10.2017 - 22:38 Permalink
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gelber enzian Mi., 04.10.2017 - 08:20

Antwort auf von Ludwig Thoma

und so ein schiebel ist auch praktisch, und die münchner noch praktischer!
satt in der eigenen gemeinde für ordnung und recht zu sorgen kann man einfach alles delegieren und outsourcen - und steht am ende noch gut da!? man ist ja manager und - die weiße weste ist mein schild ...
ablenken, sowas hatten wir schon mal ...schon öfter ..
schiebel's sind praktisch.

was den schulhof angeht: wem wurden da die ohren langgezogen?
als bürger einer solchen gemeinde hätte ich da den richtigen die ohren langgezogen, anstatt zuzusehen und schüren ...

was die beratungsring-sms angeht: bitte informiere dich bevor du stereotyp das als anleitung zum blind rumspritzen ankreidest (z.b. : europoaweit einzigartig: schorfwarndienst flächendeckend für IP und bio, feuerbrandmonotoring, ..)
wenn man zuerst alles schlecht macht, ist es schwierig das positive zu erkennen.

hat es früher dort maisfelder gegeben?, gemüseäcker? ...weinberge?
alles wandel der kulturlanschaft "dank" klimawandel.

was das mißtrauen in die laimburg betrifft:
eines der wenigen unabhängigen forschungsinstitute europaweit, das noch grundlagenforschung! betreibt.
auf kongressen im ausland haben die laimburg'ler meist den größten kenntnisstand (siehe Engerlinge, Kirschessigfliege, ..). aber was nicht sein kann, was nicht sein darf -....

Mi., 04.10.2017 - 08:20 Permalink
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Ludwig Thoma Mi., 04.10.2017 - 18:01

@ 19 Amet "...unsere Lebensmittel schlecht zu machen..." Sind nur Äpfel unsere Lebensmittel? Gehören Milch und Honig nicht dazu? Also geben Sie mir recht, wenn ich sage, dass beim Bauernbund einige Mitgliederer als andere sind?
@ Klemens Kössler: Sie glauben also nicht, dass 4 von 5 Verdachtsfällen bei Bienen positiv getestet wurden?

Bezeichnend ist ja für Eure Kommentare, dass Ihr mit keinem Wort auf das vergiftete Heu (das sogar die Schafe verschmähen) und die Bienenvölkern eingeht (es gibt praktisch keinen rückstandsfreien Honig mehr in Südtirol, aber das nur nebenbei) und gleichzeitig davon sprecht, dass hier jemand "unsere" Lebensmittel schlecht machen möchte.

Eine schöne Einschätzung über die Klage hat auch Köllensperger abgegeben. Zu lesen in der tz. Ich würd mir ganz schön doof vorkommen, wenn ich jetzt aufgefordert würde das auch noch zu unterstützen.

Mi., 04.10.2017 - 18:01 Permalink
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Klemens Kössler Mo., 09.10.2017 - 21:35

Antwort auf von Ludwig Thoma

In Südtirol gibt es Honig, das ist der Unterschied, in anderen Ländern gibt es keinen mehr. Südtirols Imker sind fleißig die komunikation mit den Landwirten gehört dazu, auch wenn es manche Reibflächen gibt man kann miteinander. In Mals kann offensichtlich niemand miteinander, so langsam wird Mals zum Symbol für zerstörerischen Streit. Sie finden im Honig auch viel anderes, Rückstände von Bremsbelägen und Arzneien, die heutigen Geräte finden alles. Weiterhin wird man daran arbeiten noch besser zu werden niemand will diesen Fortschritt aufhalten, Mals ist aber kein Fortschritt sondern eine miese Polemik. Es könnte mir so egal sein was Mals macht aber warum müssen die Malser mein Produkt schlecht machen nur weil da oben im hohen Vinschgau sich Menschen rücksichtslos benehmen, Nachbarn bis zur Galle streiten und mit Übertreibungen und Lügen alle als Übeltäter beschuldigen.

Mo., 09.10.2017 - 21:35 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 10.10.2017 - 18:02

Antwort auf von Klemens Kössler

Sie sollten sich mal in Mals direkt ein Bild von der Lage machen, anstatt hier mit Mutmaßungen um sich zu schmeißen.
Andererseits finde ich Ihre Kommentare immer wieder lustig. Wenn es dann soweit ist, dass Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Milch nachgewiesen werden (im Honig sind sie es ja schon), dann werde ich mir beruhigt ein Glas davon einschenken, etwas Honig einrühren und froh sein, dass es Honig noch gibt und dass in der Milch keine Rückstände von Bremsbelägen waren.

Di., 10.10.2017 - 18:02 Permalink
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Stereo Typ Mi., 04.10.2017 - 18:27

Hört, hört, "Angriffe auf die Südtiroler Obstwirtschaft" sind das also. Schöne Kriegssprache. Die Menschen, die nahe eines Obstfeldes wohnen (und das sind viele Familien mit Kindern), werden anders denken.

Mi., 04.10.2017 - 18:27 Permalink