Wirtschaft | Öffentlicher Dienst

Kaschierte Zulage

Über 15 Millionen gibt das Land jährlich offiziell für die Zweisprachigkeitszulage aus. In Wirklichkeit dürfte die Summe aber gut zehnmal so hoch sein.
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Foto: asgb
Die drei Fragen, die Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba stellen sind eindeutig.
Die grünen Landtagsabgeordneten wollen in einer Anfrage wissen:
 
  • An wie viele Personen in welchen Dienstpositionen wird aktuell die Zweisprachigkeitszulage ausbezahlt?
  • Wie viele Personen haben in den letzten 10 Jahren die Zweisprachigkeitszulage erhalten? Wir bitten um Aufschlüsselung nach Jahren und nach Stufen (A-B-C-D).
  • Welcher Gesamtbetrag wurde in den letzten 10 Jahren jährlich für die Zweisprachigkeitszulage ausbezahlt?
Jetzt hat die zuständige Personallandesrätin Waltraud Deeg geantwortet. Die Antwort ist ein Musterbeispiel von Beamtenschlauheit.
 

Die Lehrer

 
Es ist mir wichtig festzuhalten, dass die Zweisprachigkeit für Südtirol ein enormer Mehrwert ist, um den uns viele andere Regionen und Länder beneiden“, schriebt Waltraud Deeg in der Antwort. Die SVP-Landesrätin weiter: „Die Zweisprachigkeit und die Gleichstellung der Sprachen Deutsch und Italienisch in unserer Region sind wichtiger Bestandteil und Grundsäulen unserer Autonomie. Es muss uns allen ein Anliegen sein, diese Besonderheit unserer Provinz weiterhin zu stärken und auszubauen.
Dann folgen die Zahlen und Fakten. „Für die Lehrpersonen der Schulen staatlicher Art werden die Fragen 1 bis 3 in der nachstehenden Tabelle beantwortet“, heißt es in der Antwort.
 
Demnach gibt das Land jährlich gut 15 Millionen Euro allein für die Zweisprachigkeitszulage des Lehrpersonals aus. Macht in 10 Jahren rund 160 Millionen Euro.
 

Die Landesangestellten

 
Überraschend aber ist eine andere Antwort der Landesrätin. „Für die Landesbediensteten wird keine Zweisprachigkeitszulage ausbezahlt, da deren Besitz Voraussetzung für den Landesdienst ist“, schreibt Deeg.
Die Antwort ist eine bewusste verbale Watschn für die grüne Fraktion. Wenn man man weiß, dass Brigitte Foppa und Hans Heiss von Beruf Landesangestellte sind, dann muss man sich - nach dieser Antwort - notgedrungen fragen: Ja, wissen die nicht einmal was auf ihrem Gehaltszettel stand?
Doch genau so ist es nicht. Denn die Antwort, die Waltraut Deeg und ihre Ämter gegeben haben, ist eine Augenauswischerei. Konkret: Formal mag sie richtig sein, inhaltlich ist sie aber falsch.
Das ist ein völliger Nonsens“, kann auch ASGB-Chef Tony Tschenett über diese Antwort nur mehr lachen. Denn in Wirklichkeit wird die Zweisprachigkeit in Südtirol allen öffentlichen Bediensteten ausbezahlt, die den Nachweis haben. Nur mit einem Trick.
 
Es gibt offiziell bei den meisten Angestellten des Landes, der Gemeinden, der Bezirksgemeinschaften und der anderen öffentlichen Institutionen nur mehr zwei Lohnelemente. Das Grundgehalt und die Sonderergänzungszulage. Für die Ladiner gibt es noch die Dreisprachigkeitszulage.
Der Grund dafür: Seit Anfang der 1990er Jahre wurde die Zweisprachigkeitszulage in das Grundgehalt der Landesangestellten integriert. Das heißt: Das Gehalt ist um dieser Zulage angestiegen. In den Jahren danach wurde das auch in den anderen öffentlichen Institutionen angeglichen. Als letztes wurde im Jahr 2001 die Zweisprachigkeitszulage für das Personal der Südtiroler Sanitätsbetrieb in deren Grundgehalt integriert.
Seitdem zahlt man die Zweisprachigkeit ohne dass es formal eine Zulage gibt. Rechnet man diese Summen ein, so dürften die Ausgaben rund zehnmal so hoch sein, wie die angegebenen 15,8 Millionen.
Auch so kann man Anfrage im Landtag beantworten.
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Daniel Demichiel Fr., 24.11.2017 - 13:20

Persönlich Teile ich die Meinung der Landesrätin, dass die Zweisprachigkeit und die Gleichstellung der Sprache als Mehrwert zu verstehen ist. Das Problem ist aber ein anderes! Wie viele Lehrer und Landesangestellte bekommen einen Zuschuss, obwohl sie diesen Mehrwert nicht leisten? Persönlich fallen mir da alle meine Oberschullehrer ein die die Zweisprachigkeitsprüfung A besitzen aber kein Wort in der anderen Landessprache sprechen...

Fr., 24.11.2017 - 13:20 Permalink
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Sepp.Bacher Fr., 24.11.2017 - 20:04

Als pensionierter Landesbeamter erinnere ich mich die Geschichte folgendermaßen: Anfänglich galt der Kollektivvertrag der Staatsbediensteten (36 Wochenstd.). Beim Land erhielten wir dieses Grundgehalt plus einer Zulage von 35% (für Zweisprachigkeit und für die vier Stunden Mehrarbeit - 40 Wochenstd.). Während die Zweisprachigkeitszulage ein fixer Betrag ist, errechnen sich die 35% vom persönlichen Grundgehalt; ist also variabel.
@demichiel daniel
Sie haben leider Recht; es gibt auch unter den ital. Beamten solche, welche kaum deutsch reden und wenn überhaupt - sehr fehlerhaft - schreiben.

Fr., 24.11.2017 - 20:04 Permalink