Politik | Staatsbürgerschaft

Mehr Herz als Verstand?

Doppelte Staatsbürgerschaft: Die Grünen kritisieren die SVP für ihren “riskanten Flirt mit den Sezessionisten”. Und die Patrioten freuen sich über Günther Platter.
Südtirol
Foto: Salto.bz

Nach dem Brief der 19 geht es Schlag auf Schlag: SVP-Obmann Philipp Achammer eilt nach Wien, um mit dem ÖVP-Chef und wahrscheinlichen nächsten österreichischen Bundeskanzler, seinem langjährigen Freund Sebsatian Kurz (auch) über die doppelte Staatsbürgerschaft zu sprechen. Zwar zeigte sich Achammer “not amused”, dass auch sieben seiner ParteikollegInnen das Schreiben der Süd-Tiroler Freiheit mit der Forderung, die doppelte Staatsbürgerschaft in das künftige Koaltionsprogramm von ÖVP und FPÖ aufzunehmen, unterschrieben haben. Doch betonte der SVP-Parteiobmann auch, dass der Doppelpass seit jeher ein “Herzensanliegen” der Volkspartei und als etwas “Emotionales und Ideelles im europäischen Geiste” erstrebenswert sei. Gerügt wird Achammer für seinen Auftritt nicht nur von Ex-Parteiobmann und “geistigem Vater” der doppelten Staatsbürgerschaft, Siegfried Brugger.

 

Grüne mahnen

“Doppelstaatsbürgerschaft oder Doppelstrategie?”, fragen sich Südtirols Grüne. Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba sind alarmiert. “Nicht wegen des sattsam bekannten, seit 2010 erhobenen Rufs nach einer doppelten Staatsbürgerschaft, sondern wegen der merkwürdigen Allianz zwischen STF, Bürgerunion, Freiheitlichen und Teilen der SVP, unter dem ‘Ehrenschutz’ von Paul Köllensperger”, schreiben die Grünen Landtagsabgeordneten in einer Aussendung. Das Manöver verdiene scharfe Kritik und sei aus drei Gründen “fragwürdig”:

  • “Die Adresse an die türkis-blaue (türkis ist die von Sebastian Kurz gewählte neue Farbe für seine “Neue Volkspartei”, Anm.d.Red.) ÖVP/FPÖ-Koalition bedeutet eine Annäherung an deren Positionen und die Aufwertung des Tandems Kurz/Strache zu neuen Hoffnungsträgern.
  • Das Vorpreschen von Teilen der SVP-Landtagsabgeordneten stellt Bürgerinnen und Bürger vor ein grundsätzliches Dilemma: Welches ist die Haltung der stärksten Partei in Südtirol in dieser grundsätzlichen Frage? Was will die SVP? Doppelpass ja, Doppelpass vielleicht, oder Doppelpass Nein? Hü oder Hott? Dass Landeshauptmann und Obmann durch die Unterzeichnung beschädigt werden sollen, sei nur am Rande bemerkt, da wir nicht deren Amtsverteidiger sind.
  • Die Konsequenzen einer doppelten Staatsbürgerschaft sind kein ‘emotionales’ Thema, sondern sie wäre ein kleiner Sprengsatz in der Südtiroler Gesellschaft und führte zu deren Spaltung in Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft und solchen ohne, also 1. oder 2. Staatsbürgerschaftsklasse.”

Darüber hinaus bringe die doppelte Staatsbürgerschaft eine Reihe von Fragen und Problemen mit sich, die schlussendlich nichts anderes als eine Zwei-Klassengesellschaft schaffen würde, “die das Zusammenleben und das Prinzip der Gleichheit” gefährde. Es solle vielmehr die Unionsbürgerschaft gestärkt und ausgebaut werden, schlagen die Grünen vor. In jedem Fall sei der “SVP-Schlingerkurs in der Frage der österreichischen Staatsbürgerschaft” ein “riskanter Flirt mit den Sezessionisten”, so Heiss, Foppa und Dello Sbarba: “Der Vorstoß der 19 macht deutlich, wie sehr sich Teile der Mehrheitspartei Positionen der ‘Deutschpatrioten’ annähern und damit einer Linie, die das Modell der Autonomie und friedlichen Zusammenlebens nur für ein zeitweiliges, letztlich entbehrliches Provisorium hält. Die SVP sollte sich endlich von dieser und anderen Zweideutigkeiten befreien: Der Flirt mit harten Volkstumspositionen verunsichert Bürgerinnen und Bürger und fördert die zu ethnischer Zündelei.”

 

Patrioten treiben voran

Aus dem Vaterland kommt indes Zuspruch für das Anliegen der 19 Landtagsabgeordneten. Er habe “Verständnis” dafür, sagt Tirols Landeshauptmann Günther Platter zur österreichischen Presseagentur APA: “Ich verstehe den Wunsch der österreichischen Minderheit in Italien, die Möglichkeit für eine Doppelstaatsbürgerschaft zu schaffen.” Und: “Südtirol ist für die Tiroler Landesregierung ein Herzensanliegen.”
Platters Worte gefallen wiederum der Süd-Tiroler Freiheit (STF). Wie die Tiroler Freiheitlichen freuen sich Sven Knoll & Co. über die “Fürsprache”. Damit habe der Tiroler Landeshauptmann “ein wichtiges Signal gegeben”, jubiliert Knoll: Nun gelte es in Wien “mit vereinten Kräften für dieses wichtige Anliegen einzutreten”. Ähnliche Worte kommen vom Parteiobmann der Südtiroler Freiheitlichen. Die doppelte Staatsbürgerschaft sei nicht nur ein Herzens- sondern ein “parteiübergreifendes Südtirolanliegen”, betont Andreas Leiter Reber. Nach den positven Signalen aus Tirol sei nun “die gesamte Südtiroler Landesregierung und Landeshauptmann Kompatscher aufgefordert Geschlossenheit zu zeigen und diesen Wunsch vieler Südtiroler öffentlich zu bekräftigen”.

Eine mögliche Gefahr von Bevormundung oder Spaltung der Volksgruppen sieht Leiter Reber nicht – “die zusätzliche österreichische Staatsbürgerschaft kann zweifelsohne unsere Identität festigen und die Sonderrolle Südtirols in Italien auch für den Einzelnen noch greifbarer machen” – und er weiß auch schon, wie das mit der doppelten Staatsbürgerschaft laufen könnte: “Es wäre eine Maßnahme, die direkt beim einzelnen Bürger ankommen würde. Doch nur, sofern der Bürger dies auch möchte. Denn alleine der einzelne Bürger entscheidet, ob er einen Antrag für die österreichische Staatsbürgerschaft stellen möchte.”

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Sigmund Kripp Do., 23.11.2017 - 17:30

Die Grünen tappen leider immer wieder in dieselbe Falle: Man kann auch Sezessionist sein, ohne "harte Volkstumspositionen" einzunehmen! Diese beiden Dinge hängen nicht zwangsläufig zusammen. Es gibt im Land gar einige - mehr als man annehmen möchte - linksliberale, supraethnische Sezessionisten.....

Do., 23.11.2017 - 17:30 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Do., 23.11.2017 - 21:18

Antwort auf von Sigmund Kripp

Ja, soweit sind unsere Grünen leider noch nicht. Das habe ich bei dieser Partei noch nie verstanden. Sonst wollen sie sich immer so modern, weltoffen, dialogbereit und und und geben, aber bei diesem Thema sind sie unerfindlichen Gründen auf einer Position festgefahren welche rückgewandter nicht sein könnte.

Do., 23.11.2017 - 21:18 Permalink
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Stefan T Do., 23.11.2017 - 18:18

Ich finde die Diskussion über die Doppelstaatsbürgerschaft aus mehreren Gründen unbefriedigend. Es werden entscheidende Details nicht geklärt bzw. aufgeklärt. Wie stellen sich die 19 Abgeordneten und die Herren Strache/Hofer, vielleicht auch Herr Kurz das denn genau vor? Wer soll denn überhaupt berechtigt sein, einen Antrag auf Staatsbürgerschaft zu stellen? Rein historisch begründet müsste jeder, mit Familienwurzeln in den ehemaligen k.u.k. Kronländern ein Anrecht haben. Oder nur Tiroler? Wie siehts dann mit den Welschtirolern (um die historische Bezeichnung zu verwenden) aus? Oder bekommt jeder das Anrecht auf die Staatsbürgerschaft, der sich in der Sprachgruppenzugehörgkeit als deutsch erklärt? Also auch jeder der historisch keine Wurzeln in der Doppelmonarchie hatte?
Ist eine zweite Staatsbürgerschaft in Europa überhaupt von Nöten? Eines ist sicher, wenn man die Südtiroler Bevölkerung in einer weiteren Art trennt, ist das bestimmt nicht hilfreich im Zusammenleben.
Der kluge Sezessionist würde sich wohl für eine unabhängige Europaregion Tirol in einem Europa der Regionen einsetzen. Oder ums mit Menasse zu sagen: Regionen sind Heimat, Nationen sind Fiktionen.

Do., 23.11.2017 - 18:18 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 23.11.2017 - 22:37

Antwort auf von Stefan T

Hier werden seltsamer Weise Fragen aufgeworfen, die seit vielen Jahren, seit der ersten Initiative der SVP immer wieder gebetsmühlenartig beantwortet wurden. Offenbar will man die Antworten nicht zur Kenntnis nehmen. Anspruch auf die (zusätzliche) österreichische Staatsbürgerschaft sollten alle haben, deren Vorfahren die österreichische Staatsbürgerschaft hatten und denen sie gegen ihren Willen genommen wurde. Natürlich sollten auch die Welschtiroler dabei sein, und Sprache, Deutsch, Italienisch, Ladinisch oder sonst was sollte überhaupt keine Rolle spielen. Das wäre restriktiver als die italienische Regelung, denn Italien gibt auch den "Italienern" in Südamerika die italienische Staatsbürgerschaft, die als österreichische Tiroler vor der Annexion des südlichen Tirols ausgewandert sind. Die Grünen sind ja sonst so italophil. Warum wollen sie sich in dieser Angelegenheit kein Beispiel an Italien nehmen?

Do., 23.11.2017 - 22:37 Permalink
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Stefan T Fr., 24.11.2017 - 08:57

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Sehr geehrterHerr Staffler,
ich habe die Diskussion in den letzten Monaten intensiv mitverfolgt. Von Ihnen lese ich zum ersten Mal Details darüber, wer denn wirklich Anspruch auf Staatsbürgerschaft haben sollte. Den konkreten Vorschlag, dass jene, deren Vorfahren die Staatsbürgerschaft hatten, Anrecht darauf haben sollten finde ich sachlich und richtig. Ich habe davon weder in den südtiroler Medien darüber gelesen, noch in den österreichischen Tageszeitungen (ohne zu glauben, ich hätte alles dazu gelesen). Aber nachdem sowieso fast ausschließlich Schlagzeilenjournalismus betrieben wird, wundert mich das wenig. Das Wie ist, und da möchte ich Herrn Kofler wiedersprechen, sehr wohl entscheidend und sollte überlegt weden, bevor falsche Versprechungen ausgesprochen werden. Nachdem ich selbst inzwischen fast 10 Jahre in Österreich lebe, möchte ich allerdings allen Anhängern dieser Initiative eine Warnung aussprechen! Die FPÖ hat diesen Vorschlag auch deshalb immer wieder gut geheißen, weil es in ihr populistisches Wahlprogramm passt. Wahlversprechen und konkrete Umsetzung sind allerdings zwei paar Schuhe. In Wien mahlen die Mühlen langsam! Auch die Frage der Welschtiroler sehen die Kollegen von der FPÖ wahrscheinlich mit etwas anderen Augen. Außerdem sehen die Österreicher, wie ich finde zurecht, ihre Staatsbürgerschaft nicht als Ehrentitel. Diese kommt mit Rechten und Pflichten. Eine Pflicht ist die in Italien viellleicht schon in Vergessenheit geratene Wehrpflicht. Außerdem könnten sich Italien und Österreich in der Vergabe ihrer Staatsbürgershaften nicht mehr unterscheiden: in Österreich ist es nur in Ausnahmefällen erlaubt eine weitere Staatsbürgerschaft zu führen. Entweder bekennt man sich als Österreicher oder eben nicht. Das beschäftigt derzeit auch wieder die Staatsanwaltschaft, nachdem viele türkischstämmige Österreicher nach der Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft illegal die türkische wiedererlangt haben, was eine Stratftat darstellt, und mit der Aberkennung der Staatsbürgerschaft geahndet wird.
Ich würde meine Erwartungen in dieser Frage realistischerweise bremsen.
Beste Grüße aus Wien

Fr., 24.11.2017 - 08:57 Permalink
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Hartmuth Staffler Fr., 24.11.2017 - 17:38

Antwort auf von Stefan T

Die doppelte Staatsbürgerschaft für die Tiroler südlich des Brenners müsste mit einem eigenen (einfachen) Gesetz in Österreich geregelt werden. Die Formulierung des Gesetzes hängt natürlich vom österreichischen Nationalrat bzw. von den Mehrheitsparteien ab, aus Südtirol können nur Vorschläge u. Wünsche kommen. Das italienische Staatsbürgerschaftsgesetz könnte für Österreich eine Vorlage sein, auch wenn man sicher niemals so weit gehen wird wie Italien. Bezüglich Wehrpflicht ist schon öfters geklärt worden, dass sie nur für österreichische Staatsbürger gilt, die in Österreich ansässig sind. Auslandsösterreicher, und das wären die Südtiroler derzeit, unterliegen nicht der Wehrpflicht. Das österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz kennt bereits jetzt zahlreiche Ausnahmen für eine doppelte Staatsbürgerschaft. So können alle ehemaligen österreichischen Staatsbürger und deren Nachfahren, denen in der Zeit des Nationalsozialismus die Staatsbürgerschaft genommen wurde (verfolgte Juden, Kommunisten usw.) , die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten, ohne ihre aktuelle Staatsbürgerschaft abgeben zu müssen. Diese Bestimmung könnte man abgeändert auch auf die Südtiroler anwenden. Dass darüber in den Medien nichts oder nur falsch berichtet wird, stimmt. Es gibt aber doch noch andere Informationsquellen.

Fr., 24.11.2017 - 17:38 Permalink
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gorgias Do., 23.11.2017 - 18:28

Wäre es dann nicht konsequent sich von Italien zu trennen zu wollen und einen eigenen Staat zu gründen, so wie es sog. linksliberale, supraethnische Sezessionisten möchten: brennerbasisdemokratie.eu

Do., 23.11.2017 - 18:28 Permalink
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Martin B. Do., 23.11.2017 - 22:54

Ich würde sofort um den österreichischen Pass ansuchen. Zwei- und Mehrstaatsbürgerschaften haben viele Vorteile. Auch abgesehen vom Patriotismus. Nur weil ich einen AT-Pass habe, erwarte ich mir keine Änderung im Verhältnis zu italienischssprachigen Freunden und Kollegen. Das Mahnen der Grünen und im Artikel hier vom Sprengsatz in dieser Frage finde ich fadenscheinig.

Do., 23.11.2017 - 22:54 Permalink
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Martin Daniel Fr., 24.11.2017 - 10:00

Also, ich war bis dato kein heißer Anhänger der doppelten Staatsbürgerschaft, aber die Argumentation der 2-Klassengesellschaft scheint mir fehl am Platz. Wenn Italien mit einem eigenen Gesetz den italienschsprachigen Minderheiten im benachbarten Ausland die Möglichkeit eingeräumt hat, zusätzlich zur kroatischen etc. die italienische Staatsbürgerschaft zu erhalten, warum sollte das die Gesellschaft spalten? Die nicht-italienischsprachigen Kroaten werden daran von sich aus kein Interesse haben, ebensowenig wie die Urzis und Biancofiores hierzulande. Auch gefällt mir nicht, dass man dieses Anliegen mit "harten Volkstumspositionen" in Verbindung bringt (der Brugger Sigi ist z.B. sehr sehr offen für das Zusammenleben im Lande, Stichwort interethnische Schule) und an den Adressaten Anstoß nimmt - die beiden Parteien werden Österreich die nächsten Jahre regieren (auch dank der sturen Realitätsferne der Austro-Grünen), an wen soll man sich denn sonst wenden?
Recht haben die Grünen, wenn sie die Doppelstrategie der SVP anprangern, es scheint in der Tat eine Strategie in Hinblick auf das Wahljahr 2018 zu sein, alle Lager abzudecken und niemanden zu verprellen.
Aber wieso so viel Ideologie und nicht mehr Sachlichkeit beim Thema?

Fr., 24.11.2017 - 10:00 Permalink
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Hubert Frasnelli Fr., 24.11.2017 - 12:27

Meine Eltern wurden gleichfalls mit dem Pass der K. und K. Monarchie geboren. Daher dürfte auch meine Wenigkeit unter jenen Teil der BürgerInnen fallen, die in den "Genuss" der österreichischen Staatsbürgerschaft gelangen könnten.
Ohne näher auf "patriotisches" Für und Wider einzugehen zu wollen, das derzeit breitest dargeboten wird, erlaube ich mir, auf Folgendes hinzuweisen:
Die Republik Österreich hat durch den Staatsvertrag von 1955 seine volle Souveränität wiedererlangt ("Österreich ist frei").
Dadurch erhielt die Republik beispielsweise auch erst die Möglichkeit, die Südtirolfrage vor die UNO zu bringen. Dies war bekanntlich die politische Grundlage für das Südtirolpaket, dessen Umsetzung zur heutigen Autonomie führte.
Dieser Staatsvertrag enthält allerdings u.a. auch einen Artikel 7, der eine Art Magna Charta für Minderheitenschutzbestimmungen für die in Österreich lebenden (nicht deutschsprachigen: z.b. Kärntner - Slowenen, Burgenl .- Kroaten) Volksgruppen darstellt. Auch Österreich erhielt nämlich von den Alliierten seine Souveränität nicht als Blankoscheck.
Legt man Südtirol-Maßstäbe für eine Bewertung an, so muß man feststellen, dass dieser Artikel 7 immer noch nicht vollumfänglich umgesetzt worden ist, entgegen offizieller Aussagen der österreichischen Politik und entgegen des Einsatzes derselben für die Belange Südtirols, die Umsetzung des Pariser Abkommens zumal.
Daraus folgt für mich persönlich: Erst falls die österreichischen Volksgruppen selbst erklären könnten, dass für sie ein, die bestehende Dauerassimilation abwendender, fortschrittlicher Minderheitenschutz gegeben ist, könnte ich "guten Gewissens" die österreichische Staatsbürgerschaft, so sie denn käme, beantragen.

Fr., 24.11.2017 - 12:27 Permalink
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Ludwig Thoma Fr., 24.11.2017 - 14:05

Ich habe Vorfahren, die einen deutschen Pass hatten. Zumindest eine Zeit lang. Obwohl meine beiden Großväter dort den "Militärdienst" geleistet haben (einer hat es sogar zum Gefreiten gebracht), wurde ihnen dann die Staatsbürgerschaft "gegen ihren Willen genommen"( genauso wie hier ein Kommentator schreibt).
Wäre das nicht Grund genug für mich, einen Anspruch auf Staatsbürgerschaft der Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reiches herzuleiten? Nur mal so grundsätzlich, also egal welche Rechte und Pflichten damit für mich verbunden sind, was ja in dieser Debatte auch niemanden interessiert. Gibt es eine politische Partei die dieses Anliegen, es ist eine Herzensangelegenheit, auf den Tisch der deutschen Koalitionsverhandlungen bringt?

Fr., 24.11.2017 - 14:05 Permalink
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Ludwig Thoma Sa., 25.11.2017 - 08:47

@ Basso Meno, eigentlich ist mir eine Staatsbürgerschaft schon zu viel. Ich wüsste beim besten Willen nicht, was ich mit einer zweiten anfangen sollte. Ich wollte eigentlich nur die Absurdität dieser ganzen Diskussion aufwerfen. Kein Mensch ist imstande zu erklären was, außer dem Pass, sonst noch damit zusammenhängt.
Bevor ich mich auf eine Diskussion einlasse, möchte ich schon gerne wissen, was es mit dieser 2. Staatsbürgerschaft auf sich hat. Welche Rechte, Pflichten, Kosten und sonstige Auswirkungen damit verbunden sind. Also der Inhalt wär mir dann doch wichtiger als die Präsentation. Und wenn ihnen meine Großväter nicht passen, kann ich ja weiter zurückgreifen und behaupten, dass ich rätische Vorfahren habe und deshalb gerne zur Schweiz gehören möchte :-)

Sa., 25.11.2017 - 08:47 Permalink
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Martin Daniel Sa., 25.11.2017 - 10:10

Nur weil ich als Südtiroler die öst. Staatsbürgerschaft erhalte, werden die Arbeitslosen hierzulande nicht weniger. Das ist schon was Ideologisches auch auf dieser Seite...

Sa., 25.11.2017 - 10:10 Permalink
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Martin Daniel Sa., 25.11.2017 - 11:14

Die Verleihung der Staatsbürgerschaft an ein paar Südtiroler verstärkt doch nicht die Arbeitsmigration nach Österreich, gerade aus der Provinz mit der niedrigsten Quote Italiens. Im Übrigen ist die Arbeitsmigration in der EU jetzt schon möglich und trotzdem gehen kaum Italiener nach Österreich um zu arbeiten. Außer denjenigen Südtirolern, die dort studieren und bleiben. Da ändert sich Null-komma-Null

Sa., 25.11.2017 - 11:14 Permalink
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Ludwig Thoma Sa., 25.11.2017 - 11:29

Antwort auf von Martin Daniel

@Martin Daniel: "Nur weil ich als Südtiroler die öst. Staatsbürgerschaft erhalte, werden die Arbeitslosen hierzulande nicht weniger. "
Deswegen wird auch die Schadstoffbelastung in der Luft nicht weniger, das Brot wird nicht billiger, die Mieten und Grundstückspreise dürften auch unverändert bleiben, die Obdachlosen in Bozen haben deswegen auch zu kalt, die Abwanderung aus den Seitentälern wird auch nicht weniger, die Kriminalität, die Politikerpensionen, die Pestizide, die Herausforderungen der Migration, die Sanität, die Sad, und und und....da ist es im Wahlkampf doch viel einfacher, den Leuten eine 2. Staatsbürgerschaft zu versprechen, da freuen sich die Polli darüber.

Sa., 25.11.2017 - 11:29 Permalink
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Martin Daniel Sa., 25.11.2017 - 14:02

Antwort auf von Ludwig Thoma

Gebe Ihnen recht, aber dass das in Folge alles so käme, habe ich von keinem Politiker gehört. Mir gehts auch mehr darum, dass man einen Reiz an einer 2.Staatsbürgerschaft sehen kann, ohne volkstumspolitisch stramm unterwegs sein zu müssen oder desgleichen eingestuft zu werden. Ob das nur Populismus ist, zeigt sich erst nachher. Die aktuelle Lage scheint aber so günstig wie noch nie und wer es nicht probiert, wird nie etwas erreichen.
Ich persönlich würde gern auch in Österreich wählen können. Allgemein bin ich gegen Doppelstaatsbürgerschaften (auch in Dtl. wo sie von SPD und Grünen vehement verteidigt werden), weil sie ihren Inhabern die Möglichkeiten zur Rosinenpickerei geben, so z.B. im steuerlichen Bereich. Bei Minderheiten kann der Diskurs etwas anders sein.

Sa., 25.11.2017 - 14:02 Permalink
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Ludwig Thoma So., 26.11.2017 - 19:33

Antwort auf von Martin Daniel

Vielleicht wäre es sinnvoller, die Wohnbevölkerung in Österreich wählen zu lassen, bevor man uns Südtirolern das Wahlrecht in Ö gibt. Ich glaub gelesen zu haben, dass ca. 1 Million Menschen aller Herren Länder zwar in Österreich ihren ständigen Wohnsitz haben, aber nicht wählen dürfen.
Das was du schreibst ist schön und gut, widerspricht sich aber. Einerseits möchtest du nur das Wahlrecht, andereseits bist du gegen Doppelstaatsbürgerschaften mit Rosinenpickerei....

So., 26.11.2017 - 19:33 Permalink
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Martin Daniel Di., 28.11.2017 - 07:29

Antwort auf von Ludwig Thoma

Dieses Widerspruchs bin ich mir bewusst. Glaube, er ist einer Divergenz zwischen individueller (ich spreche von 'Reiz haben') und kollektiver Perspektive geschuldet. Wenn man deiner Argumentation konsequent folgt, müsste man die Deutsch-Türken zwingen, sich für eine der beiden St'bürgerschaften zu entscheiden. Alle linken Parteien lehnen das ab, mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit dieser Bürger in Dtl. soziale Parteien wählt (und für diese im Bundestag sitzt) und in der Türkei autoritäre.

Di., 28.11.2017 - 07:29 Permalink
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kurt duschek Sa., 25.11.2017 - 21:30

Eine Frage wird hier erstaunlicherweise nicht gestellt: Wollen uns die österreichischen Bürger (nicht Politiker) überhaupt? Sind wir willkommen? Besteht nicht die Gefahr, dass diese zweite Staatsbürgerschaft von den "echten" ÖsterreicherInnen nicht ernst genommen wird? Ich bin lieber ein echter Südtiroler mit deutscher Muttersprache, einer funktionierenden Autonomie und mit italienischer Staatsbürgerschaft. NB : war bis zum 36igsten Geburtstag östereichischer Staatsbürger.

Sa., 25.11.2017 - 21:30 Permalink