Politik | Reportage

Doppelpass/doppio passaporto/pas dopl

Die Initiative für eine doppelte Staatsbürgerschaft stößt vor allem bei Südtirolern italienischer Muttersprache auf viel Skepsis und Ablehnung.
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Foto: barfuss.it
Als Chirurg in Kriegsgebieten geht Alberto Giudiceandrea keiner alltäglichen Beschäftigung nach. Der 61-Jährige wurde in Brixen geboren, wo sich sein aus Kalabrien stammender Vater niedergelassen hatte. Als Altphilologe mit großem Respekt für die Präzision deutscher Grammatik schickte er seine Söhne in die deutschsprachige Volksschule der Südtiroler Bischofsstadt, wo sie in den 1950er-Jahren als Exoten galten. „Mit uns sprach der Vater Deutsch – mit kala­bresischem Akzent“, lächelt Alberto, der nach der Matura in Wien Medizin studierte. Seine Ausbildung zum Chirurgen absolvierte er dann in London.
So ungewöhnlich wie seine Familiengeschichte ist auch sein Beruf als Chirurg. Seit vielen Jahren arbeitet er in den Krisengebieten der Erde, mal für Ärzte ohne Grenzen, mal für das Rote Kreuz. Kriegsschauplätze wie Darfur, Syrien oder Jemen sind ihm ebenso vertraut wie die heimatlichen Dolomiten. Zwischendurch kehrt er immer wieder für ein paar Monate in seine Süd­tiroler Heimat zurück.
 
Im viersprachigen Mediziner löst die Aufregung um den die italienisch-öster­reichische Doppelstaatsbürgerschaft für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler Unbehagen aus. „Dieses Vorhaben der Wiener Regierung löst keine Probleme, sondern schafft neue“, gibt sich der Arzt überzeugt. „Uns Südtiroler hat das Trauma der Option Hitler oder Mussolini über Jahrzehnte belastet. Jetzt wird erneut versucht, die Bevölkerung in zwei Lager zu spalten: die „wahren Patrioten“ im einen und die „Passgegner“ im anderen. Ich bestreite nicht, dass es Leute gibt, denen ein solches Anliegen wichtig ist. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Auch wenn ich könnte, würde ich nicht darum ansuchen.“
 

„Unangebrachte Initiative“

 
In der Familie steht Alberto nicht allein da. Sein in Brixen lebender Bruder Federico ist Präsident des Südtiroler Unternehmerverbandes, für revolutionäre Innovationen in der Holzindustrie wurde er in Stockholm vom schwedischen König mit dem renommierten Marcus-Wallenberg-Preis ausgezeichnet. Der Kunstsammler und Escher-Spezialist: „Jede Initiative, die zur Spaltung der Bevölkerung beiträgt, ist unangebracht. Wohin das führt, kann man am Beispiel Katalonien verfolgen. Für mich persönlich macht es wenig Sinn, Menschen nach Ahnen und Herkunft zu katalogisieren.“
 
Ganz ähnlich denkt auch sein Cousin Lucio, der in Bozen als Journalist beim Sender RAI arbeitet. Als Autor eines Buches über die „Heimatlosigkeit der Italiener in Südtirol“ und Mitverfasser eines weiteren über die „Kunst des Zusammenlebens“ kennt er die Allergien und Empfindlichkeiten der drei Sprachgruppen wie kaum ein anderer. In Sachen Doppelpass stört ihn das widersprüchliche Verhalten der Südtiroler Volkspartei, die die „europäische Dimension“ des Anliegens unterstreicht: „Diese wäre nur mit einem europäischen Pass erreichbar – nicht aber mit einer Ansammlung mehrerer Pässe. Die SVP lässt sich von den Rechtsparteien treiben, wird damit aber bei den Wahlen kaum Stimmen gewinnen – wohl aber die vieler Italiener verlieren, die in den letzten Jahren mit Sympathie auf die Sammelpartei geblickt haben.“
 

Gegensätzliche Anschauungen

 
Gelebte Mehrsprachigkeit gehört für die Familie Giudiceandrea zur Selbstverständlichkeit. Ob auf Deutsch, Italienisch oder im Südtiroler Dialekt – ihre Sprachzugehörigkeit scheint nie durch. Ihr Weltbild ist meilenweit entfernt von den ethnisch geprägten Visionen der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit, die der ÖVP-FPÖ-Regierung in Wien einen fertigen Gesetzentwurf zum Doppelpass überreicht hat. Die Rechtspartei betreibt permanent Deutschtümelei und vergewaltigt dabei auch die Rechtschreibung: Süd-Tirol schreibt sie grundsätzlich mit – patriotisch gemeintem – Bindestrich. Auf ihrer Website bietet sie Aufkleber mit Parolen wie „Süd-Tirol ist nicht Italien“ oder „Freiheit für Süd-Tirol“ an. Ihr Landtagsabgeordneter Sven Knoll trägt gerne eine an die k._u._k. Monarchie erinnernde Uniformjacke.
Nach Überzeugung der Proponenten und der österreichischen Bundesregierung soll die Doppelstaatsbürgerschaft deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolern vorbehalten sein. Doch die dafür nötige und mit dem Unwort „Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung“ bezeichnete Feststellung der Muttersprache folgt in Südtirol bizarren Regeln: Denn nach einem 2001 erfolgten Einspruch von Datenschützern gilt die Erklärung als streng geheim. Sie wird in persönlichen Kuverts am Bozner Landesgericht aufbewahrt und darf nur vom Unterzeichner selbst eingesehen oder angefordert werden.
 
„Es gibt mit Sicherheit mehrere Tausend legitime ‚Zweckerklärungen‘, auf denen sich Italiener, Ladiner, EU-Bürger oder Einwanderer als deutschsprachig ausgegeben haben“, versichert im Gespräch der Jurist Guido Denicolò. Er befasst sich seit Jahren mit ethnischem Proporz und Sprachgruppenerhebung. „Dadurch steigen die Chancen auf Besetzung einer öffentlichen Stelle“, für die ein Zweisprachigkeitsnachweis erbracht werden muss. Da aber bei allen öffentlichen Ausschreibungen das Prinzip der freien Sprachwahl gilt, kann jeder Bewerber seine Prüfung durchaus auch auf Italienisch ablegen.
Die Erklärung der Sprachgruppenzugehörigkeit kann überdies bei jeder Volkszählung ausgewechselt oder auch verweigert werden. Denicolòs Fazit: „Die Sprachgruppenerklärung ist ein absolut untaugliches Mittel zur Feststellung der effektiven Sprachzugehörigkeit.“ Darauf hat auch Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher verwiesen: „Es darf keine Abstimmung werden, bei der entschieden wird, wer ein guter Patriot ist.“ Und auch der in Innsbruck lehrende Südtiroler Politikwissenschafter Günther Pallaver sieht die Doppelpass-Bestrebungen skeptisch: „Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit ver­sanden wird.“
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Manfred Klotz So., 28.01.2018 - 19:04

Die Probleme waren in dem Moment da, als die deutschsprachige Rechte begonnen hat das Thema zu vereinnahmen und an die ethnische Komponente zu knüpfen. Hochstilisiert wird dabei nichts. Der Ansatz war grundfalsch. Außer die Absicht war von Anfang an eine Spaltung herbeizuführen, was bei bestimmten Befürwortern, die nur blinden Revanchismus kennen, kein Wunder wäre.

So., 28.01.2018 - 19:04 Permalink
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Stefano Bonacina So., 28.01.2018 - 19:26

Sono per un passaporto europeo, meglio se solo passaporto, senza specifiche di cittadinanza, come quello del mio cane.
Buon articolo, spero si possa ritrovare anche in italiano, ... e non solo.

So., 28.01.2018 - 19:26 Permalink
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kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 07:43

Antwort auf von gorgias

...ob Staatsbürgerschaft oder zweiter Pass, der Artikel handelt über das Gefühl, welches italienisch- und gemischtsprachige Südtiroler bei dem Thema "Doppelpass" empfinden. Darüber wäre es angebracht zu diskutieren. Diesen Südtirolern (auch sie sind Südtiroler, oder etwa nicht ?) sollte man zuhören und ihre Gedanken und Ängste nicht durch überzogene Kommentare ins Lächerliche ziehen. Deshalb nochmals: Thema verfehlt! Sitzen.

Mo., 29.01.2018 - 07:43 Permalink
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19 amet Mo., 29.01.2018 - 13:30

Antwort auf von gorgias

gorgias. Warum brauchen wir innerhalb Europas Grenzen und Pässe ? Eine der schönsten Errungenschaften der EU ist doch die Reisefreiheit von Lissabon bis fast nach Petersburg. Es genügt ein Pass um sich ausserhalb der EU zu bewegen. Diese Polemik ist getragen von Leuten die geistig im 19. Jahrhundert leben. Gott sei Dank gibt es intellgentere Mitbürger wie die oben interviewten.

Mo., 29.01.2018 - 13:30 Permalink
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Harald Knoflach So., 28.01.2018 - 19:49

können wir's jetzt dann langsam gut sein lassen. ich versteh schon, dass das thema polarisiert und leser bringt. aber diese unglaubliche rauchbombe wird langsam nervig und es gäbe so viel dringendes zu tun. ich denke nicht, dass sich zum beispiel die situation bezüglich obdachlose und flüchtlinge in letzter zeit verbessert hat (remember adan), aber das scheint kein thema mehr. früher war winter immer feinstaubbelastungszeit. heuer alles im grünen bereich? einkommensschere? steuerflucht? teures wohnen? lebenshaltungskosten? krieg in kurdistan?
aber ich vermute, es ist nicht ruh, bis sich nicht jeder einzelne südtiroler (solange er/sie gegen den doppelpass ist) in einem interview zu wort gemeldet hat. (und bei den knappen von unsertirol24 gibts die kehrseite dazu).
was für eine selbsterfüllende prophezeiung, diese spaltung.

So., 28.01.2018 - 19:49 Permalink
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Robert Tam... So., 28.01.2018 - 20:02

Antwort auf von Harald Knoflach

Stimme Harald zu. Es gibt landesweit kein einziges Medium, das derzeit so oft über dieses Thema berichtet wie Salto. Manchmal sogar mehr als ein Artikel täglich.
Es würde mich nicht verwundern, wenn man beim Zusammenzählen der Berichte draufkäme, dass Salto derzeit mehr über den Doppelpass schreibt, als alle anderen Südtiroler Medien zusammen.

So., 28.01.2018 - 20:02 Permalink
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Christian Mair Do., 01.02.2018 - 12:15

Antwort auf von Michael Bockhorni

@Harald: So ist es!
Aber warum ist diese Einschätzung der Besetzung eines öffentlichen Themas bei Doppelstaatsbürgerschaft so einfach und bei Selbstbestimmung so schwer?
Und welche politischen Lösungen schlägst du vor, um anstelle von Prophezeiungen, Utopien und Erlösungsphantasien reale Veränderungen umzusetzen?

Demokratische Autonomie für ein Europa der Regionen in Form der europäische Republik ist natürlich unumgänglich, wenn man Demokratie in Form von Selbstverwaltung als Ausweg aus den Defiziten des derzeitigen Systems sieht. Das muss aber ein ständiger Prozess sein und keine einmalige Abstimmung.

Do., 01.02.2018 - 12:15 Permalink
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19 amet So., 28.01.2018 - 20:48

Antwort auf von Harald Knoflach

Da bin ich Ihrer Meinung. Über dieses unnütze Büchl wird viel Tinte verbraucht. Und dabei gäbe es viele Probleme die einer Lösung harren. Was haben denn die rechten Kameraden, die jetzt um den Doppelpass im Quadrat springen , jemals für diese Probleme getan ? Meines Wissens Null.

So., 28.01.2018 - 20:48 Permalink
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gorgias So., 28.01.2018 - 21:37

Antwort auf von 19 amet

Ich kenne jemanden der eine schwerwiegende Erbkrankheit hat und sich bei Spezialisten an der Innsbrucker Universitätsklinik behandeln lässt.
Er hat Glück gehabt dass er in Südtirol ein Arzt gefunden hat der in eine Einweisung nach Innsbruck schreibt, weil er sonst alles selbst bezahlen müsste und leider für seine spezielle Situation sich nicht richtig auskennen.
Hätte er die Österreichische Staatsbürgerschaft würde er davon nicht abhängen.
Wenn man Krebs hat und sich lieber in Innsbruck behandeln lassen möchte weil man hier länger warten muss muss es selbst bezahlen.
Dieses unnütze Büchl kann manchmal ganz nützlich sein.

So., 28.01.2018 - 21:37 Permalink
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Harald Knoflach So., 28.01.2018 - 23:13

Antwort auf von gorgias

@gorgias
bist du dir da sicher? ob ich in innsbruck behandelt werde oder nicht, hängt davon ab, wo ich krankenversichert bin. wenn ich als österreicher in italien krankenversichert bin, brauch ich auch eine überweisung eines südtiroler arztes - oder ich muss das eben auf meine kosten machen. kostenlos in innsbruck behandelt wird der, der in österreich krankenversichert ist bzw. eine ausländische überweisung hat. oder irre ich da?

So., 28.01.2018 - 23:13 Permalink
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Martin B. Di., 30.01.2018 - 00:16

Antwort auf von Harald Knoflach

@H.Knoflach: ja, laut meinen Infos ist die Krankenversicherung und damit die Ansässigkeit bestimmend. Eine Ausnahme ist neben der ärztlichen Überweisung nur bei einer Notaufnahme (Erste Hilfe) bei der z.B. lebensbedrohende Komplikation durch eine Krebserkrankung entdeckt werden, die dann vor Ort (z.B. in Innsbruck) behandelt werden.

Di., 30.01.2018 - 00:16 Permalink
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kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 07:56

Antwort auf von gorgias

.....so bedauernswert eine schwere Krankheit für die Person und die betroffene Familie auch ist, die Forderung nach einem zweiten Pass mit dem aktuellen Zustand des Gesundheitswesen zu begründen zeigt wie absurd dieses ganze Theater ist. Ein kranker Mensch braucht medizinische Hilfe und keinen Pass. Ansonsten wäre unter Umständen auch ein 3. und 4. Pass notwendig. Wie gesagt, für eine Verbesserung der Sanität und der Unterstützung von Familiensituationen bin ich dafür, aber da sollte man etwas bei uns verbessern und nicht eigenartige Forderungen stellen,die mit einem bedauerlichen Krankheitfall nicht zu tun haben.

Mo., 29.01.2018 - 07:56 Permalink
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gorgias Mo., 29.01.2018 - 08:53

Antwort auf von kurt duschek

Ich fordere nichts ich habe nur darauf aufmerksam gemacht dass diese "unnütze Büchl" zu etwas gut sein kann.
Lernen Sie doch einer Diskussion zu folgen. Wenn Sie nicht mehr mitkommen sollten Sie es besser lassen, das gilt auch für den anderen Kommentar weiter oben.

Mo., 29.01.2018 - 08:53 Permalink
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kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 12:20

Antwort auf von gorgias

.....so weit sind sie schon, lieber GORGIAS, dass sie sich anmaßen, Diskussionsunfähigkeiten bei anderen Kommentatoren festzustellen! Alles was offenbar nicht ihrer Meinung entspricht ist wertlos? Schon etwas vermessen, finden sie nicht auch ? Leichte Schläge auf das Hinterhaupt erleichter das Denkvermögen! Ein treffender Spruch meines Lateinlehrers, den könnten sie sich auch einmal zu Herzen nehmen.

Mo., 29.01.2018 - 12:20 Permalink
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kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 23:09

Antwort auf von gorgias

...ausgerechnet GORGIAS geht auf andere Meinungen ein. Wer ihre Kommentierungen in den sozialen Medien verfolgt, erkennt sehr schnell ihre rechthaberische Art immer das letzte Wort haben zu wollen. Kenne weder ihren richtigen Namen noch ihr Alter. Ich tippe auf fortgeschrittene Alterssturheit hervorgerufen durch realitätsfernes Handeln und soziale Einsamkeit. Dies sind nur Vermutungen, aber Menschen mit diesem Verhalten sind zu bemitleiden. Wünsche gute Besserung , wird schon wieder werden. Kopf hoch!

Mo., 29.01.2018 - 23:09 Permalink
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kurt duschek Di., 30.01.2018 - 12:22

Antwort auf von gorgias

.....ganz richtig GORGIAS, dieses Recht eine eigene Meinung zu vertreten nehme auch ich in Anspruch! ...und von wegen persönlichen Beleidigungen, sie bezeichnen Andersdenkende als frech, umnachtet, "neben die Schuach" usw. Wer persönlich jemanden beleidigt, ja der braucht sich nicht wundern, wenn seine Haltung und sein Benehmen analysiert und in den sozialen Medien lächerlich gemacht wird. Wie man in den Wald hinein schreit, so hallt es zurück!

Di., 30.01.2018 - 12:22 Permalink
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Michael Bockhorni Di., 30.01.2018 - 08:14

Antwort auf von gorgias

@georgias. leider bleibt das Büchlein auch in diesem Fall unnütz, weil in Österreich die Behandlungskosten über die Krankenversicherung bezahlt werden und nicht durch die Steuern eines Staatsangehörigen. In dieser (Sozial)Versicherung ist jede_r, der einen Arbeitsvertrag in Österreich in Österreich hat und somit Krankenversicherungsbeiträge bezahlt.

Di., 30.01.2018 - 08:14 Permalink
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19 amet Mi., 31.01.2018 - 10:26

Antwort auf von kurt duschek

Das EU Recht sieht vor dass ich mich in ganz Europa behandeln lassen kann wo ich will. Das wurde aber sofort von unseren Politikern abgeblockt, da sie Angst hatten, die Leute würden ihnen nach Ibk und München davonlaufen.
Dann hätten wir keine Wartezeiten mehr und der aufgeblähte Apparat wäre zum Teil unnütz. Das durfte nicht sein. Der Gorgias ist nur gut alle zu beleidigen, die nicht seinen Thesen folgen. Wenn er dann merkt dass er Unsinn verzapft hat, geht er auf Tauchstation.

Mi., 31.01.2018 - 10:26 Permalink
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Christian Mair Do., 01.02.2018 - 12:25

Antwort auf von kurt duschek

Man sollte beim Thema Gesundheit nicht vergessen, dass die politische Verantwortlichkeit zumindest zum allergrössten Teil beim LAnd und nicht beim Staat liegt.

"Autonomie für die Regionen
Mit der Reform von 1999 verabschiedete sich das Gesundheitssystem Italiens wieder ein Stück weit von der Marktorientierung. Stattdessen erhielt die regionale Verwaltungsebene mehr Verantwortung. Unter der Regierung Berlusconi erfuhr das italienische Gesundheitssystem 2001 seine vorerst letzte Umstrukturierung. Den 21 Regionen, die mit unseren Bundesländern vergleichbar sind, wurden zunächst weitere Kompetenzen übertragen, nach einer Übergangsphase sogar die volle Autonomie in Gesundheitsfragen. Neben der Föderalisierung wurde auch die Rationierung der Gesundheitsleistungen vorangetrieben.
So erneuerte und reduzierte die Regierung den Katalog der Leistungen, die jeder Bürger kostenlos
in Anspruch nehmen kann.Allerdings ist es den Regionen vorbehalten, zusätzliche Leistungen aus eigenen Mitteln zu bezahlen." https://www.aekno.de/downloads/archiv/2005.05.014.pdf

Do., 01.02.2018 - 12:25 Permalink
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Hartmuth Staffler So., 28.01.2018 - 21:46

Nicht nur Salto hat mit allzu vielen Fake News zum Thema zweite Staatsbürgerschaft nach Kräften dazu beigetragen, ein im Prinzip vollkommen harmloses Thema zu einer Polemik hochzustilisieren. Auch Bischof Muser hat mit seinen unüberlegten, von absoluter Unwissenheit zeugenden Worten kräftig Öl ins Feuer gegossen und damit seinen obersten irdischen Dienstherren, Herrn Bergoglio, der gleich drei Pässe hat, in übler Weise angegriffen. Dem Giudiceandrea-Clan, der mir sonst recht sympathisch ist, kann man für diese ungefragten Wortspenden nicht einmal böse sein. Sie wissen es nicht besser - und sie hätten halt auch gerne den österreichischen Pass.

So., 28.01.2018 - 21:46 Permalink
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kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 13:54

Antwort auf von Cristian Kollmann

„L’indipendenza non si chiede, l’indipendenza si fa!“ ...muß schon sagen, ich war etwas überrascht wenn dieser Spruch (angegebener link) "seriös und frei" über die doppelte Staatsbürgerschaft informieren sollte. Haben sie sich eigentlich einmal Gedanken macht, was sich ein der italienischen oder gemischtsprachigen Gruppe der Südtiroler dabei denkt? Es geht nicht um einen zweiten Reisepass, ganz klar und offensichtlich,man will zurück, heim ins "Reich". Dass sie die Selbstbestimmung verlangen, ich kann diese politische Forderung verstehen auch wenn ich sie völlig überflüssig finde, aber dann sollten auch alle in Südtirol lebenden Sprachgruppen darüber mitentscheiden. Ein Chaos wie z.Z. in Katalonien ist in Südtirol nicht erstrebenswert, oder möchten sie dies tatsächlich ?

Mo., 29.01.2018 - 13:54 Permalink
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Profil für Benutzer luigi spagnolli
luigi spagnolli Mo., 29.01.2018 - 10:11

Ein Pass dient dazu, dass sich die Menschen in einem anderen Staatsgebiet aufhalten dürfen. Der Doppelpass führt in diesem Sinne niemandem einen Vorteil zu, wird aber hingegen zweifellos zu ethnischen Spaltungen bringen. Ich persönlich brauche nur einen Pass, egal ob einen staatlichen oder einen europäischen, um andere Teile der Welt zu besichtigen: wenn aber meine deutsch- und ladinischsprachige Mitbürger den Doppelpass, als Zeichen ihrer österreichischen "Herkunft", bekommen, dann werde ich auch, obwohl italienischsprachig erklärt, meinen hochverdienten Doppelpass, evtl. auch vor einem Gericht, verlangen. Mein Urgrossvater war nämlich, mit 3 Gebrüder, vor hundert Jahren an der Front in Galizien, mit der Uniform der Kaiserschützen, in Einsatz: ich werde nie akzeptieren, dass meine Familie als weniger "historisch österreichisch" eingestuft wird. Wenn Doppelpass sein soll, dann nicht nur für Deutsche und Ladiner, sondern auch für Italiener! Ob es ohne Spaltungen erfolgen kann, werden wir sehen...

Mo., 29.01.2018 - 10:11 Permalink
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Harry Dierstein Mo., 29.01.2018 - 12:09

Wenn Kurz & Strache einigen Südtirolern den österreichischen Pass schenken wollen, obwohl diese sich ja überhaupt nicht dauerhaft mit ihrem Wohnsitz in Österreich aufhalten, dann werden sich Kurz & Strache hierfür eine Gegenleistung erwarten, wahrscheinlich in Form von Südtiroler Wählerstimmen.
Dies hätte dann natürlich zur Folge, dass der (ohnehin schwer erträgliche) österreichische Wahlkampf nicht nur medial, sondern gleich in Fleisch und Blut über den Brenner nach Südtirol schwappen würde.

So unerträglich ich es seinerzeit persönlich fand, dass Erdoğan in deutschen Stadien seine präpotenten Hasstiraden absondern durfte, um auf deutschem Territorium türkischen Wahlkampf zu betreiben, so unerträglich würde ich es ebenso empfinden, wenn Strache & Co. in Bozen, Brixen und Meran ihre blau-braune „Heim-ins-Reich“-Hetze betreiben würden.

Insofern würde es mich persönlich sehr wohl betreffen, wenn nun plötzlich revisionistische Aushilfs-Nazis aus dem Nachbarland zu Wahlkampfauftritten in meinem italienischen Wohnort auf dem Marktplatz auftauchen würden, obwohl sie hier ja eigentlich überhaupt nichts verloren haben!

Vor allem aus diesem Grund kann man eigentlich nur dafür sein, dass das Thema „Doppelpass“ so schnell wie möglich wieder dorthin verschwindet, wo es eigentlich hingehört: nämlich ganz tief in der Versenkung.

Mo., 29.01.2018 - 12:09 Permalink
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Profil für Benutzer kurt duschek
kurt duschek Mo., 29.01.2018 - 12:31

Antwort auf von Harry Dierstein

...stimme ihrer Argumentation in allen Punkten bei, vor allem deshalb, da ein österreichischer "Wahlkampf" in Südtirol von allen hier lebenden Personen ertragen werden müßte. Eine absolut unnötige Spaltung in der südtiroler Bevölkerung wäre vorprogrammiert und wer jetzt noch behauptet, dass diese Doppelpassforderung harmlos ist, der kennt die Situation in Südtirol nicht oder will sie wissentlich nicht wahrnehmen.

Mo., 29.01.2018 - 12:31 Permalink
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Sigmund Kripp Mo., 29.01.2018 - 14:51

Habe gar nicht gewusst, dass ich ein so schreckliches Element für die Südtiroler Gesellschaft bin!
(Habe nämlich seit 37 Jahren den I + A Pass....)

Mo., 29.01.2018 - 14:51 Permalink