Politik | Langtaufers

"Das ist eine Viecherei"

AVS-Präsident Georg Simeoni will sich in der Causa Langtaufers nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen. "Hier hat wohl jemand kalte Füße bekommen", sagt er.
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Foto: da Youtube

salto.bz: Herr Simeoni, das Projekt der skitechnischen Verbindung zwischen dem Langtauferer Tal und dem Kaunertaler Gletscher muss nun aller Voraussicht nach noch einmal den Behördenweg von Umweltbeirat bis Landesregierung nehmen. Offizieller Grund: Georg Simeoni. Fühlen Sie sich jetzt schuldig?
Georg Simeoni:  Überhaupt nicht. Vielmehr müsste mir mal jemand erklären, was hier vorgeht. Wenn man als Vertreter eines Umweltverbandes in UVP-Beirat ist, ist es wohl logisch, dass man bei bestimmten Projekten, bei denen es um eine Beeinträchtigung der Natur ist, dagegen ist. Und dass auch der gesamte Verband dagegen ist. Wenn man da nicht mehr seine Meinung kundtun darf, sind wir fehl am Platz.

Es geht aber nicht darum, ob Sie Ihre Meinung im UVP-Beirat nicht kundtun dürfen. Vielmehr hat die Landesregierung als Grund für Ihre angebliche Befangenheit angeführt, dass Sie auch als AVS-Präsident im Juni 2016 einen Einwand gegen das Projekt vorgebracht haben.
Nein, das stimmt nicht. Bei der Anbindung des Skigebietes Marinzen schon, da habe ich einen Einwand eingereicht und dort ist die Annullierung des Beschlusses noch irgendwie noch nachvollziehbar gewesen. Doch bei Langtaufers hat zwar das Naturschutzreferat des Alpenvereins einen Einwand geschrieben. Den habe ich selber aber nicht unterschrieben. Außerdem habe ich auch vor der dritten Abstimmung im UVP-Beirat ausdrücklich gefragt, ob wir nicht wieder Probleme wie bei Marinzen bekommen, wenn ich mitstimme. Und dort hat es geheißen: Stimme nur mit, kein Problem.

Wieso eigentlich drei Abstimmungen?
Fragen Sie mich etwas Leichteres. Vielleicht wollte man partout ein positives Gutachten, das weiß ich nicht. Fakt ist: Wir haben im UVP-Beirat drei Mal über dieses Projekt abgestimmt. Und drei Mal ist es einstimmig abgelehnt worden. Also, diesbezüglich hat meine Stimme nichts geändert. Und bekanntlich hat es dann auch die Landesregierung abgelehnt. Auch wenn jetzt offenbar jemand kalte Füße bekommen und das Ganze wieder zurückgezogen hat, um es nochmal aufs Tapet zu bringen. Dass man mir aber jetzt den Schwarzen Peter dafür zuschiebt, finde ich gelinde gesagt eine Viecherei.

"Im UVP-Beirat sitzen laut Gesetz zwei Vertreter der Umweltverbände und wenn die ihren Mund nicht aufmachen können, wenn es um die Natur geht, dann ist etwas faul im Staate Dänemark."

Hat die Landesregierung in der Causa Ihren Standpunkt eingeholt?
Nein, im Gegenteil. Ich habe jetzt nachfragt, ob ich eine Begründung für die Entscheidung der Landesregierung haben kann. Doch Antwort habe ich bisher keine, man hat mir gesagt, dass ich irgendwann eine schriftliche Mitteilung bekommen werde. Auf die warte ich sehr gespannt, denn ich muss schon sagen, dass mir diese ganze Geschichte gegen den Strich geht.

Ist die Rolle von Interessensvertretungen im UVP-Beirat angesichts der bestehenden Gesetze generell schwierig, also gibt es ein chronisches Problem mit möglichen Interessenkonflikten?
Ich bleibe dabei: Im UVP-Beirat sitzen laut Gesetz zwei Vertreter der Umweltverbände und wenn die ihren Mund nicht aufmachen können, wenn es um die Natur geht, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Aber für mich ist das jetzt ohnehin nicht mehr von Belang, weil ich nicht mehr im UVP-Beirat sitze.

Freiwillig oder unfreiwillig?
Ich habe beschlossen, mich im Zuge der neuen Ernennung nicht mehr zur Verfügung zu stellen, nachdem ich davon gehört habe, dass die Landesregierung den Beschluss mit dieser Begründung zurückziehen will. Doch ich habe die Neubenennung schon auch als Schachzug verstanden, mir diesen Schritt nahezulegen.

Und das alles wegen Langtaufers?
Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nur, dass es bei dieser ganzen Geschichte großen politischen Druck gibt. 

Denken Sie, dass die Chancen für die Skiverbindung mit der Neubehandlung des Projektantrages steigen?
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ein positives Gutachten geben sollte, wenn das Projekt gleich bleibt, also wenn dieselben Karten am Tisch bleiben wie bisher. Deshalb ist nun zu sehen, ob und wie  die Karten neu gemischt werden. 

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alfred frei Mi., 21.03.2018 - 11:01

Wäre es nicht an der Zeit dass man die "Selbstschutzwege" der Bürger neu überdenkt und den Interessenkonflikten mit der Androhung der Prozesskosten einen Riegel vorschiebt. Auch eine Volksabstimmung könnte man gezielter einsetzen, bzw.
vor den Landtagswahlen aktualisieren. Blind-Watten mit gezinkten Karten in der öffentlichen Verwaltung: ein Widerspruch
oder nur eine Form der Freizeitbeschäftigung ?

Mi., 21.03.2018 - 11:01 Permalink
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Martin Daniel Mi., 21.03.2018 - 11:22

Die Redlichkeit der Landesregierung wird sich daran zeigen, ob sie den Antragstellern die Möglichkeit einräumt, ihr Projekt den Ablehnungsgründen anzupassen und auch daran wie die LR ein 2. Mal entscheiden wird. Schließlich hat sie das 1. Mal einstimmig entschieden.

Mi., 21.03.2018 - 11:22 Permalink