Politik | Es reicht jetzt

Süd-Tirol ist nicht Südtirol!

Ein sehr doofes Plakat derer von minus-Tirol und/oder vom Südtiroler Heimatbund hat gestern meinen Ärgerinstinkt angefacht.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Tanke
Foto: Armin Mutschlechner

Dieses Plakat hängt, wie den Seiten der Südminustiroler entnommen werden kann, tatsächlich in der Hauptstadt ihres Vaterlandes, und dankt diesem für die Möglichkeit (! bauernschlau ausgedrückt, übrigens, denn woher wollen die das wissen?) – „bald schon wieder den Pass unseres Vaterlandes zu bekommen.“

Allein dieses „unser“ wäre ja schon der unerlaubten und unzulässigen Vereinnahmung mehr als genug, denn: Deren „unser“ ist nicht mein „unser“; Österreich ist mein Vaterland nicht (wer braucht schon ein Vaterland?), und ich will – brauche! – auch keinen weiteren Pass. Einer reicht völlig. So viel reisen können in einem Leben wohl nur wenige mehr als eine Handvoll Südtirolerinnen, als dass der Türöffner eines einzigen Staates nicht mehr als ausreichend wäre (in welchem Sinne ja sowieso der italienische Pass um ein paar Schattierungen wertvoller ist als der österreichische). Und ja, ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die diese Forderung nach einem zweiten Pass derer von minusTirol samt Gefolge und Umfeld wahrnimmt wie das lästige Summen und Stören einer fetten Stubenfliege im Hochsommer: Sehr irritierend. Und völlig sinnlos.

An welcher Stelle zwingend die Frage gestellt zu werden hat: Wer gibt denen von Süd-Tirol und oder deren Heimatbund überhaupt das Recht, so zu tun, als spreche man dort für ganz Südtirol? Mich hat man nie gefragt, ob ich damit einverstanden bin, möglicherweise mitgemeint zu werden; ob ich Zeit und Lust habe, von ebenso uninformierten wie uninteressierten Fremden - die nicht nur den Unterschied zwischen Südtirol und Südminustirol nicht einmal ansatzweise kennen! -, gefragt zu werden, ob ich denn jetzt auch einen österreichischen Pass wolle: Ob ich mich als Österreicherin fühle oder als Bayerin oder vielleicht auch „nur“ als Deutsche, im großdeutschen Sinne. Oder, je nach Seite, als Italienerin, im grenznationalen Sinne.

Nein will ich nicht. Nein tue ich nicht. Wer überhaupt will solche dämlichen Fragen gestellt bekommen? Und sie beantworten müssen? Und sei es „nur“, um das individuelle Recht zu verteidigen, eine individuelle Person zu sein, die im Rahmen der großen, gemeinsamen Geschichte (die sich ja, und auch das hat endlich an-erkannt zu werden, keineswegs auf alle von ihr Betroffenen gleichermaßen ausgewirkt hat und weiterhin auswirkt!) auch eine individuelle Geschichte hat, und sowieso eine individuelle Meinung.

Nein, diese freche Vereinnahmung, auf Plakatwänden in Österreich und in Rom, in Fernsehsendungen, hüben wie drüben, auf Bannern in Katalonien, und in Schottland, kurz: in und auf der politischen Werbung und Agenda derer von minusTirol samt Gefolge ist schlicht und ergreifend nicht zulässig. Man hat dort kein Recht, überhaupt gar keins, die eigene kleine Sache, also die Sache von ein paar Versprengten aus ein paar Südtiroler Tälern und Ortschaften, zu einer Sache des ganzen Landes zu machen.

Doch damit nicht genug, der Unerhörtheiten.

Wer nämlich (hoffentlich sind’s wenige!) sich die Mühe macht, auf besagtem Plakat sich bis zu dessen unteren Rand durchzuarbeiten (mühevoll! des innerlichen Brodelns wegen! Am liebsten würde man sich ja nämlich einfach nur von diesem Plakat und seinen Hintergründen ab- und etwas Vernünftigem zuwenden), die liest dort wahrlich Ungeheuerliches, nämlich eine Adresse zu einer Webseite derer von minusTirol samt Heimatbund im Gefolge, die da geht: suedtiroler-freiheitskampf. Hier übrigens, man beachte: Südtirol ohne Minus.

Das nun schlägt dem Fass den Boden aus. Das ist eine Verhöhnung, eine grenzwertige Verächtlichmachung aller Menschen, Volksgruppen und Völker, die einen wirklichen, einen echten Freiheitskampf führen, gegen Unterdrückung und Not, bis hin zum Tod. Das geht gar nicht, und hat aufzuhören. Mögen sie ihre „Politik“ betreiben, mögen sie für ihre Sache kämpfen, aber: Mögen sie dabei korrekt bleiben. Mögen sie sich auf sich beschränken. Und mögen sie, nicht zuletzt, den echten Freiheitskämpfer_innen den ihnen - und nur ihnen! - zustehenden Respekt zollen, statt deren Kampf zu entehren, indem sie sich zu Freiheitskämpfer_Innen (!) erhöhen, bzw. jene zu Zündlern erniedrigen.

Und ja, ich würde mir wünschen, dass endlich das offizielle/öffentliche Südtirol diesem unzulässigen bis schändlichen Treiben der paar Versprengten ein Ende bereitet, indem klipp und klargestellt wird, öffentlich und nachhaltig:

Süd-Tirol ist nicht Südtirol!

Notabene: Das Titelbild ist eine Arbeit von Armin Mutschlechner: seine Reaktion auf besagte Plakataktion. Ich verwende es hier mit der freundlichen Genehmigung des Autors.

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Profil für Benutzer Ludwig Thoma
Ludwig Thoma Sa., 20.01.2018 - 13:13

und in 3-2-1 kommt einer der Ihnen jetzt offenbaren wird, dass Ihnen das alles egal sein kann, weil Sie den Pass nicht wollen und daher gar nicht beantragen müssen.

Sa., 20.01.2018 - 13:13 Permalink
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Martin Daniel Sa., 20.01.2018 - 13:49

Das trifft einige Nägel auf den Kopf. Bleibt zu hoffen, dass Wien zu deuten weiß, für wen jene sprechen, die für "Süd-Tirol" zu sprechen vorgeben. Und wenn ich an die Kurden denke, die soeben in Syrien von der Türkei angegriffen werden, dann ist das Freiheitskampfgedusel in der Tat eine Herabwürdigung genau solcher, wirklich bedrängter Minderheiten.

Sa., 20.01.2018 - 13:49 Permalink
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gorgias Sa., 20.01.2018 - 13:58

Mit Plakaten kann man heutzutage hohe Wellen schlagen. Von München und von Wien bis nach Südtirol. (ohne Bindestrich)

PS Ich glaube Sie meinen deutsche im kulturellen Sinne und nicht im großdeutschen Sinne.

Sa., 20.01.2018 - 13:58 Permalink
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Hartmuth Staffler Sa., 20.01.2018 - 16:07

Wir sind jetzt in der Zeit, wo fleißig (auch von mir) an verschiedenen Faschingszeitungen gearbeitet wird, und ich würde auch gerne diesen wirren Text der Silvia Rier übernehmen, wenn er nicht allzu lange und dadurch allzu fad wäre. Andererseits ist er so voll von grotesken Absurditäten, dass man sich doch eine Zusammenfassung als eine Art Kuriositäten-Kaleidoskop vorstellen könnte. "Österreich ist mein Vaterland nicht (wer braucht schon ein Vaterland)" sagt Silvia Rier. Wenn sie das ernst meinen sollte: Warum echauffiert sie sich darüber, dass eine Süd-Tiroler Vereinigung dem Land dankt, das ihr Vaterland nicht ist? Das kann ihr doch vollkommen egal sein. Frau Rier beklagt sich dann, dass man sie nie gefragt habe, ob sie eventuell an einem österreichischen Pass interessiert wäre. Wenn man sie gefragt hätte, wäre ihre Klage vermutlich noch lauter. Wenn sie am österreichischen Pass interessiert gewesen wäre, hätte sie ja die Möglichkeit gehabt, die Petition an den Nationalrat zu unterschreiben, so wie es 22.500 andere Menschen gemacht haben. Sie nicht- das ist ihre gutes Recht, aber deswegen braucht sie nicht zu jammern. Kurios finde ich auch, dass Frau Rier den Südtirolern generell das Recht abspricht, sich für die Rechte anderer Minderheiten (Katalonien, Schottland) einzusetzen. Das ist Kirchturmdenken extrem - wir sind wir, und alle anderen gehen uns nichts an. Dass Frau Rier dann in dieser wirren Stellungnahme auch noch versucht, den Südtiroler Freiheitskampf lächerlich zu machen, überrascht eigentlich nicht mehr. Sie liegt damit auf einer Linie mit der katholischen Kirche Südtirols, die heilige Messen für die faschistischen Opfer des Vernichtungskrieges gegen Äthiopien feiert (Gedenken an die Schlacht von Qulqualber mit dem Abt von Muri Gries), aber keinerlei christliches Mitgefühl für die Opfer des mit viel Giftgas geführten Vernichtungskrieges in Äthiopien ebenso wie für die vielen Opfer der italienischen Folterpraktiken in Südtirol zeigt.

Sa., 20.01.2018 - 16:07 Permalink
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Manfred Klotz So., 21.01.2018 - 08:57

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Herr Staffler, wenn ich mir Ihre Antwort vornehme, muss ich aber sagen, dass das wirklich Wirre darin zu finden ist. Aber Sie üben sich ja - wie Sie selbst schreiben - gerade an Texten für den Fasching, dann ist es ja in Ordnung.
Zur Klarstellung, weil Sie es willentlich falsch interpretieren: es geht in der MEINUNGSÄUSSERUNG von Silvia Rier, nicht um die Frage ob sich Südtiroler (hier haben wir schon wieder die Verallgemeinerung) sich auf den österreichischen Pass freuen oder für andere Minderheiten einsetzen wollen/dürfen, sondern darum, dass Sie und Ihre Gruppe, sich immer herausnehmen, im Namen ALLER Südtiroler zu sprechen. Schon an den wenigen Kommentaren hier müssten Sie aber erkennen, dass Südtirol viele Facetten hat, die sich nicht mit Ihrer bzw. der STF decken und nicht von patriotisch angehauchten Aktionen vereinnahmt werden wollen. In anderen Worten: die Äußerungen der STF und des SHB (ist ja das gleiche) sind in dieser Hinsicht eine Mogelpackung. Und bezüglich Freiheitskampf hat sie vollkommen recht. Sie macht sich nicht über die Sechziger lustig, sondern über die Tatsache, dass man heute noch diesen Ausdruck auf die heutige Situation anwendet.

So., 21.01.2018 - 08:57 Permalink
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Harald Knoflach So., 21.01.2018 - 09:20

"Mich hat man nie gefragt, ob ich damit einverstanden bin, möglicherweise mitgemeint zu werden;"

bei welcher politischen entscheidung oder kampagne, die dich betrifft, wurdest du denn schon explizit befragt, ob du einverstanden bist und wie ging das von statten? haben landesbeamte an deine tür geklopft und dich um erlaubnis gebeten? denn so wahnsinnig viele volksabstimmungen hatten wir nicht in den letzten jahren.

So., 21.01.2018 - 09:20 Permalink
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Manfred Klotz So., 21.01.2018 - 17:53

Antwort auf von Harald Knoflach

Wenn es trivial im Sinne von alltäglich ist, dann ist es umso wichtiger zu unterstreichen, dass man diese "Normalisierung" ablehnt. Es geht doch hauptsächlich darum, dass nicht alle Südtiroler patriotisch vereinnahmt werden wollen (was die STF und der SHB aber laufend tun). Die beiden Gruppierungen haben sicher nicht das Monopol auf diesen Terminus. Würden sie schreiben die Süd-Tiroler Freiheit dankt Österreich, könnte niemand etwas einwenden, es entspräche der Wahrheit.

So., 21.01.2018 - 17:53 Permalink
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gorgias So., 21.01.2018 - 19:15

Antwort auf von Manfred Klotz

Man kann nicht etwas normalisieren das schon lange normal und üblich ist. Dieses ist ein leeres Argument.
Ich sehe mehr das Problem darin dass man versucht Identitäten dauernd zu hinterfragen bis sie zerstört ist.

Dass Patriotismus und Südtirol auch gemeinschaftsbildend im Gegensatz zum Multikulturalismus und Kosmopolitismus ist eigen nicht klar.
Die sollten sich mal die Disfunktiobalität der UNO ansehen und vielleicht begreifen dass Sie damit alles ins verderben bringen.

So., 21.01.2018 - 19:15 Permalink
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Manfred Klotz Mo., 22.01.2018 - 08:36

Antwort auf von gorgias

Gorgias, ich gehe davon aus, das Sie den Begriff "Normalisierung" nicht verstanden haben. Es ist NICHT normal und üblich, dass alle Südtiroler Patrioten im Sinne der STF und des SHB sind. Es geht auch nicht darum eine Identität zu hinterfragen, sondern um das Recht für sich selbst zu sprechen und nicht von einer Gruppe vereinnahmt zu werden. Das hat viel mit aufgeklärter Haltung zu tun, die leider einigen fehlt.
Zu Ihrer Aussage Patriotismus sei gemeinschaftsbildend während es Multikulturalismus nicht ist: Hängt vom Gesichtspunkt ab. Mit Sicherheit ist Patriotismus eine eher ausschließende Haltung, die das Phänomen der Globalisierung, d.h. der Vermischung von Kulturen und Völkern (von denen in der Fremde jedes ein eigenes Verständnis von "Heimat" entwickelt), vollkommen ausklammert. So gesehen ist Patriotismus alles andere als gemeinschaftsbildend.

Mo., 22.01.2018 - 08:36 Permalink
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Manfred Klotz Di., 23.01.2018 - 13:27

Antwort auf von gorgias

Ich habe auch nicht geschrieben das es erst noch zur Normalisierung kommt, sondern dass sie schon gang und gäbe ist. Eben aus diesem Grund ist es erst recht nötig zu unterstreichen, dass nicht jeder von dieser Normalisierung betroffen sein will. Also ist es absolut kein leeres Argument.

Di., 23.01.2018 - 13:27 Permalink
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Peter Gasser So., 21.01.2018 - 12:47

... finden Sie?
Was daran ist “wirr”?
Der Text ist klar und deutlich.
Sprachlich anspruchsvoll, abseits pressemäßiger Verflachungen, aber das ist zu bewältigen.

So., 21.01.2018 - 12:47 Permalink
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Konrad Fischer So., 21.01.2018 - 12:50

Bei uns in Deutschland wird überhaupt niemand gefragt, ob er einen Paß will. Man geht in die staatliche Behörde und beantragt ihn und muß dafür obendrein noch Geld bezahlen. Sollte das im gelobten Land Italia anders sein?

So., 21.01.2018 - 12:50 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler So., 21.01.2018 - 17:53

Antwort auf von Konrad Fischer

Weltweit wird niemand gefragt, ob er einen Pass will, sondern er muss ihn beantragen, Die BRD hat mehrere 100.000 Pässe an Volksdeutsche in Polen und Rumänien ausgegeben. Die wurden nicht gefragt, sondern sie haben sich darum beworben. Italien vergibt jedes Jahr Tausende von Pässen an "Volksitaliener" in Slowenien und Istrien und in Südamerika (im vergangenen Jahr 20.000 italienische Pässe allein in Brasilien). Es ist also überall gleich, nur für die Südtiroler darf es anscheinend nicht gleich sein.

So., 21.01.2018 - 17:53 Permalink
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Waltraud Astner So., 21.01.2018 - 18:12

@Basso Meno
Auch wenn es wie auf dem Plakat im Vergleich zum übrigen Text, nur klein geschrieben ist, das "IN", sie haben es in ihrem letzten Satz vergessen. Mit "IN" würde die Aussage stimmen. Gott sei Dank.

So., 21.01.2018 - 18:12 Permalink
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Profil für Benutzer Martin B.
Martin B. So., 21.01.2018 - 20:08

"Süd-Tirol ist nicht Südtirol!" eigentlich hat sich damit die Diskussion erledigt, denn der Heimatbund benutzt ja den für die Autorin und so einige andere Einwohner der Hochautonomen Provinz Bozen den ungültigen und zurückgewiesenen Südminustirol und sollte sich damit nicht vereinnahmend betroffen fühlen oder?

So., 21.01.2018 - 20:08 Permalink
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Martin Federspieler Mo., 22.01.2018 - 08:23

Ich glaub ich kann Frau Rier beruhigen und auch alle anderen, die die Möglichkeit eines österreichischen Passes für Südtiroler als Beleidigung ihrer Intelligenz empfinden.
Denn - unsere patriotischen Volksvertreter mit ihrem Umfeld sind aus ihrem jeweiligem parteipolitischem Kalkül schon sehr eifrig dabei, mit ihren "Genagelten" dieses delikate Thema zu zertrampeln, ehe der Passus im Koalitionsabkommen auch die geringste Chance erhält, reell umgesetzt zu werden (sofern die neuen politischen Oberen meines - ich hoffe das darf ich sagen - Vaterlandes es je vorhatten).
Und am Ende wird dann nicht viel mehr übrig bleiben, als mit gegenseitigen Schuldzuweisungen wegen der vertanen Möglichkeiten auf Stimmenfang zu gehen.
Das ist der Freiheitskampf 2020 - lässt die einfachsten Regeln außer acht, z.B. dass man das Fell nicht verteilt, bevor der Bär erlegt ist.
Wird schon schiefgehen!

Mo., 22.01.2018 - 08:23 Permalink
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Manfred Klotz Mo., 22.01.2018 - 12:27

Herr Hopfgartner, das mit dem österreichischen Pass ist aber ein hauptsächlich emotionales Thema, das sagen die hartgesottensten Verfechter ja selbst. Rationale Argumente kann kaum jemand ins Feld führen. Sollte er im Grunde ja auch nicht, denn es geht ja um ein Zugehörigkeitsgefühl - wie eben behauptet wird - und nicht um konkrete Vorteile (die es eigentlich nicht gibt). Ginge es ums "Eingemachte", wären wir wieder bei der Südtiroler Mitnahmementalität, die uns gerade von Österreichern vielfach (nicht ganz zu Unrecht) vorgeworfen wird. Wenn jemand seine Meinung ausdrückt von Scheuklappen zu sprechen ist auch nicht gerade rational.

Mo., 22.01.2018 - 12:27 Permalink
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Manfred Klotz Mo., 22.01.2018 - 12:35

Im Übrigen hat Herr Federspieler das Szenario sehr gut beschrieben. Es sind gerade die Verfechter, die das Thema mit ihrem Auftreten an die Wand fahren.

Mo., 22.01.2018 - 12:35 Permalink
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Profil für Benutzer pérvasion
pérvasion Mo., 22.01.2018 - 12:46

Ja, gegen einen österreichischen Pass sind hier einige offenbar auch zu einem solchen Schlussstrich bereit. Diese Extremisierung macht mir Sorgen.

Mo., 22.01.2018 - 12:46 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 24.01.2018 - 07:34

Nur zur Erinnerung für Frau Rier: Südtirol hat seine (von Links und Rechts gelobte) Autonomie nicht bekommen, weil die EinwohnerInnen dort so nett und fleißig und sympathisch sind.
Nein.
Südtirol hat die Autonomie bekommen, weil seine EinwohnerInnen nach Stand von 1919 eine in Italien lebende ÖSTERREICHISCHE MINDERHEIT waren und sind!
Natürlich - und da hat Frau Rier vollkommen Recht - ist niemand von den SüdtirolerInnen je gefragt worden, ob er/sie das auch so sieht!
Aber auch jene, die nicht gefragt worden sind und heute gegen den sogenannten "Dopplepass" agitieren, profitieren von der Autonomie, die - ich wiederhole mich jetzt - durch die Tatsache der ÖSTERREICHISCHEN MINDERHEIT in Italien entstanden ist.

Mi., 24.01.2018 - 07:34 Permalink
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Sigmund Kripp Mi., 24.01.2018 - 12:56

Keine Angst, hab schon ich geschrieben. Wissend, dass es eher Thema begleitend ist. Denn die Linke betont ja durchaus den Wert der Autonomie und sagt, deshalb brauchen wir die Diskussion um Sezession und DP nicht. Ich wollte einfach noch einmal auf den Urgrund der Autonomie eingehen und damit auch auf die Berechtigung der Frage nach dem österreichischen Pass für SüdtirolerInnen, die aus dem ehemaligen Österreich abstammen.

Mi., 24.01.2018 - 12:56 Permalink
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Manfred Klotz Do., 25.01.2018 - 08:12

Herr Hopfgartner, als Mediziner haben Sie sicher analytische Fähigkeiten entwickelt, die Ihnen bei der Diagnosestellung helfen. Setzen Sie sich doch bitte auch hier ein: Es geht in der - ich unterstreiche - Meinungsäußerung, ja gar nicht mal so sehr um den Doppelpass als solchen, sondern um die Tatsache, dass sich eine 5%-Gruppierung immer anmaßt im Namen aller Südtiroler zu sprechen. Das macht die STF ja andauernd. Wer sich gegen diese Vereinnahmung (nicht mal gegen den Pass, denn das ist tatsächlich jedem seine Sache) wehrt ist dann "italophil", also kein echter Südtiroler oder Südtiroler 2. Klasse und schon haben wir die Spaltung.
In Sachen Emotionalität könnte man genauso hinterfragen, weshalb die Doppelpass-Befürworter so in Rage geraten, wenn jemand kritische Worte für die Thematik findet, der Bischof beispielsweise.

Do., 25.01.2018 - 08:12 Permalink
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Manfred Klotz Do., 25.01.2018 - 12:14

Aus der Sicht der "einzig wahren Südtiroler", sind "Italophile" Südtiroler zweiter Klasse, denn sie würden ihre Wurzeln verleugnen, das ist einfach Fakt. Dass man darüber getrost lächeln kann, ist klar. Hätte man das Plakat so formuliert wie Sie vorschlagen, wären Kommentare weitgehend ausgeblieben denke ich. Aber der Vergleich mit Fußball ist, mit Verlaub, etwas weit hergeholt, denn bei der Doppelpass-Geschichte geht es HOFFENTLICH NICHT um PR oder Marketing. Wäre es so, wären schon ganz andere Breitseiten angebracht. .

Do., 25.01.2018 - 12:14 Permalink
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Profil für Benutzer Manfred Klotz
Manfred Klotz Do., 25.01.2018 - 13:48

Absolut, mit dem konstruktiven Geist hast du sicher recht. Ich würde sogar noch etwas weiter gehen: da es sowieso die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen ist, erübrigt sich eigentlich jede Diskussion. Aber es gibt ein aber: lässt man das Thema in den Händen von Revanchisten wird ein an sich bürokratisches Problem zu einem sozialen. Dem ist vorzubeugen und da kommt wieder der konstruktive Geist ins Spiel.

Do., 25.01.2018 - 13:48 Permalink
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Profil für Benutzer 19 amet
19 amet Fr., 26.01.2018 - 13:25

Die ganze Passdiskussion ist sowas von gestrig. Südtiroler, die die Vorzüge der Option genossen haben, haben ihren Kindern erzählt wie sie im Vaterland willkommen waren, und diese, heute wiederum alten Leute, haben total keinen Bock auf ein solches nutzloses Büchl. Der modernen Jugend (ausgenommen die Marschierer), ist die österr. Staatsbürgerschaft schnurzegal. Österreich müsste diese wohl gratis, mit einem Freifahrschein der ÖBB, verteilen, denn Geld ( aktuell 1300 Euro), und den ganzen Papierkram (Ahnenpass etc.) für sowas, geben unsere Leute nicht aus. Sie sind zusehr von den Landesbeiträgen verwöhnt. Aber ich bin überzeugt, das alles landet wieder in irgendeiner Schublade, wahrscheinlich weil der Kurz ja nicht so dumm ist und der FPÖ zu einigen zehntausend Südtiroler Stimmen verhelfen will. Denn dies ist der wahre Grund für den Einsatz der rechten Kameraden diesseits und jenseits des Brenners.

Fr., 26.01.2018 - 13:25 Permalink
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Profil für Benutzer Alois Abart
Alois Abart Mo., 29.01.2018 - 22:38

Liebe Frau Silvia Rier,
ich darf Dir das Du anbieten?
In Deinem Artikel entnehme ich viel Wut und Beleidigung über eine sogenannte "Zwangsbeglückung" und das auch noch von eher unbekannten und unsicheren Zeitgenossen. In einigen Zügen kann ich sehr wohl Deine Abneigung und Argumente teilen. Sie sind nicht von der Hand zu weisen! ... und ohne hier Idiologie zu betreiben: ein Alexander Langer wußte wovon er Zeit seines Lebens gekämpft hatte... daher, sollten wir bestrebt sein, aus den Verkrampfungen uns zu befreien: Du kannst die Geschichte nicht missachten. Alles hatte einen Grund- einen Ursprung. Alles ist im Entstehen und im Verändern...
Tirol, Süd-Tirol hat sich verändert! und das seitdem es einem anderen Staat angegliedert wurde.
Ich denke manchmal, dass gerade hier in dieser kleinen Welt, Südtirol, den Leuten gar nicht mehr präsent ist, warum hier überhaupt Deutsch und die deutsche Kultur gesprochen und gelebt wird, und eine Art autonome Selbstverwaltung existiert.
Haben wir denn schon vergessen, dass dies alles Ergebnis mühevollen Streitens und Kämpfens und Beharrlichkeiten einiger überzeugter Männer und auch Frauen gewesen ist??
Liebe Frau Silvia Rier, ich würde nicht unbedingt jenen "Versprengten aus ein paar Südtiroler Tälern und Ortschaften", als Zündler bezeichnen, oder ihnen das Recht abzusprechen, "es zu einer Sache des ganzen Landes zu machen"... eher noch ungemühtlicher wird mir, wenn von den derzeit Regierungstragenden Personen ständig die Richtung gewechselt wird, - wie ein Fähnchen nach dem Wind.
Als italienischer Staatsbürger bin ich stolz ein Tiroler zu sein und hier in Südtirol aufgewachsen zu sein. Ich bin auch stolz dem deutschen Kulturkreis anzugehören und schätze und achte die Leistungen meiner Vorfahren.
Wenn es eine Möglichkeit geben wird, eine Österreichische Staatsbürgerschaft zu bekommen, werde ich diese beantragen. Und das aus persönlichen Überzeugungen und Entscheidungen, damit ich dies auch meinen Nachkommen weitergeben kann.
Frau Silvia Rier, ich wünsch Dir weiterhin eine Spitze Feder und achtsame Augen, denn ich lese gerne deine Kolumnen.

Mo., 29.01.2018 - 22:38 Permalink