Wirtschaft | Bauernbund

Gefährliche Forderung

Der Bauernbund fordert mehr Respekt vor dem bäuerlichem Eigentum. Es könnte ein Schuss nach hinten werden. Etwa wenn man die öffentlichen Durchgangsrechte überprüft.
img_9455.jpg
Foto: SBB
Über 200 Bauern und Bäuerinnen trafen sich am vergangenen Samstag zur traditionellen Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes.
Dabei gab Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler gleich zu Beginn die Richtung vor. Tiefenthaler mahnte mehr Respekt vor bäuerlichem Eigentum an. „Wenn Projekte geplant sind, die bäuerliche Gründe betreffen, müssen die Grundeigentümer miteinbezogen werden. Es kann nicht sein, dass sie von Infrastrukturprojekten aus den Medien erfahren“, sagt der Bauernbundobmann. Als Beispiele nannte er die Verlegung der Autobahn in Leifers, den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Bozen und Meran oder den Bau der Zulaufstrecken zum BBT.
 

Herausforderung E-Bikes

 
Angesprochen wurde auf der Bauernbund-Klausurtagung auch das Dauerthema: Freizeitnutzung auf bäuerlichem Grund.Wir sind nicht gegen die Freizeitnutzung, sondern wollen nur klare Spielregeln, wie es sie heute mit den Mountainbike-Vereinbarungen schon gibt“, meint Leo Tiefenthaler. Dabei laufe nicht alles wie gewünscht. Der SBB-Obmann: „Wir hören von Problemen, weil sich Nutzer nicht an die Vereinbarungen halten. Auch tauchen im Internet immer wieder Vorschläge für Mountainbiketouren auf oder es werden entsprechende Radführer gedruckt, ohne jemals mit den Grundeigentümern gesprochen zu haben. Dass das auf Kritik stößt, ist verständlich“. sagte Tiefenthaler. Eine große Herausforderung werden die E-Bikes. „Hier wird es schnell klare Regeln brauchen“, so der Bauernbund.
 

Gefährliche Gratwanderung

 
Beide Forderungen des Bauernbundes sind verständlich. Vor allem die Offensive in Sachen Respekt für bäuerliches Eigentum könnte aber für die Bauern durchaus auch ein Schuss nach hinten werden.
 
Denn es ist fast überall im Land Realität, das Bauern öffentliche Wege und Durchgangsrechte einfach schließen oder verlegen, weil sie ihrer landwirtschaftlichen Nutzung im Weg stehen. Weil kaum eine Gemeindeverwaltung die Ein- und Erhaltung dieser öffentlichen Wegnetze kontrolliert, verläuft diese „Privatisierung“ meistens unbemerkt und ohne Folgen.
Überall im Land ist es Realität, das Bauern öffentliche Wege und Durchgangsrechte einfach schließen oder verlegen, weil sie ihrer landwirtschaftlichen Nutzung im Weg stehen. Kaum eine Gemeinde kontrolliert hier wirklich.
Sollte die Gemeinden im Gegenzug zum Respekt bäuerliches Eigentum, auch diesen Respekt der Bauern vor dem öffentlichen Interesse genauestens überprüfen, könnte es zu einigen, bösen Überraschungen kommen.
 

Wolf & Bär  

 


Ein besonders emotionales Thema in Terlan war auch das Großraubwild. Mehrere Ortsobmänner fordern, den Schutzstatus des Wolfes zu senken. Ähnlich wie in anderen europäischen Staaten müsse es Eingriffsmöglichkeiten geben, ansonsten werde ein Ende der Almwirtschaft und der Weidehaltung befürchtet. „Befürworter des Wolfes argumentieren immer wieder mit der Artenvielfalt. Dass aber der Wolf selbst die Artenvielfalt auf den Almen bedroht, wenn Almen nicht mehr bewirtschaftet werden, wird häufig vergessen“, unterstrich Landesrat Arnold Schuler diese Position.
 

Die Wahlen

 
Ausführlich ging Obmann Leo Tiefenthaler auf die SBB-Basiswahl und die anstehenden Wahlen ein. Die vier Meistgewählten der Basiswahl – Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler, Franz Locher und Joachim Reinalter – werden vom Südtiroler Bauernbund in Hinblick auf die Landtagswahlen unterstützt. „Es gibt aber noch weitere bäuerliche Kandidaten, darunter auch Landesrat Arnold Schuler oder den Landtagsabgeordneten Oswald Schiefer, die ebenfalls die Interessen der Landwirtschaft vertreten“, stellte der SBB-Obmann aber klar.
Tiefenthaler rief gleichzeitig dazu auf, bei den Parlamentswahlen am 4. März zur Wahl zu gehen. Bei Wahlen aktiv zu werden, sei ein statutarischer Auftrag des SBB, erinnerte Tiefenthaler. „Es ist wichtig, dass Südtirol gut in Rom vertreten ist und dass die Landwirtschaft auch in den nächsten Jahren verlässliche Ansprechpartner hat“, so der SBB-Obmann.
 

Wichtige Gesetze

 
Einige wichtige Gesetzesvorhaben wurden auf der SBB-Klausurtagung ebenfalls diskutiert. „Beim Landesraumordnungsgesetz hat der SBB einige Verbesserungen erreicht, auch wenn wir noch nicht zufrieden sind“, sagte Tiefenthaler. 
Demnächst werden im Gesetzgebungsausschuss des Landtages auch die Änderungen am Höfegesetz behandelt. Auf der Klausurtagung wurde kritisiert, dass die Präsidenten der Höfekommissionen nicht in die Überarbeitung eingebunden waren. Landesrat Arnold Schuler sicherte zu, sich mit den Präsidenten zu treffen. „Ziel ist, dass Jungbauern nach wie vor einen Hof schließen können, gleichzeitig soll aber die Spekulation unterbunden werden“, erinnerte Tiefenthaler.
 
Viel erhofft sich Tiefenthaler vom Gesetz zur Sozialen Landwirtschaft, das in den nächsten Monaten vom Landtag behandelt werden soll. „Das Gesetz, das unter anderem die tiergestützte Therapie am Bauernhof oder die Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigung ermöglicht, stellt ein neues, attraktives Angebot für die Gesellschaft dar.“, meint der SBB-Obmann
 

Gemeinsame Agrarpolitik

 
Spannend dürften die Verhandlungen über die neue EU-Agrarpolitik werden. Die SBB-Funktionäre hoffen, dass die besonderen Anliegen der Landwirtschaft im Berggebiet wieder entsprechend berücksichtigt werden. Zudem sollten Junglandwirte besser unterstützt werden. „Die größte Herausforderung wird aber sein, das EU-Agrarbudget zu halten“, so Tiefenthaler.
Ein weiteres Anliegen des SBB ist, noch stärker mit der Gesellschaft zu kommunizieren. „Wir müssen allen die Landwirtschaft näherbringen und erklären, wie Bäuerinnen und Bauern arbeiten und was sie tagtäglich leisten“, fasste Tiefenthaler zusammen. Dazu dienen auch Veranstaltungen wie der Bauernhof-Sonntag, der heuer am 27. Mai stattfindet und neun Höfe dann ihre Tore öffnen. 
Sehr genau wird der SBB auch die weitere Entwicklung rund um den Flughafen beobachten. „Ich erinnere hier nochmals an den Bürgerentscheid, der sich klar gegen den Ausbau des Flughafens und die öffentliche Finanzierung ausgesprochen hat“, winkte Tiefenthaler der Landespolitik mit dem Zaunpfahl.
Bild
Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Mo., 12.02.2018 - 11:53

Zu den öffentlichen Durchgangsrechten muss schon genauer hinterfragt werden, ob diese auch für Radfahrer, Reiter, Hundegassigehen, Jäger und Touristen und Treckingorganisationen offen sein müssen. All diese Wege bzw Durchgangsrechte wurden meistens zum Zwecke bäuerlicher Nutzung wie Holzbringung und Wiesen/Weidenutzung angelegt. In seltenen Fällen waren es auch reine sogenannte Kirchsteige. Heute glauben auch Touristiker darüber frei verfügen zu dürfen ohne dafür irgendwelche Gegenleistungen zu erbringen.

Mo., 12.02.2018 - 11:53 Permalink
Bild
Profil für Benutzer rotaderga
rotaderga Mo., 12.02.2018 - 13:11

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Durch meinem Besitz führt ein nicht im Grundbuch eingetragener Feldweg. Auf Gemeindegrund weisen Schilder auf einen Wanderrundgang eben über diesen Weg. Darf mich immer wieder über Hundekot , wildparkenden Autos, Trials, Reitern, Radfahrer und respektlosen Wanderern sowie deren Abfall ärgern. Einmal drohte man mir mit Schadensforderung weil sich ein Feriengast an einem Schlagloch den Fuß verletzte. Darauf hab ich auch meinen Grundbesitz versichern müssen. Soviel zu den öffentlichen Beiträgen.

Mo., 12.02.2018 - 13:11 Permalink