Politik | Kindergarten

Nicht-Deutsche Flut

Die Süd Tiroler Freiheit hat am Donnerstag ihre neue Plakataktion zu den Kindergärten vorgestellt. Die Forderung: Vorrang für deutsche Kinder in deutschen Kindergärten.
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Foto: STF
Die Süd-Tiroler Freiheit stellte am Donnerstagvormittag im Südtiroler Landtag ihre neue Plakataktion vor. Es geht dabei um die Forderung, dass in deutschen Kindergärten deutschsprachige Kinder vorrangig aufgenommen werden.
Auf der Pressekonferenz legten die Landtagsabgeordneten Sven Knoll, Myriam Atz Tammerle, Bernhard Zimmerhofer, die Parteifunktionäre der Ortsgruppe Bozen Stefan Zelger und Andreas Tutzer, sowie der Pressesprecher der Landtagsfraktion Cristian Kollmann einen langen Forderungskatalog vor. „Wir machen diese Vorstellung bewusst in Bozen“, hieß es auf der Pressekonferenz, „weil hier das Problem besonders akut ist.“
 

Die Flutung

 
In der Diktion der Süd-Tiroler Freiheit heißt das Problem: „Flutung von deutschen Kindergärten durch nicht-deutsche Kinder“.
Die Beschreibung:
 
Die Einschreibungen von nicht-deutschen Kindern in deutsche Kindergärten haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. In Kindergärten von Gemeinden mit einem hohen Italiener- bzw. Ausländeranteil sind die deutschen Kinder dadurch mitunter zur Minderheit geworden. Dies bedeutet eine Gefahr für den Schutz und den Fortbestand der deutschen Sprachgruppe und somit langfristig auch für den Minderheitenschutz.“
 
Die Landtagsabgeordneten Sven Knoll, Bernhard Zimmerhofer und Myriam Atz Tammerle erinnerten am Donnerstag, dass man das Problem bereits in mehreren Landtagsanfrage thematisiert habe. Dabei sei zu Tage gekommen, dass es in Bozen bereits sechs deutsche Kindergärten mit mehr Nicht-EU-Bürgern als EU-Bürgern gebe. Ebenso jeweils einem Kindergarten in Meran und Waidbruck.
Besonders akut sei die Situation im deutschen Kindergarten in der Bozner Weggensteinstraße: Von den insgesamt 48 eingeschriebenen Kindern sind dort nur noch zehn Kinder (20,83 Prozent) italienische Staatsbürger, wobei auch hier dies nicht automatisch bedeutet, dass sie der deutschen Sprachgruppe angehören. Fünf Kinder (10,42 Prozent) sind aus anderen EU-Staaten, und der große Rest von 33 Kindern (68,75 Prozent) stammt aus Nicht-EU-Staaten.
Mit einer neuen Landtagsanfrage wollen die Abgeordneten nun in Erfahrung bringen, wie sich die Situation im kommenden Kindergartenjahr 2018/19 darstellt. Konkret wollen sie unter anderem wissen, nach welchen Kriterien entschieden wird, ob ein Kind direkt einen Kindergartenplatz bzw. den Platz des Wunschkindergartens bekommt oder auf die Warteliste gesetzt wird, oder wie im kommenden Kindergartenjahr in sämtlichen deutschen Kindergärten der Anteil ausländischer Kinder bzw. der Anteil von Kindern aus Nicht-EU-Staaten aussehen wird.  
 

Bozner Fallbeispiel

 
Andreas Tutzer berichtete auf der Pressekonferenz aus eigener Erfahrung über die Schwierigkeit, in Bozen einen Platz im deutschen Kindergarten zu bekommen.
Andreas Tutzer:
 
„Aus persönlichen sozio-kulturellen Gründen hatten wir als Eltern den Wunsch, unsere Tochter in einen deutschsprachigen Kindergarten einzuschreiben. Entsprechend dem Einzugsgebiet standen drei als deutschsprachig deklarierte Kindergärten zur Auswahl. Nach jeweiliger Besichtigung erstellten wir eine Rangliste. Doch erst in dem auf unserer Liste drittplatzierten Kindergarten fand unsere Tochter einen Platz.“
 
Tutzer weiter: „Ein Blick in die Namensliste der jeweiligen Kindergärten stimmte uns verwunderlich: Mehr als die Hälfte der Kinder haben nicht-deutsche Nachnamen. Wohlwissend, dass ein Name inzwischen nicht zwangsläufig einen Hinweis auf die kulturelle Herkunft gibt, lässt sich die Situation dennoch erahnen. Bei zehn Prozent deutschsprachigem Bevölkerungsanteil gäbe es genug Kindergartenplätze für deutschsprachige Kinder in Bozen, wenn man das Kriterium berücksichtigen würde, dass mindestens ein Elternteil deutschsprachiger Herkunft sein soll. Die Praxis orientiert sich jedoch, wenn überhaupt, an anderen Vorgaben.
 

Keine Sprachschule

 
Ein Kindergarten ist keine Sprachschule, und schon gar nicht eine Schule für den Erwerb einer Fremdsprache“, erklärte Cristian Kollmann auf der Pressekonferenz. Kollmann: „Die Eltern schicken ihr italienisches Kind vielfach mit falschen Vorstellungen und nicht erfüllbaren Ansprüchen in den deutschen Kindergarten. Kindergärtnerinnen sind keine Fremdsprachenlehrerinnen, und ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache haben italienische Kinder im deutschen Kindergarten kaum eine Chance, die deutsche Sprache zu erlernen“.
 
Diese gehe auch aus einer Studie des italienischen Schulamtes hevor. Diese hat ergeben, dass italienische Kinder, die den deutschen Kindergarten besucht haben, nur wenig oder gar nicht ihre Deutschkenntnisse verbessern konnten. Die Süd-Tiroler Freiheit sieht damit ihre Vermutung bestätigt und sieht in der Durchmischung der Kindergärten nur Nachteile für beide beide Sprachgruppen. 
Die von gemischtsprachigen Eltern erneut erhobene Forderung nach zweisprachigen Kindergärten sieht die Süd-Tiroler Freiheit mit Skepsis: „Zweisprachige Kindergärten führen zu keinem Anstieg der Qualität der Vermittlung der deutschen Sprache, sondern höchstens zur weiteren Vermischung, was jedoch für den Minderheitenschutz gefährlich ist.
 

 Der Forderungskatalog

 
Am Ende stellte die Süd Tiroler Freiheit einen an die Landesregierung gerichteten Forderungskatalog vor.
 
  • Deutschsprachige Kinder haben in Süd-Tirol das Recht auf einen deutschen Kindergarten, denn das Autonomiestatut ist entsprechend einzuhalten.
  • Kindergartenklassen, in denen Deutsch nur noch von einer Minderheit gesprochen wird, darf es nicht geben.
  • An den deutschen Kindergärten muss eine Obergrenze für nicht-deutschsprachige Kinder festgelegt werden, indem diese gleichmäßig auf verschiedene Kindergärten verteilt werden und, falls erforderlich, indem weitere Kindergärten bereitgestellt werden.
  • Kinder, die der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind, sollen von sprachpädagogischen Fachkräften in die deutsche Sprache eingeführt werden, so dass sie dem Kindergartenunterricht leichter folgen können und diesen nicht behindern. Im Idealfall sollten die Kinder bereits vor ihrem Kindergarteneintritt dieses Angebot erhalten. Darüber hinaus könnten die Kinder auch während des Unterrichts mehrmals pro Woche aus dem Kindergartenunterricht herausgenommen und in eigenen Gruppen von sprachpädagogischen Fachkräften unterrichtet werden.
  • Die Ressourcen zwischen dem deutschen und italienischen Schulamt sollen – im Verhältnis zur jeweiligen Stärke der Bildungseinrichtungen nach Sprachgruppen – gerechter verteilt werden, und somit müssen im konkreten Fall auch den deutschen Kindergärten mehr Räumlichkeiten und Personal zur Verfügung gestellt werden.
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Sepp.Bacher Do., 26.04.2018 - 18:08

Da merkt man mal wieder, wie sich die Fahnen der STF nach dem Wind richten. Es ist noch nicht lange her, als Sven Knoll sich darüber aufregte, dass die meisten Ausländerkinder in die italienischen Kindergärten und Schulen gingen. Er befürchte, dass sich die Gastarbeiter und ihre Kinder in Zukunft mehr mit dem Italienischen identifizieren und sich dann zur italienischen Volksgruppe erklären und damit den Proporz verändern und verzerren. Deshalb forderte er, dass man dafür sorgen sollte, dass in Zukunft Ausländerkinder sich auch in deutsche Kindergärten und Schulen einschreiben, damit die deutsche Volksgruppe ihre Stärke behält. Vielleicht könnten dann auch Überfleißige bei der Integration und Assimilation STF wählen!?!
Jetzt wo das eingetreten ist, was Knoll gefordert hat, zerreißt er sich das Maul. Man sieht wie wenig durchdacht und wie Realitäts-fremd und widersprüchlich seine Forderungen oft sind!

Do., 26.04.2018 - 18:08 Permalink